Konjunkturflaute bremst Herbstbelebung

Dortmunder Arbeitsmarkt im September 2023

29.09.2023 | Presseinfo Nr. 49

Die Arbeitslosigkeit hat sich zum Herbstbeginn saisontypisch entwickelt. Sie sank im September um 0,5 Prozent. Doch liegt der Rückgang deutlich unter dem Durchschnitt der vergangenen Jahre. Die Herbstbelebung fiel in den letzten Jahren ungefähr doppelt so stark aus.

„Die schwächelnde Konjunktur macht sich auch auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar. Die Zurückhaltung der Unternehmen und Betriebe bei der Einstellung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter führt zu weniger Bewegung und erlahmender Dynamik auch auf dem Dortmunder Arbeitsmarkt. Infolgedessen fällt die Herbstbelebung bisher in diesem Jahr sehr schwach aus. Profitiert haben im September vor allem die jungen Menschen unter 25 Jahren. Viele junge Absolventen einer dualen Berufsausbildung haben schnell wieder als gut ausgebildete Fachkraft zurück in den Arbeitsmarkt gefunden und sich aus der Arbeitslosigkeit abgemeldet.“, kommentiert Melanie Flusche, Geschäftsführerin Operativ der Agentur für Arbeit die Lage auf dem Dortmunder Arbeitsmarkt.

„Ein Dauerbrennerthema bleibt weiterhin der Fachkräftebedarf, weshalb wir auch nach dem offiziellen Beginn des Ausbildungsjahres intensiv für Ausbildung werben. Bei unserem Aktionstag am 12. Oktober von 10 bis 14 Uhr im BiZ gibt es jede Menge Last-Minute-Chancen, noch in diesem Jahr eine Ausbildung zur Fachkraft von morgen zu beginnen.“, so Flusche weiter.

 
Marcus Weichert, Geschäftsführer des Jobcenter Dortmund, kommentiert: „Aus Sicht des Jobcenters zeigt sich der Arbeitsmarkt im September robust. Allerdings fällt die saisontypische Herbstbelebung aufgrund der schwachen Konjunktur in diesem Jahr weniger stark aus als in den Vorjahren. Insgesamt waren im September 42 Personen weniger von Arbeitslosigkeit betroffen als im August. 
Im Helfersektor bietet der Markt im Moment wenig Angebote. Besonders langzeitarbeitslose Menschen sind aufgrund eines oft fehlenden Berufsabschlusses hiervon besonders betroffen. Ihre Zahl ist um 74 gestiegen. Unser Ziel ist es, den Menschen, die von uns unterstützt werden, über Qualifizierungs- und Weiterbildungsangebote den Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Positiv ist festzuhalten, dass insgesamt 152 Personen weniger als im Vormonat auf Hilfeleistungen durch das Jobcenter Dortmund angewiesen waren.“

Leichter saisonbedingter Rückgang der Arbeitslosigkeit

Im September wurden 37.867 Menschen in Dortmund arbeitslos gezählt. Davon waren 8.009 Personen bei der Arbeitsagentur und 29.858 Menschen beim Jobcenter Dortmund gemeldet. Damit ist die Gesamtzahl der Arbeitslosen in der Stadt im Vergleich zum Vormonat um 186 Personen oder 0,5 Prozent gesunken, sie liegt gegenüber dem Vorjahr aber um 6,4 Prozent (+2.267 Personen) höher. Die Arbeitslosenquote für alle bei Agentur und Jobcenter gemeldeten Arbeitslosen liegt unverändert bei aktuell 11,7 Prozent (September 2022: 11,1 Prozent).

Arbeitslosigkeit ist kein starrer Block. Vielmehr herrscht durch die Zu- und Abgänge in bzw. aus Arbeitslosigkeit viel Bewegung. In der Stadt Dortmund wurden im September 5.612 Männer und Frauen erstmals oder erneut arbeitslos registriert. 1.663 Personen davon kamen aus einer Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt. Das sind 231 Personen weniger als im Vormonat. 5.835 meldeten sich im September bei der Arbeitsagentur und dem Jobcenter aus der Arbeitslosigkeit ab. Von ihnen beendeten 1.579 Menschen ihre Arbeitslosigkeit wegen der Aufnahme einer Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt. Das sind 148 Personen weniger als im Vormonat. 

Zahl der Ukrainer:innen in der Grundsicherung leicht zurückgegangen

Seit Juni 2022 haben alle geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer die Möglichkeit, in den Jobcentern einen Antrag auf Grundsicherung für Arbeitssuchende zu stellen. Im Berichtsmonat September waren im Jobcenter Dortmund 1.875 Ukrainerinnen und Ukrainer arbeitslos gemeldet. Das sind 101 weniger als im Vormonat und 187 Personen weniger als im September 2022.

Ukrainische Geflüchtete bringen gute Voraussetzungen mit, um erfolgreich auf dem deutschen Arbeitsmarkt anzukommen und nachhaltige Beschäftigungen zu finden. Sie verfügen zu mehr als 70 Prozent über ukrainische Berufsabschlüsse und Berufserfahrung und sind relativ jung. Dennoch braucht ein Berufseinstieg Zeit. Das liegt vor allem daran, dass auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland gute Deutschkenntnisse von großer Bedeutung sind. Gute Englischkenntnisse, über die viele der Geflüchteten verfügen, reichen nicht aus. Gerade in qualifizierten Tätigkeiten ist daher nach einem Integrationskurs häufig noch eine berufsbezogene Sprachförderung erforderlich. Außerdem darf nicht vergessen werden, dass parallel die Anerkennung von Schul-, Studien- und Berufsabschlüssen verfolgt werden muss, um eine qualifikationsadäquate Beschäftigung in Deutschland zu ermöglichen.

Jugendarbeitslosigkeit geht zurück

Rechtskreisübergreifend ist die Jugendarbeitslosenquote im Vergleich zum Vormonat um 0,2 Prozentpunkte auf 10,1 Prozent gesunken. Im September waren damit 3.493 junge Menschen unter 25 Jahren arbeitslos gemeldet. Das sind 70 Personen weniger als im Vormonat. Damit liegt die Jugendarbeitslosigkeit aber noch deutlich über Vorjahresniveau. Im September 2022 waren 3.111 Jugendliche unter 25 Jahren in Dortmund arbeitslos gemeldet. 

Viele Jugendliche, die nach Beendigung ihrer Ausbildung in eine kurze Phase der Arbeitslosigkeit geraten sind, konnten nun als begehrte Fachkraft den Weg zurück in Arbeit finden. Auch Schul- und Ausbildungsstart im September haben sich positiv auf die Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit ausgewirkt.

Arbeitskräftenachfrage weiterhin sehr verhalten

Im September ist die Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften im Vergleich zum Vormonat erneut leicht zurückgegangen und bewegt sich weiterhin auf niedrigem Niveau. Der Agentur für Arbeit wurden im aktuellen Berichtsmonat 550 neue Stellen gemeldet. Das sind 69 Stellen weniger als im August dieses Jahres und 176 Stellenmeldungen weniger als im Vorjahresmonat. Der aktuelle Stellenbestand sinkt im Vergleich zum Vormonat um 134 Stellen auf 4.083 offene Stellen. Im Jahresvergleich liegt er mit einem Minus von 1.315 Stellen deutlich niedriger als im September des Vorjahres. 
Die meisten der Agentur für Arbeit gemeldeten offenen Stellen entfallen auf die Berufsgruppen Verkauf, Lagerwirtschaft/Post/Zustellung, Gesundheits- und Krankenpflege sowie Altenpflege. 

Unterbeschäftigung steigt weiter an

In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den registrierten Arbeitslosen auch die Personen erfasst, die nicht als arbeitslos im Sinne der Sozialgesetzbücher (SGB III und SGB II) gelten, weil sie beispielsweise wegen der Teilnahme an Qualifizierungs-, Trainings- oder Beschäftigungsmaßnahmen, wegen Krankheit oder vorruhestandsähnlicher Regelungen nicht als arbeitslos gezählt werden.
Die Unterbeschäftigung ist in diesem Monat weiter angestiegen. Insgesamt sind im September 49.413 Personen in der Unterbeschäftigung registriert. Das sind im Vergleich zum Vormonat 110 Personen mehr. Die Unterbeschäftigungsquote verbleibt bei 14,8 Prozent. Der Anteil der Arbeitslosigkeit an der Unterbeschäftigung geht im September von 77,2 Prozent auf 76,6 Prozent zurück.