Wolfgang Draeger, Leiter der Agentur für Arbeit Bielefeld:
„Die Frühjahrsbelebung am Bielefelder Arbeitsmarkt setzt sich fort, wenn auch nur sehr leicht. Mit 14.300 arbeitslosen Menschen im April 2022 liegen wir zwar immer noch über den Arbeitslosenzahlen vom April 2019 – und somit dem letzten April vor der Pandemie – aber die positive Tendenz setzt sich fort.
Dass der Arbeitsmarkt auch weiterhin aufnahmefähig ist, zeigt die Entwicklung bei den Stellenzugängen: Mit 2.351 neu gemeldeten Stellen seit Januar 2022 liegen wir aktuell fast 13 Prozent über dem Wert aus 2021.
Dennoch lassen sich mittel- und langfristige Prognosen aktuell nicht mit Sicherheit treffen. Für den aktuellen Monat sehen wir jedoch eine positive, optimistisch stimmende Entwicklung.
Kurzarbeit
Im April 2022 wurden von Unternehmen aus der Stadt Bielefeld nach vorläufigen Daten 17 Anzeigen über Kurzarbeit eingereicht. In den Anzeigen werden 261 Personen genannt, die potenziell von Kurzarbeit betroffen sind. Im Vergleich zum Vormonat sind das 32 Anzeigen und 339 potentiell betroffene Personen weniger.
Hochgerechnete Zahlen zur tatsächlich realisierten Kurzarbeit in der Stadt Bielefeld liegen nun für November 2021 vor. Es geht bei den Daten um die bereits abgerechnete Kurzarbeit von der tatsächlich durchgeführten Kurzarbeit. Demnach gab es in Bielefeld im November 2021 438 abgerechnete Betriebe und 3.053 Personen in Kurzarbeit. Im Oktober 2021 arbeiteten noch 3.355 Personen in 448 Betrieben kurz. Die Kurzarbeit ist damit im neunten Monat in Folge rückläufig.
Arbeitslosigkeit
Die Zahl der Arbeitslosen ist in der Stadt Bielefeld im April 2022 gesunken. Insgesamt waren 14.300 Personen arbeitslos gemeldet. Verglichen mit den Zahlen des Vormonates sind dies 90 Personen oder 0,6 Prozent weniger. Im Vergleich zum April des Vorjahres sinkt die Zahl der Arbeitslosen um 2.428 Personen bzw. 14,5 Prozent. Die Arbeitslosenquote beträgt im April 2022 7,9 Prozent. Vor einem Jahr belief sie sich auf 9,2 Prozent (-1,3 Prozentpunkte).
Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung - SGB III
Im Bereich der Arbeitslosenversicherung wurden in diesem Monat 3.567 Personen gemeldet. Die Zahl hat sich im Vergleich zum Vormonat verringert um 53 Personen bzw. 1,5 Prozent. Im Vorjahresvergleich bedeutet dies eine Verringerung um 1.154 Personen oder 24,4 Prozent.
Entwicklung in der Grundsicherung - SGB II
In der Grundsicherung sind 37 Arbeitslose weniger als im Vormonat und 1.274 weniger als im Vorjahr zu verzeichnen. Im Verhältnis entspricht dies -0,3 Prozent zum Vormonat bzw. -10,6 Prozent zum Vorjahr. Insgesamt sind es 10.733 Personen und damit 75,1 Prozent aller Arbeitslosen, die zur Grundsicherung gemäß SGB II zählen.
Jugendarbeitslosigkeit
1.118 Arbeitslose sind im Berichtsmonat in der Stadt Bielefeld unter 25 Jahre alt. Im Vormonat waren dies noch 23 mehr und im gleichen Monat des Vorjahres 346 mehr arbeitslose junge Menschen. Die prozentuale Veränderung beläuft sich somit auf -2,0 Prozent zum vorherigen Monat bzw. -23,6 Prozent im Vorjahresvergleich.
Arbeitslose ab 50 Jahre
Die Anzahl arbeitsloser Personen ab 50 Jahre ist im Vergleich zum Vormonat gestiegen (+3 Personen oder +0,1 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr sind es 485 Arbeitslose weniger (-9,4 Prozent). Insgesamt sind 4.662 Menschen ab 50 Jahre in der Stadt Bielefeld betroffen.
Langzeitarbeitslose
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist in der Stadt Bielefeld im Berichtsmonat gestiegen. 7.372 Personen waren länger als ein Jahr nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt, darunter zählen 94,0 Prozent (6.931 Personen) zur Grundsicherung. Verglichen mit den Gesamtzahlen des Vormonates sind dies 89 Langzeitarbeitslose mehr. Im Vergleich zum Vorjahr sinkt die Zahl dieser Arbeitslosen damit um 246 Personen.
Stellenangebot
Unternehmen aus der Stadt haben in diesem Monat 651 Stellen gemeldet (+112 zum Vormonat). Im Bestand befanden sich insgesamt 4.665 offene Stellen, 202 mehr als im Vormonat und 1.440 mehr als im Vorjahresmonat.
DER ARBEITSMARKT IN OSTWESTFALEN-LIPPE
Die Arbeitslosigkeit in Ostwestfalen-Lippe ist im April 2022 gesunken. Aktuell sind 56.210 Personen arbeitslos gemeldet. Auch die Meldungen von Personen, welche im aktuellen Berichtsmonat neu arbeitslos geworden sind, fällt mit 10.205 Personen im Vergleich zum Vormonat um -1.381 geringer aus.
Ein Rückgang des Bestandes an Arbeitslosen von März auf April ist saisonüblich, fällt in diesem Jahr mit -1,0 Prozent jedoch geringer aus, als dies vor der Pandemie üblich war (2015-2019 durchschnittlich -2,1 %; 2020 +11,3 %; 2021 -0,7 %). Der Bestand an arbeitslosen Personen erreicht in diesem Berichtsmonat den niedrigsten Wert der letzten sieben Jahre und fällt um -1.099 Personen (-1,9 %) geringer aus als im April 2019 mit dem zweitniedrigsten Wert im selben Zeitraum.
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist seit Beginn der Pandemie stark angestiegen und beträgt aktuell 25.359. Das sind 2.982 Menschen oder 13,2 Prozent mehr als im April 2020. Im vergangenen Jahr war ein leichtes Abschmelzen der Langzeitarbeitslosen zu beobachten. So ist die Zahl der Menschen, die länger als ein Jahr auf Arbeitssuche sind aktuell -3.433 Menschen oder -11,9 Prozent niedriger als im April 2021. Da der Rückgang aber deutlich schwächer verläuft als bei der Arbeitslosigkeit insgesamt, steigt der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen tendenziell an und liegt aktuell bei 45,1 Prozent (April 2021: 42,6%, April 2020: 32,7%).
Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen, welche durch Jobcenter und Arbeitsagenturen in OWL angeboten werden können, hat ein Rekordhoch von 27.265 Stellen erreicht. Das ist eine Zunahme zum Vorjahresmonat um 7.776 Stellen oder 39,9 Prozent. Der zweithöchste Bestand im April in den letzten fünf Jahren betrug 21.524 im April 2018. Im aktuellen Berichtsmonat wurden 4.392 freie Arbeitsstellen neu gemeldet. Damit ist die Meldung neuer freier Arbeitsstellen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 161 Stellen gestiegen.
Die niedrigste Arbeitslosenquote in unserer Region findet sich im Agenturbezirk Paderborn (4,2 Prozent), gefolgt von den Bezirken Herford (4,8 Prozent), Detmold (4,9 Prozent) und Bielefeld (5,6 Prozent). Insgesamt hat Ostwestfalen-Lippe eine Arbeitslosenquote von 4,9 Prozent (Vormonat 5,0 %, Vorjahr 5,9 %).