Der für Januar übliche Anstieg der Arbeitslosenzahlen fiel in Dortmund trotz der geltenden Einschränkungen durch Corona in Dortmund vergleichsweise glimpflich aus. Angesichts eines wachsenden Bestands an Arbeitslosen bei gleichzeitig steigendem Stellenbestand zeigt sich der Arbeitsmarkt jedoch wenig durchlässig.
„Zum Jahresende ausgelaufene Beschäftigungsverhältnisse, schlechtes Wetter – der Januar ist erfahrungsgemäß kein Monat für frohe Botschaften vom Arbeitsmarkt. Seit Dezember sind in Dortmund über 1.200 Menschen mehr arbeitslos gemeldet, das ist nicht zu beschönigen. Mit Blick auf vergangene Jahre stellen wir allerdings fest, dass der Januar 2022 dennoch ein ausgesprochen guter Monat war: Zwar stieg die Arbeitslosigkeit in Dortmund heuer um 3,6 Prozent; die Zahlen bleiben aber weit hinter den Werten der Vorjahre zurück. Im direkten Vergleich sind aktuell mit 3.311 Personen 8,7 Prozent weniger Menschen arbeitslos als vor einem Jahr. Das lässt uns vorsichtig hoffen, dass der Dortmunder Arbeitsmarkt trotz weiter geltender Einschränkungen und bestehender Unsicherheiten über die Auswirkungen der Omikron-Variante robust den zweiten Coronawinter hinter sich lassen kann.
Gleichwohl stellen wir fest, dass der Bestand an gemeldeten offenen Stellen in Dortmund im Landesvergleich überproportional wächst, obwohl die Zugänge hier sehr überschaubar bleiben. Damit rückt der Fachkräftemangel zunehmend wieder in den Fokus; ein Thema, dem wir kurz- und mittelfristig mit umfassenden Qualifizierungs- und Beratungsangeboten begegnen. Parallel setzen wir auf die Duale Ausbildung. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt mit 8,5 Prozent wieder fast auf Vorkrisenniveau, hier sind aber noch viele Potenziale zu entdecken“, kommentiert Arbeitsagenturchefin Heike Bettermann die Situation auf dem Dortmunder Arbeitsmarkt.
Dr. Regine Schmalhorst, Geschäftsführerin des Jobcenters Dortmund, kommentiert: „Neben einem saisontypisch erwartbaren Anstieg der Arbeitslosigkeit im Januar zeigen sich auch die Folgen der andauernden Auswirkungen der Pandemie. Nachdem die Zahl der Arbeitslosen im Jobcenter Dortmund seit Monaten kontinuierlich gesunken ist, verzeichnen wir im Januar erstmals einen Anstieg von 739 Personen. Darunter sind auch 66 Menschen, die in die Langzeitarbeitslosigkeit gerutscht sind. Dennoch ist die Situation deutlich besser als im Vorjahr: im Vergleich zu Januar 2021 sind 768 Arbeitslose weniger im Bestand des Jobcenters. Auch betreuen wir 482 Bedarfsgemeinschaften weniger als noch vor einem Jahr. Die Entwicklung der kommenden Monate könnte jedoch vor dem Hintergrund der anhaltenden Einschränkungen im Zusammenhang mit der Omikron-Variante zu einem weiteren Anstieg – insbesondere bei der Langzeitarbeitslosigkeit – führen.“
Niedrigster Anstieg der Arbeitslosigkeit seit Jahren
Im Januar wurden 34.962 Menschen in Dortmund arbeitslos gezählt. Davon waren 7.735 Personen bei der Arbeitsagentur und 27.227 Menschen beim Jobcenter Dortmund gemeldet. Damit ist die Gesamtzahl der Arbeitslosen in der Stadt im Vergleich zum Vormonat um 1.203 Personen oder 3,6 Prozent gestiegen. Die Arbeitslosenquote für alle bei Agentur und Jobcenter gemeldeten Arbeitslosen steigt auf 10,9 Prozent (Januar 2021: 12,0 Prozent). Die spezifische Arbeitslosenquote steigt für die Agentur leicht auf 2,4 Prozent und für das Jobcenter auf 8,5 Prozent.
Arbeitslosigkeit ist kein starrer Block. Vielmehr ist durch die Zu- und Abgänge in bzw. aus Arbeitslosigkeit viel Bewegung. In der Stadt Dortmund wurden im Januar 5.283 Männer und Frauen erstmals oder erneut arbeitslos registriert. 1.931 Personen davon kamen aus einer Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt. Das sind 549 Personen mehr als im Vormonat. 4.119 meldeten sich im Januar bei der Arbeitsagentur und dem Jobcenter aus der Arbeitslosigkeit ab. Von ihnen beendeten 1.048 Menschen ihre Arbeitslosigkeit wegen der Aufnahme einer Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt. Das sind 68 Personen mehr als im Vormonat.
Vorkrisenniveau bei Jugendarbeitslosigkeit fast erreicht
Rechtskreisübergreifend ist die Jugendarbeitslosenquote im Vergleich zum Vormonat leicht um 0,2 Prozentpunkte auf 8,5 Prozent gestiegen. Im Januar waren damit 2.860 junge Menschen unter 25 Jahren arbeitslos gemeldet. Das sind 47 Personen oder 1,7 Prozent mehr als im Vormonat und 10,6 Prozent oder 333 Personen weniger als im Vorjahr. Damit nähert sich die Jugendarbeitslosigkeit weiter dem Vorkrisenniveau an. Im Januar 2019 waren 2.678 Jugendliche unter 25 Jahren in Dortmund arbeitslos gemeldet, dies entspricht einer Quote von 8,4 Prozent.
Stabiler Stellenbestand bei schwacher Dynamik
Die Nachfrage nach neuen Arbeitskräften bei der Agentur für Arbeit ist zum Jahresende noch einmal angestiegen, ein vorsichtiges Einstellungsverhalten bei den Betrieben sorgt aber für verhaltende Dynamik. Die Dortmunder Unternehmen und Verwaltungen meldeten im aktuellen Berichtsmonat 692 neue Stellen. Das sind 319 Stellen weniger als im Dezember. Der aktuelle Stellenbestand ist mit 4.510 offenen Stellen um 7,1 Prozent niedriger als im Vormonat. Im Jahresvergleich liegt er mit einem Plus von 1.715 Stellen deutlich höher als im Krisenjahr 2021.
Spitzenreiter beim Stellenbestand sind neben dem Dienstleistungssektor Unternehmen aus dem Gesundheits- und Sozialwesen mit 587 offenen Stellen, gefolgt von Kfz-Händlern und –Reparaturbetrieben mit 555 gemeldeten offenen Stellen und dem Baugewerbe mit 368 offe-nen Stellen. Das von den Corona-Beschränkungen stark betroffene Gastgewerbe hat in den vergangenen Wochen durch Personalaufbau versucht, an Vorkrisenzeiten anzuknüpfen, musste jedoch zunehmend mit Besetzungsproblemen kämpfen. Die geltende 2G-Plus-Regelung hat die Stimmung in der Gastronomie zusätzlich getrübt; aktuell sind mit 165 deutlich weniger offene Stellen gemeldet.
Die Stellenmeldungen in der Arbeitnehmerüberlassung gelten als ein Frühindikator für die konjunkturelle Stimmung auf dem Arbeitsmarkt. In der Frühphase eines Aufschwungs steigt in der Regel die Nachfrage nach Zeitarbeitnehmern und -arbeitnehmerinnen an, in Abschwungphasen nimmt sie ab. Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung folgt in der Regel diesem Trend. Aktuell liegt der Bestand offener Stellen in der Zeitarbeit weiterhin auf niedrigem Niveau, ist aber, wie auch in den vergangenen Monaten, im Januar weiter gestiegen.
Unterbeschäftigung ist leicht gestiegen
In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den registrierten Arbeitslosen auch die Personen erfasst, die nicht als arbeitslos im Sinne der Sozialgesetzbücher (SGB III und SGB II) gelten, weil sie beispielsweise wegen der Teilnahme an Qualifizierungs-, Trainings- oder Beschäftigungsmaßnahmen, wegen Krankheit oder vorruhestandsähnlicher Regelungen nicht als arbeitslos gezählt werden.
Die Unterbeschäftigung ist in diesem Monat leicht gestiegen. Insgesamt sind im Januar 46.008 Personen in der Unterbeschäftigung registriert. Das sind im Vergleich zum Vormonat 615 Personen mehr. Der Anteil der Arbeitslosigkeit an der Unterbeschäftigung stieg im Januar leicht auf 76 Prozent. Die Unterbeschäftigungsquote sinkt im Berichtsmonat auf 11,2 Prozent.
Hinweis: Die Unterbeschäftigung ist ein sehr komplexes Thema und beinhaltet nicht Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die während ihrer Beschäftigung Arbeitslosengeldleistungen erhalten. Um Missverständnissen vorzubeugen, erklären wir Ihnen gerne die Zusammenhänge und Hintergründe. Nehmen Sie bei Bedarf mit uns Kontakt auf.
Deutlich weniger Beschäftigte von angezeigter Kurzarbeit betroffen
Vor Beginn der Kurzarbeit müssen Betriebe Anzeige über den voraussichtlichen Arbeitsausfall erstatten. Mit Beginn der vierten Welle stieg auch die Zahl der Anzeigen für Kurzarbeit in Dortmund wieder an. Nach aktuellen Hochrechnungen zu geprüften Anzeigen haben im Januar 81 Betriebe konjunkturelle Kurzarbeit angezeigt. Im Dezember lag die Zahl noch bei 75 Anzeigen. Die Anzahl der Beschäftigten, für die Kurzarbeit angezeigt wurde, ging im Vergleich zum Vormonat deutlich von 1.808 auf 885 zurück.
Das Kurzarbeitergeld hat vielen Dortmunder Unternehmen erfolgreich durch die Pandemie geholfen und hilft auch weiterhin. Ohne das Werkzeug Kurzarbeit läge die Arbeitslosigkeit deutlich höher, auch würde die Beschäftigung deutlich geringer liegen. Damit fehlte der Wirtschaft auch die Grundlage, auf der sie sich derzeit gut erholt. In diesem Kontext steht auch die von der Bundesregierung beschlossene Verlängerung des erleichterten Zugangs zum Kurzarbeitergeld um weitere drei Monate bis Ende März 2022.
Die Daten über die tatsächlich realisierte, d. h. in Anspruch genommene Kurzarbeit, werden mit einer Wartezeit von fünf Monaten veröffentlicht, da hiermit eine sichere Statistik auf vollzähliger Basis mit hoher Datenqualität gewährleistet ist. Aktuelle Daten zur tatsächlichen Inanspruchnahme stehen bis Juli 2021 zur Verfügung. So nahmen im Juli 1.070 Betriebe für 4.826 Dortmunderinnen und Dortmunder konjunkturelles Kurzarbeitergeld in Anspruch. Damit sind die Zahlen im Vergleich zum Vormonat weiter stark rückläufig. Im Juni 2021 wurde an 7.319 Personen in 1.522 Betrieben Kurzarbeit ausgezahlt. Den vorläufigen Höchststand erreichte die Kurzarbeit in Dortmund bisher im April 2020, als in 3.763 Betrieben 37.816 Menschen in Kurzarbeit beschäftigt waren.