Jahresbilanz: Arbeitsmarkt auf dem Weg in die Normalität, Fachkräftebedarf rückt in den Fokus

Seit Februar 2021 hat sich die Lage am Arbeitsmarkt kontinuierlich entspannt, die Arbeitslosenzahlen sind seitdem Monat für Monat schrittweise gesunken. Viele Betriebe konnten in der Folge die Kurzarbeit beenden. Zudem wurden der Agentur für Arbeit Detmold vermehrt Stellen gemeldet. Durch diese Zunahme und die Schwierigkeiten bei der Besetzung der Stellen rückte eine Herausforderung wieder deutlicher in den Fokus, die von den Auswirkungen der Corona-Krise zeitweise in den Hintergrund gedrängt wurde: der Bedarf an Fachkräften. Der Arbeitsmarkt 2021 im Kreis Lippe ist geprägt von sinkenden und insgesamt niedrigen Arbeitslosenzahlen. Erstmalig seit 2008 ist die Zahl der Arbeitslosen im September unter 10.000 Personen gesunken und bis einschließlich Dezember unter dieser Marke geblieben. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten lag Ende Juni 2021, dem letzten Quartalsstichtag der Beschäftigungsstatistik mit gesicherten Angaben, bei 116.968.  Im Vergleich zum Juni des Vorjahres bedeutet dies eine Zunahme von 1.841 Personen oder 1,6 Prozent. Die insgesamt positive Entwicklung ist ein deutliches Signal auf dem Weg zurück in die Normalität.

12.01.2022 | Presseinfo Nr. 3

Es gibt viel Bewegung am Arbeitsmarkt, die sich in Bestandszahlen nicht unbedingt widerspiegelt.  Erfreulich ist, dass 8.151 Arbeitslose eine neue Beschäftigung aufnehmen konnten. „Wir stellen fest, dass Stellen deutlich schneller wiederbesetzt werden können. Das heißt, die Arbeitslosigkeit besteht oft nur kurzzeitig im Übergang zwischen zwei Beschäftigungsverhältnissen“, freut sich Barbara Schäfer.

„Mit einem klaren Plus von 40,1 Prozent gemeldeter Stellen mehr bietet der Markt viele Möglichkeiten.“  Vor allem ein guter beruflicher Abschluss senkt das Risiko einer Langzeitarbeitslosigkeit. „Auch ein fortgeschrittenes Lebensalter oder eine Einschränkung der Leistungsfähigkeit ermöglicht eine erfolgreiche Integration in den Arbeitsmarkt“, weiß die Agenturleiterin aus Erfahrung.

„Der Arbeitsmarkt im Kreis Lippe zeigt sich in der Krise weiterhin aufnahmefähig und robust“, fasst Barbara Schäfer zusammen. Als wichtiges Instrument zur Stabilisierung des Arbeitsmarktes hat sich die Kurzarbeit bewährt, um Arbeitsplätze und Beschäftigung zu sichern, auch wenn die Anzeigen deutlich geringer ausgefallen sind als in 2020. Waren es im Januar 2021 noch 1.530 Betriebe, die Kurzarbeit realisiert haben, haben im Juni 2021 nach ersten Hochrechnungen nur noch 806 Betriebe kurzgearbeitet. Wie viele Personen tatsächlich Kurzarbeitergeld bezogen haben, kann nur zeitversetzt betrachtet werden: Wird nach den vorsorglichen Anzeigen tatsächlich kurzgearbeitet, können Betriebe innerhalb von drei Monaten die erforderlichen Abrechnungen einreichen. Derzeit stehen gesicherte Zahlen allerdings nur bis einschließlich Juni 2021 zur Verfügung.

Qualifizierung mehr denn je Schlüssel zum Schritthalten am Arbeitsmarkt
Die gesteigerte Nachfrage nach Arbeitskräften lenkt den Blick auf die bedeutenden Herausforderungen, denen der Arbeitsmarkt begegnen muss: Fachkräftebedarf, demografischer Wandel und Veränderung der Arbeitswelt.

 „Der Bedarf an Fachkräften ist hoch, hier möchte ich keine Branche ausschließen“, sagt Barbara Schäfer. „Am größten ist der Bedarf sicherlich in den Pflegeberufen, das hat Corona nochmal viel deutlicher in den Vordergrund gerückt. Auch im Handwerk und in der Gastronomie sehen wir eine große Nachfrage in unserer Region.“

Das Angebot an qualifizierten Arbeitsstellen ist groß, das Angebot an darauf passenden Bewerbern gering. „Das wollen wir ändern! Wichtig ist, dass Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber aktiv werden, zum Beispiel indem sie ihre Fachkräfte selbst ausbilden oder ihre Beschäftigten fördern und qualifizieren“, betont die Agenturleiterin. „Qualifizierung ist mehr denn je der Schlüssel zum Schritthalten am Arbeitsmarkt – egal, ob zum Beginn des Berufslebens oder währenddessen. Wir bieten hier Beratung und umfassende Unterstützung durch unsere verschiedenen Teams an, die sich um Ausbildungssuchende, Berufstätige, Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, Arbeitssuchende und Arbeitslose kümmern.“

Ausbildungsmarkt
Bereits beim Übergang von der Schule in den Beruf gibt es Fördermöglichkeiten. Schülerinnen und Schüler, aber insbesondere auch die Eltern, die maßgeblich die Berufswahl beeinflussen, möchte Barbara Schäfer ermutigen, unmittelbar mit der Berufsberatung Kontakt aufzunehmen, um sich über Einstiegsqualifizierungen, berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen, Beratungsmöglichkeiten oder Vermittlung in Ausbildung zu informieren. „Wichtig ist es, schon beim Übergang von Schule zu Ausbildung und Beruf Fördermöglichkeiten zu nutzen“, sagt Barbara Schäfer.

„Im Berichtsjahr 2020/2021 hat die Pandemie weite Teile des wirtschaftlichen Lebens beeinflusst. Dennoch sind viele lippische Unternehmen ihrer Ausbildungsbereitschaft nachgekommen, denn die jungen Azubis sind die Fachkräfte von übermorgen. Insgesamt fällt die Jahresbilanz respektabel aus, wenn auch nach Branchen unterschiedlich, und sendet zumindest ein verhalten optimistisches Signal in Richtung Wirtschaftsraum Lippe“, so Barbara Schäfer. 

Ausblick auf den Arbeitsmarkt 2022
Der Blick auf den Arbeitsmarkt im Jahr 2022 ist geprägt von Unsicherheiten rund um das Pandemiegeschehen, möglichen politischen Entscheidungen zur Eindämmung der Pandemie sowie Lieferengpässen in Wirtschaft und Handel. „Mit der Kurzarbeit wird auch 2022 ein wichtiges Instrument zur Verfügung stehen, um den Arbeitsmarkt zu stabilisieren“, betont Barbara Schäfer. Die Agenturchefin legt ihr Augenmerk bewusst auf die großen Herausforderungen: Fachkräftebedarf, demografischer Wandel und Strukturwandel. „Darum ist es jetzt besonders wichtig, gemeinsam mit allen Partnern am Arbeitsmarkt gute Lösungen zu finden. Das ist unser Ziel und unser Ansporn für 2022.“

Zahlen zum Arbeitsmarkt

Im Kreis Lippe lag die Arbeitslosenzahl 2021 im Durchschnitt bei 10.579 Personen. Darunter sind alle Personen in der Grundsicherung (SGB II) und in der Arbeitslosenversicherung (SGB III) zusammengefasst, die dem Arbeitsmarkt aktuell zur Verfügung stehen. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 5,7 Prozent im Jahresdurchschnitt. Damit unterschreitet der Wert das Vor-Krisen-Niveau. 2019 waren durchschnittlich 10.779 Personen arbeitslos gemeldet, das entspricht einer Arbeitslosenquote von 5,8 Prozent. Im Vergleich dazu waren es 2020, dem ersten Jahr der Pandemie, im Jahresdurchschnitt 11.899 Personen. Die Arbeitslosenquote lag im Vorjahr bei 6,4 Prozent.

Im Jahresdurchschnitt ist die Arbeitslosigkeit der über 50-Jährigen im Vergleich zum Vorjahr um 163 Personen von 3.711 auf 3.548 Personen gesunken. Die altersspezifische Arbeitslosenquote sank entsprechend im Jahresdurchschnitt von 5,4 Prozent in 2020 auf 5,1 Prozent in 2021.

Bei den Langzeitarbeitslosen ist im Jahresdurchschnitt ein Anstieg zu verzeichnen. Von 4.743 Personen im Jahr 2020 hat sich die Zahl auf 5.054 erhöht. Damit waren 310 Langzeitarbeitslose mehr in 2021 zu verzeichnen.

Die Jugendarbeitslosigkeit (unter 25 Jahre) hat im Jahresdurchschnitt im Vergleich zum Vorjahr von 1.339 um 287 Personen auf 1.052 abgenommen. Die altersspezifische Arbeitslosenquote verringerte sich damit um 1,3 Prozentpunkte auf 5,1 Prozent.

Auch bei den Ausländern geht die Arbeitslosigkeit zurück. Im Jahresdurchschnitt reduzierte sich die Zahl um 398 Personen von 3.343 auf 2.945 Personen.

Der Zugang von Stellenmeldungen beim Arbeitgeberservice ist deutlich gestiegen: In der Jahressumme wurden 8.084 Stellen gemeldet, 2.315 oder 40,1 Prozent mehr als im Vorjahr.

Der Bestand an offenen Arbeitsstellen lag 2021 im Jahresdurchschnitt bei 2.848 Stellen. 2020 waren es 2.201 Stellen durchschnittlich und damit 647 weniger