Rund 100 Jugendliche noch auf Ausbildungsplatzsuche

Arbeitsagentur zieht Bilanz zum Jahr am Ausbildungsmarkt

13.11.2023 | Presseinfo Nr. 116

"Die Chancen, einen Ausbildungsplatz zu finden, waren in diesem Jahr für junge Menschen wieder sehr gut", betont Frank Thiemann, Leiter der Agentur für Arbeit Coesfeld und spricht damit für die Regionen der Kreise Borken und Coesfeld. Er macht zugleich auch deutlich, dass es für die Unternehmen Zusehens schwieriger wird, Nachwuchs zu finden.

Von Oktober 2022 bis Ende September 2023 meldeten sich 2.964 Jugendliche als Bewerberinnen oder Bewerber bei der Arbeitsagentur Coesfeld. Damit waren es 160 weniger als im Vorjahr. "Das ist eine Entwicklung, auf die wir uns einstellen müssen," prognostiziert Thiemann, denn die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die in den kommenden Jahren die Schule verlassen und damit auf den Arbeitsmarkt kommen, geht zurück. "Dabei handelt es sich um Auswirkungen der demografischen Entwicklung in der Bevölkerung", berichtet der Ausbildungsmarktexperte und ergänzt: "Das bedeutet auch: Es stehen weniger Jugendliche für die zahlreichen Ausbildungsstellen zur Verfügung".

Die Unternehmen meldeten im zurückliegenden statistischen Ausbildungsjahr 5.252 Ausbildungsplätze bei der Arbeitsagentur. Rechnerisch bedeutet das, dass für jeden Jugendlichen 1,57 Ausbildungsstellen zur Verfügung standen. Dennoch sind zum Ende des Ausbildungsjahres 101 Jugendliche ohne Ausbildungsplatz oder andere Alternative. Damit sind es exakt so viele wie im Vorjahr. Die Gründe dafür sind vielfältig wie der Agenturleiter erklärt: "Rechnerisch sieht das natürlich toll aus, das Leben spielt aber oft anders. Denn die Interessen der Jugendlichen und die Anforderungen der Arbeitgeber passen manchmal nicht überein. Auch die Entfernung zum möglichen Ausbildungsplatz kann ein Grund sein, dass Bewerber und Unternehmen nicht zusammenfinden." Thiemann betont, dass es noch viele Möglichkeiten für die Jugendlichen gibt, die aktuell noch unversorgt sind. "Wir sind derzeit mit allen im Gespräch und erarbeiten gemeinsam eine Strategie." Von einem Berufsvorbereitungslehrgang, über einen weiteren Schulbesuch bis hin zum Ziel, doch noch eine Ausbildung zu finden, ist noch einiges möglich. "Ganz wichtig ist, dass man auch zum jetzigen Zeitpunkt in eine Ausbildung einsteigen kann."

Für die jungen Erwachsenen sind noch 556 Ausbildungsstellen bei der Arbeitsagentur für das aktuelle Jahr gemeldet. Darunter sind noch Angebote in kaufmännischen Berufen, im Einzelhandel und Verkauf, aber auch im Lager oder der Metallverarbeitung. "Das Angebot ist immer noch vielfältig", betont Frank Thiemann und ergänzt: "Dass so viele Ausbildungsstellen noch unbesetzt sind zeigt aber auch, wie schwer es für Unternehmen ist, Nachwuchs zu finden."

Es reiche schon lange nicht mehr aus, eine Stellenanzeige zu schalten, betont der Ausbildungsmarktexperte. Aus seiner Sicht ist Kreativität gefragt, um sich bei jungen Menschen bekannt und interessant zu machen. Viele Unternehmen sind dabei auf verschiedenen Wegen erfolgreich, beispielsweise mit einer modernen und mitarbeiterorientierten Unternehmenskultur, Marketing auf diversen Social-Media Kanälen, besonders interessanten Angeboten wie einem Azubi-Car oder einer spannenden Präsentation auf diversen Ausbildungsmessen.

Ein Schlüssel zum Erfolg für beide Seiten, also für Jugendliche und Ausbildungsbetriebe, ist das Praktikum. "Das bietet den jungen Menschen die einzigartige Möglichkeit in Betriebe hineinzuschnuppern, den Arbeitsalltag mitzuerleben und zu zeigen, dass man der oder die Richtige für das Unternehmen ist", erklärt Thiemann und ergänzt: "Für Unternehmen eröffnet ein Praktikum die Möglichkeit, dass sie bei den Jugendlichen mit ihren spannenden Ausbildungsmöglichkeiten und einem guten Betriebsklima punkten und sich so von der besten Seite zeigen können". Deshalb wirbt er bei beiden Seiten dafür, diese Möglichkeit intensiv zu nutzen.

"Es wird nicht leichter am Ausbildungsmarkt, wir brauchen die jungen Menschen aber zukünftig als Fachkräfte. Daher müssen wir mit unseren Partnern, den Ausbildungsbetrieben und natürlich den Jugendlichen gemeinsam neue Wege gehen, um möglichst viele Schülerinnen und Schüler für eine Ausbildung zu gewinnen," so das Fazit des Ausbildungsmarktexperten.