Der Arbeitsmarkt für Frauen hat sich in den letzten Jahren positiv entwickelt. Zwei Jahre Pandemie haben aber ihre Spuren hinterlassen und zwar in vielerlei Hinsicht. Der Anteil an Frauen, die eine sogenannte systemrelevante Tätigkeit ausüben, ist überproportional hoch. Frauen arbeiten etwa als Erzieherinnen, Pflegefachkräfte, Lehrerinnen und Verkäuferinnen. Die Krise hat gezeigt, welche große Bedeutung und Relevanz diese Berufe haben. Doch wie steht es um die Wertschätzung, um die Entlohnung und die Perspektiven in diesen Berufsfeldern? Auch die stärkere Berücksichtigung von Frauen in technischen Berufen bleibt ein wichtiges Zukunftsthema und ein mögliches Rezept gegen den Fachkräftemangel.
Heike Bettermann, Chefin der Agentur für Arbeit Dortmund:
„Der internationale Frauentag ist ein wichtiger Tag, gerade für berufstätige Frauen und gerade auch in diesem Jahr. Aber mit Blumen und Appellen ist es nicht getan. Wir alle konnten nicht nur den Medien entnehmen, sondern auch zumeist persönlich erfahren, dass die Pandemie insbesondere Mütter und Angehörige von Pflegebedürftigen ganz besonders gefordert hat. Vielfach waren Kitas vorübergehend geschlossen, der Schulunterricht musste digital von zu Hause aus organisiert werden und der Besuch von Tagespflegeeinrichtungen sowie von stationären Pflegeheimen war nur eingeschränkt oder gar nicht möglich. All dies stellte berufstätige Frauen vor enorme Herausforderungen. Da Frauen aus verschiedenen Gründen bis heute oft weniger verdienen als Männer, sind sie in den meisten Familien weitaus stärker in die Versorgung von Kindern und zu pflegenden Angehörigen eingebunden. Neben der privaten Belastung stieg in den vergangenen zwei Jahren aber auch die berufliche Belastung für viele Frauen, die trotz zahlreicher Initiativen von Politik, Bildungsträgern und Wirtschaft nach wie vor in genau den „sozialen“ Berufen tätig sind, die stark von der Pandemie beeinträchtigt waren. Darin, dass Applaus z. B. für Pflegekräfte nicht ausreicht, sind sich Arbeitsmarktakteure und Gesellschaft weitgehend einig. Doch auch der 8. März als internationaler Frauentag darf nicht nur Symbolcharakter haben. Qualifizierung, der Zugang zu gutbezahlten Berufen sowie flächendeckende Angebote zur besseren Vereinbarung von Familie und Beruf sind im Jahr 2022, nach zwei Jahren Pandemie, wichtiger denn je.“
Beschäftigungsquote von Frauen steigt spürbar an
Die Beschäftigung von Frauen ist im zweiten Krisenjahr wieder deutlich angestiegen. Von den insgesamt 250.972 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in Dortmund sind 115.986 weiblich, dies entspricht einem Anteil von gut 46 Prozent Frauen. Die meisten hiervon sind – ähnlich wie bei den männlichen Beschäftigten – im Alter von 25 bis unter 55 Jahren. Insgesamt hat sich die Beschäftigungsquote für Frauen weiter erhöht. 2021 lag sie bei 51,3 Prozent – ein Anstieg zum Vorjahr um 1,2 Prozentpunkte.
Häufig systemrelevant, aber kein technischer Beruf unter den Top Ten
Rund die Hälfte aller weiblichen Beschäftigten arbeitet in Branchen, denen in der Pandemie eine besondere Bedeutung und Relevanz zukam. So sind rund 15 Prozent im Gesundheitswesen, 16 Prozent im Bereich Sozialwesen, Erziehung und Unterricht und 10 Prozent im Einzelhandel beschäftigt.
In MINT-Berufen sind Frauen weiterhin deutlich unterrepräsentiert. Zu den MINT-Berufen zählen technische, informationstechnische und naturwissenschaftliche Berufe. Während rund ein Drittel der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Männer in MINT-Berufen tätig ist, arbeitet weniger als jede zehnte Frau in diesen Berufsfeldern. Auch liegt der Schwerpunkt der weiblichen Auszubildenden und Studierenden auf wirtschaftlichen, gesundheitlichen und sozialen Ausbildungsgängen bzw. Studienfächern. MINT-Ausbildungen sind weiterhin Männerdomäne. Dabei bieten genau diese Berufsfelder attraktive Karriere- und Verdienstmöglichkeiten. Der Wirtschaft fällt es hier zunehmend schwerer, Nachwuchs und Arbeitskräfte zu finden.
Frauen arbeiten mehr in Teilzeit
Die größten Unterschiede auf dem Arbeitsmarkt lassen sich jedoch immer noch bei der Arbeitszeit erkennen. Während 85,5 Prozent der Männer in Vollzeit arbeiten, sind es bei den Frauen nur 53,0 Prozent. Auch die gewünschte Arbeitszeit der arbeitslosen Männer und Frauen weist erhebliche Unterschiede auf. Während sich 63,0 Prozent der Frauen dem Arbeitsmarkt in Vollzeit zur Verfügung stellen sind es bei den Männern gut 90 Prozent. Dies lässt den Schluss zu, dass immer noch deutlich mehr Frauen als Männer wegen der Kinderbetreuung oder auch der Pflege von Angehörigen nicht in Vollzeit arbeiten können und ihre Erwerbstätigkeiten auch mehr Unterbrechungen aufweisen. In Folge dessen profitieren sie seltener von Gehaltssteigerungen, die an Betriebszugehörigkeiten gebunden sind. All dies hat nicht nur Auswirkungen auf die Höhe des Gehaltes, sondern auch auf die Renten von Frauen.