Arbeitsmarktlage im Kreis Pinneberg - Juli 2023:

Saisonaler Anstieg im Sommer

01.08.2023 | Presseinfo Nr. 54

 

Juli 2023

Juni 2023

Juli 2022

Arbeitslosenzahl

9.190

9.068

9.058

Arbeitslosenquote

5,1

5,1

5,1

 

 

Ferienzeit lässt die Arbeitslosigkeit vorübergehend anwachsen.

 

„Sommerflaute am Arbeitsmarkt bedeutet Konjunktur für Arbeitsagentur und Jobcenter. In den Sommerferien wurden viele neue Kunden aufgenommen und beraten. Schul- und Ausbildungsende lassen die Arbeitslosenzahlen in diesen Wochen wieder vorübergehend anwachsen, auch Qualifizierungen schließen häufig zu den Ferien ab“, sagt Thomas Kenntemich, Leiter der Agentur für Arbeit Elmshorn zur aktuellen Entwicklung.

 

Im Ferienmonat Juli meldeten sich 674 Menschen aus einer Beschäftigung und weitere 670 aus einer Ausbildung oder Qualifizierung. Darunter waren wie jedes Jahr zu dieser Zeit sehr viele Jüngere, die nach Abschluss ihrer Schul- und Berufsausbildung nicht direkt in eine Anschlussbeschäftigung gehen konnten. Die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen unter 25 Jahren stieg im Juli um 110 (+12,3 Prozent zum Vormonat) auf 1.003.

 

Schon in kurzer Zeit werden viele in eine Ausbildung, ein Studium oder einen Job wechseln, ist Thomas Kenntemich überzeugt: „Junge Nachwuchskräfte sind gefragt. Für Ausbildungsabsolventen gibt es interessante Jobangebote. Die meisten können bald eine neue berufliche Herausforderung antreten oder haben bereits einen neuen Vertrag in der Tasche.“

 

 

Entgeltstatistik: Berufsausbildung und Qualifizierung lohnen sich auch finanziell! Arbeitsagentur und Jobcenter unterstützen dabei.

 

Der Median der Entgelte für eine sozialversicherungspflichtige Vollzeit-Beschäftigung im Kreis Pinneberg liegt bei 3.441 Euro brutto (siehe S.3 – aktuelle Jahresdaten 2022). Das bedeutet, die Hälfte der Beschäftigten verdient mehr als monatlich 3.441 Euro und die andere Hälfte weniger. Damit liegt der Verdienst im Kreis unter dem Bundeswert von 3.646 Euro, jedoch über dem Wert des Landes Schleswig-Holstein von 3.385 Euro.

 

„Mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung werden meist interessantere Tätigkeiten ausgeübt und es gibt einen besseren Schutz gegen Arbeitslosigkeit. Eine Ausbildung lohnt sich auch finanziell. In einem Berufsleben macht der Unterschied rund 400.000 Euro brutto gegenüber einer Hilfskraft aus!“, rechnet Thomas Kenntemich vor. „Eine Berufsausbildung bringt daher viele Vorteile. Wer ohne eine Ausbildung in den Job gestartet ist, hat auch später noch gute Möglichkeiten diese nachzuholen. Arbeitsagentur und Jobcenter beraten und fördern. Auch in einer Beschäftigung kann in Zusammenarbeit mit dem Betrieb ein Berufsabschluss nachträglich ermöglicht werden.“

 

Berufsausbildung und Qualifizierung zahlen sich aus: Fachkräfte mit einer Berufsausbildung verdienen mit 3.301 Euro deutlich mehr als eine Hilfskraft mit 2.514 Euro. Wer in seinem Berufsleben noch etwas „draufsattelt“ und z.B. seinen Meister- oder Techniker-Titel macht, kann mit Verdiensten um 4.499 Euro rechnen. Für höhere Führungskräfte und akademische Spezialisten wird ein Verdienst um 5.631 Euro ausgewiesen.

 

Ältere ab 55 Jahre verdienen fast 1.000 Euro mehr als junge Arbeitnehmer/innen. Sie punkten häufig mit einer langen Betriebszugehörigkeit und Berufserfahrung. Auch die Qualifikation steigt im Laufe des Lebens und führt zu einem höheren Verdienst.

 

Die Differenz zwischen Männern und Frauen (Gender-Pay-Gap) in einem Vollzeitjob liegt bei 329 Euro (Bund: 365 Euro). Gehaltsunterschiede hängen insbesondere von Berufen, Branchen und Positionen ab. Inwieweit auch eine ungleiche Bezahlung für gleiche Tätigkeiten Ursache ist, lässt sich aus den Zahlen nicht ermitteln.

 

 

Jetzt die Ausbildungsentscheidung treffen und mitteilen! Die Berufsberatung unterstützt den Start in eine erfolgreiche Ausbildung.

 

Viele Schulabgänger/innen beginnen in diesen Tagen ihre Ausbildung, gehen bald auf eine weiterführende Schule, studieren oder starten in eine Überbrückung wie zum Beispiel ein freiwilliges Jahr. Sie alle sollten jetzt wissen, was sie beruflich machen wollen und wie der nächste Schritt dahin aussieht. Daher appelliert Thomas Kenntemich:

„Wenn die Zusage für die gewünschte Ausbildungsstelle oder die Schule da ist, sollten Jugendliche den Betrieben, bei denen sie noch im Rennen sind, sofort absagen und die Berufsberatung informieren. Die Unternehmen können dann nach Alternativen suchen und anderen Bewerbern noch eine neue Chance geben.“

 

Besonders in den ersten Wochen der Ausbildung kommt es häufig zu Vertragsauflösungen. Falsche Vorstellungen oder Erwartungen auf beiden Seiten sind oftmals der Grund. Ärgerlich, nach einem Ausbildungsabbruch beginnt die Suche für den Auszubildenden von vorn und dem Ausbildungsbetrieb fehlt später eine wichtige Fachkraft.

 

Damit der Start in die Ausbildung erfolgreich klappt, sollten Betriebe und Azubis vereinbaren, bei Problemen und offenen Fragen aufeinander zuzugehen und gemeinsam Lösungen zu suchen, empfiehlt Thomas Kenntemich: „Häufig muss man sich erst einmal aneinander gewöhnen. Verhalten und Umgangston sind für beide Seiten oft ungewohnt. Missverständnisse können schnell entstehen. Dies sollte sofort offensiv angesprochen werden mit dem Ziel, der guten Absicht eines gemeinsam abgeschlossenen Ausbildungsvertrages eine faire Chance zu geben. Dabei können auch die Beratungskräfte der Kammern und der Arbeitsagentur helfen.“

 

„Auch fachliche Hindernisse in der Ausbildung können ausgeräumt werden“, weiß Thomas Kenntemich und rät: „Um das Risiko eines Abbruchs zu minimieren, kann die Arbeitsagentur Ausbildungsbetriebe und Auszubildende bei Bedarf mit Zusatzunterricht und sozialpädagogischer Betreuung unterstützen - und das sogar schon ab Ausbildungsstart!“

Bei der „assistierten Ausbildung“ wird ein individuelles Paket geschnürt, das ganz gezielt auf die Förderbedürfnisse des jungen Menschen und des Betriebes ausgerichtet ist. Kosten entstehen weder für die Auszubildenden noch für die Betriebe.

 

Im Juli waren noch 703 freie Ausbildungsplätze im Kreis gemeldet. Wer sich jetzt spontan für eine Ausbildung entscheidet, hat noch eine interessante Auswahl an Möglichkeiten. Die kurzfristigen Erfolgsaussichten hängen von Beruf und Branche ab. Wer sich z.B. für eine Ausbildung im Einzelhandel, als Feinwerkmechaniker/in, Kfz-Mechatroniker/in oder Zahnmedizinische/r Fachangestellte/r interessiert, hat besonders gute Chancen.

 

Kurzentschlossene können sich gerne bei der Berufsberatung melden. Die Arbeitsagentur berät zu Ausbildung, Studium, Alternativen und Überbrückungsmöglichkeiten – ganz nach Bedarf. Die aktuellen Ausbildungsangebote sind in der Jobbörse unter www.arbeitsagentur.de zu finden.

 

Kontakt zur Berufsberatung:

www.arbeitsagentur.de/ausbildungklarmachen

Tel: 0800 – 4555500 (kostenfrei)

 

Kontakt für Ausbildungsbetriebe: 0800 - 4 5555 20 (kostenfrei).

 

 

 

Sozialversicherungspflichtige Bruttoarbeitsentgelte (Jahreszahlen)

der Vollzeit-Beschäftigten im Kreis Pinneberg

 

 

Median in €, jeweils zum Stichtag 31.12.

2018

2019

2020

2021

2022

 

1

2

3

4

5

Insgesamt

3.116

3.219

3.238

3.333

3.441

Männer

3.235

3.332

3.342

3.431

3.537

Frauen

2.850

2.960

2.998

3.113

3.208

unter 25 Jahre

2.278

2.368

2.387

2.487

2.650

25 bis unter 55 Jahre

3.153

3.253

3.269

3.366

3.470

55 Jahre und älter

3.330

3.431

3.447

3.537

3.621

Helfertätigkeit

2.177

2.254

2.293

2.368

2.514

Fachkraft

(z.B. mit Berufsausbildung)

2.981

3.071

3.093

3.182

3.301

Spezialist

(z.B. Meister/in, Techniker/in, kfm. Zusatzausbildung, untere Führungsebene)

4.239

4.356

4.357

4.473

4.499

Experte

(Höhere Führungskraft, mind.4jähriges Studium,
z.B. Ingenieur/in)

5.283

5.435

5.480

5.638

5.631

© Statistik der Bundesagentur für Arbeit – Veröffentlichungsdatum: 20.07.2023

 

 

Hinweis

Die Statistik der BA weist Medianentgelt und keine „Durchschnittsgehälter“ im engeren Sinne aus. Zudem werden nur Vollzeitbeschäftigte berücksichtigt. Die Daten basieren auf der Meldung der Arbeitgeber zur Sozialversicherung. Da Löhne und Gehälter nur bis zur Beitragsbemessungsgrenze für die Rentenversicherung gemeldet werden, die im vergangenen Jahr bei 7.050 Euro in Westdeutschland und 6.750 Euro in Ostdeutschland lag, ist nicht für alle Beschäftigten bekannt, wie hoch das tatsächlich erzielte Entgelt war. Die Statistik der BA weist deswegen das Medianentgelt aus, das heißt, die eine Hälfte der Beschäftigten erzielt ein Entgelt, das unter diesem Medianentgelt liegt, die andere Hälfte liegt darüber. Die BA erhebt die Entgelte immer zum Stichtag 31. Dezember für alle Vollzeitbeschäftigten.

 

 

Zahlen, Daten, Fakten

Arbeitsmarkt im Kreis Pinneberg

 

Beschäftigte

Mit Datenstand 31.12.2022 waren 95.143 Personen im Kreis Pinneberg sozialversicherungspflichtig beschäftigt, ein Rückgang um 0,6 Prozent oder 530 Personen im Vergleich zum Dezember 2021.

Stellen

Die Unternehmen gaben 430 sozialversicherungspflichtige Arbeitsstellen neu zur Besetzung auf. Das sind 45 Stellen weniger als im Vormonat und 140 weniger als im Juli 2022.

Seit Jahresbeginn wurden insgesamt 3.806 Arbeitsangebote gemeldet – zwei weniger als in den ersten sieben Monaten des letzten Jahres.

Arbeitslose

Die Arbeitslosenzahl ist zum Vormonat um 122 Personen oder 1,3 Prozent gestiegen. Damit waren im Juli 9.190 Menschen arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat liegt die Zahl um 132 Personen oder 1,5 Prozent höher.

Arbeitslosenquote

Die Arbeitslosenquote bleibt unverändert zum Vormonat bei 5,1 Prozent. Vor einem Jahr hatte sie ebenfalls 5,1 Prozent betragen.

Langzeitarbeitslose

Im Juli ist die Zahl der Langzeitarbeitslosen um 26 Personen zum Vormonat angewachsen. Mit 2.572 Personen liegt die Zahl um 13 höher als vor einem Jahr.

Arbeitslose nach Rechtskreisen

(Agentur für Arbeit / Jobcenter)

Von allen Arbeitslosen betreute die Agentur für Arbeit (Arbeitslosenversicherung) 3.300 Personen, das sind 87 mehr als im Vormonat. Es waren 128 Personen (-3,7 Prozent) weniger als vor einem Jahr bei der Arbeitsagentur gemeldet.
Beim Jobcenter (Grundsicherung) waren 5.890 Arbeitslose registriert. Dies sind 35 Personen mehr als im Juni. Gegenüber dem Vorjahresmonat ist die Zahl um 260 Personen (+4,6 Prozent) gestiegen.

Ukrainische Staatsangehörige

im SGBII (Jobcenter)

Beim Jobcenter Kreis Pinneberg sind 1.832 erwerbsfähige, ukrainische Staatsangehörige gemeldet. Viele stehen dem Arbeitsmarkt nicht unmittelbar zur Verfügung, z.B. weil Sprachkurse oder Qualifizierungen besucht werden oder die Kinderbetreuung nicht sichergestellt ist. 593 sind als Arbeitslose registriert, sieben weniger als im Vormonat und 191 weniger als vor einem Jahr.

Unterbeschäftigung

Zu den Arbeitslosen kamen im Juli 3.234 weitere Menschen, die ohne Arbeit waren. 12.424 Personen befanden sich damit in Unterbeschäftigung. Die Unterbeschäftigung ist innerhalb eines Jahres um 887 Personen oder 7,7 Prozent gestiegen.

Info Unterbeschäftigung: Die Zahl der Unterbeschäftigten erfasst neben den Arbeitslosen beispielsweise auch Personen in Qualifizierungsmaßnahmen und Arbeitsgelegenheiten (1-Euro-Jobs), Krankgeschriebene, geförderte Existenzgründer und Arbeitsuchende mit Vorruhestandsregelungen. Die aktuellen Werte sind vorläufig und hochgerechnet. Endgültige Werte zur Unterbeschäftigung stehen erst nach einer Wartezeit von drei Monaten fest.

Arbeitsmarktpolitische Maßnahmen

Aktuell besuchen 584 Menschen eine berufliche Weiterbildung, die durch die Arbeitsagentur oder das Jobcenter gefördert wird. Dies sind 16 mehr als vor einem Jahr. Weitere 692 Personen nehmen an Kurzqualifizierungen oder betrieblichen Praktika teil – 263 mehr als im Juli 2022.

Ausbildungsmarkt

Für den Ausbildungsstart in 2023 meldeten sich im Kreis Pinneberg bislang 1.186 Ausbildungsplatzbewerber/innen bei der Berufsberatung, dies sind 38 weniger als zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr. Von den gemeldeten Bewerbern/innen waren Mitte Juli noch 306 auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Die Unternehmen haben 1.644 Berufsausbildungsstellen zur Besetzung aufgegeben, 37 mehr als im Vorjahreszeitraum. Von den gemeldeten Ausbildungsstellen sind 703 unbesetzt, beziehungsweise die Bewerbungsverfahren noch nicht abgeschlossen.

 

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