Der Herner Arbeitsmarkt im November 2022 auf einen Blick

Ungewöhnliche Entwicklung für einen November, aber erklärbar. Mehr Arbeitslose als 2021. Deutlich weniger Arbeitslose als 2020.

30.11.2022 | Presseinfo Nr. 93

Herne. Die Situation auf dem Herner Arbeitsmarkt wandelt sich. Zum ersten Mal in den letzten 10 Jahren hat sich die Arbeitslosigkeit gegenüber dem Oktober erhöht. Der Anstieg der Arbeitslosen ist hauptsächlich in der Gruppe der ausländischen
Mitbürger zu erkennen. Ein Grund dafür ist die gestiegene Zahl ukrainischer Flüchtlinge. Insgesamt ist die Anzahl der Personen, die eine neue Arbeit finden und aus der Arbeitslosigkeit verschwinden, geringer als die Personen, die arbeitslos werden. Für einen November ist das ungewöhnlich, angesichts der aktuellen Situation aber erklärbar.

Der Anstieg der Arbeitslosigkeit vollzieht sich einzig im Rechtskreis des Sozialgesetzbuches II (SGB II), in dem auch Menschen mit Fluchtkontext gezählt werden. Hier ist die Arbeitslosigkeit um 75 Personen gestiegen. Im Rechtskreis des Sozialgesetzbuches III (SGB III) ist sie weiterhin, wenn auch nur leicht, gesunken. Das Weihnachtsgeschäft macht sich trotz aller Widrigkeiten in Herne bemerkbar. Handel und Gastronomie stellen wieder mehr Personal ein. Kaum verändert hat sich erfreulicherweise die Jugendarbeitslosigkeit.

Viele Jugendliche finden nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung relativ schnell wieder eine neue Anstellung. Das ist auch in diesem Jahr so, und doch laufen die Vermittlungen und Beratungen kontinuierlich, auch nach der Jahresbilanz, weiter. Insgesamt bestehen auf dem Arbeitsmarkt weiter Unsicherheiten und die energiepolitische Lage und auch der Krieg in der Ukraine wirken weiter auf das Marktgeschehen ein. Lieferprobleme und Materiallücken lassen Einstellungen, die sonst anstünden, außen vor.

In aller Regel ist die zweite Jahreshälfte immer mit einem Rückgang der Arbeitslosigkeit gekennzeichnet. Daran hatte auch die Pandemie nichts geändert. Wenngleich der gesamte Arbeitsmarkt 2020 und 2021 erkennbar mehr Arbeitslose aufweist, als gegenwärtig.

„Im Rechtskreis der Versicherungsleistung haben wir einen, wenn auch nur sehr leichten Rückgang mit neun Personen in der Arbeitslosigkeit zu verzeichnen. Insgesamt ist die Arbeitslosigkeit aber gestiegen. Das hat Gründe. Durch die ukrainischen Flüchtlinge, einige haben die ersten Sprachkurse und Qualifizierungsmaßnahmen abgeschlossen, fällt die Arbeitslosigkeit höher aus, als sonst üblich für einen November. Darüber hinaus zeigt sich eine deutliche Zurückhaltung der Unternehmen hinsichtlich neuer Einstellungen. Eine Unsicherheit, wie sich die wirtschaftliche Lage entwickeln wird, macht sich breit“, so Frank Neukirchen-Füsers, Vorsitzender Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Bochum, zu der auch die Geschäftsstelle in Herne gehört. Er gibt zu bedenken, dass sich bereits jetzt weitere Herausforderungen abzeichnen, die sich im neuen Jahr weiter verschärfen werden: die Transformation des Arbeitsmarktes, die voranschreitende Demografie wie auch das weltpolitische Geschehen, was sicherlich weitere Auswirkungen hervorbringen wird.

Arbeitslosigkeit
Im November 2022 sind mit insgesamt 8.714 gemeldeten Arbeitslosen in Herne 66 Personen oder 0,8 Prozent mehr arbeitslos als im Vormonat. Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Zahl der Arbeitslosen um 207 Personen oder 2,4 Prozent erhöht. Die Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen beträgt im November 10,9 Prozent. Vor einem Jahr belief sie
sich auf 10,6 Prozent.

Langzeitarbeitslosigkeit
Insgesamt 3.424 Personen (SGB III und SGB II) sind länger als ein Jahr nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt und damit derzeit in Herne langzeitarbeitslos gemeldet. Gegenüber dem Vormonat sind dies 2 Langzeitarbeitslose mehr. Im Vergleich zum Vorjahr um diese Zeit sinkt die Zahl um 756 Personen. 93,3 Prozent (3.195 Personen) aller Langzeitarbeitslosen sind in der Grundsicherung gemeldet.

Jugendarbeitslosigkeit
879 Jugendliche, dazu zählen in der Statistik alle Personen, die unter 25 Jahren sind, sind aktuell in Herne arbeitslos gemeldet. Verglichen mit dem Vormonat sind dies 4 Arbeitslose (0,5 Prozent) mehr. Im gleichen Monat des Vorjahres waren es 81 arbeitslose junge Menschen oder 10,2 Prozent weniger.

Arbeitslosigkeit der Älteren
Aktuell sind 2.620 ältere Personen in Bochum arbeitslos gemeldet. Zu den älteren Personen zählen in der Arbeitslosenstatistik alle, die das 50. Lebensjahr überschritten haben. Das sind im Vergleich zum Vormonat 30 Personen oder 1,2 Prozent mehr. Verglichen mit dem Vorjahr um diese Zeit sind es 94 Arbeitslose (3,7 Prozent) mehr.

Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung - SGB III
Im Bereich der Arbeitslosenversicherung (SGB III - Sozialgesetzbuch III) sind derzeit in Herne 1.746 Personen arbeitslos gemeldet. Gegenüber dem Vormonat sind das 9 Personen oder 0,5 Prozent weniger. Im Vorjahresvergleich zeigt sich hier eine Erhöhung um 36 Personen oder 2,1 Prozent.

Entwicklung in der Grundsicherung - SGB II
Die Grundsicherung (SGB II - Sozialgesetzbuch II) zählt im November 2022 insgesamt 6.968 Arbeitslose. Das sind 75 Arbeitslose mehr (1,1 Prozent) als im Vormonat und verglichen mit dem Vorjahresmonat 171 Arbeitslose oder 2,5 Prozent mehr. Von allen Arbeitslosen sind damit rund 80,0 Prozent in der Grundsicherung gemeldet. Stellenangebote 242 neue Stellenangebote wurden dem Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit im November 2022 gemeldet. Verglichen mit dem Vormonat sind das 36 Stellenmeldungen mehr. Im Vergleich zum Vorjahr wurden 28 Stellen mehr gemeldet. Im Bestand befanden sich insgesamt 1.209 offene Stellen, 56 mehr als im Vormonat und 126 mehr als im Vorjahresmonat.

Unterbeschäftigung
In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den registrierten Arbeitslosen auch die Personen abgebildet, die nicht als arbeitslos gelten, weil sie Teilnehmer an einer Maßnahme der Arbeitsmarktpolitik sind oder sich in einem arbeitsmarktbedingten Sonderstatus befinden. Diese Personen werden zur Unterbeschäftigung gerechnet, weil sie für Menschen steht, denen ein reguläres Beschäftigungsverhältnis fehlt. Insgesamt waren in diesem Monat 12.032 Personen in der Unterbeschäftigung registriert. Verglichen mit dem Vormonat sind das 88 Personen mehr. Ein Blick auf das Vorjahr zeigt
einen Anstieg um 222 Personen.