Beratung – voll vintage!

Was wurde aus der Sprechstunde im Stadtteil? Aus der Idee einer kleinen Vor-Ort-Veranstaltung wurde in nur zwei Jahren ein erfolgreiches Netzwerk.

Rückblick

Menschen sitzen um einen Tisch
Foto: Krausgrill, Stadt Frankfurt a.M.

In der Ausgabe 02/2021 wurde ein lokales Netzwerk der Familienkasse Hessen vorgestellt. Seit April 2021 informiert Najim Boussouf jeden ersten Dienstag über unterschiedliche Familienleistungen. Für die zweistündige Veranstaltung werden vom Amt für multikulturelle Angelegenheiten (AmkA) Räume im stadtRAUMfrankfurt bereitgestellt – ein Ort für alle Menschen, ein Ort für persönliche Gespräche, ein Ort inmitten der Metropole. Er erinnert sich: „Wir starteten während der Corona-Pandemie, mussten deshalb Termine vereinbaren, Abstand halten und Masken tragen. Trotzdem haben wir immer viele Gespräche geführt und unser Zeitfenster musste häufig verlängert werden.“ Dabei waren die Anliegen der Familien vielfältig – auf einzelne Leistungen konnte die Beratung nie beschränkt werden. Die Kooperation sollte erweitert und weitere Akteure einbezogen werden.

Vom Einzelkämpfer zum Netzwerk

Najim Boussouf ist Ansprechperson für Netzwerkpartner in Hessen. Er hat sein Wort gehalten: „Wir haben hingehört und die Idee weiterentwickelt. Was fragen Familien?“. Wird nach Kindergeld und Kinderzuschlag gefragt, informieren wir zusätzlich zu Bildung und Teilhabe sowie Wohngeld. Alleinerziehende fragen oft nach Unterhalt, andere wollen wissen, wie sich Familie und Beruf miteinander vereinbaren lassen oder Energiekosten eingespart werden können. Es wurden weitere Institutionen hinzugezogen. Für Beratungen zum Bildungs- und Teilhabepaket konnte noch im Sommer 2021 das Jugend- und Sozialamt der Stadt Frankfurt am Main gewonnen werden. Damit nicht genug: In einer der nächsten Veranstaltungen hospitierte die Wohngeldbehörde. „Die Erfahrung hat gezeigt, dass wir eine gemeinsame Kundengruppe haben“, ergänzt Elvira Szarafinski vom Jugend- und Sozialamt der Stadt Frankfurt am Main. Oft können Familien erst vor Ort über individuelle Gespräche erreicht werden – Flyer oder Online-Informationen wurden zuvor häufig nicht wahrgenommen.

Sieben auf einen Streich!

Auch andere Institutionen wurden auf das Format aufmerksam. Ob karitative Organisationen, Energie- oder Mietrechtsberatungen – heute helfen sieben Institutionen weiter, wenn Familien
den Familien-Dienstag für Fragen nutzen. „Wir arbeiten Hand in Hand“, sagt Elvira Szarafinski. Aus einer Energieberatung kann sich ergeben, dass hohe Abschlagszahlungen in eine finanzielle Notlage führen. Die Familien werden nacheinander zum Kinderzuschlag, Wohngeld sowie Bildungs- und Teilhabepaket informiert. Vintage-Möbel, Kaffee und Tee sorgen für eine entspannte Atmosphäre, dadurch werden auch Hemmnisse überwunden. Alle Institutionen werden folgendes Gespräch lange in guter Erinnerung behalten: Kurz nach der Geburt ihres Kindes hat eine junge Mutter erfahren, dass der Abschlag vom Stromanbieter um fast 550 Euro erhöht wird. Sie besuchte den Familien-Dienstag. Die Erhöhung konnte zwar nicht abgewendet werden, aber gemeinsam haben die Netzwerkpartner einen Leistungsanspruch von etwa 1.000 EUR errechnet. Dieser wurde von der Familie bisher nicht in Anspruch genommen.

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