Sondereffekte lassen Arbeitslosigkeit steigen

Im Bezirk der Agentur für Arbeit Coesfeld ist die Arbeitslosigkeit im Juni gegenüber dem Vormonat erwartungsgemäß deutlich angestiegen. Mit 10.872 Arbeitslosen waren es 919 mehr als noch im Mai dieses Jahres. Das entspricht einem Anstieg um mehr als 9 Prozent.

30.06.2022 | Presseinfo Nr. 56

Auch die Arbeitslosenquote kletterte in Folge der gestiegenen Anzahl an arbeitslos gemeldeten Personen. Mit 3,2 Prozent lag sie im Juni um 0,3 Prozentpunkte höher als noch im Mai. Gegenüber dem Vorjahr liegt sie jedoch um 0,1 Prozentpunkte niedriger. Damals lag auch die Zahl an Arbeitslosen um 517 Personen höher als im aktuellen Monat.

Die Nachfrage nach neuen Arbeitskräften ist gegenüber dem Vormonat wieder deutlich angestiegen. Mit 1.044 freien Stellen meldeten die Arbeitgeber im Agenturbezirk im Juni 198 mehr als noch im Vormonat. Das entspricht einem Anstieg um mehr als 23 Prozent. Allerdings waren es zuletzt 164 weniger als noch vor einem Jahr. Der Bestand an insgesamt unbesetzten Stellen kletterte gegenüber dem Vorjahr um 1.596 auf nun insgesamt 7.682 Stellen.

Der Arbeitsmarkt im Kreis Borken

"Zwei Effekte haben die Arbeitslosigkeit im Kreis Borken im Juni steigen lassen", erklärt Frank Thiemann, Leiter der Agentur für Arbeit Coesfeld, die aktuelle Entwicklung am Arbeitsmarkt im Kreisgebiet. So sind aktuell mit 7.593 Personen 824 Menschen mehr arbeitslos gemeldet als noch vor einem Monat.

"Zum einen haben wir einen saisontypischen Effekt, der vor allem junge Menschen nach der Schule oder Ausbildung betrifft", so Thiemann. "Mit dem Ende der Ausbildung und dem Bestehen der Prüfungen, die häufig im Juni und Juli stattfinden, melden sich immer einige Jugendliche, weil sie zum Beispiel nach der Ausbildung nicht übernommen wurden", berichtet der Arbeitsmarktexperte. In der Regel ist diese Arbeitslosigkeit nicht von langer Dauer, wie Thiemann sagt: "Da Fachkräfte am Arbeitsmarkt dringend gesucht werden, haben die Jugendliche gute Chancen schnell wieder eine neue Anstellung zu finden. Auch einige ehemaliger Schülerinnen und Schüler melden sich im Übergangsprozess in die Ausbildung, ein Studium oder auch ein freiwilliges Soziales Jahr vorrübergehend arbeitssuchend." Mit 746 Jugendlichen unter 25 Jahren waren im nun abgelaufenen Monat 185 mehr arbeitslos gemeldet als noch im Mai dieses Jahres. Das entspricht einem Anstieg um 33 Prozent; dabei war der Anstieg bei den unter 20-Jährigen besonders deutlich. Dies ist auch auf einen weiteren Sondereffekt zurückzuführen.

"Durch eine gesetzliche Neu-Regelung werden die geflüchteten Menschen aus der Ukraine seit Juni durch die kommunalen Jobcenter im Rahmen der Grundsicherung nach dem Sozialgesetzbuch II betreut", verdeutlicht Thiemann. Durch die Übernahme in die Grundsicherung werden viele von Ihnen nun auch in der Arbeitslosenstatistik geführt.

In der Gruppe der ausländischen Mitbürger ist die Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vormonat daher um 36 Prozent (+678 Personen) auf nun 2.562 Personen angestiegen.

Besonders deutlich wird das bei einem Blick auf die Verteilung nach Rechtskreisen. So ist die Arbeitslosigkeit in der Arbeitslosenversicherung (SGB III) nur leicht um 124 Personen oder 4,9 Prozent angestiegen. In der Grundsicherung (SGB II) kletterte die Personenzahl gegenüber dem Vormonat um 700 Personen oder 16,5 Prozent. Insgesamt waren im Juni 603 Personen im Kreis Borken mit einer ukrainischen Staatsangehörigkeit arbeitslos gemeldet. Im Vormonat waren es hingegen nur 9 Personen. Durch diesen Systemwechsel ist insbesondere auch die Zahl der erwerbsfähigen Hilfebedürftigen in der Grundsicherung gestiegen (+1.470 oder +16,6%). Da die Jobcenter hier bereits aktuell aber auch in den künftigen Monaten sehr intensiv Beratung und Unterstützung auch zur beruflichen Integration wahrnehmen werden, ist eine weitere Zunahme der Zahl der Arbeitslosen zu erwarten.

In Folge der gestiegenen Arbeitslosigkeit stieg auch die Arbeitslosenquote im Kreis Borken. Die betrug im Juni 3,5 Prozent und lag damit um 0,4 Prozentpunkte höher als noch im Mai. Damit liegt sie aber weiterhin um 0,1 Prozentpunkte unter dem Wert aus Juni 2021.

Die aktuellen weltweiten Unsicherheiten in der wirtschaftlichen Entwicklung mit Lieferketten-Engpässen, dem anhaltenden Krieg in der Ukraine und ggf. drohende Energieengpässen führen in einigen Bereichen zum einer rückläufigen oder gebremsten Einstellungsverhalten der Unternehmen. Dennoch gibt es im Kreis Borken weiterhin zahlreiche Perspektiven für arbeitssuchende Menschen. Viele Unternehmen sind weiterhin auf der Suche nach neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sie meldeten alleine im Juni 704 freie Stellen bei der Agentur für Arbeit und damit 194 mehr als im Vormonat. Insgesamt waren damit zuletzt 5.167 Stellen bei der Arbeitsagentur gemeldet.

Der Arbeitsmarkt im Kreis Coesfeld

Die Zahl arbeitsloser Menschen im Kreis Coesfeld ist im Juni gegenüber dem Vormonat angestiegen. Mit 3.279 Personen waren es 95 mehr als noch im Mai. Die Arbeitslosenquote kletterte im gleichen Zeitraum um 0,1 Prozentpunkte auf nun 2,6 Prozent. Besonders junge Menschen unter 25 Jahren und ausländische Mitbürger sind aktuell vom Anstieg der Arbeitslosigkeit betroffen.

Gründe dafür sieht der Leiter der Agentur für Arbeit Coesfeld, Frank Thiemann, in zwei Punkten: "Ein saisontypischer Effekt hat die Jugendarbeitslosigkeit steigen lassen, weil sich nach dem Ende der Schule und Ausbildung jedes Jahr um diese Zeit immer einige Jugendliche arbeitslos melden. Durch den frühen Ferienbeginn ist dieser Effekt zudem leicht vorgezogen." So ist die Zahl der Arbeitslosen unter 25 Jahre gegenüber dem Vormonat, um mehr als 21 Prozent angestiegen. "Aufgrund der hohen Nachfrage nach Fachkräften gehen wir davon aus, dass die meisten von Ihnen recht schnell eine neue Anstellung finden werden", prognostiziert der Arbeitsmarktexperte. Ehemalige Schülerinnen und Schüler werden zudem sehr zeitnah die von gewünschten Alternativen wahrnehmen können und z.B. eine Ausbildung oder ein Studium beginnen.

Den Anstieg der Arbeitslosigkeit in der Personengruppe der Ausländer sieht Thiemann in einer gesetzlichen Neuregelung begründet. Durch die Bundesregierung wurde festgelegt, dass die geflüchteten Menschen aus der Ukraine ab Juni dieses Jahres durch die kommunalen Jobcenter im Rahmen der Grundsicherung für Arbeitsuchende nach dem Sozialgesetzbuch II betreut werden. "Inzwischen werden bereits viele durch die Jobcenter im Kreis bei der Integration in den Arbeitsmarkt unterstützt. Durch die Übernahme in die Grundsicherung werden viele von Ihnen nun auch in der Arbeitslosenstatistik geführt", erklärt Thiemann. So stieg die Zahl der arbeitslos gemeldeten Menschen mit der ukrainischen Staatsangehörigkeit von 3 Personen im Mai auf 90 im Juni.

Aus diesem Grund fällt der Anstieg der Arbeitslosigkeit in der Grundsicherung (SGB II) auch deutlich stärker aus. Gegenüber dem Vormonat erhöhte sich die Arbeitslosigkeit um 59 Personen auf nun 1.877. Im Bereich der von der Agentur für Arbeit betreuten Arbeitslosenversicherung (SGB III) waren es gegenüber dem Vormonat lediglich 36 Personen mehr, sodass dort insgesamt 1.402 Personen im Juni arbeitslos gemeldet waren.

Durch diesen Systemwechsel ist insbesondere auch die Zahl der erwerbsfähigen Hilfebedürftigen in der Grundsicherung gestiegen (+724 oder +15%). Da die Jobcenter hier bereits aktuell aber auch in den künftigen Monaten sehr intensiv Beratung und Unterstützung auch zur beruflichen Integration wahrnehmen werden, ist eine weitere Zunahme der Zahl der Arbeitslosen zu erwarten.

„Eine steigende Arbeitslosigkeit aus den unmittelbaren Folgen der weltweiten Unsicherheiten in der wirtschaftlichen Entwicklung und einer nachlassenden wirtschaftlichen Dynamik sind aktuell noch nicht zu verzeichnen“, so Thiemann. Er fügt an: „Berufliche Perspektiven gibt es derzeit am Arbeitsmarkt durchaus noch zahlreich. So sind aktuell 2.515 freie Stellen bei der Agentur für Arbeit gemeldet. Das sind 436 mehr als noch vor einem Jahr. Dennoch wird ein gegenüber dem Vorjahr zunehmend gebremstes Einstellungsverhalten der Unternehmen spürbar.“ Alleine im Juni meldeten die Unternehmen und öffentlichen Verwaltungen im Kreisgebiet 340 freie Stellen und damit 4 mehr als im Vormonat, aber 31% weniger als im Vorjahr.

Der Arbeitsmarkt im Münsterland

Münsterlandweit ist die Arbeitslosigkeit im Juni gegenüber dem Vormonat angestiegen. So waren im nun abgelaufenen Monat 36.140 Personen bei einer Arbeitsagentur oder einem der kommunalen Jobcenter arbeitslos gemeldet. Damit sind es 2.520 mehr als noch im Vormonat, aber 2.054 weniger als vor einem Jahr zu diesem Zeitpunkt. Die Arbeitslosenquote lag im Juni bei 3,9 Prozent und damit um 0,3 Prozentpunkte höher als im Mai dieses Jahrs.

Alle drei Agenturen für Arbeit im Münsterland verzeichneten im Juni einen Anstieg der Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vormonat. So kletterte die Arbeitslosenquote für die Agentur für Arbeit Ahlen-Münster um 0,2 Prozentpunkte auf nun 4,4 Prozent. Im Bezirk der Agentur für Arbeit Coesfeld fiel der Anstieg etwas größer aus. Hier stieg die Arbeitslosenquote gegenüber dem Vormonat um 0,3 Prozentpunkte auf nun 3,2 Prozent, was weiterhin der niedrigste Wert in Nordrhein-Westfalen ist. Die Agentur für Rheine verzeichnete für den nun abgelaufenen Monat eine Arbeitslosenquote von 4,1 Prozent. Damit liegt sie um 0,4 Prozentpunkte höher als noch im Vormonat.

Die Nachfrage nach neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Münsterland ist weiter gestiegen. So waren im Juni 20.862 freie Stellen bei den Arbeitsagenturen gemeldet, das sind 65 mehr als im Vormonat und sogar 4.050 mehr als im Vorjahr zu diesem Zeitpunkt. Allein im Juni meldeten die Personalverantwortlichen 2.947 neue freie Stellen und damit 219 mehr als im Vormonat.