Ausbildungsbilanz 2021/22 für Bremen und Bremerhaven vorgestellt

Ausbildungsmarkteckdaten besser als vor Corona aber weiterhin bestehende Herausforderungen   Weniger Ausbildungsplatzbewerber und  Ausbildungsplatzbewerberinnen in Bremen und mehr in Bremerhaven   Mehr Ausbildungsplatzangebote in Bremen und Bremerhaven als im Vorjahr    Am Geschäftsjahresende mehr unbesetzte Ausbildungsplätze in Bremen und weniger in Bremerhaven   Weniger unversorgte Bewerber/innen in Bremen und Bremerhaven

02.11.2022 | Presseinfo Nr. 90

Im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz haben die Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven, die Handelskammer Bremen-Bremerhaven und die Handwerkskammer Bremen heute (02.11.2022) die Ausbildungsmarktbilanz für das abgelaufene Berufsberatungsjahr 2021/2022 vorgestellt. Dabei waren sich die Beteiligten einig, dass trotz verbesserter Rahmendaten, die über der Ausgangslage vor der Covid-Pandemie liegen, weiterhin große Herausforderungen auf dem Ausbildungsmarkt bestehen.

Der Ausbildungsmarkt 2021/22 in der Stadt Bremen

Steigendes Ausbildungsplatzangebot, weniger Bewerber/innen, weniger unversorgte Bewerber, Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze so hoch wie nie

4.526 Ausbildungsplätze sind der Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven im vom 1. Oktober 2021 bis zum 30. September 2022 laufenden Geschäftsjahr der Berufsberatung in der Stadt Bremen zur Besetzung gemeldet worden. Das waren 174 Ausbildungsstellen oder 4,0% mehr als im Vorjahr.

Zum 30.09.2022 waren von den 4.526 gemeldeten Ausbildungsplätzen noch 540 Ausbildungsstellen unbesetzt; 217 Ausbildungsplätze mehr als im letzten Jahr (+67,2%). 

Weniger Ausbildungsplatzbewerber/innen und weniger unversorgte                      Jugendliche

Dem gemeldeten Ausbildungsangebot standen in der Stadt Bremen mit 3.274 Personen 73 Ausbildungsplatzbewerber/innen oder 2,2% weniger gegenüber als im Vorjahr. 

Am Ende des Berufsberatungsgeschäftsjahres waren insgesamt 208 Bewerberinnen und Bewerber noch unversorgt. Das waren 46 Bewerber/innen oder -18,1 Prozent weniger als im Vorjahr.

Der Ausbildungsmarkt 2021/22 in der Stadt Bremerhaven

Mehr Ausbildungsplätze insgesamt und weniger Ausbildungsplätze unbesetzt

1.163 Ausbildungsplätze sind der Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven im vom 1. Oktober 2021 bis zum 30. September 2022 laufenden Geschäftsjahr der Berufsberatung in der Stadt Bremerhaven zur Besetzung gemeldet worden. Das waren 35 Ausbildungsstellen oder +3,1% mehr als im Vorjahr.

Zum 30.09.2022 waren von den 1.163 gemeldeten Ausbildungsplätzen noch 33 Ausbildungsstellen unbesetzt; 18 Ausbildungsplätze oder -33,3% weniger als im letzten Jahr. 

Mehr Ausbildungsplatzbewerber/innen, aber weniger unversorgte               Jugendliche

Dem gemeldeten Ausbildungsangebot standen in der Stadt Bremerhaven mit 1.435 Personen 56 Ausbildungsplatzbewerber/innen oder +4,1% mehr gegenüber als im Vorjahr. 

Am Ende des Berufsberatungsgeschäftsjahres waren insgesamt 54 Bewerberinnen und Bewerber noch unversorgt. Das waren 27 Bewerber/innen oder -33,3 Prozent weniger mehr als im Vorjahr.  

Joachim Ossmann, Vorsitzender der Geschäftsführung Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven zum Berufsberatungsergebnis 2021/22 in Bremen und Bremerhaven kommentiert: „Das abgelaufene Geschäftsjahr der Berufsberatung zeigt durch das in Bremen und Bremerhaven deutlich gestiegene Ausbildungsplatzangebot, dass der Bedarf an Nachwuchskräften in den Unternehmen vor dem Hintergrund der in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehenden geburtenstarken Jahrgängen wächst. Problematisch ist aber in Bremen, dass zum Ende des Geschäftsjahres der Berufsberatung in diesem Jahr bisher so viele Ausbildungsplätze wie nie zuvor unbesetzt geblieben sind. Erklärbar wird dies einerseits durch die Tatsache, dass es einen erheblichen Rückgang an Ausbildungsplatzbewerberinnen und -bewerbern gegeben hat und es andererseits laut einer aktuellen IAB Untersuchung durch die Corona Pandemie bundesweite Passungsprobleme bei der Ausbildungsstellenbesetzung gibt. Dabei hat sich die Berufsorientierung durch Messen und Börsen, die im vergangenen Jahr wieder in Präsenz durchgeführt werden konnten, grundsätzlich verbessert. Und auch die Zahl der noch unversorgten Jugendlichen ist in Bremen und Bremerhaven geringer als im Vorjahr, aber eben nicht so niedrig wie sie sein könnte und sollte.

Die Arbeit der Berufsberatung an den Schulen in Bremen und Bremerhaven hat sich wieder normalisiert. Es wurden in der Regel wieder Präsenzberatungen durchgeführt, wobei die alternativen Kommunikationswege per Telefon, Videochat oder Mail weiterhin offenstanden. Durch die intensive Öffentlichkeitsarbeit mit Aktionen an ungewöhnlichen Orten in Bremen und Bremerhaven konnten die Partner der Jugendberufsagentur mehr Jugendliche erreichen und in Bremen und Bremerhaven dem bundesweit rückläufigen Ausbildungsplatzbewerber/innen-Trend entgegenwirken. Obwohl in Bremerhaven sowohl die Zahl der gemeldeten Ausbildungsplätze als auch die Zahl der Ausbildungsplatzbewerbenden gesteigert werden konnte, bestand der strukturelle Nachfrageüberhang nach Ausbildungsplätzen weiterhin.

Natürlich lassen wir zusammen mit den Partnerinstitutionen der Jugendberufsagentur bis zum Jahresende, in der fünften Jahreszeit der Berufsberatung, nichts unversucht, um jedem bisher unversorgten Jugendlichen zu einer Ausbildung zu verhelfen.  Auch zum jetzigen Zeitpunkt münden noch Bewerber/innen in ein Ausbildungsverhältnis ein. Deshalb appelliere ich an Jugendliche ohne Berufsausbildung, weiterhin Kontakt zur Berufsberatung zu halten.“

Bei der Handelskammer sind aktuell im Land Bremen 3.310 neue Ausbildungsverträge registriert. Michael Zeimet: „Damit liegen wir leicht über dem Niveau des Vorjahres. Erfreulich ist, dass wir mit 244 Neuverträgen im Bereich der Hotellerie und Gastronomie einen deutlichen Anstieg um rund 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen. Gerade diese Branche war und ist von den Auswirkungen der Corona-Pandemie personell besonders gebeutelt. Auch im Verkehrs- und Transportgewerbe gibt es mit 366 Verträgen einen Zuwachs von knapp 20 Prozent. Rückgänge gibt es mit rund 13 Prozent indes in den Lagerberufen. Nicht nur im Bereich der Lagerwirtschaft spielt es eine immer größere Rolle, dass viele Unternehmen händeringend nach Auszubildenden suchen, aber nur wenige finden. Über alle Branchen hinweg berichtet mittlerweile mehr als jeder dritte Ausbildungsbetrieb der Handelskammer, dass nicht alle Ausbildungsplätze besetzt werden können. Um an Bewerberinnen und Bewerber zu kommen, engagieren sich Unternehmen zunehmend und auf vielfältige Weise, zum Beispiel indem sie beim Berufsparcours duale Ausbildung in Schulen praktisch erlebbar machen.“ Zeimet warb dafür, dass junge Menschen den Kontakt zu Betrieben suchen, um beispielsweise über Praktika den Weg in eine Ausbildung zu finden: „Im Praktikum lernt man sich gegenseitig kennen und merkt, ob es passt. Schulische Noten stehen dann nicht mehr so im Vordergrund, was für junge Menschen auch eine Chance sein kann.“

Andreas Meyer, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Bremen, zieht für das Handwerk im Bundesland Bremen Bilanz: Die Handwerkskammer Bremen sieht zum Ende des offiziellen Ausbildungsjahres, dass sich die allgemeine Verunsicherung in der Wirtschaft durch Inflation und hohe Energiepreise auch in den Ausbildungszahlen niederschlägt. Für das Bundesland Bremen zählte sie am Stichtag 31. Oktober insgesamt 1.000 geschlossene Ausbildungsverträge, gegenüber dem Vorjahr (1073) ein Minus von rund 7 Prozent. Sie rechnet allerdings damit, dass auch nach dem offiziellen Start des Ausbildungsjahres vereinzelte Verträge hinzukommen.

In der Stadt Bremen verzeichnete die Handwerkskammer am Stichtag 31. Oktober 757 neue Ausbildungsverträge (Vorjahr: 812). In Bremerhaven wurden bis zum 31. Oktober 243 (Vorjahr: 261) Ausbildungsverträge eingetragen. Über alle Lehrjahre hinweg beschäftigen die Handwerksbetriebe im Bundesland Bremen zurzeit (Stichtag 31.10) 2.939 Auszubildende (Bremen: 2.245; Bremerhaven: 694).

Andreas Meyer, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Bremen: „Die Auswirkungen des Ukraine Kriegs, besonders die hohe Inflation und astronomische Energiepreise, haben natürlich auch ihre Wirkungen auf das Handwerk und die Ausbildung im Handwerk. Das kann man unter anderen im stark betroffenen Lebensmittelhandwerk beobachten. Die Zahl der geschlossenen Ausbildungsverträge im Beruf Fachverkäufer und Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk, Schwerpunkt Bäckerei, hat sich im Vergleich zu 2019 von 41 auf aktuell 22 nahezu halbiert. Hinzu kommt, dass es vielen Handwerksbetrieben schwerfällt, geeignete Auszubildende zu finden, besonders in den anspruchsvollen technischen Gewerken. Handwerksbetriebe wissen sehr genau, dass sie heute ausbilden müssen, um morgen die Fachkräfte zu haben, die sie zur Bewältigung der vielen wichtigen Aufgaben im Zusammenhang mit dem Klimaschutz brauchen. Doch leider können viele ihre Ausbildungsplätze nicht besetzen.“ Während 2019 noch 116 Anlagenmechaniker für Energie- und Gebäudetechnik einen Ausbildungsvertrag unterschrieben, waren es in diesem Jahr bis Ende Oktober 86.

Für Schnellentschlossene gibt es im Handwerk auch jetzt noch einzelne freie Ausbildungsstellen. Andreas Meyer: Die Berufsschule hat gerade erst begonnen, wer jetzt noch in eine Ausbildung einsteigen möchte und motiviert ist, sich schnell in die Praxis einzuarbeiten, ist also noch nicht zu spät dran.“

Hinweis zur Ausbildungsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit:

Nicht jeder „versorgte“ Ausbildungsplatzbewerber nimmt eine Ausbildung auf

In der Geschäftsstatistik der Bundesagentur für Arbeit werden nicht nur diejenigen Ausbildungsplatzbewerber/innen als aktuell versorgt gezählt werden, die im Geschäftsjahr eine Ausbildung angefangen haben, sondern auch Bewerber/innen, die z.B. zunächst an einer Maßnahme teilnehmen, weiter zur Schule gehen, oder Alternativen für sich gefunden haben und diese der Berufsberatung mitgeteilt haben.

5. Quartal des Berufsberatungsjahres hat angefangen

Zu den unversorgten Bewerber/innen zählen Jugendliche, die am 30.09.22 noch immer eine Ausbildungsstelle gesucht haben, für die aber weder die Einmündung ein weiterer Schulbesuch noch eine Teilnahme an einer Fördermaßnahme oder eine andere Alternative bekannt ist. Diesen 208 Jugendlichen (46 Personen oder -18,1 Prozent weniger als im Berufsberatungsgeschäftsjahr 2020/21) in Bremen und 54 Jugendlichen in Bremerhaven (27 Jugendliche oder 33,3 Prozent weniger als im Berufsberatungsgeschäftsjahr 2020/21) in Bremerhaven wird solange wie möglich versucht, einen Ausbildungsplatz oder zum Beispiel eine Einstiegsqualifizierung zur Vorbereitung auf einen Ausbildungsplatz zu vermitteln.

Jugendberufsagenturen in Bremen und Bremerhaven

Jugendliche aus dem Stadtgebiet Bremen können sich bei Fragen oder Problemen im Zusammenhang mit der Berufswahl aktuell ohne vorheriger Terminabsprache an die Jugendberufsagentur Bremen-Mitte am Doventorsteinweg 48-52, Anmeldung 2. Etage) wenden.  Öffnungszeiten: Mo.-Fr.: 8-12.30 Uhr und zusätzlich Do 15-18 Uhr.

Jugendliche aus Bremen-Nord (Vegesack) finden die Jugendberufsagentur in der Lindenstraße 71. Auch hier ist ein Besuch ohne Voranmeldung möglich.

Öffnungszeiten: Mo.-Fr.: 8-12.30 Uhr und zusätzlich Do 15-18 Uhr

Jugendliche in Bremerhaven finden die Jugendberufsagentur in der Grimsbystraße 1., Empfang des Berufsinformationszentrums, Öffnungszeiten: Mo.-Fr.: 8-12.30 Uhr h und zusätzlich Do 15-18 Uhr

Mehr Informationen im Internet  unter www.jugendberufsagentur-bremen.de.

Oder über den Instagram-Kanal: jba_zukunftklarmachen

Informationen über Ausbildungsberufe und Beratungstermine:

Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven:

Infos zur Berufswahl und Selbsterkundungstest auf www.planet-beruf.de

Ausbildungsplatzbörse unter www.jobboerse.arbeitsagentur.de,

Infos über Berufe auf www.berufenet.arbeitsagentur.de und www.berufe.tv

Termine zur telefonischen Berufsberatung unter Tel.: 0800 4 5555 00 (kostenfrei)

Handelskammer Bremen - IHK für Bremen und Bremerhaven:

Ausbildungsberater der Handelskammer unter:

www.handelskammer-bremen.de  —>  Bilden und qualifizieren  —>  Duale Ausbildung
Ausbildungsbüro in der Handelskammer unter:

https://bwu-bremen.net/ausbildungsburo-smart4u
Lehrstellenverzeichnis in der Zeitschrift "my first job" unter:

www.myfirstjob.de

Facebook-Seite der Handelskammer für Ausbildung unter:

www.facebook.com/deinekammer

job4u Ausbildungsportal unter:

www.job4u-ev.de

Handwerkskammer Bremen:

Informationen zur Ausbildung im Handwerk und zum Projekt „Passgenauen Besetzung“, das Kontakt zwischen Betrieben und Jugendlichen herstellt sowie Ausbildungsstellen im Handwerk vermittelt, gibt es bei der Handwerkskammer telefonisch unter 30500 - 136/137 oder im Internet unter  www.hwk-bremen.de.

In der Lehrstellenbörse des Handwerks unter https://www.hwk-bremen.de/ausbildung/lehrstellenboerse stehen freie Praktikums- und Ausbildungsplätze im bremischen Handwerk von A wie Anlagenbauer SHK bis Z wie Zimmerer. Ebenso in der App „Lehrstellenradar“ im App-Store/Google-Play-Store oder unter www.www.lehrstellen-radar.de

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