Erholung am Bremerhavener Arbeitsmarkt 2021

Licht und Schatten: Jüngere profitieren von positiver Entwicklung be-besonders, Langzeitarbeitslosigkeit steigt deutlich Arbeitslosenzahl im Jahresdurchschnitt 2021: 7.923 Veränderung gegenüber Vorjahr: -444 bzw. -5,3 % Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt 2021: 13,1 Veränderung gegenüber Vorjahr: -0,7 %

27.01.2022 | Presseinfo Nr. 6

Rückgang der Arbeitslosigkeit in Bremerhaven liegt über Bundesschnitt
In der Stadt Bremerhaven lag die durchschnittliche Arbeitslosigkeit im Jahr 2021 bei 7.923 Personen, ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr um 444 Personen oder -5,3%. Bundesweit sank die Arbeitslosigkeit im Jahresdurchschnitt dagegen nur um -3,0%, in der Stadt Bremen lag der Rückgang bei -3,3%.
Die durchschnittliche Arbeitslosenquote betrug im zweiten Jahr der Corona-Pandemie in der Stadt Bremerhaven 13,1%. Damit sank die Quote um 0,7 Prozentpunkte unter den Durchschnittsjahreswert des Vorjahres 2020 (13,8%), lag aber noch deutlich über dem Wert vor der Pandemie (2019: 12,2%).

Insgesamt meldeten sich in 2021 4.427 Menschen aus Beschäftigung arbeitslos. Das waren 819 Personen weniger als im Vorjahr, ein Rückgang von -15,6%. Die Beendigung der Arbeits-losigkeit durch Aufnahme einer Ausbildung oder einer Maßnahme gelang 3.565 Personen, das waren 80 Personen oder 2,3% mehr als 2020. Durch einen Wechsel in den 1. Arbeits-markt konnten 4.072 Personen ihre Arbeitslosigkeit wieder beenden. Das waren 273 Personen weniger als im Vorjahr (-6,3%). Im Ergebnis der unterschiedlichen Einflüsse auf den Markt waren im Jahresdurchschnitt 2021 dann 444 Personen weniger im Arbeitsagenturbe-zirk arbeitslos gemeldet als im Vorjahr.

Statement
Joachim Ossmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bremen-Bre-merhaven: „Trotz der Impfkampagne hatte die fortdauernde Corona-Pandemie auch auf den Arbeitsmarkt der Seestadt im letzten Jahr erheblichen Einfluss. So hatten der Hotelbereich und die Gastronomie sowie der Veranstaltungs- und Kulturbereich weiterhin das ganze Jahr mit den Auswirkungen der Pandemie zu kämpfen. Probleme in den Logistikketten beeinträchtigten als Corona-Folgen viele andere Bereiche der Wirtschaft. Insgesamt aber zeigte der Arbeitsmarkt im letzten Jahr trotz der Corona-Pandemie eine Erholung. So konnte die mit Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 stark angestiegene Arbeitslosigkeit im Verlauf des letzten Jahres in Bremerhaven unter das Ausgangsniveau zurückgeführt werden.
Der fortgesetzt erleichterte Zugang zur Kurzarbeit hatte viele Beschäftigte vor der Arbeitslosigkeit bewahren und Unternehmen existenziell absichern können. Zum Jahresende gewann die Kurzarbeit dem ansteigenden Infektionsverlauf folgend wieder an Bedeutung. Generell hatten sich die Unternehmen im letzten Jahr aber besser auf die teilweise schwierigen Rahmenbedingungen einstellen können und suchten verstärkt nach Personal. Die in einigen Branchen auch bereits vor Corona bestehenden Fachkräfteengpässe z. B. im Gesundheitswesen und in der Baubranche haben sich im letzten Jahr verstärkt. Die Besetzung offener Stellen wird schwieriger, daraus folgen verlängerte Laufzeiten vieler offener Stel-len. Im Stellenbestand macht sich das mit einem Anstieg bemerkbar. Er wuchs im Jahresdurchschnitt zum Vorjahr um gut 100 Stellen auf 1.216 Stellen. Damit erreichte das Angebot an gemeldeten freien Stellen im Dezember 2021 mit 1.368 Arbeitsangeboten das höchste Niveau seit dem Jahr 2000.
Sorgen bereitet allerdings die Tatsache, dass Langzeitarbeitslose bisher wenig von der wirtschaftlichen Erholung profitieren konnten. Als einzige Personengruppe traf sie ein Anstieg der Arbeitslosigkeit im zweistelligen Bereich.“

Kurzarbeit bleibt auch 2021 das entscheidende Instrument zur Dämpfung der Folgen der Corona-Pandemie
Der umfangreiche Einsatz von Kurzarbeit hat auch im Jahr 2021 den Arbeitsmarkt we-sentlich stabilisiert. Es gelang wiederum, eine steigende Welle von Entlassungen zu verhindern.

Im Juni waren nach den aktuellsten vorliegenden, realisierten Zahlen für Bremerhaven 3.984 Personen in Kurzarbeit. Im Vorjahr waren es noch fast doppelt so viele (7.707 Personen).
Die Zahl der Betriebe mit realisierter Kurzarbeit sank von 548 im Juni 2020 auf 305 ein Jahr später. Davon kam über ein Fünftel (22,0% oder 67 Betriebe) aus der Gastrono-mie (ohne

Arbeitslosigkeit entwickelt sich in den Rechtskreisen unterschiedlich
Rund ein Fünftel weniger Kunden in der Arbeitsagentur
In der Stadt Bremerhaven waren 2021 jahresdurchschnittlich 1.749 Personen bei der Agentur für Arbeit (nach Sozialgesetzbuch III) arbeitslos gemeldet, ein Rückgang zum Vorjahr um 488 Personen oder -21,8 Prozent.Beherbergung) und knapp 15% (40 Betriebe) aus dem Einzelhandel. Ebenfalls stark betroffen war der Bereich Metall/Elektro (16 Betriebe) und Dienstleister aus dem Kunst- und Unterhaltungsbereich (15 Betriebe).

Abhängigkeit von der Grundsicherung steigt leicht
Beim Jobcenter Bremerhaven waren mit 6.174 Personen im zurückliegenden Jahres-durchschnitt 44 Arbeitslose (+0,7%) mehr gemeldet (nach dem Sozialgesetzbuch II) als im Vorjahr 2020.

Unterbeschäftigung sinkt fast auf Niveau vor Corona-Krise
Ergänzend zur gesetzlich definierten Arbeitslosenzahl veröffentlicht die Agentur für Ar-beit Bremen-Bremerhaven die umfassenderen Angaben zur Unterbeschäftigung. Dazu zählen zusätzlich zu den Arbeitslosen solche Personen, die nicht als arbeitslos gelten, aber z.B. im Rahmen von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen gefördert werden1. Nicht enthalten sind Beschäftigte in Kurzarbeit, weil diese Daten erst mit mehrmonatiger zeit-licher Verzögerung erhoben werden können.
Nach dieser Definition waren im Jahresdurchschnitt in Bremerhaven 10.509 Personen in der Unterbeschäftigung. Das waren 499 Personen weniger als im Vorjahr (2020: 11.008 Personen).
Die Unterbeschäftigungsquote im Jahresdurchschnitt sank von 17,5 Prozent im Jahr 2020 auf 16,8 Prozent im Jahr 2021. Sie lag damit beinahe wieder auf dem Niveau vor der Corona-Pandemie (2019: 16,7 Prozent)


Beschäftigung zieht 2021 an
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (ohne ausschließl. geringfügig Beschäftigte) lag bei 59.023 Personen (Stichtag 30. Juni 2021). Das waren mehr Beschäf-tigte als im Vorjahr (+1,3%), aber weniger als 2019 vor der Corona-Krise (-1,4%).
Zurückgegangen ist die Beschäftigung allerdings im Bereich der ausschließlich geringfügig Beschäftigten (6.222 Personen). Im Vergleich zu 2020 lag der Rückgang bei -2,2 Prozent, im Vergleich zu 2019 vor der Pandemie sogar bei -10,8 Prozent
Der Anteil der Teilzeitbeschäftigten an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg auf 28,2% an (+0,7 Prozent zu 2020).

Umfang des Stellenangebots erreicht Langzeithoch
Die Nachfrage nach Arbeitskräfte durch die Betriebe über die Agentur für Arbeit Bremer-haven ist 2021 gegenüber dem ersten Corona-Jahr deutlich gestiegen. Die Zahl der neu ge-meldeten Stellen (Zugang) stieg beinah um ein Fünftel (+17,0% oder +523 Stellen) auf 3.603 Stellen in der Jahressumme 2021. Das Angebot insgesamt (Bestand) erreicht damit zum Jahresende im Dezember 2021 mit 1.368 Arbeitsangeboten ein Langzeithoch.
Einen Anstieg des Stellenzugangs gab es in den meisten Wirtschaftsbereichen. Am stärks-ten fiel der Anstieg im Vergleich zu 2020 im Gastgewerbe aus (+86%), bei den wirtschaftli-chen Dienstleistungen (ohne Zeitarbeit, +60,1%) und im Bereich Kunst und Unterhaltung (+52,4%) aus. Schwächer als im Vorjahr entwickelten sich die Stellenzugänge aus dem Baugewerbe (-44,9%), den Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (-14,3%) und der Arbeitnehmerüberlassung (-4,4%).

Arbeitsmarktanalyse nach besonderen Personengruppen:
Jüngere profitieren besonders von Erholung während Langzeitarbeitslose zuneh-mend abgehängt werden
Bei den jungen Arbeitslosen unter 25 Jahren verlief die Entwicklung 2021 besonders günstig. Hier fiel der Rückgang der Arbeitslosigkeit mit -12,4% (-99 Personen) deutlich stär-ker aus als der Gesamtrückgang von -5,3%. Die Zahl der arbeitslosen Jüngeren sank auf jahresdurchschnittlich 696 Personen.
Nachdem sie von der negativen Marktentwicklung 2020 besonders betroffen war, profitierte die Gruppe der arbeitslosen Ausländer 2021 überproportional von der Erholung des Mark-tes. Die Zahl der arbeitslosen Ausländer sank um -8,5% oder -234 Personen überdurch-schnittlich stark. Im Jahresdurchschnitt waren 2.523 Ausländer arbeitslos.
Besonders ungünstig entwickelte sich der Arbeitsmarkt für die Langzeitarbeitslosen. Mit einem hohen Plus von 15,1% stieg die Zahl der langzeitarbeitslosen Menschen auf 3.582 Personen an. Im Vergleich zu 2019, dem Jahr vor der Pandemie, betrug das Plus sogar 32,8%. Im Bundesgebiet verlief die Entwicklung allerdings noch ungünstiger: die jahres-durchschnittliche Zahl der Langzeitarbeitslosen stieg um 25,8% an zum Jahr 2020 (+1.027.109 Personen).
In der Gruppe der schwerbehinderten Menschen stieg die Arbeitslosigkeit entgegen der Gesamtentwicklung ebenfalls an, um 4,5 Prozent oder 14 Personen. Insgesamt waren 2021 331 schwerbehinderte Personen arbeitslos.
Frauen gelang es 2021 nicht im gleichen Maße wie Männern von der Erholung des Arbeits-marktes zu profitieren. Bei den Frauen ging die Arbeitslosigkeit mit -2,4% unterdurchschnitt-lich auf 3.349 Personen zurück.
Eher im Durchschnitt lag der Rückgang der Arbeitslosigkeit für die Gruppe der sogenannten Geringqualifizierten mit -4,4% im Vergleich zum Jahr 2020. Von allen Arbeitslosen waren im Jahresdurchschnitt 5.613 Personen geringqualifiziert.

Ausblick auf das Jahr 2022
Vor dem Hintergrund der aktuell stark ansteigenden Corona-Zahlen betont Joachim Ossmann; „Die Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven ist organisatorisch und finanziell darauf vorbereitet, das Kurzarbeitergeld wie in den Vorjahren zügig auszuzahlen, um den betroffenen Mitarbeitenden den Lebensunterhalt zu sichern.
Ob die weitere Erholung am Arbeitsmarkt so positiv wie im vergangenen Jahr verlaufen wird, hängt aber wesentlich davon ab, wie schnell die Pandemie abklingt, wie lange die Unternehmen mit Kurzarbeit und staatlichen Hilfen die Zeit der Pandemie noch überbrücken können und ob es als Corona-Folge weiterhin zu größere Beeinträchtigungen der Lieferket-ten und damit Produktionsausfällen kommt.
Eine Vorhersage zur Arbeitsmarktentwicklung ist daher schwierig. Sicher ist aber, dass der in Teilen der Wirtschaft schon vor Corona bestehende Fachkräftemangel sich in diesem Jahr weiter verschärfen wird. Um dem entgegenzuwirken, setzt die Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven massiv auf die Qualifizierung sowohl während der Arbeitslosigkeit als auch z.B. durch Förderung von nachträglichen Berufsabschlüssen während der Tätigkeit in einem Unternehmen.
Die Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven begleitet diesen Wandel durch die Berufsberatung im Erwerbsleben und mit den Fördermöglichkeiten, die das „Arbeit von morgen–Ge-setz“ bietet, nach Kräften.“

Nina von Rittern, Geschäftsführerin des Jobcenters Bremerhaven, stellt fest: „Es war ein spannendes und zugleich herausforderndes Jahr für meine Mannschaft. Der Einzug in den Neubau Mitte November war natürlich ein Kraftakt, aber auch mein persönliches Highlight. Die Arbeit in zentraler Lage unter einem Dach in direkter Nachbarschaft zur Jugendberufs-agentur und unserem gemeinsamen Arbeitgeberservice macht für alle die Wege erheblich kürzer. Mit dem Umzug haben wir uns zudem organisatorisch neu aufgestellt, sodass die meisten Teams des Leistungs- und Vermittlungsbereichs nun die gleichen Bedarfsgemein-schaften betreuen. Damit ist eine ganzheitliche Betrachtung der familiären Situation und da-mit auch eine bessere Beratung möglich. Mit den neuen Rahmenbedingungen befinden wir uns in einem spannenden wie arbeitsintensiven Entwicklungsprozess mit dem Ziel, das Beste für die Menschen im Leistungsbezug herauszuholen.
Leider ist auch der Jahresstart 2022 stark von den Auswirkungen der Pandemie geprägt und stellt uns weiter vor Herausforderungen in der persönlichen Beratung. Der Arbeitsmarkt in Bremerhaven zeigt sich trotz Pandemie aufnahmefähig, sodass wir dennoch optimistisch ins Jahr reingehen. Dazu beitragen wird auch die gute Zusammenarbeit mit den Qualifizie-rungs- und Beschäftigungsträgern vor Ort.
Dabei werden wir insbesondere die Frauen noch mehr in den Blick nehmen. Zusammen mit den Partnern vor Ort wird bereits Vieles getan. Gerade in der Pandemie hat sich jedoch wie-der gezeigt, dass die Versorgung der Familie vorwiegend durch die Frauen geleistet wird. Ganz besonders für Alleinerziehende erschwerten die Auswirkungen der Eindämmungsmaßnahmen (z.B. Homeschooling) die Teilnahme an Qualifizierungen sowie die Arbeitsaufnahme. Mit frauenspezifischen Förderangeboten – unter anderem auch für Migrantinnen – sowie Corona-konformen Online-Formaten sehen wir uns in 2022 gut aufgestellt, allen Leis-tungsberechtigten die passende Unterstützung zukommen lassen zu können.“