Vielfältige Möglichkeiten für Jugendliche

Wer im zurückliegenden Jahr einen Ausbildungsplatz gesucht hat, hatte es, häufig so einfach wie wohl noch nie. Auf 57 Bewerberinnen und Bewerber kamen 100 Ausbildungsstellen. Da wirkt es so, als haben die Jugendlichen die freie Auswahl. Dass es nicht immer so einfach ist, erklärt der Leiter der Agentur für Arbeit Coesfeld, Frank Thiemann, in einer Bilanz zum Ausbildungsjahr 2021/2022.

16.11.2022 | Presseinfo Nr. 94

Blick auf die Bewerberzahl

3.142 Jugendliche meldeten sich in der Zeit von Oktober 2021 bis Ende September 2022 bei der Agentur für Arbeit Coesfeld und deren Geschäftsstellen. Sie suchten eine Ausbildungsstelle und baten dafür um Unterstützung der Agentur für Arbeit. Das waren 39 mehr als noch im Vorjahr. "Perspektivisch wird diese Zahl leider eher kleiner", prognostiziert Thiemann und nennt dafür zwei Gründe. "Das eine sind rückläufige Zahlen der Schulentlassenen. Jahre, in denen weniger Kinder geboren wurden, sorgen dafür, dass in Zukunft auch entsprechend weniger Schülerinnen und Schüler die Schulen verlassen. Zum zweiten gibt es weiterhin den Trend zu höheren Schulabschlüssen und dem anschließenden Studium. Diese jungen Menschen stehen für eine Ausbildung damit erstmal nicht zur Verfügung."

Blick auf die Ausbildungsstellen

Die Unternehmen hingegen setzten voll auf Ausbildung. Sie meldeten 5.547 freie Ausbildungsstellen und damit 422 mehr als im Vorjahreszeitraum. Das entspricht einem Zuwachs von über 8 Prozent. "Die Unternehmen wissen, dass es immer schwieriger wird, Fachkräfte am Markt zu finden. Der Weg, diese selbst auszubilden und dann an sich zu binden, ist genau richtig", erklärt Frank Thiemann.

Entwicklungen am Ausbildungsmarkt

Beide Entwicklungen führten aber zu einem Ungleichgewicht am Ausbildungsmarkt. "Für die Bewerberinnen und Bewerber verbesserte das natürlich die Chancen, denn ihnen standen mehr Ausbildungsstellen zu Verfügung", so Thiemann. Trotzdem mussten sich junge Menschen weiterhin um einen Ausbildungsplatz bemühen, wie der Ausbildungsmarktexperte erklärt: "Es gibt immer noch Berufe, in denen die Nachfrage bei jungen Menschen sehr hoch ist. Wer hier seinen Traumjob möchte, muss mit einer guten Bewerbung überzeugen." Teilweise passten auch Vorstellungen der Jugendlichen und die Anforderungen der Arbeitgeber oder auch die räumliche Entfernung zum Ausbildungsplatz nicht zusammen. "Das macht es schwer, alle Jugendlichen mit einem passenden Ausbildungsplatz zu versorgen", so Thiemann.

Auch aus Sicht der Unternehmen stellte dies eine Herausforderung dar. Sie suchten dringend Nachwuchskräfte, bekamen aber längst nicht mehr alle Stellen besetzt. "Die Unternehmen müssen umdenken, was viele inzwischen tun. Es geht stärker darum, sich bei den Jugendlichen zu bewerben und ins Gespräch zu bringen. Nur wer eine Ausbildung bei sich spannend und interessant macht, kann punkten," verdeutlicht Thiemann.

Gleichzeitig geht es laut dem Leiter der Agentur für Arbeit Coesfeld darum, den Jugendlichen die vielfältigen Möglichkeiten einer betrieblichen Ausbildung näher zu bringen. "Die Karrieremöglichkeiten mit einer Ausbildung sind heutzutage in vielen Fällen sogar besser als mit einem Studium. Daher sollte sich jeder Jugendliche auch mit dieser Option beschäftigen." Egal ob fachliche Spezialisierung und ein Aufstieg in der Tätigkeit, Meister oder Techniker oder gar eine Betriebsübernahme: Alles sei möglich, betont Thiemann: "Deswegen sind unsere Beraterinnen und Berater schon ab der 8. Klasse in den Schulen unterwegs. Sie helfen Schritt für Schritt bei der Berufswahl und der Entscheidung für den richtigen beruflichen Weg, wie auch immer dieser aussieht." Gemeinsam mit verschiedenen Partnern am Ausbildungsmarkt arbeite man zusätzlich daran, für die betriebliche Ausbildung zu werben.

Unversorgte Bewerberinnen und Bewerber

Zum 30. September, also dem Ende des Berichtsjahres, waren noch 101 Jugendliche unversorgt. Das bedeutet, sie hatten noch keine Ausbildungsstelle oder eine andere Alternative. "Mit Ihnen standen und stehen wir weiter intensiv im Gespräch," betont Thiemann und ergänzt: "Wir möchten jedem von ihnen eine gute Alternative anbieten und sind sehr zuversichtlich, dass dies in den kommenden Wochen auch gelingen wird." Denn es sei auch jetzt immer noch möglich in eine Ausbildung einzusteigen, macht er Mut.

Angebot und Nachfrage

Die Jugendlichen suchten vor allem eine Ausbildung im kaufmännischen Bereich. So standen eine Ausbildung zum/zur Industriekaufmann/-frau oder Kaufmann/-frau für Büromanagement ganz oben auf der Liste vieler Jugendlicher. Ebenfalls hoch ist die Nachfrage nach einer Ausbildung als Tischler/in, KFZ-Mechatroniker/in PKW-Technik oder Medizinische/-r Fachangestellte/-r.

Die meisten Ausbildungsstellen wurden durch die Unternehmen hingegen als Kauffrau/-man im Einzelhandel, Verkäufer/-in, Industriekaufmann/-frau, Kaufmann/-frau für Büromanagement und Fachkraft - Lagerlogistik angeboten.

Der Ausbildungsmarkt im Kreis Borken

Im Kreis Borken meldeten sich im Laufe des statistischen Ausbildungsjahres 1.911 Jugendliche bei der Agentur für Arbeit als Bewerberin oder Bewerber, 112 mehr als im Vorjahreszeitraum. Zum Ende des Berichtsjahres waren davon noch 40 unversorgt, 13 weniger als im letzten Jahr zum Ende des Ausbildungsjahres.

Die Ausbildungsbetriebe im Kreisgebiet meldeten im gleichen Zeitraum 3.750 Ausbildungsstellen, 378 mehr als im Vorjahr. Das entspricht einem Anstieg um 11,2 Prozent.  Zum 30. September 2022 waren davon noch 318 Stellen unbesetzt, 110 weniger als zum Ende des letzten Berichtsjahres.

Rein rechnerisch standen damit jeder Bewerberin und jedem Bewerber 1,9 Ausbildungsstellen gegenüber. Im Vorjahr waren es noch 1,85 Stellen für jeden Bewerber.

Der Ausbildungsmarkt im Kreis Coesfeld

Im Kreis Coesfeld meldeten sich im Laufe des statistischen Ausbildungsjahres 1.213 Jugendliche bei der Agentur für Arbeit als Bewerberin oder Bewerber, 73 weniger als im Vorjahreszeitraum. Zum Ende des Berichtsjahres waren davon noch 61 unversorgt, 3 mehr als im letzten Jahr zum Ende des Ausbildungsjahres.

Die Ausbildungsbetriebe im Kreisgebiet meldeten im gleichen Zeitraum 1.797 Ausbildungsstellen, 44 mehr als im Vorjahr. Das entspricht einem Anstieg um 2,6 Prozent.  Zum 30. September 2022 waren davon noch 207 Stellen unbesetzt, 38 weniger als zum Ende des letzten Berichtsjahres.

Rein rechnerisch standen damit jeder Bewerberin und jedem Bewerber 1,4 Ausbildungsstellen gegenüber. Im Vorjahr waren es noch 1,35 Stellen für jeden Bewerber.