Zu wenige Azubis: „Alarmstufe Rot“

Osthessen gehen die zukünftigen Fachkräfte aus. So formulierten es die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Ausbildungsmarktkonferenz Fulda, die heute in der Agentur für Arbeit tagten.

08.11.2022 | Presseinfo Nr. 65

Die Kreishandwerkerschaft sprach von „Alarmstufe Rot“. Die IHK verzeichnet zwar ein kleines Plus an Ausbildungsverträgen, sieht die Lage jedoch als „schwierig“ an (s. Statements unten). Die regionalen Netzwerkpartner (Industrie- und Handelskammer, Kreishandwerkerschaft, Staatliches Schulamt, Kreisjobcenter und Arbeitsagentur) treffen sich zweimal im Jahr, um aktuelle Entwicklungen zu analysieren und Strategien zur erörtern, wie mehr junge Menschen für eine Ausbildung motiviert und neue Zielgruppen erschlossen werden können.
Fakt ist:  Seit Oktober vergangenen Jahres haben sich 1.162 junge Menschen bei der Berufsberatung als Bewerber*innen um einen Ausbildungsplatz gemeldet. Das waren zwar 99 mehr als im Jahr zuvor, die Zahl der Ausbildungsstellen ist jedoch im gleichen Zeitraum um 197 auf 2.301 gestiegen. Die Folge: Die Schere zwischen Angebot und Nachfrage hat sich noch weiter geöffnet; 313 Stellen konnten nicht besetzt werden.
Unter anderem werden noch Auszubildende im Metall- sowie im Beton- und Stahlbau, im kaufmännischen Bereich (Büro und Einzelhandel) und in der Hotellerie und Gastronomie gesucht, ebenso Dual Studierende in unterschiedlichen Bereichen. Für den Ausbildungsbeginn in 2023 liegen der Arbeitsagentur heute schon mehr als 1.500 Ausbildungsstellen zur Besetzung vor.
Der Markt birgt vergleichsweise großes Potenzial: Während in Hessen auf 100 Bewer-ber*innen 102 Ausbildungsstellen kamen, waren es im Landkreis Fulda 198. Umgekehrt standen für 100 Ausbildungsstellen rechnerisch lediglich 50 Bewerber*innen zur Verfügung. „Diese Entwicklung ist eine große Herausforderung für die Unternehmen und Betriebe, die angesichts ihres hohen Bedarfs an Fachkräften dringend auf den eigenen betrieblichen Nachwuchs angewiesen sind“, erklärte Waldemar Dombrowski, Vorsitzender der Geschäftsführung der Arbeitsagentur.
Einigkeit der Netzwerkpartner bestand vor allem in einem Punkt: Für die Berufsorientierung der jungen Menschen und das Bewerber-Plus war die Rückkehr zu Präsenzveranstaltungen sehr wichtig. Von kleinen Lehrstellenbörsen über Betriebspraktika bis zur großen Bildungsmesse im Esperanto. „Die jungen Menschen sind zwar viel im Internet unterwegs, aber um sich beruflich zu orientieren, suchen sie lieber das Gespräch mit Auszubildenden und Personalverantwortlichen oder probieren sich im Rahmen eines Betriebspraktikums mit Blick auf die Anforderungen gern selbst aus“, betonte Agenturchef Dombrowski.
Um das der nächsten Generation künftiger Schulabgängerinnen und -abgänger zu ermöglichen, soll im Oktober 2023 – abweichend vom bisherigen zweijährigen Rhythmus - wieder eine Bildungsmesse stattfinden. Doch nicht nur diese Zielgruppe soll im Fokus der Netzwerkpartner bleiben, sondern auch Erwachsene über 25 Jahre, die über keine abgeschlossene Ausbildung verfügen und durch eine Umschulung zur gesuchten Fachkraft werden können.

Wie die Netzwerkpartner*innen der Arbeitsagentur das Ergebnis beurteilen, erfahren Sie hier.