Der Arbeitsmarkt im Juli 2022 (Kreis Gütersloh)

Die Entwicklung des Arbeitslosenbestandes im Kreis Gütersloh

29.07.2022 | Presseinfo Nr. 68

Die Zahl der Arbeitslosen im Kreis Gütersloh ist im Juli 2022 um 10,1 Prozent auf nun 8.811 Personen deutlich angestiegen. Auffällig ist, dass die Steigerungen in der Arbeitslosenversicherung (plus 9,3 Prozent) und der Grundsicherung (plus 10,7 Prozent) sehr ähnlich sind. „Hier trifft die saisonale Sommerflaute, die wir jeden Juli haben, auf den Wechsel der geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer zum 1. Juni von der Asylbewerberleistung in die Grundsicherung“, erklärt Wolfgang Draeger, Leiter der Agentur für Arbeit Bielefeld/Gütersloh.

Zudem sind im Juli 188 Personen unter 25 Jahren mehr arbeitslos als noch im Juni. „Aufgrund der ansonsten sehr guten Arbeitsmarktzahlen im Kreis Gütersloh ist dies eine Steigerung um 25,1 Prozent“, so Draeger. Doch auch das sei saisontypisch: „Jeden Juli verzeichnen wir diesen Anstieg, da die Schul- und Ausbildungsabschlüsse vor den Sommerferien absolviert werden und nicht jeder junge Mensch bereits einen Anschluss hat.“ Aufgrund der weiterhin großen Zahl an ausgeschriebenen Jobs im Kreis Gütersloh (4.463 offene Stellen) geht Wolfgang Draeger aber davon aus, dass viele hier zeitnah eine Jobperspektive finden werden. „Die weiterhin steigende Zahl an ausgeschrieben Stellen zeigt auch, dass trotz Inflation, Materialengpässen und wirtschaftlichen Sanktionen aufgrund des Ukraine-Kriegs der Arbeitsmarkt im Kreis Gütersloh weiterhin stabil ist.“

Arbeitslosigkeit

Die Zahl der Arbeitslosen ist im Kreis Gütersloh im Juli 2022 auf 8.811 Personen gestiegen. Dies sind 811 Personen bzw. 10,1 Prozent mehr als im Juni. Im Vergleich zum Juli 2021 steigt die Zahl der Arbeitslosen um 172 Personen bzw. 2,0 Prozent. Die Arbeitslosenquote beträgt im Juli 2022 4,1 Prozent. Vor einem Jahr lag sie ebenfalls bei 4,1 Prozent (+0,0 Prozentpunkte).

Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung - SGB III

Arbeitslosengeld I bezogen in diesem Monat 3.596 Personen, 307 Personen bzw. 9,3 Prozent mehr als im Juni. Im Vergleich zu Juli 2021 sind es allerdings 346 Personen weniger (minus 8,8 Prozent).

Entwicklung in der Grundsicherung - SGB II

Grundsicherung erhalten 504 Arbeitslose mehr als im Vormonat (plus 10,7 Prozent) und 518 (plus 11,0 Prozent) mehr Personen als im Juli 2021. Insgesamt zählen 5.215 Personen und damit 59,2 Prozent aller Arbeitslosen zur Grundsicherung gemäß SGB II.

Jugendarbeitslosigkeit

936 Arbeitslose sind im Juli 2022 im Kreis Gütersloh unter 25 Jahre alt. Im Juni waren dies noch 188 Personen weniger (plus 25,1 Prozent). Vor einem Jahr waren 81 weniger arbeitslose junge Menschen (plus 9,5 Prozent).

Arbeitslose ab 50 Jahre

Die Anzahl arbeitsloser Personen ab 50 Jahre ist im Vergleich zum Juni ebenfalls um 132 Menschen gestiegen (plus 4,9 Prozent). Im Vergleich zum Juli 2021 sind es 22 Arbeitslose weniger (minus 0,8 Prozent). Insgesamt sind 2.817 Menschen ab 50 Jahre im Kreis Gütersloh arbeitslos.

Langzeitarbeitslose

3.172 Personen waren im Kreis Gütersloh länger als ein Jahr nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt, darunter zählen 86,3 Prozent (2.738 Personen) zur Grundsicherung. Dies sind 25 Langzeitarbeitslose weniger als im Juni und 286 Personen weniger als vor einem Jahr.

Stellenangebote

Die Arbeitgeber aus dem Kreis Gütersloh haben in diesem Monat 551 Stellen gemeldet (23 mehr als im Vormonat). Im Bestand befinden sich insgesamt 4.463 offene Stellen, 155 mehr als im Vormonat und 738 mehr als im Vorjahresmonat.

Der Arbeitsmarkt in Ostwestfalen-Lippe  

Die Arbeitslosigkeit in Ostwestfalen-Lippe ist im Juli 2022 gestiegen. Aktuell sind 61.841 Personen arbeitslos gemeldet. Das sind 4.113 oder 7,1 Prozent Arbeitslose mehr als zum Vormonat aber immer noch 4,3 Prozent weniger als zum Juli 2021.

Ein Anstieg der Arbeitslosigkeit von Juni auf Juli eines Jahres ist saisonüblich und betrug in den letzten sieben Jahren durchschnittlich plus 2,4 Prozent. Üblicherweise hängt dies unter anderem mit der Beendigung von Berufsausbildungsverhältnissen ohne Anschlussbeschäftigung und der Sommerflaute bei den Einstellungen zusammen. Im Juli 2022 stieg die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat allerdings um 7,1 Prozent an.

Auch in diesem Jahr ist dies zum Teil auf die Arbeitslosmeldung junger Menschen zurückzuführen, welche nach Beendigung ihres Berufsausbildungsverhältnisses auf der Suche nach einem neuen Job sind. So stieg die Arbeitslosigkeit in der Personengruppe unter 20-Jähriger um 333 Personen (plus 37,0 Prozent) im Vergleich zum Vormonat an.

Besonders auffällig ist jedoch der erneute Anstieg von arbeitslosen Ausländern. Die Zunahme im Vergleich zum Vormonat betrug in dieser Personengruppe plus 2.666 Personen (plus 14,1 Prozent). Darunter sind 2.223 Personen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit. Aufgrund der gesetzlichen Änderung zum 01. Juni 2022 können Menschen, welche aus der Ukraine geflohen sind, bei den Jobcentern Leistungen zur Grundsicherung erhalten, was zu einem Anstieg arbeitslos gemeldeter ukrainischer Staatsangehöriger geführt hat. Aufgrund unterschiedlicher interner Prozesse der Jobcenter konnten diese Personen im Umstellungsprozess nicht vollständig im Berichtsmonat Juni erfasst werden, weshalb auch in diesem Berichtsmonat ein starker Anstieg stattgefunden hat.

In Ostwestfalen-Lippe sind aktuell 4.320 ukrainische Staatbürger arbeitslos gemeldet, davon 98,4 Prozent im Rechtskreis SGB II. Das sind ca. 4.000 Personen mehr als im Februar 2022, dem Berichtsmonat vor Ausbruch des Krieges in der Ukraine.

Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist erfreulicherweise weiter gesunken. Im aktuellen Berichtsmonat sind 24.795 Personen länger als ein Jahr auf Arbeitssuche. Das sind 17,6 Prozent mehr als im Juli 2019. Jedoch beschleunigt sich die rückläufige Entwicklung. In den Julimonaten der Jahre 2016 bis 2019 nahm die Langzeitarbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahresmonat durchschnittlich um 7,3 Prozent ab. Im Juli 2022 beträgt dieser Rückgang im Vergleich zum Vorjahresmonat 11,6 Prozent. Der Anteil Langzeitarbeitsloser an allen Arbeitslosen ist mit 40,1 Prozent weiterhin hoch (2021: 43,4 Prozent, 2020: 32,6 Prozent, 2019: 35,6 Prozent).

Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen, welche durch Jobcenter und Arbeitsagenturen in OWL angeboten werden können, steigt weiter an und beträgt im aktuellen Berichtsmonat 28.375 Stellen. Das ist eine Zunahme zum Vorjahresmonat um 5.596 Stellen bzw. 24,6 Prozent. Im Juli 2022 wurden 3.954 freie Arbeitsstellen neu gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat wurden 1.692 Stellen weniger gemeldet. Damit zeigen sich erste Auswirkungen aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheiten bezogen auf die Preissteigerungen und Energiekosten sowie Lieferengpässe. Arbeitgeber zeigen sich vorsichtig mit der Meldung neuer Arbeitsstellen und scheinen weniger Arbeitskräfte neu einzustellen, worauf der Zuwachs des Bestandes an gemeldeten Arbeitsstellen hindeutet. Dass gemeldete Arbeitsstellen jedoch nicht zurückgezogen werden lässt eine Hoffnung der Arbeitgeber auf baldige Verbesserung der Lage erkennen. Insgesamt ist der Arbeitsmarkt weiterhin aufnahmefähig und stabil.

Die niedrigste Arbeitslosenquote in unserer Region findet sich im Kreis Höxter (3,8 Prozent), gefolgt von den Kreisen Gütersloh (4,1 Prozent), Paderborn (5,2 Prozent), Minden-Lübbecke (5,2 Prozent), Herford (5,4 Prozent), Lippe (5,5 Prozent) und der Stadt Bielefeld (8,0 Prozent). Insgesamt hat Ostwestfalen-Lippe eine Arbeitslosenquote von 5,4 Prozent (Vormonat 5,1 Prozent, Vorjahr 5,7 Prozent).

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