Stabiler Arbeitsmarkt - trotz steigender Arbeitslosenzahlen durch neue Regelung für ukrainische Geflüchtete

Der Ostwürttemberger Arbeitsmarkt im Juni 2022 - 8.346 Arbeitslose im Juni - Quote steigt auf 3,3 Prozent - Jugendarbeitslosigkeit steigt auf 2,2 Prozent

30.06.2022 | Presseinfo Nr. 34

Arbeitslosigkeit

Mit einem Plus von 367 Personen verzeichnete die Region Ostwürttemberg im Juni einen Anstieg an Arbeitslosen. Insgesamt waren im Berichtsmonat 8.346 Personen arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote lag bei 3,3 Prozent. „Dieser leichte Anstieg an Arbeitslosen ist keine Überraschung. Er ist auf den am 07.04.2022 getroffenen Beschluss von Bund und Ländern bezüglich der Leistungen ukrainischer Geflüchteter zurückzuführen. Seit 01.06. haben diese bei Hilfebedürftigkeit die Möglichkeit, Grundsicherung in den Jobcentern zu beantragen und nicht wie bislang Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Mit Stand Juni waren 1.606 erwerbsfähige Personen aus der Ukraine bei den Jobcentern in Ostwürttemberg gemeldet. 453 im Landkreis Heidenheim und 1.153 im Ostalbkreis“, so Claudia Prusik, Chefin der Aalener Arbeitsagentur. Betrachten wir den Arbeitsmarkt unabhängig von dieser Neuregelung, dann blicken wir in der Region insgesamt auf einen weiterhin stabilen Arbeitsmarkt. „Klar ist, die Jobcenter tun alles, um gemeinsam mit den Partnerinnen und Partnern die Geflüchteten, die sich perspektivisch einen längeren oder dauerhaften Aufenthalt in Ostwürttemberg vorstellen können, auf dem Weg ins Berufsleben gut zu begleiten und zu unterstützen. Sie bewilligen derzeit also nicht nur die Leistungen sondern führen mit allen Gemeldeten erste Beratungen, um den Status quo zu klären und die Menschen in ihrer Situation dort abzuholen, wo sie stehen. Damit wird deutlich, dass sich in den o.g. Zahlen noch nicht alle wiederfinden können.

Im Vordergrund steht  natürlich in den allermeisten Fällen  zunächst der Spracherwerb. Ebenfalls keine Überraschung: unter den gemeldeten Geflüchteten ist ein Frauenanteil von rund 80 Prozent zu verzeichnen. Damit hier eine dauerhafte und nachhaltige Integration in den Arbeitsmarkt gelingen kann, müssen auch zusätzlich Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel die Kinderbetreuung gesichert sein. Wie viele dies letztlich sein werden, wird sich zeigen. Insgesamt sprechen wir hier über eine mittel- bis langfristige Zeitschiene, die sich aber für beide Seiten lohnen wird“, so Prusik.


Arbeitsagentur und Jobcenter

In der Agentur für Arbeit Aalen, mit den Geschäftsstellen Bopfingen, Ellwangen, Schwäbisch Gmünd und Heidenheim, werden 3.986 Personen betreut. 4.360 Personen werden derzeit vom Jobcenter Heidenheim und dem Jobcenter im Ostalbkreis betreut, was einen Anteil von 52,2 Prozent an allen Arbeitslosen ausmacht. Hier wird noch einmal deutlich, dass sich der Arbeitsmarkt im Juni positiv entwickelt hat, denn die Zahl der Arbeitslosen ist in der Arbeitsagentur um 116 Personen gesunken, während sie im Bereich der Jobcenter -durch die neue Regelung- um 483 Personen gestiegen ist.


Landkreise

Heidenheim

  • 2.870 Arbeitslose (1.416 Frauen, 1.454 Männer), +176 Personen oder 6,5 Prozent mehr zum Vormonat
  • Arbeitslosenquote im Juni: 3,9 Prozent (+0,3 Prozentpunkte)
  • davon vom Jobcenter betreut (SGB II): 1.616 Personen, +206 Personen oder 14,6 Prozent mehr zum Vormonat

Ostalbkreis

  • 5.476 Arbeitslose (2.534 Frauen, 2.942 Männer), +191 Personen oder 3,6 Prozent mehr zum Vormonat
  • Arbeitslosenquote im Juni: 3,1 Prozent (+0,1 Prozentpunkte)
  • davon vom Jobcenter betreut (SGB II): 2.744 Menschen, +277 Personen oder 11,2 Prozent mehr zum Vormonat

Personengruppen

Im Juni verzeichneten nahezu alle Personengruppen einen Anstieg. Den prozentual stärksten Anstieg hatte - analog zum gesamten Anstieg der Arbeitslosenzahlen - logischerweise die Gruppe der Ausländer (+19,7 Prozent). Hier waren 2.731 Personen und damit 449 mehr als noch im Mai gemeldet. Ihr Anteil an allen Arbeitslosen beläuft sich auf 32,7 Prozent. Am meisten haben im Juni die Langzeitarbeitslosen von der guten Lage profitiert. Mit einem Rückgang von 67 Personen auf 2.755 Arbeitslose verringerte sich ihr Anteil an allen Arbeitslosen auf 33,0 Prozent (35,4 Prozent im Mai).


Stellenangebote

Die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften ist nach wie vor hoch. Im Juni wurden der Arbeitsagentur und den Jobcentern 1.148 neue Stellen zur Besetzung gemeldet. Somit standen den Vermittlungs- und Beratungsfachkräften insgesamt 5.080 Stellenangebote zur Integration ihrer Kunden ins Erwerbsleben zur Verfügung.

Die zahlenmäßig größte Nachfrage mit 181 Arbeitsangeboten kam aus dem Bereich der Metallbearbeitung. Auf dem zweiten Rang liegt - was die Zahl der neu gemeldeten Stellen betrifft - mit 81 Vermittlungsaufträgen der Bereich Maschinenbau- und Betriebstechnik, gefolgt vom Bereich Lagerwirtschaft mit 76 neuen Stellenangeboten.


Kurzarbeit

Im Juni ist die Zahl neuer Anzeigen zur Kurzarbeit im Vergleich zum Vormonat wieder zurückgegangen. Insgesamt zeigten 7 Betriebe für 55 Beschäftigte Kurzarbeit an. Im Mai 2022 waren es 23 Betriebe für 373 Beschäftigte. Für den Monat Dezember 2021 liegen uns endgültige Zahlen vor, da alle Melde- und Abrechnungsfristen zwischenzeitlich abgelaufen sind. Somit haben 504  Betriebe im Dezember 2021 Kurzarbeit umgesetzt und mit der Agentur für Arbeit abgerechnet. 2.779 Personen befanden sich in Kurzarbeit. Nach wie vor sind die am stärksten betroffenen Bereiche das verarbeitende Gewerbe, vor allem in der Metall- und Elektroindustrie, der Einzelhandel und die Gastronomie.


Ausbildungsmarkt

Viel Bewegung kennzeichnet auch den aktuellen Ausbildungsmarkt, der sich im Endspurt für den Ausbildungsbeginn September 2022 befindet. Im laufenden Berichtsjahr - das umfasst den Zeitraum von Oktober 2021 bis heute - haben sich 2.136 Jugendliche als Bewerber und Bewerberinnen um eine Ausbildungsstelle bei der Berufsberatung gemeldet. Von den ursprünglich insgesamt gemeldeten 3.110 Stellen sind noch 1.471 Angebote zu besetzen. „Beste Chancen also für junge Menschen, sich jetzt noch eine Ausbildungsstelle zu sichern. Die Unternehmen in der Region bieten jedes Jahr ein großes Spektrum an Ausbildungsmöglichkeiten an. Auch für den kommenden Beginn im September gibt es immer noch tolle Angebote für die Jugendlichen – ich kann daher nur sagen, meldet Euch auch jetzt noch bei uns, wir unterstützen Euch bei der Suche nach den für Euch geeigneten Ausbildungsberufen und -stellen. Es lohnt sich!“ so Claudia Prusik. Für die Betriebe und den Arbeitsmarkt in Ostwürttemberg mit dem fortschreitenden Bedarf an qualifizierten Fachkräften und der bevorstehenden demografischen Entwicklung stellt dies eine echte Herausforderung dar. „Die Betriebe suchen Euch! Und an die Eltern gerichtet: Ihre Tochter oder Ihr Sohn ist noch auf der Suche nach dem richtigen Weg ins Berufsleben? Wir helfen Ihnen als Eltern gerne und statten Sie mit Informationen aus, wie Sie Ihr Kind unterstützen können“ so Claudia Prusik weiter.

Bei dieser Gelegenheit gibt es noch einen „Geheimtipp“ obendrauf: Über die Plattform Praktikumswoche.de können Jugendliche an 5 Tagen in 5 Unternehmen reinschnuppern und 5 verschiedene Berufe kennenlernen. Jeder Praktikumstag bietet somit neue Einblicke, Erfahrungen und Chancen. Die Plattform ist völlig unkompliziert und steht bis zum Ende der Sommerferien zur Verfügung. „Also schnappt Euch Eure Praktika und erkundet die Welt der Berufe“, rät Prusik.