Arbeitslosigkeit steigt zu Sommerbeginn

Dortmunder Arbeits- und Ausbildungsmarkt im Juni 2023

30.06.2023 | Presseinfo Nr. 38

Nachdem im Mai erstmalig eine Frühjahrsbelebung spürbar war, geben nun die aktuellen Arbeitsmarktzahlen zu Sommerbeginn wieder weniger Grund für Optimismus. Zur Jahreshälfte stieg die Zahl der arbeitslosen Menschen in Dortmund um 626 Personen an.

„Aufgrund des frühen Ferienbeginns ist dies aber eine durchaus typische Entwicklung. Ursächlich hierfür zeigen sich vor allem zwei Faktoren. Zum einen die sogenannte Übergangs- und Sucharbeitslosigkeit. Junge Menschen, die nach Abschluss ihrer zwei- und dreijährigen Ausbildung nicht von ihrem Betrieb übernommen wurden, haben sich im Juni zunächst arbeitslos gemeldet. Zum anderen die zu Ferienbeginn häufig endenden arbeitsmarktpolitischen Unterstützungsangebote. So beendeten im Juni viele Ukrainerinnen und Ukrainer ihre Integrations- und Sprachkurse.

Nicht nur die Arbeitswelt unterliegt einem rasanten Wandel, auch der Arbeitsmarkt verändert sich sehr stark. Die Gleichung mit einer offenen Stelle auf der einen Seite und Bewerberin oder Bewerber auf der anderen Seite geht nicht mehr so leicht auf. Die Vakanzzeiten von offenen Stellen haben sich in den vergangenen Jahren nahezu verdoppelt. Durchschnittlich dauert es fast ein halbes Jahr bis eine Stelle, die bei der Agentur für Arbeit gemeldet ist, mit einem neuen Mitarbeitenden besetzt ist, in einigen Branchen sogar deutlich länger. Das Vermittlungsgeschäft ist viel komplexer geworden, die Problemlagen vielfältiger. Die Anforderungen an die Arbeitskräfte steigen. Vielen der arbeitslosen Menschen fehlt aktuell die erforderliche Qualifikation.

Wir werden alles daransetzen, diese Menschen dabei zu unterstützen, den Anschluss wiederzufinden. Qualifizierung und Weiterbildung bleibt dabei der größte Hebel, mit dem wir unseren Teil zur Lösung des Personalbedarfs in der lokalen Wirtschaft beitragen können“, kommentiert Arbeitsagenturchefin Heike Bettermann die Lage auf dem Dortmunder Arbeitsmarkt.

Marcus Weichert, Geschäftsführer des Jobcenter Dortmund, kommentiert: „Auch die Jobcenter-Statistik zeigt, dass die Arbeitslosigkeit im Juni gestiegen ist. Es wurden 385 Personen mehr als im Vormonat, darunter 256 Langzeitarbeitslose, im Jobcenter Dortmund registriert. Diese Entwicklung lässt sich zum Teil auf den Übertritt der ukrainischen Geflüchteten in die Zuständigkeit des Jobcenters vor genau einem Jahr zurückführen, von denen nun nach 12 Monaten die ersten statistisch als langzeitarbeitslos gelten. Das Jobcenter Dortmund bemüht sich kontinuierlich, dieser Personengruppe Unterstützung zu bieten und ihnen bei der Integration in den Arbeitsmarkt zu helfen.

Wir wollen die Menschen, die bei uns im Leistungsbezug sind, dabei unterstützen, ihre Qualifikationen zu verbessern und dadurch den Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt zu schaffen. Angesichts des rasanten Wandels auf dem Arbeitsmarkt und der steigenden Anforderungen an Arbeitskräfte werden wir den Fokus noch stärker auf Qualifizierung und Weiterbildung legen und insbesondere mit dem Inkrafttreten der zweiten Welle des Bürgergeldes zum Juli haben wir hier mehr Möglichkeiten, Anreize zu setzen.“

Anstieg der Arbeitslosigkeit zur Jahreshälfte
Im Juni wurden 36.847 Menschen in Dortmund arbeitslos gezählt. Davon waren 8.021 Personen bei der Arbeitsagentur und 28.826 Menschen beim Jobcenter Dortmund gemeldet. Damit ist die Gesamtzahl der Arbeitslosen in der Stadt im Vergleich zum Vormonat um 626 Personen oder 1,7 Prozent gestiegen, sie liegt gegenüber dem Vorjahr um 8,9 Prozent (+3.004 Personen) höher. Die Arbeitslosenquote für alle bei Agentur und Jobcenter gemeldeten Arbeitslosen steigt um 0,2 Prozentpunkte auf aktuell 11,4 Prozent (Juni 2022: 10,5 Prozent). 
Arbeitslosigkeit ist kein starrer Block. Vielmehr herrscht durch die Zu- und Abgänge in bzw. aus Arbeitslosigkeit viel Bewegung. In der Stadt Dortmund wurden im Juni 5.641 Männer und Frauen erstmals oder erneut arbeitslos registriert. 1.448 Personen davon kamen aus einer Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt. Das sind 78 Personen mehr als im Vormonat. 5.047 meldeten sich im Juni bei der Arbeitsagentur und dem Jobcenter aus der Arbeitslosigkeit ab. Von ihnen beendeten 1.239 Menschen ihre Arbeitslosigkeit wegen der Aufnahme einer Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt. Das sind 97 Personen mehr als im Vormonat. 

Zahl der Ukrainer:innen in der Grundsicherung wieder angestiegen
Seit Juni 2022 haben alle geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer die Möglichkeit, in den Jobcentern einen Antrag auf Grundsicherung für Arbeitssuchende zu stellen. Im Berichtsmonat Juni waren im Jobcenter Dortmund 1.786 Ukrainerinnen und Ukrainer arbeitslos gemeldet. Das sind 326 mehr als im Vormonat und 1.460 Personen mehr als im Juni 2022.

Ukrainische Geflüchtete bringen gute Voraussetzungen mit, um erfolgreich auf dem deutschen Arbeitsmarkt anzukommen und nachhaltige Beschäftigungen zu finden. Sie verfügen zu mehr als 70 Prozent über ukrainische Berufsabschlüsse und Berufserfahrung und sind relativ jung. Dennoch braucht ein Berufseinstieg Zeit. Das liegt vor allem daran, dass auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland gute Deutschkenntnisse von großer Bedeutung sind. Gute Englischkenntnisse, über die viele der Geflüchteten verfügen, reichen nicht aus. Gerade in qualifizierten Tätigkeiten ist daher nach einem Integrationskurs häufig noch eine berufsbezogene Sprachförderung erforderlich. Außerdem darf nicht vergessen werden, dass parallel die Anerkennung von Schul-, Studien- und Berufsabschlüssen verfolgt werden muss, um eine qualifikationsadäquate Beschäftigung in Deutschland zu ermöglichen.

Jugendarbeitslosigkeit steigt wieder an
Rechtskreisübergreifend ist die Jugendarbeitslosenquote im Vergleich zum Vormonat um 0,7 Prozentpunkte auf aktuell 9,8 Prozent gestiegen. Im Juni waren damit 3.367 junge Menschen unter 25 Jahren arbeitslos gemeldet. Das sind 222 Personen mehr als im Vormonat. 

Arbeitskräftenachfrage leicht gestiegen zum Vormonat
Im Juni ist die Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften im Vergleich zum Vormonat leicht angestiegen, bewegt sich aber weiterhin auf niedrigem Niveau. Der Agentur für Arbeit wurden im aktuellen Berichtsmonat 758 neue Stellen gemeldet. Das sind 249 Stellen mehr als im Mai dieses Jahres und 68 Stellenmeldungen mehr als im Vorjahresmonat. Der aktuelle Stellenbestand steigt im Vergleich zum Vormonat leicht um 97 Stellen auf 4.084 offene Stellen. Im Jahresvergleich liegt er mit einem Minus von 1.492 Stellen auch deutlich niedriger als im Juni des Vorjahres. 
Die meisten der Agentur für Arbeit gemeldeten offenen Stellen entfallen auf die Berufsgruppen Lagerwirtschaft, Verkauf, Gesundheits- und Krankenpflege sowie Altenpflege. 

Unterbeschäftigung steigt weiter an
In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den registrierten Arbeitslosen auch die Personen erfasst, die nicht als arbeitslos im Sinne der Sozialgesetzbücher (SGB III und SGB II) gelten, weil sie beispielsweise wegen der Teilnahme an Qualifizierungs-, Trainings- oder Beschäftigungsmaßnahmen, wegen Krankheit oder vorruhestandsähnlicher Regelungen nicht als arbeitslos gezählt werden.
Die Unterbeschäftigung ist in diesem Monat weiter angestiegen. Insgesamt sind im Juni 48.813 Personen in der Unterbeschäftigung registriert. Das sind im Vergleich zum Vormonat 205 Personen mehr. Die Unterbeschäftigungsquote liegt aktuell bei 14,6 Prozent. Der Anteil der Arbeitslosigkeit an der Unterbeschäftigung steigt im Juni um 1,0 Prozent auf 75,5 Prozent.


Ausbildungsmarkt 2022/2023
Jetzt die Ferien nutzen und Ausbildung klarmachen

Auf dem Ausbildungsmarkt in Dortmund hat die heiße Schlussphase längst begonnen – mit bester Ausgangslage für die Jugendlichen. Für einen Ausbildungsstart noch diesen Sommer ist es keinesfalls zu spät, denn zu Beginn der Sommerferien gibt es in Dortmund mehr freie Ausbildungsplätze als Bewerberinnen und Bewerber. Aktuell stehen 1.791 offene Ausbildungsstellen 872 junge Ausbildungssuchende gegenüber.

Der Ausbildungsmarkt in Dortmund wird immer deutlicher zum Bewerberinnen- und Bewerbermarkt. Die Zahl der gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen seit Beginn des Berichtsjahres liegt Ende Juni bei 3.298. Dies sind im Vorjahresvergleich 50 Stellen mehr. Gleichzeitig gab es mit 2.690 jungen Menschen viel weniger Interessierte an betrieblichen Ausbildungsangeboten – ein Rückgang von 456 Jugendlichen oder 14,5 Prozent zum Vorjahr.

„Es gibt noch viele Tickets für den Berufseinstieg in diesem Jahr. Wer bisher noch nicht fündig geworden ist, kann die Ferien nutzen, um gemeinsam mit unserer Berufsberatung im Jugendberufshaus zu schauen, wo, in welchem Bereich sich noch interessante Chancen bieten“, so Heike Bettermann.