Ausbilden – Fachkräfte und Zukunft sichern!

Zur Bilanz auf dem Bochumer Ausbildungsmarkt 2022/23

15.11.2023 | Presseinfo Nr. 101

Zur Bilanzpressekonferenz auf dem Bochumer Ausbildungsmarkt erläutern am 13. November ihre Sicht: Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (Stadt Bochum), Dr. Katja Fox (Kompetenzfeldmanagerin der Industrie- und Handelskammer Mittleres Ruhrgebiet „Menschen stärken“), Dirk W. Erlhöfer (Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände Ruhr/Westfalen), Michael Mauer (Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Ruhr), Frank Neukirchen-Füsers (Vorsitzender Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Bochum) sowie Stephanie Herrmann (Operative Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Bochum).

Zum 30. September endete offiziell das Berufsberatungsjahr zum Ausbildungsmarkt 2022/23. Alle Daten sind zusammengetragen, jetzt wird Bilanz gezogen: Von Oktober 2022 bis zum Bilanzschluss dieses Jahres meldeten sich insgesamt 2.223 junge Menschen bei der Agentur für Arbeit, die nach einem Ausbildungsplatz suchen. Das sind  87 Jugendliche oder 4,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Demgegenüber stehen in diesem Jahr 2.245 betriebliche Ausbildungsstellen. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein

Rückgang von 99 betrieblichen Ausbildungsstellen oder 4,2 Prozent. Rein rechnerisch kommen aktuell auf 100 Ausbildungsstellen 99 Bewerberinnen und Bewerber. 

Statistisch gesehen ist die Schere zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Ausbildungsmarkt in Bochum so gut wie geschlossen. Statistisch! Allerdings geht es nicht um Zahlen. Es geht um junge Menschen, die den Nachwuchs in den Betrieben stellen und langfristig dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Die Frage nach dem richtigen Beruf und dem richtigen Nachwuchs ist jedoch nicht leicht zu beantworten, aber immens wichtig. Die Unternehmen brauchen gute Nachwuchskräfte. Die Jugendlichen brauchen gute Jobperspektiven. Insgesamt hat sich der Ausbildungsmarkt zu einem Bewerbermarkt gewandelt.

Jugendliche mit einem guten Schulabschluss können sich immer öfter ihre Ausbildungsstellen aussuchen. Andere Jugendliche haben es noch deutlich schwerer. Aber auch sie werden auf dem Arbeitsmarkt benötigt. Wer nicht gleich im Wunschberuf landen kann, sollte offen bleiben für artverwandte Berufe. Unternehmen sollten nicht zu stark aufgrund von Noten auswählen, sondern schauen, ob der junge Mensch ins Unternehmen passt. Umso wichtiger sind die Aktivitäten aller Paktpartnerinnen und Paktpartner auf dem Ausbildungsmarkt. Im zurückliegenden Jahr wurden vermehrt Vermittlungs- und Informationsveranstaltungen angeboten. So standen zum Beispiel verstärkt Ausbildungsmessen an Schulen und Berufskollegs auf der Agenda. Im bekannten Bochumer Club „Riff“ am Bermuda3Eck fand zum ersten Mal eine außergewöhnliche neue Ausbildungsmesse für das Handwerk statt. Handwerksbetriebe stellten aus und präsentierten. Jugendliche konnten sich vorstellen und gleich in den Beruf reinschnuppern.

 

Eine eingehende Berufsberatung, das praktische Ausprobieren in den Betrieben und auch die Unterstützung bei der Vermittlung in den Ausbildungsbetrieb bleiben wichtig. Fehlende Fachkräfte bereiten bereits jetzt der Konjunktur Probleme. Sie kommt ins Stocken. Materialengpässe, hohe Energiekosten und Zinsen sind das eine. Wer aber keine Fachkräfte hat, bekommt ein weiteres Problem.

Die Beratung und Unterstützung junger Menschen und Arbeitgeber stehen bei der Agentur für Arbeit im Fokus. Frank Neukirchen-Füsers, Vorsitzender Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Bochum, unterstreicht, wie wichtig diese Arbeit ist: „Neben unseren Beratungen in den Betrieben, sind wir verstärkt präsent in den Schulen, in den Berufskollegs, aber auch an Hochschulen und anderen Anlaufstellen von Jugendlichen. Niemand darf auf dem Weg in den Beruf verloren gehen. Durch unser Engagement konnten wir noch mehr Jugendliche erreichen als im Vorjahr. Das ist wirklich sehr erfreulich. Darüber hinaus haben wir unsere Elternarbeit verstärkt. Eltern spielen eine wichtige Rolle bei der Berufswahl ihrer Kinder. Die Chancen, für junge Menschen einen Ausbildungsplatz zu bekommen, sind zwar seit Jahrzehnten noch nie so gut gewesen wie aktuell. Aber es gilt auch, eine gute Berufswahl zu treffen. Dabei helfen wir, geben Entscheidungshilfen oder zeigen ganz neue Wege auf, die nicht bedacht wurden. Mit unserer Arbeit bringen wir Jugendliche und Ausbildungsbetriebe zusammen.“

 

Stephanie Herrmann, Operative Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Bochum, ergänzt: „Wir bieten mit dem Förderinstrument „Assistierte Ausbildung“ zum Beispiel auch während der Ausbildung Hilfe an. Bis zum Ende des Jahres werden wir für den aktuellen Ausbildungsstart weiter vermitteln und uns auch im kommenden Jahr – im Sinne der Unternehmen wie auch der jungen Menschen – weiter verstärkt einbringen.“

 

Bochums  Oberbürgermeister Thomas Eiskirch verweist auf die geänderten Startchancen auf dem Ausbildungsmarkt:Der Ausbildungsmarkt hat sich verändert. Heute bewerben sich eigentlich die Arbeitgeber, also in unserem Fall die Stadt, um Auszubildende, nicht mehr umgekehrt. Für die Stadt Bochum ist klar: Ausbildung ist wichtig. Sie schafft einen guten Einstieg in die berufliche Zukunft und damit echte Perspektiven. Deshalb steigern wir jedes Jahr unsere Ausbildungszahlen. Der Stadtkonzern bildet insgesamt rund 700 junge Menschen aus und ist damit einer der größten Ausbilder Bochums. Davon haben 156 Nachwuchskräfte in diesem Jahr bei der Stadtverwaltung ihre Ausbildung oder ein duales Studium in 20 verschiedenen Berufsgruppen begonnen.“

 

Dirk W. Erlhöfer, Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände Ruhr/Westfalen, erläutert, dass es für die Unternehmer deutlich schwieriger geworden ist, Nachwuchs für ihre Betriebe zu gewinnen:Die Bochumer Zahlen spiegeln das wider, was uns unsere Mitglieder wieder und wieder sagen: Es wird immer schwieriger, die angebotenen Ausbildungsplätze adäquat zu besetzen. Fast 15 Prozent noch unbesetzte Ausbildungsstellen verdeutlichen dies. Daher gilt erst recht: Die 106 unversorgten Bewerberinnen und Bewerber bei noch 330 unbesetzten Ausbildungsstellen sollten doch in der Nachvermittlung eine passende Ausbildungsstelle finden. Ungebrochen gilt jedoch: Unternehmen müssen im Arbeitnehmermarkt aktiv werden."

Michael Mauer, Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Ruhr, betont das Engagement der Betriebe und die Systemrelevanz des Handwerks: Das Ausbildungsengagement im Ruhr-Handwerk ist ungebrochen hoch. 1.210 jungen Menschen wurde zum bundeseinheitlichen Stichtag am 30. September der Einstieg in eine qualifizierte Berufsausbildung ermöglicht. Die Handwerksbetriebe würden noch mehr ausbilden, wenn es Bewerberinnen und Bewerber gäbe; denn 194 Lehrstellen in Bochum, Herne und dem Ennepe-Ruhr-Kreis konnten laut Statistik der Handwerkskammer Dortmund zum Stichtag  nicht besetzt werden. Die Zahlen sind jedoch nur eine Momentaufnahme, da auch nach dem 30. September noch Ausbildungsverträge abgeschlossen werden. Ich kann alle junge Menschen nur bestärken, ihren Berufsweg im Handwerk zu starten und die zahlreichen Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten zu nutzen. Wer Zukunft gestalten will, der ist im Handwerk genau richtig. Klimawandel und Elektromobilität sind nur zwei von vielen Zukunftsthemen, die ohne das Handwerk nicht zu meistern sind.

 

Dr. Katja Fox, Kompetenzfeld Managerin der Industrie- und Handelskammer Mittleres Ruhrgebiet, erläutert die Situation auf dem Ausbildungsmarkt wie folgt: „Die gute Nachricht zuerst: Die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist stabil und wieder auf dem Vor-Corona-Niveau mit einem leichten Plus von 3,9 Prozent. In Bochum verzeichnen wir sogar ein Plus von 6,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Vor allem die industriell-technischen Ausbildungsberufe haben kräftig zugelegt: plus 34,4 Prozent. Herausfordernd ist aber, dass immer mehr Ausbildungsverträge entweder noch in der Probezeit oder im ersten Jahr aufgelöst werden. Die Quote liegt im IHK-Bezirk aktuell bei 15 Prozent, deutschlandweit mittlerweile bei fast 30 Prozent“, sagt Katja Fox, auch Mitglied des Führungsteams der IHK Mittleres Ruhrgebiet. „Wir müssen leider feststellen, dass Erwartungen von Auszubildenden und Betrieben immer weiter auseinanderklaffen“, so Fox weiter. „Unsere IHK wird sich deshalb darauf konzentrieren, die Ausbildungsbetriebe für die Belange der Generation Z zu sensibilisieren. Diese jungen Menschen wollen eine sinnstiftende Tätigkeit schon während ihrer Ausbildung erfahren, bringen ganz andere Kompetenzen mit als jede Generation zuvor.“ Die Betriebe seien deshalb gut beraten, ihre Azubis mit konkreten Projekten zu betrauen und ihnen erste Verantwortung zu übertragen. Die IHK werde darüber hinaus mit einer Praktikumsoffensive das frühe Matching von Schüler:innen und  Unternehmen vorantreiben.
Wer noch sucht, kann sich melden unter:

  • Für Jugendliche:

Berufsberater stehen jederzeit telefonisch unter 0800 4 5555 00 oder über die Anwahl des persönlichen Beraters zur Verfügung. Auch möglich ist, www.arbeitsagentur.de/beratungswunsch oder Bochum.Berufsberatung@arbeitsagentur.de

  • Für Arbeitgeber:

Auch eine kurzfristige Bewerbersuche kann unter 0800 4 5555 20 oder über ihren persönlichen Betreuer im Arbeitgeber-Service durchgegeben werden sowie unter Bochum.Arbeitgeber@arbeitsagentur.de