Eingliederungsbilanz 2022

1. Vorbemerkungen

Mit der Eingliederungsbilanz wird Transparenz darüber hergestellt, wofür die Mittel der aktiven Arbeitsmarktpolitik eingesetzt, welche Personengruppen gefördert wurden und wie wirksam die Förderung war.

Die Steuerungslogik der BA richtet das Handeln der Agenturen in der Arbeitsförderung an den Zielstellungen Wirtschaftlichkeit und Wirksamkeit aus. Die zu erzielenden Wirkungen vereinbaren die Agenturen für Arbeit im Rahmen eines Planungs- und Zielvereinbarungsprozesses mit den Regionaldirektionen auf Grundlage der von der Zentrale der Bundesagentur für Arbeit zur Verfügung gestellten Rahmendaten. Die Agenturen für Arbeit planen in eigener Verantwortung und unter Berücksichtigung der lokalen und regionalen Arbeitsmarktbedingungen, durch welchen Instrumentenmix und in welcher Dimensionierung die Integrationserfolge und die Kosten der Integration weiter optimiert werden können.

Die Gesamtausgaben und die Anteile der einzelnen Ermessensleistungen der aktiven Arbeitsförderung geben Auskunft über die arbeitsmarktliche Schwerpunktbildung. 

Die Bilanzergebnisse werden in vier Hauptkategorien eingeteilt und dargestellt:

  • Aktivierung und berufliche Eingliederung (insbesondere Vermittlungsbudget, Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung, vermittlungsunterstützende Leistungen)
  • Berufswahl und Berufsausbildung (insbesondere berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen, Berufseinstiegsbegleitung, ausbildungsbegleitende Hilfen)
  • Berufliche Weiterbildung
  • Aufnahme einer Erwerbstätigkeit (Eingliederungszuschuss, Gründungszuschuss)

Aussagen zur Entwicklung der Rahmenbedingungen im jeweiligen Geschäftsjahr ergänzen die Eingliederungsbilanz und geben wichtige Hinweise zur wirksamen und nachhaltigen Ausrichtung des für das Jahr aufgestellten Arbeitsmarktprogramms.
Die Aufnahme einer Beschäftigung oder die Beendigung der Arbeitslosigkeit nach Abschluss einer arbeitsmarktpolitischen Maßnahme sind zentrale Indikatoren für die Wirksamkeit der jeweiligen Förderungsmaßnahmen. In der Eingliederungsbilanz wird die sogenannte Eingliederungsquote ausgewiesen. Die Eingliederungsquote wird definiert als Anteil der Absolventen von Maßnahmen der aktiven Arbeitsförderung, die sechs Monate nach Maßnahmenende eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aufgenommen haben.

Die Daten der vorliegenden Eingliederungsbilanz machen die Förderpraxis und die erreichten Ergebnisse der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe für das Jahr 2022 sichtbar.

2. Arbeitsmarktentwicklung

Wirtschaftslage 2022 in Deutschland

Dienstleistungsbereiche profitierten von Nachholeffekten, hohe Preise und Materialmangel bremsten Industrieproduktion und Bau

Die preisbereinigte Bruttowertschöpfung stieg im Jahr 2022 insgesamt um 1,8 Prozent gegenüber dem Jahr 2021. 

Dabei verlief die Entwicklung in den einzelnen Wirtschaftsbereichen sehr unterschiedlich. Einige Dienstleistungsbereiche profitierten nach dem Wegfall nahezu aller Corona-Schutzmaßnahmen von Nachholeffekten. Besonders stark zulegen konnten die Sonstigen Dienstleister, zu denen auch die Kreativ- und Unterhaltungsbranche zählt (+ 6,3 Prozent). Auch die Wirtschaftsbereiche Verkehr und Gastgewerbe profitierten von der Aufhebung der Schutzmaßnahmen. Diese beiden Bereiche sorgten für ein kräftiges Plus im zusammengefassten Wirtschaftsbereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe (+ 4,0 Prozent). 

Die Bruttowertschöpfung im Handel ging dagegen zurück, nachdem sie im Vorjahr noch gestiegen war. Der Bereich Information und Kommunikation knüpfte an seine langjährige, nur im ersten Corona-Jahr 2020 gebremste Wachstumsgeschichte an und verzeichnete ebenfalls einen deutlichen Zuwachs (+ 3,6 Prozent).

Im Baugewerbe, das vergleichsweise gut durch die Corona-Krise gekommen war, führten Material- und Fachkräftemangel, hohe Baukosten und zunehmend schlechtere Finanzierungsbedingungen dagegen zu einem deutlichen Rückgang der Bruttowertschöpfung (- 2,3 Prozent). 

Die hohen Energiepreise und die immer noch eingeschränkte Verfügbarkeit von Vorprodukten bremsten auch die Wirtschaftsleistung im Verarbeitenden Gewerbe, die im Vorjahresvergleich kaum zunahm (+ 0,2 Prozent). Das Verarbeitende Gewerbe litt vor allem in der ersten Jahreshälfte 2022 wie schon im Jahr 2021 unter gestörten internationalen Lieferketten. Hinzu kam der massive Anstieg der Energiepreise infolge des Kriegs in der Ukraine.

Private Konsumausgaben und Ausrüstungsinvestitionen stützten Wachstum

Auf der Nachfrageseite waren die privaten Konsumausgaben im Jahr 2022 die wichtigste Wachstumsstütze der deutschen Wirtschaft. Sie stiegen preisbereinigt um 4,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und erreichten damit fast das Vorkrisenniveau von 2019. 

Grund hierfür waren Nachholeffekte im Zuge der Aufhebung fast aller Corona-Schutzmaßnahmen im Frühjahr 2022. Dies wird besonders deutlich bei den Ausgaben für Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen. Auch im Bereich Freizeit, Unterhaltung und Kultur gaben die privaten Haushalte wieder mehr aus als noch vor einem Jahr. Die Konsumausgaben des Staates erhöhten sich 2022 nach zwei stark von Corona geprägten Jahren vergleichsweise moderat um 1,1 Prozent. 

Der Staat gab deutlich mehr Geld aus, um die zahlreichen Schutzsuchenden aus der Ukraine und anderen Staaten zu verpflegen und unterzubringen. Dagegen sanken die staatlichen Ausgaben zur Bekämpfung der Corona-Pandemie, auch wenn weiterhin umfangreich Impfstoffe beschafft und finanziert wurden.

Die Bauinvestitionen nahmen im Jahr 2022 preisbereinigt um 1,6 Prozent ab. Dabei wirkten sich die fehlenden Baumaterialien und der Fachkräftemangel vor allem im Hochbau und bei Wohnbauten aus. Zunehmende Auftragsstornierungen gewerblicher und privater Bauvorhaben im Zuge andauernd hoher Baupreise sowie steigender Bauzinsen verstärkten den negativen Trend der Bauinvestitionen im Jahresverlauf 2022. 

In Ausrüstungen – das sind vor allem Investitionen in Maschinen und Geräte sowie Fahrzeuge – wurde 2022 dagegen preisbereinigt 2,5 Prozent mehr investiert als im Vorjahr.

Der Außenhandel nahm trotz starker Preisanstiege im Jahr 2022 zu: Deutschland exportierte preisbereinigt 3,2 Prozent mehr Waren und Dienstleistungen als im Vorjahr. Die Importe legten gleichzeitig sehr viel stärker um preisbereinigt 6,7 Prozent zu. Der Außenbeitrag dämpfte dadurch insgesamt das BIP-Wachstum.

Arbeitsmarkt in weiterhin schwierigem Umfeld robust

Die Wirtschaftsleistung wurde im Jahr 2022 von durchschnittlich 45,6 Millionen Erwerbstätigen mit Arbeitsort in Deutschland erbracht. Das waren 1,3 Prozent oder 589 000 Personen mehr als im Jahr zuvor und so viele wie noch nie in Deutschland. 

Der Beschäftigungsaufbau fand 2022 insbesondere bei den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten und in den Dienstleistungsbereichen statt. Im Verarbeitenden Gewerbe stieg die Zahl der Erwerbstätigen 2022 nur leicht und konnte die Beschäftigungsverluste der beiden Vorjahre nicht ausgleichen. Im Baugewerbe gab es trotz Fachkräftemangel erneut einen kleinen Beschäftigungszuwachs.

Neue Belastungen infolge der Energiekrise überlagern Entlastung des Staatshaushalts durch auslaufende Corona-Maßnahmen

Die staatlichen Haushalte beendeten das Jahr 2022 nach vorläufigen Berechnungen mit einem Finanzierungsdefizit von 101,6 Milliarden Euro. Das waren knapp 33 Milliarden Euro weniger als im Jahr 2021 (134,3 Milliarden Euro). 

Die Entlastungen des Staatshaushalts durch die auslaufenden Corona-Maßnahmen wurden von neuen Belastungen durch die Energiekrise infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine überlagert. So brachte die Bundesregierung unter anderem drei Entlastungspakete auf den Weg, um den extrem steigenden Energiekosten entgegenzuwirken und Verbraucherinnen und Verbraucher sowie die Wirtschaft zu unterstützen. Die Entlastungspakete führten zu höheren Staatsausgaben, die überwiegend vom Bund finanziert wurden: Das Defizit des Bundes (-117,6 Milliarden Euro) war im Jahr 2022 genauso wie im Jahr 2021 etwas höher als das Defizit des Staates insgesamt. 

Die Länder, Gemeinden und Sozialversicherungen realisierten jeweils leichte Finanzierungsüberschüsse. Gemessen am nominalen BIP errechnet sich für den Staat im Jahr 2022 eine Defizitquote von 2,6 Prozent, die damit deutlich niedriger war als in den beiden vorangegangenen Jahren.

(Quelle: destatis Statistisches Bundesamt – Pressemitteilung vom 13. Januar 2023)

Der Arbeitsmarkt im Bezirk der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe

Stellen und Beschäftigung

Die wirtschaftliche Erholung nach der Corona-Pandemie in den Unternehmen hat angehalten. Dies zeigt sich in den Stellenmeldungen der Unternehmen aus dem Bezirk der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe, der die Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg umfasst. Sie haben im Jahresverlauf 2022 insgesamt 7.876 neue sozialversicherungspflichtige Stellen gemeldet. Das waren 38 oder 0,5 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

In der Betrachtung der Wirtschaftsbereiche entwickelten sich die Stellenmeldungen unterschiedlich zum Vorjahr.
 
Zuwächse zum Vorjahr fanden sich bei den Stellenmeldungen (sozialversicherungspflichtig) im Bereich 

  • Verarbeitendes Gewerbe (plus 38,0 Prozent),
  • Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (plus 43,6 Prozent),
  • öffentliche Verwaltung (plus 27,7 Prozent),
  • Gastgewerbe (plus 14,7 Prozent) sowie
  • Gesundheits- und Sozialwesen mit plus 7,2 Prozent zum Vorjahr. 

Zum Vorjahr sinkende Stellenmeldungen fanden sich dagegen 

  • im Handel / Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen (minus 5,8 Prozent),
  • im Bereich Erbringung wirtschaftlicher Dienstleistungen (minus 6,9 Prozent),
  • im Baugewerbe (minus 17,5 Prozent),
  • im Bereich Verkehr und Lagerei (minus 23,0 Prozent),
  • im Bereich Kunst und Unterhaltung, sonst. Dienstleistungen, private Haushalte (minus 26,3 Prozent),
  • im Bereich Erziehung und Unterricht (minus 10,8 Prozent) sowie
  • bei Unternehmen aus den Bereichen Information und Kommunikation mit minus 23,4 Prozent weniger Stellenmeldungen und Land- und Forstwirtschaft / Fischerei mit minus 23,2 Prozent.

Der Stellenbestand (sozialversicherungspflichtig) ist im Jahresverlauf 2022 nochmals – wie schon im Jahr 2021 - deutlich angewachsen. Wies der Bestand im Bezirk der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe im Jahr 2021 noch durchschnittlich 3.538 sozialversicherungspflichtige Stellen aus, wuchs dieser Wert in 2022 auf 4.313, ein Plus von 776 (plus 21,9 Prozent). Bereits im Januar des vergangenen Jahres waren mit 4.098 über viertausend Stellen vakant. Diese Zahl stieg über die Monate bis auf einen Jahreshöchstwert von 4.503 zu besetzenden Stellen im September an. Ein Plus von knapp 400 Stellen oder rund neun Prozent. 

Damit suchten die Unternehmen im Jahresverlauf 2022 über den gemeinsamen Arbeitgeber-Service von Arbeitsagentur und Jobcenter Stormarn und Herzogtum Lauenburg mehr neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als vor Ausbruch der Corona-Pandemie.

Die Beschäftigung entwickelte sich 2022 positiv. Zum Jahresende 2021 waren im Bezirk der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe 142.362 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Ihre Zahl stieg zum Ende des ersten Quartals auf 142.852.

Zur Mitte des Jahres nahm die Zahl der Beschäftigten leicht ab und betrug 142.272, bis ihre Zahl dann zum 30. September das Jahreshoch mit 144.417 erreichte. Am Jahresende ging ihre Zahl – jahreszeitbedingt und üblich in den Wintermonaten – etwas zurück, blieb aber mit 143.123 (plus 761 oder 0,5 Prozent) über dem Wert des Dezember 2021.

Mit Stand 31. Dezember zeigte sich, dass die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in einigen Wirtschaftsbereichen zum Vorjahr abgenommen, in anderen hingegen zugenommen hatte. 

In diesen Bereichen hatte sie abgenommen: 

  • Arbeitnehmerüberlassung (minus 207 oder minus 9,8 Prozent), 
  • Verkehr und Lagerei (minus 118 oder 1,4 Prozent), 
  • Gastgewerbe (minus 27 oder 1,3 Prozent), 
  • Energie - und Wasserversorgung / Entsorgungswirtschaft (minus 207 oder minus 9,8 Prozent),
  • Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleitungen (minus 31 oder minus 1,2 Prozent),
  • Heime und Sozialwesen (minus 148 oder minus 1,2 Prozent),
  • Baugewerbe (minus 36 oder minus 0,4 Prozent) und
  • Private Haushalte / sonstige Dienstleistungen (minus 19 oder minus 0,4 Prozent).

Beschäftigungszuwächse fanden sich im

  • verarbeitenden Gewerbe (plus 317 oder plus 1,1 Prozent),
  • Bereich sonstiger wirtschaftlicher Dienstleitungen (plus 291 oder plus 4,3 Prozent),
  • Bereich Immobilien, freiberuflicher wissenschaftlicher und technischer Dienstleistungen (plus 235 oder plus 3,1 Prozent),
  • Gesundheitswesen (plus 233 oder plus 2,4 Prozent),
  • Bereich öffentliche Verwaltung und Sozialversicherung (plus 204 oder plus 2,7 Prozent) sowie
  • Handel / Reparatur von Kraftfahrzeugen (plus 191 oder plus 0,7 Prozent).

Auch bei der geringfügigen Beschäftigung war ein Beschäftigungszuwachs zu erkennen. Waren zum Jahresende 2021 34.769 Menschen geringfügig beschäftigt, betrug ihre Zahl im Dezember 2022 35.752 und damit 983 oder 2,8 Prozent mehr. 

Kurzarbeit

Mit Ausbruch der Corona-Pandemie im Jahr 2020 wurden politische Entscheidungen getroffen, um den Zugang zur Kurzarbeit und den Bezug von Kurzarbeitergeld zu erleichtern. Diese behielten auch im Jahr 2022 unverändert Bestand und wurden vor dem Hintergrund des Kriegsausbruches und der damit kaum vorhersehbaren wirtschaftlichen Folgen verlängert. Ziel war und blieb, den Unternehmen und ihren Beschäftigten schnell eine Unterstützung und Hilfe zu bieten, um wirtschaftliche Auswirkungen abzumildern und Arbeitslosigkeit zu vermeiden.

Seit Mitte 2021 wurde Kurzarbeit zunehmend auch in Anspruch genommen, weil Firmen von Lieferengpässen von Rohstoffen und Vorprodukten betroffen waren. Ab Frühjahr 2022 sorgten dann die wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Krieges zusätzlich dafür, dass Firmen auf Kurzarbeit zurückgriffen. Bezogen auf die Zahl der Beschäftigten wurde im Juni 2022 konjunkturelles Kurzarbeitergeld im Agenturbezirk von 0,6 Prozent in Anspruch genommen. Im Vergleich: Zum Zeitraum Januar 2020 bis Juni 2022 lag dieser Wert deutlich unter dem Höchstwert von 15,5 Prozent.

Zum Jahresbeginn 2022 wurde in knapp 490 Unternehmen in den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg kurzgearbeitet. Von einem Arbeitsausfall betroffen waren hier rund 2.500 Beschäftigte. Mit Beginn des Frühjahres sank sowohl die Zahl der Unternehmen wie auch der Beschäftigten, die das Instrument der Kurzarbeit in Anspruch nahmen. Waren es im April noch 300 Unternehmen, die von Arbeitsausfällen betroffen waren, sank ihre Zahl in den darauffolgenden Monaten bis auf rund 45 zum Jahresende 2022.

Auch auf Seiten der Beschäftigten nahm die Zahl der von Kurzarbeit Betroffenen ab. Ihre Zahl sank von rund 1.500 im April bis auf etwa 270 im Herbst. Im letzten Quartal lag ihre Zahl bei durchschnittlich 350.

Arbeitslosigkeit

Im Jahresdurchschnitt 2022 waren 9.801 Personen im Bezirk der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe arbeitslos gemeldet, 600 oder 5,8 Prozent weniger als 2021 (10.401 Personen). Die Arbeitslosenquote betrug im Jahresmittel 4,1 Prozent nach 4,4 Prozent im Vorjahr. 

Zum Jahresbeginn lag die Arbeitslosenquote mit 4,1 Prozent auf für den Agenturbezirk vergleichsweise niedrigem Niveau, jedoch noch nicht ganz auf dem Vor-Corona-Niveau. Eine weitere Annäherung erfolgte im Zuge der saisonalen Frühjahrsbelebung, in der die Arbeitslosenquote dann wieder unter die Vier-Prozent-Marke sank und damit auf das Niveau der Zeit vor Ausbruch der Corona-Pandemie.

Der Ausbruch des Krieges in der Ukraine im Februar 2022 blieb zunächst ohne Auswirkung auf den Arbeitsmarkt, auch wirkte sich die einsetzende Flüchtlingsbewegung aus der Ukraine noch nicht aus.

Mit dem Beschluss, die geflüchteten Menschen aus der Ukraine ab dem 01. Juni 2022 in den Jobcentern zu betreuen und ihnen direkt Leistungen aus der Grundsicherung (und nicht nach dem Asylbewerberleistungsgesetz) zu gewähren, wurden sie in den Jobcentern auch in der Arbeitslosen-Statistik erfasst. In der Folge stieg die Zahl arbeitsloser Menschen von Juni auf Juli 2022 um rund 1.000 von 9.340 auf 10.341 und die Arbeitslosenquote von 3,9 auf 4,2 Prozent.

Mit dem Beschluss zur Betreuung der geflüchteten Menschen aus der Ukraine in den Jobcentern nahm insbesondere im Rechtskreis SGB II die Arbeitslosigkeit zu. Waren von Januar bis Mai im Durchschnitt 5.653 Menschen bei den Jobcentern arbeitslos gemeldet, stieg ihre Zahl ab Juni bis zum Jahresende auf durchschnittlich 6.402. Die Arbeitslosenquote im Rechtskreis SGB II stieg in der Folge von 2,5 Prozent im Jahr 2021 auf durchschnittlich 2,6 Prozent im Jahr 2022.

Die für den Rechtskreis SGB III zuständige Arbeitsagentur registrierte für das Jahr 2022 im Durchschnitt 3.711 arbeitslose Menschen (minus 777 oder minus 17,3 Prozent gegenüber 2021). Die Arbeitslosenquote betrug hier im Jahresdurchschnitt 1,6 Prozent (Vorjahr 1,9 Prozent).

Die Zugänge in und die Abgänge aus der Arbeitslosigkeit des Jahres 2022 (Zugänge: 26.611/ Abgänge: 25.508) stellen ein Maß für die Austauschprozesse am Arbeitsmarkt dar. Die Summe der beiden Raten bildet die hohe Dynamik am hiesigen Markt ab. Insgesamt haben 8.757 arbeitslose Menschen im vergangenen Jahr eine Erwerbstätigkeit aufgenommen (im Vorjahr 9.977).

„Unterbeschäftigt“ (ohne Kurzarbeit) waren 2022 durchschnittlich 12.733 Personen, das entsprach einer Unterbeschäftigungsquote von 5,3 Prozent (2021 = 5,5 Prozent)

Mithilfe der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den registrierten Arbeitslosen auch Personen erfasst, die nicht als arbeitslos im Sinne des SGB gelten, weil sie an einer Maßnahme der Arbeitsmarktpolitik teilnehmen oder einen arbeitsmarktbedingten Sonderstatus besitzen. Es wird unterstellt, dass ohne den Einsatz dieser Maßnahme die Arbeitslosigkeit entsprechend höher ausgefallen wäre.

Ausbildungsmarkt

Auf dem Ausbildungsstellenmarkt standen den 2.561 gemeldeten Berufsausbildungsstellen (minus 146 oder minus 5,4 Prozent zum Vorjahr) 1.492 Bewerberinnen und Bewerber (minus 352 oder 19,1 Prozent zum Vorjahr) gegenüber, die eine Berufsausbildung anstrebten. 

Die Zahl der im Bezirk der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge nahm 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 123 auf 2.151 Abschlüsse ab und bleibt weiterhin unter der Zahl der Vertragsabschlüsse der Vorjahre (2021 = 2.274, 2020 = 2.217, 2019 = 2.421, 2018 = 2.373).

Die Zahl unbesetzter Ausbildungsstellen betrug zum Ende des Berichtsjahres (30.September) 361, eine Zunahme um 84 zum Vorjahr (277). Auf Seiten der Jugendlichen hingegen nahm die Zahl unversorgter Bewerber (60) um 34 zum Vorjahr (94) ab.

3. Finanzielles Fördervolumen und arbeitsmarktliche Schwerpunktbildung

(Vgl. Tabellenteil Tabelle 1 und 3a)

Für sämtliche Ermessensleistungen der aktiven Arbeitsförderung und der Förderung der Aufnahme einer selbständigen Tätigkeit hat die Agentur für Arbeit Bad Oldesloe im Berichtsjahr 2022 14,81 Mio. Euro investiert (2021: 15,14 Mio. Euro). 

Die Anteile an der Förderung verteilen sich wie folgt: 

  • 47,1 Prozent für Förderung der beruflichen Weiterbildung (inklusive Weiterbildung Beschäftigter in Unternehmen). Dies bedeutet eine leichte Reduzierung zu der Förderung im Vorjahr (Anteil 2021: 49,5 Prozent). Die Agentur für Arbeit Bad Oldesloe trägt damit weiterhin dem Umstand Rechnung, dass in Zeiten eines wachsenden Fachkräftebedarfes die Qualifikation Arbeitsloser wichtigstes Ziel ist, um Angebot und Nachfrage miteinander vereinbaren zu können. 
  • 19,0 Prozent (2021: 17,9 Prozent) für Berufswahl und Berufsausbildung junger Menschen (z.B. berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen, ausbildungsbegleitende Hilfen, außerbetriebliche Ausbildung oder Einstiegsqualifizierung). 
  • 23,9 Prozent (2021: 22,4 Prozent) für die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit (Eingliederungszuschuss oder Gründungszuschuss).
    Die Aufnahme einer selbständigen Tätigkeit (Gründungszuschuss) wurde mit 1,2 Mio. Euro gefördert. Dies macht 11,1 Prozent der gesamten Förderleistungen aus. Insgesamt wurde diese Leistung im Jahr 2022 von 101 Kundinnen und Kunden in Anspruch genommen. Somit gab es geringfügige Reduzierung zum Vorjahr (104 Förderungen).
    Ein Eingliederungszuschuss wurde in 130 Fällen gezahlt (2021: 175). Dies entspricht einem Anteil an allen Förderleistungen von 8,8 Prozent. Im Vorjahr betrug der Anteil 8,3 Prozent. 
  • 9,8 Prozent (2021: 8,9 Prozent) für die Verbesserung der Chancen auf dem 1. Arbeitsmarkt (z.B. Förderungen aus dem Vermittlungsbudget, Maßnahmen bei einem Arbeitgeber oder vermittlungsunterstützende Leistungen im Bereich Rehabilitation)

4. Frauenförderung

(Vgl. Tabellenteil 4a, 4b und 4c)

Im Berichtsjahr 2022 waren 44,4 Prozent aller SGB III-Arbeitslosen im Agenturbezirk Bad Oldesloe Frauen. Ziel war eine Mindestbeteiligung von Frauen an Leistungen zur Eingliederung von 41,5 Prozent. Realisiert werden konnte ein Förderanteil (ohne Förderung der Berufsausbildung) von 50,6 Prozent. Das sind in absoluten Zahlen 1.353 Frauen. Die Differenz von Zielförderquote zum Bilanzförderanteil weist für 2022 ein Plus von 9,1 Prozentpunkten aus. Damit wurde das gesetzliche Ziel, Frauen entsprechend ihrem Anteil an den Arbeitslosen und ihrer relativen Betroffenheit durch Arbeitslosigkeit mit Leistungen der aktiven Arbeitsförderung zu fördern, erreicht.

Die überproportionale Förderung resultiert daraus, dass Frauen bei der beruflichen Weiterbildung im Jahresdurchschnitt zu 55,2 Prozent beteiligt waren. Der hohe Anteil ist durch die notwendige Förderung aufgrund der Unterbrechungen in der Erwerbsbiografie durch Kindererziehung und Familienarbeit zu erklären.

Unter Einbeziehung der Berufsausbildung bei der Förderung beträgt die Quote 46,3 Prozent (431 Frauen im Jahresdurchschnitt). Hier wirken sich die in der Regel besseren Schulabschlüsse der jungen Frauen aus, die demzufolge weniger Unterstützung beim Berufseinstieg benötigen.

5. Eingliederungsquote

(Vgl. Tabellenteil 6b)

Die Eingliederungsquote (EQ) gibt an, wie viele Maßnahmeteilnehmenden sich sechs Monate nach Maßnahme-Ende in einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung befanden. 

Bei einem Großteil der Förderinstrumente konnte die Eingliederungsquote coronabedingt nicht weiter gesteigert werden. Ausnahmen sind der Gründungszuschuss, der Eingliederungszuschuss und die vermittlungsunterstützenden Leistungen im Bereich Reha.

Entwicklung der Eingliederungsquote für ausgewählte Maßnahmen 

Eingliederungsquoten
 20212022
Förderung aus dem Vermittlungsbudget
62,2
69,5
Maßnahmen zur Aktivierung
und beruflichen Eingliederung
54,9
61,3
Vermittlungsunterstützende Leistungen (Reha)
73,3
57,6
Berufseinstiegsbegleitung
29,5
22,5
Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen
45,6
46,4
Einstiegsqualifizierung
78
65
Außerbetriebliche Berufsausbildung
60,6
72
Förderung der beruflichen Weiterbildung
57,6
72,3
Berufliche Weiterbildung Beschäftigter
96,2
95,7
Eingliederungszuschuss
80,9
83,3
Gründungszuschuss
18,5
19

Abbildung 1: Entwicklung der Eingliederungsquote für ausgewählte Maßnahmen - alle Angaben in Prozent