Den Wandel am Arbeitsmarkt nicht verschlafen

Fachkräfte fehlen überall, das ist schon jetzt deutlich zu spüren. Allerdings wird sich die Situation noch verschärfen. Wie dramatisch es wird, und was Unternehmen tun können, um die Effekte abzumildern und sich beim Wettbewerb um die Talente gut aufzustellen, das konnten Personalverantwortliche beim "starken Arbeitgeber-Forum", einer Veranstaltung der Agentur für Arbeit Coesfeld, dem Jobcenter des Kreises Borken, dem AIW Unternehmensverband, der Wirtschaftsförderungsgesellschaft und der IHK, erfahren.

21.09.2023 | Presseinfo Nr. 94

In den Räumen des d.velop-Campus in Gescher betonte Landrat Dr. Kai Zwicker während der Veranstaltung, dass die Unternehmen die Herausforderungen nicht unterschätzen sollten: "Bis 2050 schrumpft die Anzahl der erwerbsfähigen Menschen im Kreis Borken voraussichtlich um mehr als 14 Prozent. Das ist eine sehr große Zahl." Auch Frank Thiemann, Leiter der Agentur für Arbeit Coesfeld, machte deutlich, dass es immer schwerer werden wird, neue Mitarbeiter zu finden: "Über zwanzig Prozent der aktuell arbeitenden Fachkräfte gehen in den nächsten zehn Jahren in den Ruhestand. Es kommen aber deutlich weniger Menschen nach. Das macht die Fachkräftelücke größer."

Für die Unternehmen stellt das eine riesige Herausforderung dar, wie Dr. Daniel Schultewolter, Leiter der Wirtschaftsförderungsgesellschaft im Kreis Borken erklärt: "Wenn Stellen nicht besetzt werden können, müssen irgendwann Aufträge abgelehnt werden. Kleinere Betriebe müssen schlimmsten Fall sogar schließen. Das gilt es unbedingt zu vermeiden." Er betont, dass die Auswirkungen für alle spürbar wären, denn fehlende Handwerker oder geschlossene Geschäfte treffen jeden.

Doch welche Lösungen gibt es? Für Frank Thiemann ist Zuwanderung einer von mehreren möglichen Wegen: "Wir benötigen aktuellen Berechnungen zufolge bundesweit jedes Jahr 400.000 Zuwanderer, um den aktuellen Beschäftigungsstand halten zu können." Noch sei man davon weit entfernt, aber für Unternehmen lohne es sich, sich mit diesem Thema zu beschäftigen: "Natürlich gibt es ein paar bürokratische Hürden, aber der Einsatz zahlt sich aus, das wissen wir aus Erfahrungen." So mache es Sinn, dass sich mehrere Unternehmen zusammenschließen, um so voneinander zu profitieren und den Weg gemeinsam gehen. Dazu erhielten die teilnehmenden Arbeitgeber während der Veranstaltung praktische Tipps.

Für Daniel Schultewolter ist die Attraktivität des eigenen Unternehmens ein entscheidender Faktor, um im Wettkampf um die Talente die Nase vorn zu haben. "Es reicht aber nicht nur, eine tolle Firmenphilosophie auf der Webseite zu haben oder Obst für die Mitarbeiter bereitzustellen. Es braucht ein gelebtes Miteinander. Wenn die eigene Belegschaft begeistert und zufrieden ist, bleiben sie länger und tragen die Zufriedenheit nach außen. Eine bessere Werbung gibt es nicht." Er geht sogar noch einen Schritt weiter und hofft, dass die Menschen nicht nur für das Unternehmen werben, sondern für die ganze Region: „Wir müssen alle Unternehmen und Einwohner aus dem Kreis zu Botschaftern der Region machen.“

In drei Foren konnten die anwesenden Arbeitgeber zahlreiche weitere Ideen zu einzelnen Themenbereichen erhalten und sich dazu austauschen, was rege genutzt wurde. "Wir brauchen starke Unternehmen in der Region. Damit wir das in Zukunft noch haben, ist es wichtig, dass die Personalverantwortlichen der Unternehmen jetzt die Weichen stellen", so der Landrat, denn wie gravierend die Entwicklungen sind, habe man deutlich aufgezeigt.

Mit der dritten Auflage des "starken Arbeitgeber-Forums" konnten die Veranstalter erneut den Austausch der Unternehmen untereinander anregen und wichtige Themen sowie Lösungsansätze vorstellen.