Energieknappheit, Lieferengpässe oder Absatzeinbrüche aufgrund des Ukraine-Kriegs: "Selbstverständlich sind dies Herausforderungen, von denen uns Arbeitgeber berichten", sagte Joachim Fahnemann. "Die Unternehmen haben aber in der Regel eine gute Grundlage, um diesen Einflüssen zu begegnen", ergänzt er. Ein Thema beschäftige aber fast alle Personalverantwortlichen. "Wie kann es angesichts der demografischen Entwicklung gelingen, den Fachkräftebedarf zu decken: Das ist eine der wichtigsten Zukunftsfragen", so der Agenturchef.
Fast ein Viertel der Beschäftigten im Kreis Warendorf wechselt in den nächsten zehn Jahren in den Ruhestand. "Das sind kreisweit 98.000 Menschen, die dem Arbeitsmarkt dann nicht mehr zur Verfügung stehen", verdeutlichte Fahnemann. Zwar sorgten Digitalisierung und Automatisierung für Veränderungen in der Arbeitswelt: "Das führt aber nicht zwangsläufig dazu, dass weniger Arbeitskräfte benötigt werden", so der Arbeitsmarktexperte. "Vielmehr werden die Tätigkeiten immer komplexer und spezialisierte Fachkräfte gebraucht". Doch die seien schon heute kaum am Arbeitsmarkt zu finden. Mehr als 60 Prozent der Menschen, die aktuell kreisweit arbeitslos gemeldet sind, gelten als geringqualifiziert. "Hinzu kommt, dass nicht genügend junge Menschen nachrücken. Die Fachkräftelücke wird also wachsen, wenn wir nicht Lösungswege finden und umsetzen", mahnt der Agenturleiter.
Welche Auswirkungen das haben könne, verdeutlichte Stefan Deimann: "Schon jetzt müssen Kundinnen und Kunden länger warten, wenn sie beispielsweise einen Handwerker benötigen. Gastronomiebetriebe schränken ihre Öffnungszeiten ein, Unternehmen, die keine geeigneten Fachkräfte finden, müssen schon zum Teil Aufträge ablehnen. Im schlimmsten Fall drohen irgendwann Schließungen. Das hätte dann Auswirkungen auf die gesamte Stadtgesellschaft". Damit dies Szenario nicht eintritt, sei eine intensive Zusammenarbeit aller Partner am Arbeitsmarkt wichtig. "Das geht nur gemeinsam", stimmte Fahnenmann zu.
Ein Beispiel für eine solche erfolgreiche Netzwerkarbeit zwischen der Arbeitsagentur, der WFG und der Stadt Ahlen sei die TAHLENT, die Ahlener Ausbildungsmesse, die sich fest etabliert habe und auch im kommenden Jahr wieder stattfindet, so Deimann. "Hier finden Arbeitgeber eine Plattform, um auf sich aufmerksam zu machen und passende Auszubildende zu finden". Die Ahlener Unternehmen böten jungen Menschen viele Chancen, so Deimann: "Hier gibt es attraktive berufliche Ein- und Aufstiegsmöglichkeiten". Zusätzlich sei es wichtig, die Zuwanderung von qualifizierten Fachkräften zu fördern. "Ahlen hat viel zu bieten. Das müssen wir den Menschen aus anderen Regionen nahebringen", ergänzt der Wirtschaftsförderer. Vor dem Hintergrund der Fachkräftesicherung sei die umfangreiche Bildungslandschaft in Ahlen und der Umgebung ein klarer Standortvorteil, sind sich beide Gesprächspartner einig. "Denn wir müssen uns auch darum kümmern, die Menschen, die bereits hier leben, gut aus- und fortzubilden", erklärt Fahnemann. Das gelte nicht nur für Arbeitsuchende, sondern genauso für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Unternehmen. "Hier gibt es noch viele Chancen, die genutzt werden sollten. So können auch Unternehmen ihren Fachkräftebedarf sichern". Daher wollen beide Partner in Zukunft noch enger zusammenarbeiten, um Unternehmen auf die umfangreichen Förder- und Unterstützungsmöglichkeiten zu informieren.