„Entlang der zu erwartenden saisontypischen Entwicklung ist die Arbeitslosigkeit im Kreis Gütersloh im September gesunken“, stellt Günter Michaelis, operativer Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Bielefeld, fest. „Wir blicken im Kreis auf einen robusten Arbeitsmarkt, bei dem alle Personengruppen von dem Effekt der Herbstbelebung profitieren. Das ist eine erfreuliche Entwicklung, die zeigt, dass unser Markt widerstandsfähig ist“, so der Experte.
Er betont aber auch: „Die derzeitige konjunkturelle Situation ist nicht stabil. Die Inflation, Gas-Krise und auch weitere Folgen der Ukraine-Krise werden nicht ohne Auswirkungen am lokalen Arbeitsmarkt vorbei gehen. Dennoch lässt es sich schwer vorhersagen, welches Ausmaß diese Folgen haben werden. Wo nötig, werden wir mit Kurzarbeitergeld unterstützen.“
Arbeitslosigkeit
Die Zahl der Arbeitslosen ist im Kreis Gütersloh im September 2022 gesunken. Insgesamt waren 8.637 Personen arbeitslos gemeldet. Verglichen mit den Zahlen des Vormonates sind dies 199 Personen oder 2,3 Prozent weniger. Im Vergleich zum September des Vorjahres steigt die Zahl der Arbeitslosen um 519 Personen bzw. 6,4 Prozent. Die Arbeitslosenquote beträgt im September 2022 4,1 Prozent. Vor einem Jahr belief sie sich auf 3,8 Prozent (+0,3 Prozentpunkte).
Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung - SGB III
Im Bereich der Arbeitslosenversicherung wurden in diesem Monat 3.343 Personen gemeldet. Die Zahl hat sich im Vergleich zum Vormonat verringert um 58 Personen bzw. 1,7 Prozent. Im Vorjahresvergleich bedeutet dies eine Verringerung um 203 Personen oder 5,7 Prozent.
Entwicklung in der Grundsicherung - SGB II
In der Grundsicherung sind 141 Arbeitslose weniger als im Vormonat und 722 mehr als im Vorjahr zu verzeichnen. Im Verhältnis entspricht dies -2,6 Prozent zum Vormonat bzw. +15,8 Prozent zum Vorjahr. Insgesamt sind es 5.294 Personen und damit 61,3 Prozent aller Arbeitslosen, die zur Grundsicherung gemäß SGB II zählen.
Jugendarbeitslosigkeit
808 Arbeitslose sind im Berichtsmonat im Kreis Gütersloh unter 25 Jahre alt. Im Vormonat waren dies noch 80 mehr und im gleichen Monat des Vorjahres 61 weniger arbeitslose junge Menschen. Die prozentuale Veränderung beläuft sich somit auf -9,0 Prozent zum vorherigen Monat bzw. +8,2 Prozent im Vorjahresvergleich.
Arbeitslose ab 50 Jahre
Die Anzahl arbeitsloser Personen ab 50 Jahre ist im Vergleich zum Vormonat gesunken (-14 Personen oder -0,5 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr sind es 55 Arbeitslose mehr (+2,0 Prozent). Insgesamt sind 2.819 Menschen ab 50 Jahre im Kreis Gütersloh betroffen.
Langzeitarbeitslose
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im Kreis Gütersloh im Berichtsmonat gesunken. 3.169 Personen waren länger als ein Jahr nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt, darunter zählen 86,1 Prozent (2.729 Personen) zur Grundsicherung. Verglichen mit den Gesamtzahlen des Vormonates sind dies 10 Langzeitarbeitslose weniger. Im Vergleich zum Vorjahr sinkt die Zahl dieser Arbeitslosen damit um 250 Personen.
Stellenangebot
Unternehmen aus dem Kreis haben in diesem Monat 421 Stellen gemeldet (-61 zum Vormonat). Im Bestand befanden sich insgesamt 4.393 offene Stellen, 132 weniger als im Vormonat und 458 mehr als im Vorjahresmonat.
DER ARBEITSMARKT IN OSTWESTFALEN-LIPPE
Nach drei Monaten steigender Arbeitslosigkeit in Ostwestfalen-Lippe geht diese, typisch für die Zeit nach der Sommerpause, nun wieder zurück. Aktuell sind 61.489 Personen arbeitslos gemeldet, das ist ein Minus zum Vormonat um 734 Menschen oder 1,2 Prozent. Im Vergleich zum September 2021 liegt die Arbeitslosigkeit dagegen um 1.576 Menschen oder 2,6 Prozent höher. Die Arbeitslosmeldungen im aktuellen Monat fallen mit 12.438 Personen im Vergleich zum Vorjahresmonat ebenso deutlich um 1.535 höher aus.
Auch im September sind weitere geflüchtete Menschen aus der Ukraine, die seit dem 1. Juni durch die Jobcenter betreut werden, dort als (erstmalig) arbeitslos erfasst worden. Dem folgend ist es nicht überraschend, dass sich die Arbeitslosigkeit der Ausländer im Monatsvergleich mit einem Plus von 0,3 Prozent (+70 Personen), entgegen der sinkenden Arbeitslosigkeit insgesamt, entwickelt.
Ohne den Zugang der ukrainischen Kriegsflüchtlinge in die Arbeitslosigkeit wäre die Arbeitslosigkeit um etwa 900 Personen gesunken. Typisch für einen September ist in Ostwestfalen-Lippe ein deutlich stärkerer Rückgang der Arbeitslosigkeit, welcher in den letzten sieben Jahren durchschnittlich 2.570 Personen betrug. Der eher verhaltene Rückgang der Arbeitslosigkeit geht unter anderem auf das (weiterhin) vorsichtige Einstellungsverhalten der Arbeitgeber zurück. Die Abgänge in Erwerbstätigkeit fallen in einem September eigentlich höher aus und spiegeln die aktuellen Sorgen der Arbeitgeber wieder.
In Ostwestfalen-Lippe sind aktuell etwa 5.430 ukrainische Staatbürger arbeitslos gemeldet, davon über 99 Prozent im Rechtskreis SGB II. Dies sind ca. 5.300 Personen mehr als im Februar 2022, dem Berichtsmonat vor Ausbruch des Krieges in der Ukraine.
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist wieder leicht zurückgegangen. Im aktuellen Berichtsmonat sind 24.591 Personen länger als ein Jahr auf Arbeitssuche. Das sind 16,7 Prozent mehr als im September 2019, aber 10,3 Prozent weniger als zum September 2021. In den Septembermonaten der Jahre 2016 bis 2019 nahm die Langzeitarbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahresmonat durchschnittlich um 6,8 Prozent ab. Der Anteil Langzeitarbeitsloser an allen Arbeitslosen ist aktuell mit 40,0 Prozent weiterhin hoch (2021: 45,8 %, 2020: 35,5 %, 2019: 35,9 %, jeweils September).
Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen, welche durch Jobcenter und Arbeitsagenturen in OWL angeboten werden können, geht aktuell weiter zurück und beträgt im Berichtsmonat 26.596 Stellen. Das ist aber immer noch ein Plus zum Vorjahresmonat um 2.186 Stellen oder 9,0 Prozent. Das Stellenangebot bewegt sich damit immer noch auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Im September 2022 wurden 4.045 freie Arbeitsstellen neu gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat wurden damit 911 Stellen oder 18,4 Prozent weniger gemeldet. Damit zeigen sich unverändert die Auswirkungen der wirtschaftlichen Unsicherheiten mit Blick auf die Preissteigerungen und Energiekosten sowie Lieferengpässe. Arbeitgeber sind vorsichtig mit der Meldung neuer Arbeitsstellen und stellen weniger Arbeitskräfte neu ein. Dass gemeldete Arbeitsstellen jedoch zu einem großen Teil nicht zurückgezogen werden zeigt, dass Arbeitgeber trotz aller Risiken grundsätzlich an der Einstellung passender Kräfte, vor allem auf Fachkraftebene, interessiert sind.
Die niedrigste Arbeitslosenquote in unserer Region findet sich im Kreis Höxter (3,9 %), gefolgt von den Kreisen Gütersloh (4,1 %), Paderborn (5,1 %), Lippe (5,3 %), Herford (5,3 %), Minden-Lübbecke (5,5 %) und der Stadt Bielefeld (7,9 %). Insgesamt hat Ostwestfalen-Lippe eine Arbeitslosenquote von 5,4 Prozent (Vormonat 5,5 %, Vorjahr 5,3 %).