Einstiegsqualifizierung erhöht Integrationschancen

Mehdi hat seine Chance genutzt und schon seit Februar seine Ausbildungszusage bei HERFAG

10.04.2024 | Presseinfo Nr. 21

Nordhausen. Mehdi Musawy absolviert seit Oktober 2023 eine Einstiegsqualifizierung bei der Herfag GmbH und konnte dort überzeugen. Schon nach vier Monaten bekam er vom Betrieb die Zusage für ein Ausbildungsverhältnis zum Einzelhandelskaufmann ab September. Das sei ein gutes Gefühl, bestätigt der junge Mann. Im letzten Jahr war der verfügbare Ausbildungsplatz bereits besetzt. Einen weiteren Auszubildenden hätte Herfag nicht aufnehmen können. Über die Einstiegsqualifizierung erhielt der 17-Jährige die Chance, zunächst als Praktikant ins Unternehmen einzusteigen. „Ein guter Verkäufer muss auf die Menschen zugehen können“, so Kevin Schmidt, Marktleiter des Elektronikfachgeschäfts in Nordhausen. Das sei für die meisten schwierig. Mehdi hat diese Hürde schnell überwunden. Sein kommunikatives und offenes Wesen aber auch sein Interesse für die Technik sind gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Ausbildung in der Branche. Über das Praktikum kann er das täglich unter Beweis stellen. Dabei erhält er dieselben Aufgaben wie Auszubildende im ersten Lehrjahr. Er ist verantwortlich für den Mittelgang und die TV-Abteilung. Außerdem unterstützt er seine Kollegen bei der Warenlieferung. Mehdi erhält während der Einstiegsqualifizierung eine Vergütung durch die Herfag GmbH. Diese wird durch die Agentur für Arbeit bezuschusst. In Summe entspricht so auch sein Einkommen dem eines Auszubildenden.

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Foto: Agentur für Arbeit Thüringen Nord

Mehdi Musawy, 17 Jahre, (rechts) erklärt Karsten Froböse, Liane Hildebrandt und Paul Hermann Töpfer, Agentur für Arbeit Thüringen Nord (v.l.n.r.) vor Kevin Schmidt, Herfag GmbH, Kopfhörer im Mittelgang des Elektrofachgeschäfts in Nordhausen

Einstiegsqualifizierung – ein Instrument zur Fachkräftesicherung

„Wir haben ein demografisches Problem. Allein im Landkreis Nordhausen werden in den nächsten zehn Jahren fast 8.000 Beschäftigte in den Ruhestand wechseln. Weniger als 3.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer unter 25 Jahren stehen dem gegenüber“, betont Karsten Froböse, Vorsitzender der Agentur für Arbeit Thüringen Nord. „Jeder junge Mensch, der bei uns arbeitet oder eine Ausbildung aufnimmt, ist für uns ein Gewinn. Nicht woher jemand kommt, sondern was er tut ist entscheidend“, resümiert der Agenturleiter. Im Jahr 2023 hat die Agentur für Arbeit Thüringen Nord insgesamt 38 junge Menschen über die Einstiegsqualifizierung gefördert. „Mit dem sozialversicherungspflichtigen Praktikum erhalten auch Jugendliche mit erschwerten Bedingungen die Möglichkeit, ihre Stärken in den Vordergrund zu rücken. Wer nicht durch seine Schulnoten überzeugt, glänzt dafür vielleicht umso mehr in der Praxis“, erklärt Liane Hildebrandt, Berufsberaterin der Arbeitsagentur. Damit noch mehr junge Menschen davon Gebrauch machen können, wurden die rechtlichen Rahmenbedingungen zum 01. April 2024 angepasst. Die Mindestförderdauer beträgt nicht mehr sechs, sondern jetzt vier Monate. Weiterhin kann das Praktikum seitdem auch in Teilzeit absolviert werden. Und auch Menschen mit Behinderung profitieren ab sofort stärker. Die Förderung findet auch dann Anwendung, wenn sie auf eine Fachpraktikerausbildung vorbereitet. Für junge Menschen mit Migrationshintergrund ist sicherzustellen, dass sie parallel zur Einstiegsqualifizierung auch an einem Deutschkurs teilnehmen können. Das ist für Mehdi nicht erforderlich. Der junge Mann lebt bereits seit 2015 in Deutschland und spricht neben seiner Muttersprache Dari inzwischen auch fließend deutsch.

Beschäftigung von Ausländern im Landkreis Nordhausen

Fluchtbedingte Migration führte in den vergangenen Jahren zu höherer Arbeitslosigkeit und einem Anstieg der Leistungsempfänger im SGB II. Dies sind zunächst negative Effekte internationaler Unruhen. Aber auch die Erwerbsbeteiligung von Ausländerinnen und Ausländern am Arbeitsmarkt des Landkreises ist deutlich gestiegen. So waren im September vergangenen Jahres 1.946 Ausländer sozialversicherungspflichtig beschäftigt, 764 mehr als noch im Januar 2021. Zum 30.09.2023 machten Ausländer 6,4 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Kreis Nordhausen aus. Im Januar 2021 lag der Anteil noch bei vier Prozent. Vor allem die Bereitschaft regionaler Unternehmen Geflüchteten geeignete Beschäftigungsmöglichkeiten zu bieten, begründet diese positive Entwicklung. Das bringt natürlich auch Herausforderungen mit sich und kostet nicht zuletzt auch finanzielles Investment. Deshalb unterstützt die Arbeitsagentur Betriebe durch Beratung und Förderung wie die Einstiegsqualifizierung. Gemeinsam investieren Wirtschaft und Institutionen wie das Jobcenter und die Agentur für Arbeit so in die Zukunft der Region.

Weitere Informationen zur Einstiegsqualifizierung sind im Internet unter: www.arbeitsagentur.de/unternehmen/ausbilden/einstiegsqualifizierung-arbeitgeber veröffentlicht.