Der Arbeitsmarkt im Juli 2022 (Stadt Bielefeld)

Die Entwicklung des Arbeitslosenbestandes in der Stadt Bielefeld

29.07.2022 | Presseinfo Nr. 67

Die Zahl der Arbeitslosen in Bielefeld ist im Juli 2022 um 4,1 Prozent auf 14.613 Personen angestiegen. Auffällig ist, dass die Steigerung nicht ausschließlich auf den Wechsel der geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer aus der Asylbewerberleistung in die Grundsicherung zurückzuführen ist. Denn auch die Zahl derjenigen, die Arbeitslosengeld I beziehen, ist mit 5,9 Prozent sogar deutlicher angestiegen als derjenigen, die Arbeitslosengeld II beziehen (plus 3,4 Prozent). „Hier trifft die saisonale Sommerflaute, die wir jeden Juli haben, auf den Wechsel der geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer in die Grundsicherung“, erklärt Wolfgang Draeger, Leiter der Agentur für Arbeit Bielefeld.

Und auch die Steigerung der Jugendarbeitslosigkeit um 15,8 Prozent sei nicht ungewöhnlich: „Jeden Juli verzeichnen wir dort einen Anstieg, da die Schul- und Ausbildungsabschlüsse vor den Sommerferien absolviert werden und nicht jeder junge Mensch bereits einen Anschluss hat.“ Aufgrund von derzeit 4.965 offenen Stellen in Bielefeld geht Wolfgang Draeger aber davon aus, dass hier viele zeitnah eine Jobperspektive finden werden. „Die weiterhin steigende Zahl an Stellenangeboten zeigt auch, dass trotz Inflation, Materialengpässen und wirtschaftlichen Sanktionen aufgrund des Ukraine-Kriegs der Arbeitsmarkt in Bielefeld weiterhin stabil ist.“

Arbeitslosigkeit

Die Zahl der Arbeitslosen ist in der Stadt Bielefeld im Juli 2022 auf 14.613 Personen gestiegen. Dies sind 572 Personen oder 4,1 Prozent mehr als im Vormonat. Im Vergleich zum Juli 2021 sinkt die Zahl der Arbeitslosen dagegen um 1.451 Personen bzw. 9,0 Prozent. Die Arbeitslosenquote beträgt im Juli 2022 8,0 Prozent. Vor einem Jahr lag sie noch bei 8,8 Prozent (minus 0,8 Prozentpunkte).

Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung - SGB III

In der Arbeitslosenversicherung sind im Juli 3.770 Personen gemeldet, 211 Personen bzw. 5,9 Prozent mehr als im Vormonat. Im Juli 2021 bezogen noch 615 Personen bzw. 14,0 Prozent mehr Arbeitslosengeld I.

Entwicklung in der Grundsicherung - SGB II

Arbeitslosengeld II beziehen 361 Personen bzw. 3,4 Prozent mehr als im Vormonat. Zu Juli 2021 sind es 836 Personen weniger (minus 7,2 Prozent). Insgesamt erhalten 10.843 Personen und damit 74,2 Prozent aller Arbeitslosen Grundsicherung gemäß SGB II.

Jugendarbeitslosigkeit

1.286 Arbeitslose sind im Juli in Bielefeld unter 25 Jahre alt. Einen Monat zuvor waren dies noch 175 weniger (plus 15,8 Prozent). Ein Jahr zuvor waren noch 174 mehr junge Menschen arbeitslos (minus 11,9 Prozent).

Arbeitslose ab 50 Jahre

Die Anzahl arbeitsloser Personen ab 50 Jahre ist im Vergleich zum Juni um 96 Personen (plus 2,1 Prozent) gestiegen, zu Juli 2021 aber um 320 Personen gesunken (minus 6,4 Prozent). Insgesamt sind 4.689 Menschen ab 50 Jahre in Bielefeld arbeitslos.

Langzeitarbeitslose

7.125 Personen waren länger als ein Jahr in Bielefeld nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt, darunter zählen 93,8 Prozent (6.680 Personen) zur Grundsicherung. Verglichen mit Juni sind dies 5 Langzeitarbeitslose weniger. Im Vergleich zum Juli des Vorjahres sinkt die Zahl dieser Arbeitslosen sogar um 502 Personen.

Stellenangebote

Die Unternehmen aus Bielefeld haben in diesem Monat 549 Stellen gemeldet (plus 26 zum Vormonat). Im Bestand befinden sich insgesamt 4.965 offene Stellen, 158 mehr als im Vormonat und 1.202 mehr als vor einem Jahr.

Der Arbeitsmarkt in Ostwestfalen-Lippe  

Die Arbeitslosigkeit in Ostwestfalen-Lippe ist im Juli 2022 gestiegen. Aktuell sind 61.841 Personen arbeitslos gemeldet. Das sind 4.113 oder 7,1 Prozent Arbeitslose mehr als zum Vormonat aber immer noch 4,3 Prozent weniger als zum Juli 2021.

Ein Anstieg der Arbeitslosigkeit von Juni auf Juli eines Jahres ist saisonüblich und betrug in den letzten sieben Jahren durchschnittlich plus 2,4 Prozent. Üblicherweise hängt dies unter anderem mit der Beendigung von Berufsausbildungsverhältnissen ohne Anschlussbeschäftigung und der Sommerflaute bei den Einstellungen zusammen. Im Juli 2022 stieg die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat allerdings um 7,1 Prozent an.

Auch in diesem Jahr ist dies zum Teil auf die Arbeitslosmeldung junger Menschen zurückzuführen, welche nach Beendigung ihres Berufsausbildungsverhältnisses auf der Suche nach einem neuen Job sind. So stieg die Arbeitslosigkeit in der Personengruppe unter 20-Jähriger um 333 Personen (plus 37,0 Prozent) im Vergleich zum Vormonat an.

Besonders auffällig ist jedoch der erneute Anstieg von arbeitslosen Ausländern. Die Zunahme im Vergleich zum Vormonat betrug in dieser Personengruppe plus 2.666 Personen (plus 14,1 Prozent). Darunter sind 2.223 Personen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit. Aufgrund der gesetzlichen Änderung zum 01. Juni 2022 können Menschen, welche aus der Ukraine geflohen sind, bei den Jobcentern Leistungen zur Grundsicherung erhalten, was zu einem Anstieg arbeitslos gemeldeter ukrainischer Staatsangehöriger geführt hat. Aufgrund unterschiedlicher interner Prozesse der Jobcenter konnten diese Personen im Umstellungsprozess nicht vollständig im Berichtsmonat Juni erfasst werden, weshalb auch in diesem Berichtsmonat ein starker Anstieg stattgefunden hat.

In Ostwestfalen-Lippe sind aktuell 4.320 ukrainische Staatbürger arbeitslos gemeldet, davon 98,4 Prozent im Rechtskreis SGB II. Das sind ca. 4.000 Personen mehr als im Februar 2022, dem Berichtsmonat vor Ausbruch des Krieges in der Ukraine.

Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist erfreulicherweise weiter gesunken. Im aktuellen Berichtsmonat sind 24.795 Personen länger als ein Jahr auf Arbeitssuche. Das sind 17,6 Prozent mehr als im Juli 2019. Jedoch beschleunigt sich die rückläufige Entwicklung. In den Julimonaten der Jahre 2016 bis 2019 nahm die Langzeitarbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahresmonat durchschnittlich um 7,3 Prozent ab. Im Juli 2022 beträgt dieser Rückgang im Vergleich zum Vorjahresmonat 11,6 Prozent. Der Anteil Langzeitarbeitsloser an allen Arbeitslosen ist mit 40,1 Prozent weiterhin hoch (2021: 43,4 Prozent, 2020: 32,6 Prozent, 2019: 35,6 Prozent).

Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen, welche durch Jobcenter und Arbeitsagenturen in OWL angeboten werden können, steigt weiter an und beträgt im aktuellen Berichtsmonat 28.375 Stellen. Das ist eine Zunahme zum Vorjahresmonat um 5.596 Stellen bzw. 24,6 Prozent. Im Juli 2022 wurden 3.954 freie Arbeitsstellen neu gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat wurden 1.692 Stellen weniger gemeldet. Damit zeigen sich erste Auswirkungen aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheiten bezogen auf die Preissteigerungen und Energiekosten sowie Lieferengpässe. Arbeitgeber zeigen sich vorsichtig mit der Meldung neuer Arbeitsstellen und scheinen weniger Arbeitskräfte neu einzustellen, worauf der Zuwachs des Bestandes an gemeldeten Arbeitsstellen hindeutet. Dass gemeldete Arbeitsstellen jedoch nicht zurückgezogen werden lässt eine Hoffnung der Arbeitgeber auf baldige Verbesserung der Lage erkennen. Insgesamt ist der Arbeitsmarkt weiterhin aufnahmefähig und stabil.

Die niedrigste Arbeitslosenquote in unserer Region findet sich im Kreis Höxter (3,8 Prozent), gefolgt von den Kreisen Gütersloh (4,1 Prozent), Paderborn (5,2 Prozent), Minden-Lübbecke (5,2 Prozent), Herford (5,4 Prozent), Lippe (5,5 Prozent) und der Stadt Bielefeld (8,0 Prozent). Insgesamt hat Ostwestfalen-Lippe eine Arbeitslosenquote von 5,4 Prozent (Vormonat 5,1 Prozent, Vorjahr 5,7 Prozent).