Bilanz zum Arbeitsmarkt im Kreis Warendorf 2021

„Der Arbeitsmarkt hat sich deutlich besser entwickelt als erwartet“, zieht Joachim Fahnemann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Ahlen-Münster, Bilanz. Das zweite Jahr der Corona-Pandemie war von sinkenden Arbeitslosenzahlen und mehr sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung geprägt. Herausforderungen für die Zukunft gebe es dennoch, fasst der Agenturleiter zusammen.

27.01.2022 | Presseinfo Nr. 8

Trotz der anhaltenden Einschränkungen durch die Corona-Pandemie sank die Arbeitslosigkeit in 2021 auf Vorkrisen-Niveau. Insgesamt waren im Jahresdurchschnitt 7.425 Menschen im Kreis Warendorf arbeitslos gemeldet, die Arbeitslosenquote lag bei 4,7 Prozent. Nur in 2008 und in 2019 lag die Arbeitslosigkeit noch niedriger. „Eine vielfältige Wirtschaftsstruktur und volle Auftragsbücher haben dazu beigetragen, dass der Arbeitsmarkt sich insgesamt erfreulich positiv entwickelt hat“, sagt Fahnemann.

Besonders junge Erwachsene profitierten von der Erholung am Arbeitsmarkt. „Die Jugendarbeitslosigkeit erreichte im vergangenen Jahr ein Rekordtief“, berichtet der Agenturleiter. So waren im Jahresdurchschnitt 692 unter 25-Jährige arbeitslos gemeldet. Damit erreichte die Jugendarbeitslosigkeit mit Blick auf die vergangenen 10 Jahre ein Rekordtief. Für die Region sei dies ein großer Gewinn, unterstreicht Fahnemann: „Jeder junge Erwachsene, der in unserer Region arbeitet und hier seinen Lebensmittelpunkt beibehält, trägt zur Fachkräftesicherung bei. Als Nachwuchskräfte bringen sie nach ihrer Ausbildung einen aktuellen Kenntnisstand in ihrem Beruf mit und können so zur Weiterentwicklung im Unternehmen beisteuern. Den Personalverantwortlichen ist das bewusst und sie haben daher im vergangenen Jahr vielen jungen Frauen und Männern eine berufliche Perspektive gegeben“, so Fahnemann.

Er weist darauf hin, dass die gute Arbeitsmarktlage nicht für alle Menschen in gleichem Maß Chancen bereitgehalten hat: „Für Langzeitarbeitslose ist es zunehmend schwieriger, eine neue  Beschäftigung zu finden und wieder am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen“. So lag die Zahl der langzeitarbeitslosen Frauen und Männer im Jahresdurchschnitt bei 3.269 Personen und damit um 15 Prozent höher als in 2019. „Das ist eine Entwicklung, die wir uns angesichts des hohen Personalbedarfs in den Unternehmen, nicht leisten können. Es muss gelingen, auch Langzeitarbeitslosen eine Chance auf eine Beschäftigung zu geben. Mit Qualifizierungen, Anpassungen des Arbeitsplatzes oder auch mit finanziellen Hilfen können wir hier viel erreichen“, so Fahnemann. Allerdings, betont er: „Es braucht auch weiterhin die Bereitschaft der Arbeitgeber“.

In vielen Branchen und Betrieben wurde im zurückliegenden Jahr verstärkt nach neuen Mitarbeitern gesucht. So meldeten die Personalverantwortlichen im vergangenen Jahr insgesamt 8.065 neue freie Stellenangebote bei der Agentur für Arbeit, 980 mehr als in 2019 vor Beginn der Corona-Pandemie. Mehr als zwei Drittel der Jobangebote richteten sich an Menschen mit einer abgeschlossenen Berufs- oder Hochschulausbildung. „Doch diese Fachkräfte sind am Arbeitsmarkt inzwischen kaum noch zu finden“, berichtet Fahnemann. Mehr als die Hälfte der Arbeitsuchenden verfügt über keinen Abschluss. So stehen statistisch gesehen 100 Stellenangeboten für Fachkräfte im Kreis Warendorf nur 77 Bewerber mit dem entsprechendem Anforderungsniveau gegenüber. Die Folge: „Es dauert in vielen Branchen und Berufen immer länger, bis offene Stellen mit passenden Mitarbeitern besetzt werden können“, führt Fahnemann aus. Verschärft werde die Situation durch den demografischen Wandel: „Allein in den kommenden zehn Jahren wechselt ein Fünftel der Arbeitnehmer in den Ruhestand. Es treten aber deutlich weniger junge Menschen ins Berufsleben ein“, erklärt der Agenturchef.

Das Thema Qualifizierung und Weiterbildung werde angesichts der sich zuspitzenden Fachkräftesituation immer wichtiger und die Entwicklung am Arbeitsmarkt maßgeblich beeinflussen, betont Fahnemann: „Fehlen den Unternehmen die qualifizierten Kräfte, hat das nachhaltigen Einfluss auf die künftige Wirtschaftskraft der Region“. Knapp 800 Weiterbildungsmaßnahmen hat die Arbeitsagentur daher allein im vergangenen Jahr für Arbeitsuchende, Arbeitslose und Beschäftigte finanziert. Darunter waren 150 Qualifizierungen, die zu einem Berufsabschluss führen. „Das ist ein wichtiger Beitrag zur Fachkräftesicherung“, verdeutlicht Fahnemann. Für das Jahr 2022 zeigt sich der Chef der Arbeitsagentur vorsichtig optimistisch: „Wir rechnen damit, dass die Arbeitslosigkeit weiter leicht abnimmt und mehr Menschen eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aufnehmen.