Trotz einer Schwerbehinderung erfolgreich eine hochwertige Ausbildung abschließen?

Dass das geht, zeigt das Beispiel von Maximilian Frösch. Die Arbeitsagentur bietet zahlreiche, individuelle Unterstützungsmöglichkeiten an.

04.05.2022 | Presseinfo Nr. 29

Der 22-jährige Maximilian Frösch steht kurz vor den Abschlussprüfungen der Ausbildung zum Industriekaufmann: „Es ist noch ein bisschen was zu tun, aber ich bin guter Dinge“, erzählt Frösch selbstbewusst. Das war nicht immer so. Bis zu seinem 18. Lebensjahr hatte er über 20 Knochenbrüche, den ersten im Alter von 10 Jahren. Aufgrund einer seltenen Erkrankung bilden sich Zysten in seinen Knochen, die dazu führen, dass er körperlich stark beeinträchtigt ist. Wie bei Frösch ist die häufigste Ursache einer Schwerbehinderung eine im Laufe des Lebens auftretende Erkrankung. „Mit die größte Beeinträchtigung ist, dass ich eine starke Sehschwäche habe. Auf dem rechten Auge habe ich noch circa 30% Sehkraft und auf dem linken nur noch 10%“, erklärt Frösch. Mit seiner Behinderung ist der junge Mann von Anfang an offen umgegangen. „Schon in meinen Bewerbungen um einen Ausbildungsplatz habe ich die Behinderung angegeben. Vorstellungsgespräche hatte ich nicht viele, aber nach dem Gespräch bei Wegener bin ich mit einem guten Gefühl rausgegangen“, erinnert sich Frösch. Das Maschinenbauunternehmen aus Eschweiler hat nicht lange gezögert. „Herr Frösch hat uns im Vorstellungsgespräch direkt mit seiner kämpferischen und offenen Art überzeugt. Heute weiß ich, dass die Einstellung von Herrn Frösch eine Win-Win-Situation ist. Wir haben nicht nur unseren sozialen Auftrag erfüllt, sondern auch einen hervorragenden Mitarbeiter ausgebildet“, erklärt Bernd Roßkampf, Geschäftsführer der Wegener International GmbH.

Dass seine Sehbeeinträchtigung so ausgeprägt ist, stellte sich erst kurz vor dem Ausbildungsbeginn im Sommer 2019 heraus. Deshalb musste sich das Unternehmen Wegener International GmbH gemeinsam mit dem angehenden Auszubildenden sehr schnell eine Lösung einfallen lassen. Die Agentur für Arbeit und der Landschaftsverband Rheinland waren schnell zur Stelle und haben unkomplizierte Hilfe geleistet. Innerhalb kürzester Zeit hatte Frösch ein spezielles Programm auf seinem PC, einen zweiten Bildschirm und einen Dokumentenscanner, um Rechnungen oder andere Unterlagen zu vergrößern. Auch eine zusätzliche Ausstattung für die Berufsschule wurde übernommen sowie ein Fahrdienst, der ihn jeden Tag zur Arbeit oder zur Schule fährt. „In der Berufsschule gehe ich in eine ganz normale Klasse. Ich fühle mich wohl und komme gut zurecht. Der einzige Unterschied zu meinen Mitschülern ist, dass ich in Prüfungen 15 Minuten mehr Zeit bekomme, um die Aufgaben zu erledigen und natürlich, dass ich mein technisches Equipment mitnehmen darf“, erzählt Frösch stolz. Auch schon sein Abitur hat er trotz Fehlzeiten ohne Wiederholungen gemeistert. Dennoch hatte er nach dem Abitur Angst, keine passende Ausbildungsstelle als Industriekaufmann zu finden.

„Häufig werden Personalentscheidungen getroffen, die sich an vermeintlichen Minderleistungen orientieren. Inklusion bedeutet aber die Potenziale und Talente aller Menschen in den Mittelpunkt zu rücken“, weiß Walter Knops, Arbeitsvermittler für berufliche Rehabilitation und Teilhabe der Agentur für Arbeit Aachen-Düren. Er betont außerdem, dass die Agentur für Arbeit zahlreiche Fördermöglichkeiten hat - sowohl für Auszubildende als auch für Beschäftigte. Die Fördermöglichkeiten richten sich nach der persönlichen Situation. Maximilian Frösch wird auch nach seiner erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung auf dem Weg in eine dauerhafte Beschäftigung unterstützt. „In privaten Unternehmen mit mehr als 20 Angestellten in der Region sind nur 3,9% der Arbeitsstellen mit Schwerbehinderten besetzt, gesetzlich vorgeschrieben sind 5%. Immer noch setzen Arbeitgeber die Potenziale von Menschen mit Behinderung nicht gewinnbringend ein. Kommen Arbeitgeber der Beschäftigungspflicht nicht nach, müssen sie eine Ausgleichsabgabe zahlen, dabei sind Menschen mit Behinderung überdurchschnittlich gut qualifiziert“, ergänzt Walter Knops.

Die Agentur für Arbeit bietet individuelle Beratung zu allen Fragen rund um die Einstellung schwerbehinderter Menschen.

Ob bei technischen, organisatorischen oder förderrechtlichen Fragen oder bei der Suche von Angestellten und Auszubildenden berät und unterstützt der Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Arbeitgeber bei der Einstellung von schwerbehinderten Menschen. Die Fachkräfte des Arbeitgeber-Services begleiten Unternehmen während des gesamten Einstellungsprozesses und stehen auch nach erfolgtem Arbeitsbeginn bei Inklusionsfragen beratend zur Seite.

Die finanziellen Leistungen sind umfassend:

  • Eingliederungszuschuss, um Fertigkeiten und Kenntnisse der Bewerberin oder des Bewerbers zu fördern
  • Erstattung der Kosten für eine Probebeschäftigung von bis zu drei Monaten
  • Zuschuss zur Aus- oder Weiterbildung
  • Zuschuss für die behindertengerechte Ausstattung des Arbeitsplatzes

Interessierte Unternehmen können sich telefonisch unter 0800 4 5555 20 an die Arbeitsagentur wenden. Weitere Informationen auch online unter: www.arbeitsagentur.de/unternehmen/arbeitskraefte