Bremerhaven: Joachim Ossmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven: „Die positive Entwicklung der letzten Monate auf dem Arbeitsmarkt hat sich im April weiter fortgesetzt. Die Zahl der Arbeitslosen ist auf jetzt 7.589 gesunken und liegt damit in Bremerhaven unter dem Wert vor der Corona Pandemie (93 Personen weniger). Die aktuelle Arbeitslosenquote liegt nun mit 12,6% auf dem Wert vom Januar 2019, im April war sie wiederum gesunken.
Die mittelfristigen Auswirkungen des Ukrainekrieges auf den lokalen Arbeitsmarkt sind derzeit noch nicht absehbar. Die Zahl der Geflüchteten aus der Ukraine, die derzeit über die Agentur für Arbeit oder das Jobcenter bereits nach Arbeit suchen, ist noch sehr überschaubar. Dies wird sich mit der Dauer des Krieges aber sicher ändern. Der Gesetzgeber plant zum 1. Juni den Übergang der arbeitsmarktlichen und leistungsrechtlichen Betreuung der Ukraine-Geflüchteten in den Bereich der Grundsicherung. Das wird organisatorisch bereits vorbereitet. Es stellt die Jobcenter hinsichtlich der Datenerfassung als Voraussetzung für eine nahtlose Leistungsgewährung aber vor große Herausforderungen.
Die aktuelle Arbeitskräftenachfrage hat in der Seestadt gegenüber dem Vormonat mit einem Plus von 25,4% sehr deutlich zugenommen. Die Schwerpunkte der Arbeitskräftenachfrage lagen im Berichtsmonat April in den sonstigen Dienstleistungen, der Zeitarbeit sowie in der Öffentlichen Verwaltung.
Mit 1.505 offenen Stellen hat der Stellenbestand im aktuellen Berichtsmonat das bisherige Langzeithoch seit der Neuorganisation der Arbeitsverwaltung im Jahr 2005 noch einmal überschritten. Das Gesamtangebot an offenen Stellen lag im April um 1,6% über dem Vormonatswert und um 41,2 Prozent über dem April 2021.“
Rückgang der Arbeitslosigkeit erreicht alle Personengruppen
Im April befanden sich in Bremerhaven 7.589 Personen in der Erwerbslosigkeit. Die Arbeitslosigkeit sank im Vergleich zum Vormonat (-132 gemeldete Arbeitslose oder -1,7 Prozent).
Im Vergleich zum Vorjahresmonat sank die Arbeitslosigkeit um 588 Personen (-7,2 Prozent). Die Quote der Arbeitslosigkeit sank im April auf 12,6 Prozent. Zuletzt hatte sie diesen Wert im Januar 2019 vor der Pandemie.
Verglichen mit dem Vorjahr verringerte sich die Arbeitslosigkeit bei allen gesondert betrachteten Personengruppen. Von der Erholung am Arbeitsmarkt binnen Jahresfrist profitierten insbesondere die Jüngeren (15 bis unter 25Jährige) mit einem Rückgang der Arbeitslosigkeit um 18,6%. Am kleinsten fiel der Rückgang in der Gruppe der Ausländer aus (-4,7%).
Im April über 65% mehr neue Stellen als im Vorjahr
Im Berichtsmonat meldeten die Betriebe in der Stadt Bremerhaven insgesamt 380 neue Stellen an die Arbeitsagentur zur Besetzung. Das waren 77 neue Stellen mehr (+25,4 Prozent) als im März und 150 Stellen mehr (+65,2%) als vor zwölf Monaten.
Der langfristig gesehen hohe Bestand an freien Stellen lag damit nun bei 1.505 Arbeitsangeboten und über dem Niveau des Vormonats (+23 Stellen oder +1,6%). Im Vergleich zum April des Vorjahres lag das Stellenangebot insgesamt um über 40 Prozent höher (+41,2 Prozent oder +439 Stellen).
Den größten Anstieg an gemeldeten Stellen gab es binnen Monatsfrist aus dem Bereich der Erbringung von sonstigen Dienstleistungen (+49 Stellen), der Zeitarbeit (+29 Stellen) sowie der Öffentlichen Verwaltung/Sozialversicherung (+26 Stellen). Weniger Stellen als noch im März meldete insbesondere der Handel (-12 Stellen).
Entspannung bei der Kurzarbeit in Bremerhaven
Die Betriebe müssen gemäß § 99 SGB III grundsätzlich vor Beginn der Kurzarbeit eine Anzeige erstatten. Diese werden dann geprüft und zum Beispiel um doppelte Anzeigen bereinigt. Valide Zahlen zur tatsächlichen Kurzarbeit liegen insgesamt erst mit einem Zeitverzug von fünf Monaten vor.
Aktuell liegen Zahlen für geprüfte Anzeigen bis zum Stichtag 27. April vor. Im April gingen 6 neue Anzeigen für Kurzarbeitergeld aus Bremerhaven bei der Arbeitsagentur ein. Betroffen wären darin maximal 65 Mitarbeitende.
Wie hoch die tatsächliche Inanspruchnahme der Kurzarbeit ist, zeigt sich erst in den auf die Anzeigen nachfolgenden Monaten. Valide Zahlen zur tatsächlichen Kurzarbeit liegen daher erst mit einem Zeitverzug von fünf Monaten vor. Derzeit liegen die Daten für Oktober 2021 vor. Damals lag die tatsächlich realisierte, konjunkturelle Kurzarbeit in der Seestadt bei 69 Betrieben mit 732 betroffenen Kurzarbeitenden. Ein Jahr zuvor, im Krisenmonat Oktober 2020, waren in Bremerhaven 279 Betriebe in Kurzarbeit mit insgesamt 3.360 Kurzarbeitenden.
Arbeitslosigkeit: Deutliche Rückgänge sowohl im Jobcenter wie in der Arbeitsagentur binnen Jahresfrist
Agentur für Arbeit (Sozialgesetzbuch III): In der Stadt Bremerhaven war im April mit 1.531 Arbeitslosen die Zahl der Menschen, im Rechtskreis SGB III bei der Agentur für Arbeit arbeitslos gemeldet waren, beinahe unverändert zum Vormonat (+7 Personen oder +0,5%).
Verglichen mit dem stärker durch die Pandemie geprägten Vorjahr zeigt sich die Erholung. Die Zahl der Arbeitslosen in der Arbeitsagentur sank um 18,7 Prozent (oder -352 Personen) im Verlauf der letzten zwölf Monate.
Jobcenter (Sozialgesetzbuch II): Beim Jobcenter in der Stadt Bremerhaven waren im April 6.058 Arbeitslose gemeldet. Im Vergleich zum Vormonat ging die Zahl derjenigen, die auf die Grundsicherung angewiesen sind, zurück (-139 Personen oder -2,2 Prozent). Gegenüber dem Vorjahr sank die Zahl der beim Jobcenter arbeitslos Gemeldeten um 236 Personen (-3,7 Prozent).
Qualifizierung ist zunehmend Thema der Maßnahmen in der Arbeitsmarktpolitik
2.170 Personen nahmen im April in Bremerhaven an Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik der Agentur für Arbeit oder des Jobcenters teil. Das waren 35 Teilnehmende mehr als im Vormonat (+1,6%). Der Anstieg der Teilnehmerzahlen binnen Monatsfrist fiel am stärksten aus bei den Maßnahmen „Beruflichen Weiterbildung“ (+35 Personen oder +8,6%) sowie bei der „Aufnahme einer Erwerbstätigkeit“ (+11 Personen oder +3,9%). Insgesamt gab es weniger Teilnehmende als vor einem Jahr (-36 Personen oder -1,6%).
Weniger Unterbeschäftigung insgesamt
Ergänzend zur gesetzlich definierten Arbeitslosenzahl veröffentlicht die Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven Angaben zur Unterbeschäftigung. Dazu zählen zusätzlich zu den Arbeitslosen solche Personen, die nach der gesetzlichen Statistik nicht als arbeitslos gelten, aber z.B. im Rahmen von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen gefördert werden*.
Nach dieser Definition waren gemäß den vorläufigen Angaben im April 10.144 Personen im Agenturbezirk Bremerhaven unterbeschäftigt. Das waren 72 Personen (oder -0,7%) weniger als im Vormonat und 633 Personen weniger (oder -5,9 Prozent) als vor zwölf Monaten.
Ausbildungsmarkt: mehr offenen Stellen und mehr Bewerber auf der Suche
Von Oktober 2021 bis April 2022 haben sich in der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Bremerhaven 1.112 Bewerber für eine Berufsausbildung gemeldet. Das waren 97 Jugendliche mehr (+9,6%) als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der gemeldeten Berufsausbildungsstellen lag mit 850 Ausbildungsstellen in Bremerhaven im April über dem Vorjahreswert
(69 Stellen oder +8,8%).
Die Vermittlung am Ausbildungsmarkt läuft intensiv weiter. Auf beiden Seiten des Marktes gibt es noch Bewegung. Im Vergleich zum Vorjahr waren im April mehr Bewerber unversorgt (654 Personen, ein Plus von 6,3% oder 39 Personen) und mehr Stellen unbesetzt (601 Ausbildungsstellen, ein Plus von 19,5% oder 98 Stellen).
Statement zum Ausbildungsmarkt
Joachim Ossmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven: „Die Ausbildungskampagne 2022 ist in vollem Gang und die Eckdaten des Ausbildungsmarktes zeigen trotz weiter bestehender Corona Pandemie die Dynamik. So ist die Zahl der gemeldeten Ausbildungsplätze weiter angestiegen und auch die Zahl der Ausbildungsplatzsuchenden hat sich erhöht. Die Chancen, in diesem Jahr einen Ausbildungsplatz zu finden, sind ausgesprochen gut. Wer etwas mobil ist und auch Bremen mit einbezieht hat ein Angebot, bei dem mehr als ein offener Ausbildungsplatz für jeden Bewerber oder Bewerberin zur Verfügung steht. Vor Ort in Bremerhaven sind es allerdings nur rechnerisch 0,8 Ausbildungsplätze pro Bewerbenden.
Etwas Sorge aus betrieblicher Sicht macht die Tatsache, dass die Zahl der aktuell noch unbesetzten Ausbildungsplätze zum jetzigen Zeitpunkt noch fast 20 Prozent höher ist, als im letzten Jahr. Ich empfehle allen Jugendlichen auf Ausbildungsplatzsuche, den Kontakt zur Berufsberatung in der Jugendberufsagentur aufzunehmen und bis zum erfolgreichen Abschluss der Ausbildungsplatzsuche zu halten. Am 5. Mai ist die Berufsberatung zum Beispiel in der „Guten Stube“ des Standortmanagements in Geestemünde zu erreichen und natürlich in allen Schulen. Unabhängig davon bekommt man unter der kostenfreien Service-Nummer 0800 4 5555 00 einen Termin zur Berufsberatung.“
* Dazu gehören Personen in Arbeitsmarktmaßnahmen, beruflicher Weiterbildung, Arbeitsgelegenheiten, Grün-dungszuschuss, Altersteilzeit etc. Aufgrund der Vorläufigkeit der Daten zur Maßnahmeteilnahme können sich hier in den kommenden Monaten noch Änderungen ergeben. Nicht enthalten sind Beschäftigte in Kurzarbeit, weil diese Daten erst mit mehrmonatiger zeitlicher Verzögerung erhoben werden können.