Günter Michaelis, stellv. Leiter der Agentur für Arbeit Bielefeld:
„Die Zahl der arbeitslosen Personen hat sich in Bielefeld im letzten Monat so gut wie nicht verändert. Hervorzuheben ist jedoch, dass 105 Langzeitarbeitslose wieder einen Job gefunden haben.
Zudem ist die Anzahl der Empfänger der Grundsicherung ebenfalls gesunken. Da sich der von der Bundesregierung beschlossene Wechsel der geflüchteten Ukrainer*innen zum 1. Juni aus dem Bereich des Asylbewerberleistungsgesetzes in die Grundsicherung gemäß SGB II noch im Übergang befindet, ist hier jedoch davon auszugehen, dass die Zahlen nicht die aktuelle Situation widerspiegeln. Zumal der Stichtag für die Arbeitsmarktzahlen bereits am 13. Juni 2022 war und die kurzfristige Entscheidung der Bundesregierung Ende Mai kaum Zeit zur Umsetzung ließ. In den kommenden Monaten wird sich die Zahl der ukrainischen Geflüchteten auch in der Arbeitsmarktzahlen für Bielefeld deutlicher zeigen.“
Kurzarbeit
Im Juni 2022 wurden von Unternehmen aus der Stadt Bielefeld nach vorläufigen Daten 11 neue Anzeigen über Kurzarbeit eingereicht. In den Anzeigen werden 69 Personen genannt, die potenziell in Bielefeld neu von Kurzarbeit betroffen sind. Im Vormonat waren es 29 neue Anzeigen und 231 potenziell betroffene Personen.
Arbeitslosigkeit
Die Zahl der Arbeitslosen ist in der Stadt Bielefeld im Juni 2022 leicht gestiegen. Insgesamt waren 14.041 Personen arbeitslos gemeldet. Verglichen mit den Zahlen des Vormonats sind dies drei Personen bzw. 0,0 Prozent mehr. Im Vergleich zum Juni des Vorjahres sinkt die Zahl der Arbeitslosen um 2.151 Personen bzw. minus 13,3 Prozent. Die Arbeitslosenquote beträgt im Juni 2022 7,6 Prozent. Vor einem Jahr belief sie sich noch auf 8,9 Prozent (minus 1,3 Prozentpunkte).
Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung - SGB III
Im Bereich der Arbeitslosenversicherung wurden in diesem Monat 3.559 Personen gemeldet. Dies sind 48 Personen bzw. 1,4 Prozent mehr als im Mai. Im Vergleich zum Juni 2021 sind es dagegen 734 Personen bzw. 17,1 Prozent weniger.
Entwicklung in der Grundsicherung - SGB II
Grundsicherung beziehen 45 Arbeitslose (minus 0,4 Prozent) weniger als im Vormonat und 1.417 (minus 11,9 Prozent ) weniger als im Vorjahr. Insgesamt zählen 10.482 Personen und damit 74,7 Prozent aller Arbeitslosen zur Grundsicherung gemäß SGB II.
Jugendarbeitslosigkeit
1.111 Arbeitslose sind im Juni in der Stadt Bielefeld unter 25 Jahre alt. Im Vormonat waren dies noch 11 weniger (plus 1,0 Prozent) und im gleichen Monat des Vorjahres 266 mehr (minus 19,3 Prozent) arbeitslose junge Menschen.
Arbeitslose ab 50 Jahre
Die Anzahl arbeitsloser Personen ab 50 Jahre ist im Vergleich zum Vormonat gesunken (minus 10 Personen bzw. minus 0,2 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr sind es 474 Arbeitslose weniger (minus 9,4 Prozent). Insgesamt sind 4.593 Menschen ab 50 Jahre in der Stadt Bielefeld arbeitslos.
Langzeitarbeitslose
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist in der Stadt Bielefeld im Berichtsmonat gesunken. 7.130 Personen waren länger als ein Jahr nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt, darunter zählen 94,1 Prozent (6.707 Personen) zur Grundsicherung. Verglichen mit den Gesamtzahlen des Vormonates sind dies 105 Langzeitarbeitslose weniger. Im Vergleich zum Vorjahr sinkt die Zahl dieser Arbeitslosen um 537 Personen.
Stellenangebote
Die Unternehmen aus Bielefeld haben in diesem Monat 523 neue freie Stellen gemeldet (minus 195 zum Vormonat). Im Bestand befanden sich insgesamt 4.807 offene Stellen, 49 mehr als im Vormonat und 1.366 mehr als im Juni 2021.
Der Arbeitsmarkt in Ostwestfalen-Lippe
Die Arbeitslosigkeit in Ostwestfalen-Lippe ist im Juni 2022 gestiegen. Aktuell sind 57.728 Personen arbeitslos gemeldet. Die Meldungen von Personen, welche im aktuellen Berichtsmonat neu arbeitslos geworden sind, fällt mit 12.065 Personen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 2.363 höher aus.
Saisonüblich wäre ein leichter Rückgang der Arbeitslosigkeit von Mai auf Juni eines Jahres. Vor der Pandemie (2015 – 2019) betrug dieser Rückgang durchschnittlich 1,2 Prozent (2020: plus 1,5 Prozent, 2021: minus 1,4 Prozent). Ein Anstieg der Arbeitslosigkeit von Mai auf Juni in diesem Jahr von 3,6 Prozent ist vorrangig einer gesetzlichen Änderung zum 01.06.2022 zuzuordnen. Bislang erhielten Personen, welche aufgrund des Krieges in der Ukraine von dort geflohen sind Asylbewerberleistungen. Ab dem 01.06.2022 kann dieser Personenkreis unter bestimmten Voraussetzungen Grundsicherung von den Jobcentern erhalten. Die Beantragung der entsprechenden Leistung geht mit einer Arbeitslosmeldung bei den Jobcentern einher. Im Vergleich zum Vormonat ist der Bestand arbeitsloser Ausländer im Juni 2022 um 1.774 Personen gestiegen (plus 10,4 Prozent). Im Juni 2021 waren in Ostwestfalen-Lippe 141 Personen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit arbeitslos gemeldet. Im aktuellen Berichtsmonat stieg die Anzahl Arbeitsloser dieses Personenkreises um 1.956 auf nun 2.097 Personen an. Davon sind ca. 97 Prozent allein bei den Jobcentern gemeldet.
Ein weiterer Grund für die saisonunübliche Zunahme der Arbeitslosigkeit im Berichtsmonat Juni 2022 ist der frühe Beginn der Sommerferien. Durch die damit verbundene Beendigung von Berufsausbildungsverhältnissen sind einige junge Menschen bereits im Juni arbeitslos geworden, bis sie in den nächsten Monaten eine neue Beschäftigung beginnen werden. Üblicherweise wäre diese Entwicklung in den Monaten Juli und August zu erwarten. In Ostwestfalen-Lippe sind im aktuellen Berichtsmonat 573 junge Menschen im Alter von 15 bis unter 25 Jahren mehr arbeitslos gemeldet als im Vormonat (plus 12Prozent).
Insgesamt entspricht der Bestand an arbeitslos gemeldeten Personen im aktuellen Berichtsmonat etwa dem Niveau des Juni 2019 (57.482).
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist während der Pandemie stark angestiegen und beträgt aktuell 24.853. Das sind 1.115 Menschen oder 4,7 Prozent mehr als im Juni 2020. Seit April letzten Jahres ist ein kontinuierliches Abschmelzen der Langzeitarbeitslosen zu beobachten. So ist die Zahl der Menschen, die länger als ein Jahr auf Arbeitssuche sind aktuell um 3.548 Menschen bzw. 12,5 Prozent niedriger als im Juni 2021. Der Anteil Langzeitarbeitsloser an allen Arbeitslosen beträgt aktuell 43,1 Prozent (Juni 2021: 43,9 Prozent; Juni 2020: 32,6 Prozent) und ist im Vergleich zum Vormonat (Mai 2022: 45,0 Prozent) deutlich gesunken. Diese plötzliche Verschiebung des Anteils ist jedoch auf die schlagartige Zunahme der Arbeitslosen insgesamt wegen der Arbeitslosmeldung ukrainischer Flüchtlinge zum 01.06.2022 zurückzuführen.
Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen, welche durch Jobcenter und Arbeitsagenturen in OWL angeboten werden können, hat ein Rekordhoch von 28.069 Stellen erreicht. Das ist eine Zunahme zum Vorjahresmonat um 6.836 Stellen oder 32,2 Prozent. Der zweithöchste Bestand im Juni in den letzten fünf Jahren betrug 21.692 im Juni 2018. Im aktuellen Berichtsmonat wurden 4.139 freie Arbeitsstellen neu gemeldet. Damit sind im Vergleich zum Vorjahresmonat 368 Stellen weniger gemeldet worden. Damit zeigen sich erste Auswirkungen aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheiten bezogen auf die Preissteigerungen und Energiekosten sowie Lieferengpässen. Arbeitgeber zeigen sich vorsichtig mit der Meldung neuer Arbeitsstellen und scheinen weniger Arbeitskräfte neu einzustellen, worauf der Zuwachs des Bestandes an gemeldeten Arbeitsstellen hindeutet. Dass gemeldete Arbeitsstellen jedoch nicht zurückgezogen werden, lässt eine Hoffnung der Arbeitgeber auf baldige Verbesserung der Lage erkennen.
Die niedrigste Arbeitslosenquote in unserer Region findet sich im Kreis Höxter (3,4 Prozent), gefolgt von den Kreisen Gütersloh (3,8 Prozent), Paderborn (4,7 Prozent), Minden-Lübbecke (4,9 Prozent), Herford (5,2 Prozent), Lippe (5,2 Prozent) und der Stadt Bielefeld (7,6 Prozent). Insgesamt hat Ostwestfalen-Lippe eine Arbeitslosenquote von 5,1 Prozent (Vormonat 4,9 Prozent, Vorjahr 5,7 Prozent).