Arbeiten mit Behinderung: Neueinstieg dank befristeter Stelle

In ihrem alten Beruf wollte Sonja Eidel (37) wegen eines Handicaps nicht weiterarbeiten. Daher entschied sie sich für eine Umschulung. Danach fand sie über eine befristete Beschäftigung neue Arbeit.

Sonja Eidel bei der Arbeit im Büro

Sonja Eidel ist gelernte Fleischereifachverkäuferin. Nach einiger Zeit im Beruf gründete sie eine Familie. In der Elternzeit hat sie sich zum Thema Geschäftsführung in Kleinbetrieben weitergebildet. Zu ihrer alten Tätigkeit wollte sie nämlich nicht mehr zurückkehren.

Der Grund: Sonja Eidel leidet seit Kindertagen unter einem Tremor. Das bedeutet, dass Ihre Hände zittern.

„Die Kunden in der Fleischerei haben mir beim Arbeiten immer auf die Hände geschaut. Das war mir sehr unangenehm“, sagt sie rückblickend. Auch das Hantieren mit scharfen Gegenständen wie Messern fiel ihr nicht immer einfach. Eine berufliche Alternative musste her!

Umschulung zur Bürokauffrau

Bei der Agentur für Arbeit ließ sie sich über ihre Möglichkeiten aufklären. Gemeinsam mit ihrem Berater entschied sie sich schließlich für eine Umschulung. „Nach einem Termin beim Neurologen wurde mein Antrag auf Umschulung genehmigt.“

Eigentlich wollte sie Industriekauffrau werden. Da sie jedoch keinen entsprechenden Ausbildungsplatz fand, machte sie eine Umschulung zur Bürokauffrau.

Bei einem Betrieb durchlief sie eine auf zwei Jahre verkürzte Ausbildung. Parallel dazu lernte sie bei einem Bildungsträger die Inhalte des ersten Lehrjahres. Und sie besuchte die Berufsschule. „Mit den jüngeren Mitschülerinnen und Mitschülern kam ich gut zurecht“, erzählt sie.

„Keiner schaut mir mehr auf die Hände.“

Ihr Ausbildungsbetrieb konnte sie nach dem Abschluss nicht übernehmen. Deswegen suchte sich die frischgebackene Bürokauffrau einen neuen Job – und wurde fündig. Sie arbeitet nun bei einer Maschinenbaufirma in Tauberbischofsheim.

Dort digitalisiert sie Dokumente und scannt zum Beispiel Protokolle ein. Damit wird die Einführung eines Softwaresystems im Unternehmen vorbereitet.

„Hier schaut mir keiner mehr auf die Hände. Ich kann meine Arbeit also unbeobachtet ausführen“, freut sie sich. Ihren Kolleginnen und Kollegen hat sie von Anfang an ihr Handicap erklärt. So gibt es keine unschönen Fragen.

Vorbild für ihr Kind

Sonja Eidel ist zufrieden, dass sie den Schritt zur Umschulung gewagt hat. „Es war schon eine schwere Zeit“, erinnert sie sich. „Ich hatte ja neben der Ausbildung auch noch Pflichten als Mutter.“ Andererseits gefällt es ihr, dass sie ihrem Kind ein Vorbild sein konnte. „Wir haben immer zusammen gelernt und Hausaufgaben gemacht. Das hat uns beide motiviert.“

Menschen in ähnlichen Lagen rät sie: „Man muss eine Situation nicht akzeptieren. Wenn man es will, kann man immer etwas ändern.“ Dazu müsse man sich nur Gedanken machen, welche Änderungen sinnvoll sind. Eine geschulte Beratungsfachkraft kann dabei helfen. Ihre zweite Botschaft: „Es ist nie zu spät, etwas Neues zu lernen!“

Das hat Sonja weitergebracht: