Ausbildungsmarkt: Beste Chancen für Berufseinsteigerinnen und -einsteiger

Die Mitglieder des regionalen Ausbildungsbündnisses* der Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg haben sich heute in der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe getroffen und zur aktuellen Situation am Ausbildungsmarkt ausgetauscht. Sie appellieren an die Jugendlichen: „Das Ausbildungsangebot ist in großer Breite und Anzahl vorhanden! Die Chancen, für dieses Jahr eine Ausbildungsstelle zu finden, sind bestens. In fast jedem Bereich finden sich interessante Ausbildungsangebote.“ Nach Ende der Corona-Pandemie melden sich zwar wieder mehr ausbildungsinteressierte Jugendliche, aber ihre Zahl liegt weiterhin deutlich unter den Bewerberzahlen vor Ausbruch der Corona-Pandemie 2020. Die Unternehmen in beiden Kreisen wollen unverändert junge Leute ausbilden.

13.06.2023 | Presseinfo Nr. 59

Der Ausbildungsmarkt in den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg hat sich auf Seiten der Jugendlichen auch ein Jahr nach dem Ende der Corona-Pandemie noch nicht von den Nachwirkungen erholen können. Bis Mai ist die Zahl der bei der Agentur für Arbeit für den diesjährigen Ausbildungsstart registrierten Ausbildungsbewerberinnen und -bewerber zwar zum Vorjahr gestiegen, liegt aber immer noch deutlich unter der Zahl aus dem Jahr 2019. Über beide Kreise sind es bislang 1.342 Jugendliche (aus dem Kreis Stormarn 646, aus dem Kreis Herzogtum Lauenburg 696), die sich bei der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe als ausbildungssuchend gemeldet hatten. Das sind in der Summe 137 mehr im Mai des Vorjahres, aber über 600 weniger gegenüber Mai 2019.

Die 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Ausbildungskonferenz stehen auf einer Treppe vor der Agentur für Arbeit in Bad Oldesloe und schauen in die Kamera.

Beim Lehrstellenangebot liegt die Zahl der bei der Arbeitsagentur gemeldeten Ausbildungsstellen mit 2.328 (Stormarn 1.332, Herzogtum Lauenburg 996) um plus 62 oder 2,7 Prozent über der des Vorjahres und damit unverändert auf hohem Niveau. Die über 2.300 Lehrstellen sind der dritthöchste Wert der vergangenen zehn Jahre. Davon sind aktuell noch 1.312 Ausbildungsstellen unbesetzt (Stormarn 708, im Kreis Herzogtum Lauenburg 604). Gleichzeitig sind 639 Bewerberinnen und Bewerber (Stormarn 306, Herzogtum Lauenburg 333) weiter auf der Suche nach einer Lehrstelle.
Kathleen Wieczorek, Chefin der Oldesloer Agentur für Arbeit, sagt zur Entwicklung bei den Ausbildungsbewerberinnen und -bewerbern: "Unsere Berufsberaterinnen und Berufsberater sind bereits seit dem Ende der Kontaktbeschränkungen wieder mit ihren Beratungsangeboten an den Schulen aktiv. Dadurch sind bei uns wieder mehr Jugendliche als Ausbildungsinteressierte erfasst als im Vorjahr. Ihre Zahl liegt trotz einer ersten positiven Entwicklung aber immer noch deutlich unter den Werten der Vor-Corona-Zeit. Wir versuchen, die Pandemiezeit mit den eingeschränkten oder sogar gänzlich fehlenden Präsenz-Angeboten zur beruflichen Orientierung und Berufsberatung wieder aufzuholen", sagt sie und appelliert in Richtung der Jugendlichen: „Die Unternehmen haben zu keiner Zeit in ihrem Ausbildungsengagement nachgelassen und ihre Ausbildungsangebote zu jeder Zeit auf hohem Niveau aufrecht erhalten. Sie brauchen euch als angehende Auszubildende und qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Nutzt die zahlreichen digitalen oder Vor-Ort-Angebote, die jetzt wieder stattfinden, um euch auf euren Berufsstart vorzubereiten. Eure Chancen sind gut. Unsere Berufsberaterinnen und Berufsberater erreicht ihr in euren Schulen. Sie haben ihre Präsenzangebote an den Schulen deutlich intensiviert und unterstützen euch. Aber auch die Unternehmen sollten jetzt nochmal aktiv werden und zum Beispiel wieder in großem Umfang Praktika für Schülerinnen und Schüler anbieten. Jeder fehlende Azubi heute ist für sie eine fehlende Fachkraft von morgen.“ 
Zur aktuellen Ausbildungssituation im Bereich des Handwerks berichtet Christian Maack, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer: „Die Ausbildungszahlen bewegen sich auf Vorjahresniveau, wobei sich in den Kreisen durchaus unterschiedliche Entwicklungen zeigen. Während im Kreis Herzogtum Lauenburg aktuell ein Rückgang von rund 15 Prozent zu verzeichnen ist, freut sich der Kreis Stormarn über ein Plus in etwa gleicher Höhe. Insgesamt befinden wir uns noch sehr früh im Ausbildungsjahr und können noch keine verlässliche Prognose zum diesjährigen Ergebnis machen. In allen Ausbildungsberufen finden sich noch eine Vielzahl von freien Ausbildungsplätzen, die beste Chancen für eine Karriere im Handwerk bieten. Gerade in den Gewerken, die sich intensiv mit erneuerbaren Energien (Sanitär, Heizung, Klima, Elektrik) und der Abmilderung des Klimawandels beschäftigen, werden viele Fachkräfte gesucht.“
Über das aktuelle Plus zum Vorjahr bei den Ausbildungsverhältnissen freut sich Marcus Krause, Geschäftsführer der Stormarner Kreishandwerkerschaft: „Das Stormarner Handwerk konnte zum heutigen Stichtag eine 19 prozentige Steigerung der eingetragenen Ausbildungsverträge verzeichnen. Dies führen wir vor allem auf die hohe Ausbildungsbereitschaft der Stormarner Handwerksbetriebe zurück und der stetig konstanten Nachwuchswerbung in Verbindung mit einem neuen Auftritt in den sozialen Netzwerken via Instagram (handwerk-stormarn).“
Im Kreis Herzogtum Lauenburg hingegen finden haben bislang weniger Auszubildende als noch im Vorjahr den Weg in einen Handwerksberuf gefunden. Hier sind Unternehmen weiter auf der Azubi-Suche, erklärt Susanne Bendfeldt, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft im Herzogtum: „Unsere Mitgliedsbetriebe haben uns in unserer Ausbildungsplatzumfrage im März dieses Jahres 80 freie Ausbildungsplätze genannt. Die meisten freien Plätze waren im Bauhandwerk und in den Berufen Elektroniker/in und Anlagenmechaniker/in Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Leider konnten noch nicht alle Plätze besetzt werden und Stand heute haben wir noch nicht die Ausbildungszahlen im Vergleich zum Vorjahr erreicht. Wir wissen aber, dass viele Betriebe auch noch kurzfristig Auszubildende einstellen und hoffen, noch viele Stellen besetzen zu können.“
Für die Industrie- und Handelskammer zu Lübeck erklärt Dr. Ulrich Hoffmeister, Geschäftsbereichsleiter Aus- und Weiterbildung: „Mit der Mischung aus Präsenzveranstaltungen und unterstützenden digitalen Angeboten erreichen wir wieder mehr Schülerinnen und Schüler als im letzten Jahr. Trotzdem fällt den Jugendlichen der Schritt nach der Schule direkt in die Ausbildung noch zu schwer. Es sind jetzt rund 40 Prozent der zu erwartenden Ausbildungsverträge bei uns ein-getragen. Im Kreis Stormarn sind dies aktuell nur 180, rund 120 weniger als im Vorjahr. Für den Kreis Herzogtum Lauenburg zählen wir 150 Ausbildungsverträge und damit sieben weniger als vergangenes Jahr. Insgesamt verzeichnen wir ein Minus von 4,5 Prozent. Aber auch unsere Ausbildungsunternehmen berichten, dass ihnen Bewerberinnen und Bewerber fehlen. Wer auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz ist, hat immer noch eine große und breite Auswahl.“ 
„Wir bieten den jungen Menschen ein breites Bildungsangebot“, so Micha Garber, stellvertretender Schulleiter der Beruflichen Schule in Bad Oldesloe. Was Viele nicht wüssten: An den Berufsbildenden Schulen und Regionalen Berufsbildungszentren können in verschiedenen Vollzeitbildungsgängen alle allgemeinbildenden Abschlüsse mit einem beruflichen Schwerpunkt (vom Ersten allgemeinbildenden Schulabschluss bis zum Abitur) erworben werden. Darüber hinaus bieten die Schulen in Ahrensburg, Bad Oldesloe und Mölln vollzeitschulische berufliche Bildungsgänge wie dem zum/zur Erzieher/-in, zum/zur sozialpädagogischen Assistenten/Assistentin (SPA) oder zur Fachkraft für Pflegeassistenz. Gerade in den Kindertagesstätten wie in den Pflegeeinrichtungen sei der Fachkräftemangel in der Region nach wie vor sehr hoch. „Interessierte Jugendliche dürfen sich gerne für eine ausgiebige Beratung bei uns melden“, so Garber. „Auch eine Aufnahme zum Sommer 2023 ist in den meisten Bildungsgängen nach wie vor möglich.“ 
Johannes Kahlke, Schulleiter der Beruflichen Schule in Ahrensburg ergänzt: „Im Bereich der sozialpädagogischen Assistenz gibt es im kommenden Schuljahr neu die Möglichkeit, unter bestimmten Voraussetzungen eine Vergütung zu erhalten. Gerne beraten alle Schulen interessierte jungen Menschen über die neuen Möglichkeiten auch persönlich.“ Diese sogenannte praxisintegrierte Ausbildung (PiA) gibt es im Bereich der Erzieherausbildung bereits; im Sommer 2023 würden im Rahmen eines Modellversuchs auch sozialpädagogische Assistenten / Assistentinnen finanziell gefördert.
Ulrich Keller, Schulleiter des Regionalen Berufsbildungszentrums in Mölln weist noch einmal darauf hin, dass die Zahl der Jugendlichen, die meist aufgrund eines Fluchthintergrunds über mangelnde Deutschkenntnisse verfügen und sich in der dualen Berufsausbildung befinden, ungebrochen hoch ist. „Wir versuchen mit unterschiedlichen Maßnahmen, wie Zusatzunterricht oder Doppelbesetzung die Geflüchteten in der Berufsausbildung sprachlich gezielt zu fördern“, so Keller. „Dennoch zeigt sich immer wieder, dass es für die jungen Migranten äußerst schwer ist, dem Unterricht zu folgen und letztendlich die Abschlussprüfung mit Erfolg zu bestehen, wenn zu Beginn der Ausbildung nicht mindestens die deutsche Sprache auf Niveau B1 beherrscht wird.“ Dies decke sich mit der Forderung des Bildungsministeriums sowie des Bundesministeriums für Migration und Flüchtlinge, die als Voraussetzung für das erfolgreiche Durchlaufen einer dualen Berufsausbildung ebenfalls das Sprachniveau B1 zu Beginn der Ausbildung ansehen.
Termine für eine Berufsberatung bekommen interessierte Schülerinnen und Schüler über die Hotline 0 45 31 – 167 154 oder sie schreiben eine E-Mail an badoldesloe.berufsberatung@arbeitsagentur.de.

Darüber hinaus finden Jugendliche, die noch auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle oder einem passenden Ausbildungsberuf sind, online zahlreiche Angebote der Partner des regionalen Ausbildungsbündnisses:

Agentur für Arbeit:

https://www.arbeitsagentur.de/m/ausbildungklarmachen
„AzubiWelt“: Ausbildungssuche per App (google + appstore)

Handwerkskammer:

https://www.hwk-luebeck.de/ausbildung/wege-ins-handwerk
https://www.lehrstellen-radar.de

Industrie- und Handelskammer:
https://www.ihk-lehrstellenboerse.de/
https://www.ihk-schleswig-holstein.de/bildung

Deutscher Gewerkschaftsbund: 
https://jugend.dgb.de/ausbildung/beratung/dr-azubi

 

*Hintergrund-Info

Mitglieder des regionalen Ausbildungsbündnisses sind die Kreishandwerkerschaften Stormarn und Herzogtum Lauenburg, die Handwerkskammer Lübeck, die Industrie- und Handelskammer zu Lübeck, die Beruflichen Schulen aus den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg, die Schulämter der Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg, die Jobcenter Stormarn und Herzogtum Lauenburg, der Verwaltungsausschuss der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe sowie die Agentur für Arbeit Bad Oldesloe.