Arbeitsmarktlage im Kreis Segeberg - Dezember 2022:

Stabiler Arbeitsmarkt geht in die Wintermonate

03.01.2023 | Presseinfo Nr. 2

 

Dezember 2022

November 2022

Dezember 2021

Arbeitslosenzahl

7.016

6.912

6.577

Arbeitslosenquote

4,5

4,4

4,2

 

Wintersaison: Moderater Anstieg der Arbeitslosen im Dezember

Zum Jahresende ist die Arbeitslosenzahl – saisonal üblich - leicht gestiegen. Trotz des derzeit warmen und frostfreien Wetters beginnen viele saisonabhängige Betriebe, ihre Personalmannschaft auszudünnen.

„Ab Dezember melden sich mehr Beschäftigte aus dem Bauhaupt- und Baunebengewerbe, dem Garten- und Landschaftsbau vorübergehend arbeitslos, hinzu kommen Saisonaushilfen aus der Produktion und dem Versand. Auch im kaufmännischen Bereich laufen befristete Arbeitsverträge häufig zum Jahresende aus“, sagt Thomas Kenntemich, Leiter der Agentur für Arbeit Elmshorn. „Der winterliche Anstieg der Arbeitslosigkeit wird uns über die kommenden Wochen begleiten. Erst mit der Frühjahrsbelebung im März rechne ich mit sinkenden Zahlen.“

Wie stark die saisonale Arbeitslosigkeit ausschlägt, hängt auch von den Temperaturen ab. Ein milder Winter führt in der Regel zu einem „milderen Anstieg“ der Arbeitslosigkeit, da mehr witterungsabhängige Gewerke durcharbeiten können.

Die Stellenmeldungen der Unternehmen blieben fast auf dem Niveau des Vormonats. Mehr Personalnachfragen kamen im Dezember aus dem Handel und dem produzierenden Gewerbe. Eine gute Qualifikation bleibt bei der Arbeitssuche ein Trumpf - für über 80 Prozent der aufgegebenen Jobangebote wird ein Berufsabschluss vorausgesetzt.

„Die Arbeitssuche kann auch in der Wintersaison erfolgreich sein, darum jetzt nicht nachlassen! Weiterhin gibt es viele offene Arbeitsangebote in den Unternehmen. Arbeitsagentur und Jobcenter helfen auch in 2023 mit Beratung, Qualifizierung, Praktika und finanzieller Unterstützung, damit Jobs und Menschen in unserer Region zusammenkommen“, erklärt Thomas Kenntemich.

Rückblick 2022: Neue Herausforderungen treffen auf stabilen Arbeitsmarkt

Den Blick zurück auf 2022 bestimmen Schlagzeilen zum Russland-Ukraine-Krieg, zu Materialengpässen, steigenden Energiepreisen oder Angst vor Rezession. Und der Arbeitsmarkt? Im Kreis Segeberg sind zum Jahresende mit 7.016 Menschen 6,7 Prozent mehr als im Dezember 2021 arbeitslos gemeldet. Doch der Arbeitsmarkt 2022 war stabiler als der Eindruck dieser Zahlen vermittelt. Dies verdeutlichen besonders zwei Aspekte:

Aspekt 1: Der Kreis Segeberg hat eine große Anzahl von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine aufgenommen. Zum Juni hat das Jobcenter die arbeitsmarktliche und existentielle Betreuung übernommen. Dadurch sind aktuell 562 Arbeitslose mehr registriert. Ohne diesen Sondereffekt hätte es statt des Anstiegs um 6,7 Prozent sogar einen Rückgang um 1,9 Prozent gegeben.

Aspekt 2: Für einen Vergleich sollte der Fokus nicht nur auf den letzten Monat des Jahres, sondern auf den gesamten Jahresverlauf gelegt werden (Jahreszahlen auf Seite 6). Der Arbeitsmarkt hatte sich besonders in der ersten Jahreshälfte gut von den Auswirkungen der Corona-Krise erholt.

So sind im Jahresdurchschnitt 6.804 Menschen im Kreis Segeberg arbeitslos gewesen – 652 oder 8,7 Prozent weniger als im Jahresdurchschnitt 2021. Die Arbeitslosenquote, die im Vorjahr noch 4,8 Prozent betragen hatte, ist auf 4,4 Prozent gesunken. Die Zahl der gemeldeten Stellenangebote wuchs zu 2021 leicht. Die Zahl der Beschäftigten ist weiter gestiegen und erreichte einen neuen Höchststand.

„Am Arbeitsmarkt war das Jahr 2022 deutlich besser als der Eindruck, den es bei vielen hinterlässt. Ein stabiler Stellenmarkt, weniger Arbeitslose und mehr Beschäftigte prägen das Jahr. Corona und Kurzarbeit hatten kaum noch Auswirkungen. Der beginnende Aufwärtstrend wurde leider im Laufe des Jahres durch neue Krisenthemen ausgebremst. Dennoch blieb der Arbeitsmarkt fest und bietet weiterhin viele Chancen für Arbeitsuchende und Unternehmen“, meint Thomas Kenntemich.

Ein besonders positiver Aspekt lag 2022 in der Entwicklung der Langzeitarbeitslosigkeit, also der Menschen, die sich ein Jahr oder länger auf Arbeitssuche befinden. Während der Corona-Pandemie war ihre Zahl angewachsen, da der Jobeinstieg in dieser Zeit deutlich schwieriger wurde. Im letzten Jahr gelang dies wieder deutlich besser. Im Jahresdurchschnitt 2022 waren im Kreis 2.490 Menschen schon länger auf der Jobsuche. Das sind im Vergleich zum Vorjahr 278 Personen oder 10,0 Prozent weniger.

Arbeitsmarkt entwickelt mehr Resilienz - Fachkräftebedarf bleibt Thema Nr.1

Die weitere wirtschaftliche Entwicklung ist derzeit kaum absehbar und hängt zum Teil an internationalen Entscheidungen. Wo der Arbeitsmarkt am Jahresende 2023 stehen wird, lässt sich daher kaum verlässlich prognostizieren.

Wirtschaftsforschungsinstitute gehen zunehmend von einer „milden“ Rezession in 2023 aus, einen wirtschaftlichen Aufwärtstrend könnte es ab 2024 geben. Viele Unternehmen in unserer Region verfügen noch über gefüllte Auftragsbücher, die derzeit abgearbeitet werden.

Der Arbeitsmarkt hat sich in den letzten Jahren von konjunkturellen Schwankungen abgekoppelt. Die Auswirkungen wurden durch den massiven Einsatz von Kurzarbeit gedämpft. Und auch die Unternehmen entlassen ihre Fachkräfte nicht mehr so schnell, da es bei Auftragsbesserung schwieriger geworden ist, den Personalbestand wieder aufzustocken.

„Ich gehe davon aus, dass auch in einem wirtschaftlich schwierigen Jahr 2023 der Arbeitsmarkt sein gutes Niveau halten wird. Besonders für die neuen Herausforderungen wie den Umbau zu modernen, klimafreundlichen Techniken und die zunehmende Digitalisierung vieler Lebensbereiche werden Fachkräfte gesucht. Berufe werden sich verändern, der Bedarf an qualifizierten Kräften wird bleiben“, erklärt Thomas Kenntemich.

Beim Fachkräftemangel sieht Thomas Kenntemich verschiedene Ansätze: „Um den aktuellen Fachkräftebedarf zu sichern und die zahlreichen Altersabgänge in die Rente abzufedern, müssen wir mehrgleisig fahren. Wir sollten die Arbeitszeitpotenziale besser ausschöpfen, z.B. Teilzeitkräften oder Minijobbern mehr Chancen geben, ihre Arbeitszeiten auszuweiten. Ungelernte Arbeitslose und Beschäftigte können sich durch Qualifizierungen zur begehrten Fachkraft entwickeln. Durch gezielte Zuwanderung sollten Fachkräfte für Mangelberufe gewonnen werden.“

Besonders gute Zukunftschancen sieht die Agentur für Arbeit Elmshorn unter anderem für die Beschäftigten in den sozialen Berufen (Erziehung und Pflege), im Handel und in den MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). „Dabei sollte der Beruf immer mit den Interessen und Talenten übereinstimmen“, so Thomas Kenntemich.

Zahlen, Daten, Fakten

Arbeitsmarkt im Kreis Segeberg

 

Beschäftigte

Mit Datenstand 30.06.2022 waren 95.995 Personen im Kreis Segeberg sozialversicherungspflichtig beschäftigt, ein Plus von 1,6 Prozent oder 1.522 Personen im Vergleich zum Juni 2021.

Stellen

Die Unternehmen gaben 420 sozialversicherungspflichtige Arbeitsstellen neu zur Besetzung auf. Das sind sieben weniger als im Vormonat und 100 weniger als im Dezember 2021. Seit Jahresbeginn wurden insgesamt 6.577 Arbeitsangebote gemeldet – 167 mehr als im Jahr 2021.

Arbeitslose

Die Arbeitslosenzahl ist zum Vormonat um 104 Personen oder 1,5 Prozent gestiegen. Damit waren im Dezember 7.016 Menschen arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat liegt die Zahl um 439 Personen oder 6,7 Prozent höher.

Arbeitslosenquote

Die Arbeitslosenquote ist von 4,4 im Vormonat auf 4,5 Prozent gestiegen. Vor einem Jahr hatte sie 4,2 Prozent betragen.

Langzeitarbeitslose

Die Zahl der Langzeitarbeitslosen liegt mit 2.302 Personen um 380 niedriger als vor einem Jahr. Im Dezember war ihre Zahl um eine Person zurückgegangen.

Arbeitslose nach Rechtskreisen

(Agentur für Arbeit / Jobcenter)

Von allen Arbeitslosen betreute die Agentur für Arbeit (Arbeitslosenversicherung) 2.431 Personen, das sind 85 mehr als im Vormonat. Es waren 37 Personen (-1,5 Prozent) weniger als vor einem Jahr bei der Arbeitsagentur gemeldet.
Beim Jobcenter (Grundsicherung) waren 4.585 Arbeitslose registriert. Dies sind 19 Personen mehr als im November. Gegenüber dem Vorjahresmonat ist die Zahl um 476 Personen gestiegen (+11,6 Prozent).

Ukrainische Staatsangehörige

Beim Jobcenter und bei der Arbeitsagentur sind 1.289 erwerbsfähige, ukrainische Staatsangehörige gemeldet. Drei Viertel von ihnen sind Frauen. Viele stehen dem Arbeitsmarkt nicht unmittelbar zur Verfügung, z.B. weil Sprachkurse oder Qualifizierungen besucht werden oder die Kinderbetreuung nicht sichergestellt ist. 574 sind als Arbeitslose registriert, 16 mehr als im Vormonat und 562 mehr als vor einem Jahr.

Unterbeschäftigung

Zu den Arbeitslosen kamen im Dezember 1.957 weitere Menschen, die ohne Arbeit waren. 8.973 Personen befanden sich damit in Unterbeschäftigung. Die Unterbeschäftigung ist innerhalb eines Jahres um 750 Personen oder 9,1 Prozent gestiegen.

Info Unterbeschäftigung: Die Zahl der Unterbeschäftigten erfasst neben den Arbeitslosen beispielsweise auch Personen in Qualifizierungsmaßnahmen und Arbeitsgelegenheiten (1-Euro-Jobs), Krankgeschriebene, geförderte Existenzgründer und Arbeitsuchende mit Vorruhestandsregelungen. Die aktuellen Werte sind vorläufig und hochgerechnet. Endgültige Werte zur Unterbeschäftigung stehen erst nach einer Wartezeit von drei Monaten fest.

Arbeitsmarktpolitische Maßnahmen

Aktuell besuchen 494 Menschen eine berufliche Weiterbildung, die durch die Arbeitsagentur oder das Jobcenter gefördert wird. Dies sind 39 Personen mehr als vor einem Jahr. Weitere 389 Personen nehmen an Kurzqualifizierungen oder betrieblichen Praktika teil – 74 mehr als im Dezember 2021.

Ausbildungsmarkt

Daten zum Ausbildungsmarkt werden erst wieder ab dem Berichtsmonat Januar 2023 veröffentlicht.

 

 

 

 

 

Der Arbeitsmarkt des Kreises Segeberg im Jahresvergleich 2022 zu 2021Um die Entwicklung des Arbeitsmarktes im vergangenen Jahr umfassend einschätzen zu können, ist es sinnvoll nicht nur die Dezemberwerte, sondern auch die Jahresdurchschnittswerte – und damit längerfristige Trends - zu betrachten.

 

Jahresdurchschnittswerte

2022

2021

Arbeitslosenquote

4,4

4,8

Arbeitslosenzahl

6.804

7.456

Langzeitarbeitslose

2.490

2.768

Sozialversicherungspflichtige Stellenangebote
(Jahressumme der Zugänge)

6.577

6.410

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigte
(Bestand am 30.06.)

95.995

94.473