25 Jahre Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt

Es ist ein Geburtstag ohne großen Festakt: 1998, vor 25 Jahren, wurden mit dem Gesetz zur Reform der Arbeitsförderung "Beauftragte für Frauenbelange“ bei den damaligen Arbeitsämtern eingeführt, um die Gleichstellung von Frauen und Männern am Arbeitsmarkt zu fördern. Inzwischen gibt es in jeder Arbeitsagentur und jedem Jobcenter „Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt“. Doch wie ist es ein Vierteljahrhundert später im Münsterland um die Chancen beider Geschlechter in der Arbeitswelt bestellt? Die Statistik hat dazu einige überraschende Antworten.

03.05.2023 | Presseinfo Nr. 35

Mehr Männer arbeiten in Teilzeit

Das Münsterland hat bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung die Nase vorn. 685.668 Menschen gingen im Juni 2022 einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach, 2,6 Prozent mehr als im Jahr davor. Einen großen Anteil daran haben die Frauen. So stellten sie vor 25 Jahren nur 41 Prozent aller Beschäftigten, aktuell sind es mit fast 46 Prozent fast die Hälfte. Teilzeit ist dabei nach wie vor eine Domäne der Frauen, Tendenz steigend: Anfang 1999 arbeiteten fast 28 Prozent der Frauen in Teilzeit, dieser Anteil liegt inzwischen bei fast 52 Prozent. Auch bei den Männern nimmt der Anteil der Teilzeitbeschäftigten zu, allerdings auf einem viel geringeren Niveau als bei den Frauen: von knapp drei Prozent 1999 auf gut elf Prozent aktuell.

Wenig überraschend: Frauen sind in den sogenannten MINT-Berufen, also mathematischen Berufen, in der IT, den Naturwissenschaften oder technischen Berufen nach wie vor selten. Nur knapp 16 Prozent der Beschäftigten in diesen Berufsfeldern ist weiblich. Demgegenüber arbeiten knapp 16 Prozent der Frauen im Gesundheitswesen, 10 Prozent sind im Einzelhandel tätig, im Maschinenbau sind es hingegen nur 1,5 Prozent.

Viele Frauen im Minijob

108.500 Menschen haben keinen sozialversicherungspflichtigen Job, sondern gehen nur einem Minijob nach. Rund 60 Prozent davon sind Frauen. Zwar sind Minijobs inzwischen in der gesetzlichen Rentenversicherung versicherungspflichtig. Um Abzüge zu vermeiden, lassen sich aber viele Minijobberinnen und Minijobber von der Versicherungspflicht befreien und steuern so auf eine finanziell schwierige Lage im Rentenalter zu. 

Gehaltsunterschiede weiterhin hoch

Unterschiede im Geldbeutel gibt es aber nicht erst mit der Rente. Zwar nähern sich die Gehälter von Frauen und Männern langsam an. Dennoch ist der Gender Pay Gap, also der Verdienstabstand zwischen Frauen und Männern, nach wie vor ein Thema. So erhalten Frauen derzeit fast 59 Prozent mehr Gehalt als vor zwölf Jahren, während das Plus bei den Männern nur knapp 41 Prozent beträgt. Gleichauf sind die Einkommen aber trotzdem noch nicht verteilt. Im Mittel erhalten Frauen im Münsterland 463 Euro weniger als Männer. Die Ursachen hierfür können unterschiedlich aussehen: Frauen arbeiten beispielsweise in schlechter bezahlten Berufen, oder erreichen seltener Führungspositionen als Männer. 

Im Gesetz verankert: Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt

Der Gesetzgeber möchte die Gleichstellung von Frauen und Männern am Arbeitsmarkt fördern. Dazu ist im Sozialgesetzbuch festgelegt, dass es in jeder Agentur für Arbeit Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt gibt. Ihre Aufgabe ist es, Arbeitgeber sowie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Fragen der Frauenförderung, der Gleichstellung von Frauen und Männern am Arbeitsmarkt sowie der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu beraten und unterstützen.

Woche der Chancengleichheit in NRW vom 8. bis 12. Mai

Die Beauftragten für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt bieten ganzjährig ein umfangreiches Informations- und Veranstaltungsangebot. Zusätzlich haben sie in NRW in der Woche vom 8. bis zum 12. Mai ein besonderes Programm mit vielen Veranstaltungen im online-Format oder in Präsenz zusammengestellt. Um an den Veranstaltungen teilzunehmen, muss man nicht bereits konkret auf Stellensuche oder arbeitslos gemeldet sein. Auch wer noch in den ersten Überlegungen zum beruflichen Wiedereinstieg steckt, kann Unterstützung erhalten. Mehr Informationen gibt es auf www.arbeitsagentur.de unter der Rubrik "Veranstaltungen".