Arbeitslosigkeit steigt saisonal

Arbeitsmarktlage im Kreis Pinneberg - Januar 2023:

31.01.2023 | Presseinfo Nr. 8

 

Januar 2023

Dezember 2022

Januar 2022

Arbeitslosenzahl

9.308

8.867

8.527

Arbeitslosenquote

5,3

5,0

4,8

 

Wintersaison auch ohne Frost und Schnee: Saisonal mehr Arbeitslose im Januar

Der Januar ist im Jahresverlauf üblicherweise der Monat, in dem sich die meisten Menschen aus einer Beschäftigung arbeitslos melden. Auch zum Jahresbeginn 2023 ist die Arbeitslosenzahl im Kreis Pinneberg saisonal angestiegen. 925 Personen meldeten sich nach dem Ende ihrer Erwerbstätigkeit bei der Arbeitsagentur oder dem Jobcenter neu arbeitslos (im Dezember 2022: 724).

„Der aktuelle Anstieg ist deutlich spürbar, jedoch saisonal bedingt und liegt im üblichen Rahmen. Aktuell ist es zwar überwiegend frost- und schneefrei und viele witterungsabhängige Gewerke können durcharbeiten, andere reduzieren jedoch dennoch vorsorglich ihre Belegschaft. Zum Jahreswechsel haben sich im kaufmännischen Bereich mehr Menschen arbeitslos gemeldet, ebenso endeten die Beschäftigungsverhältnisse von Saisonkräften“, sagt Thomas Kenntemich, Leiter der Agentur für Arbeit Elmshorn.

„Die Arbeitslosigkeit liegt aufgrund der humanitären Aufnahme der Kriegsgeflüchteten auf einem höheren Niveau als vor einem Jahr. Die Nachfrage nach Fachkräften bleibt weiterhin hoch. Die Stellenmeldungen sind im Januar im Vergleich zum Vormonat gestiegen. Der Arbeitsmarkt bleibt trotz der vielen Krisenmeldungen weiter robust und verzeichnet nur die üblichen saisonalen Veränderungen.“

Mehr Personalnachfrage wurde zum Jahresanfang insbesondere im Lagerwesen, in der Lebensmittelherstellung, in der Metallverarbeitung sowie im Handwerk in den Bereichen Malerei und Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik erfasst.

Der Berufsabschluss hat viele Vorteile – und es ist meistens nicht zu spät!

„Ein Berufsabschluss verkürzt die Arbeitslosigkeit um 10 Wochen“ – dies ist die Erkenntnis aus einer Auswertung der Agentur für Arbeit Elmshorn über die Arbeitslosendauern in 2022. Demnach waren Helfer/innen durchschnittlich 199 Tage arbeitslos, bis die Jobsuche erfolgreich war. Arbeitslose mit Berufsabschluss waren hingegen schon nach 131 Tagen wieder in Arbeit – 68 Tage schneller.

„Menschen ohne Berufsabschluss haben es doppelt schwer: Einerseits werden sie schneller entlassen und andererseits bleiben sie länger arbeitslos. Dies spricht für eine Berufsausbildung – im Idealfall gleich nach dem Schulabschluss. Auch später ist eine Ausbildung sinnvoll und möglich. Viele Betriebe sind bereit, Auszubildende auch jenseits der 25 Jahre einzustellen. Arbeitsagentur und Jobcenter beraten und fördern das Nachholen des Berufsabschlusses. Als weitere Vorteile sind Tätigkeiten für Gelernte meist fachlich abwechslungsreicher und werden besser vergütet. Es lohnt sich also gleich mehrfach!“, meint Thomas Kenntemich.

Beim Vergleich nach Berufsgruppen (vergl. Seite 6) fällt die große Spannweite von 78 bis zu 260 Tagen auf. Hierbei wurden die durchschnittlichen Dauern der Arbeitslosigkeit nach den gesuchten Berufstätigkeiten (Zielberufen) der Arbeitslosen ermittelt. Am schnellsten gelingt die Arbeitssuche im Gesundheitswesen (Krankenpflege, Arzt- und Praxishilfe), in der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik oder in der Buchhaltung (Rechnungswesen). Dies sind typische „Mangelberufe“, in denen Personal meist händeringend gesucht wird.

Überraschend sind unter den Berufsgruppen mit einer längeren Arbeitslosendauer ebenfalls Berufe, die eigentlich stark gefragt sind, wie z.B. Reinigung oder Gastronomie. Hier passen oftmals die Arbeitsmöglichkeiten der Arbeitssuchenden hinsichtlich Arbeitszeiten, Arbeitsumfang und Mobilität nicht zu den Anforderungen der Stellen.

„Nicht immer passen die individuellen Gegebenheiten zu den Anforderungen der Stellenausschreibungen. Dann rate ich beiden Seiten zu mehr Flexibilität. Sie sollten über den beruflichen Tellerrand schauen! Versuchen Sie Ihre Bewerbungen auch auf andere Branchen oder verwandte Tätigkeiten auszuweiten. Unternehmen mit Personalbedarf sollten versuchen, ihre Auswahlverfahren zu straffen, berufliche Alternativen im Betrieb zu suchen und attraktive Arbeitsbedingungen anzubieten. Der Arbeitgeber-Service unterstützt Unternehmen auch bei besonderen Aktionen zur Personalgewinnung wie Bewerbertagen oder Speeddatings“, so Thomas Kenntemich.

Jetzt Bewerbungen starten! Der Ausbildungsmarkt bietet vielfältige Möglichkeiten und beste Chancen.

In der Corona-Pandemie hatte sich der Trend zum Studium, zu weiterem Schulbesuch oder zu Überbrückungen wie Freiwilligendienste verstärkt. Doch auch nach der Pandemie melden sich weniger Schulabgänger/innen für eine berufliche Ausbildung bei der Berufsberatung. Statistisch kommen auf jede Ausbildungssuchende und jeden Ausbildungssuchenden mehr als zwei gemeldete Ausbildungsplätze! (Daten siehe S.3)

„Wir beraten derzeit wieder auf Hochtouren viele Jugendliche über die verschiedenen Möglichkeiten zum Einstieg in das Berufsleben. Bisher geht die Zahl der jungen Menschen, die eine Ausbildung präferieren, auch in diesem Jahr weiter zurück. Ich werbe dafür, sich auch die betrieblichen Ausbildungen genauer anzuschauen. Sie bieten meist hervorragende Einstiegschancen, praxisnahe Ausbildung und häufig gute Verdienst- und Karrieremöglichkeiten“, erklärt Thomas Kenntemich.

Vor allem sollte der Ausbildungswunsch mit den Fähigkeiten und Interessen übereinstimmen. Wenn der Berufswunsch noch nicht feststeht, hilft die Berufsberatung, den individuellen Berufsweg zu finden und zu gehen. Den persönlichen Beratungstermin gibt es unter der kostenfreien Rufnummer 0800 4555500.

„Mit dem aktuellen Halbjahreszeugnis können jetzt die Bewerbungen um einen Ausbildungsplatz verschickt werden. Die Betriebe in unserer Region brauchen dringend mehr Ausbildungsinteressierte. Auch wenn die Zeugnisnoten hätten besser sein können, lohnt sich die Kontaktaufnahme mit den Ausbildungsbetrieben. Noten sind für viele Unternehmen nicht mehr allein ausschlaggebend. Meist zählen genauso die Motivation, das Interesse oder die Teamfähigkeit – und dafür können beispielsweise Praktikumstage vereinbart werden“, rät Thomas Kenntemich. “Für diesjährige Schulabgängerinnen und Schulabgänger heißt es jetzt unbedingt ‚loslegen‘!“

Das BiZ Elmshorn (Berufsinformationszentrum) bietet dazu Informationen und berufskundliche Veranstaltungen an: www.arbeitsagentur.de/vor-ort/elmshorn/biz-elmshorn 

Zahlen, Daten, Fakten

Arbeitsmarkt im Kreis Pinneberg

Beschäftigte

Mit Datenstand 30.06.2022 waren 95.697 Personen im Kreis Pinneberg sozialversicherungspflichtig beschäftigt, ein Plus von 0,8 Prozent oder 791 Personen im Vergleich zum Juni 2021.

Stellen

Die Unternehmen gaben 588 sozialversicherungspflichtige Arbeitsstellen neu zur Besetzung auf. Das sind 120 Stellen mehr als im Vormonat und 44 mehr als im Januar 2022.

Arbeitslose

Die Arbeitslosenzahl ist zum Vormonat um 441 Personen oder 5,0 Prozent gestiegen. Damit waren im Januar 9.308 Menschen arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat liegt die Zahl um 781 Personen oder 9,2 Prozent höher.

Arbeitslosenquote

Die Arbeitslosenquote ist von 5,0 im Vormonat auf 5,3 Prozent gestiegen. Vor einem Jahr hatte sie 4,8 Prozent betragen.

Langzeitarbeitslose

Im Januar ist die Zahl der Langzeitarbeitslosen um 53 gestiegen. Mit 2.519 Personen liegt sie dennoch um 374 niedriger als vor einem Jahr.

Arbeitslose nach Rechtskreisen

(Agentur für Arbeit / Jobcenter)

Von allen Arbeitslosen betreute die Agentur für Arbeit (Arbeitslosenversicherung) 3.445 Personen, das sind 223 mehr als im Vormonat. Es waren 100 Personen (-2,8 Prozent) weniger als vor einem Jahr bei der Arbeitsagentur gemeldet.
Beim Jobcenter (Grundsicherung) waren 5.863 Arbeitslose registriert. Dies sind 218 Personen mehr als im Dezember. Gegenüber dem Vorjahresmonat ist die Zahl um 881 Personen (+17,7 Prozent) gestiegen.

Ukrainische Staatsangehörige

Beim Jobcenter Kreis Pinneberg sind 1.659 erwerbsfähige, ukrainische Staatsangehörige gemeldet. Viele stehen dem Arbeitsmarkt nicht unmittelbar zur Verfügung, z.B. weil Sprachkurse oder Qualifizierungen besucht werden oder die Kinderbetreuung nicht sichergestellt ist. 624 sind als Arbeitslose registriert, fünf weniger als im Vormonat und 622 mehr als vor einem Jahr.

Unterbeschäftigung

Zu den Arbeitslosen kamen im Januar 2.905 weitere Menschen, die ohne Arbeit waren. 12.213 Personen befanden sich damit in Unterbeschäftigung. Die Unterbeschäftigung ist innerhalb eines Jahres um 1.248 Personen oder 11,4 Prozent gestiegen.

Info Unterbeschäftigung: Die Zahl der Unterbeschäftigten erfasst neben den Arbeitslosen beispielsweise auch Personen in Qualifizierungsmaßnahmen und Arbeitsgelegenheiten (1-Euro-Jobs), Krankgeschriebene, geförderte Existenzgründer und Arbeitsuchende mit Vorruhestandsregelungen. Die aktuellen Werte sind vorläufig und hochgerechnet. Endgültige Werte zur Unterbeschäftigung stehen erst nach einer Wartezeit von drei Monaten fest.

Arbeitsmarktpolitische Maßnahmen

Aktuell besuchen 594 Menschen eine berufliche Weiterbildung, die durch die Arbeitsagentur oder das Jobcenter gefördert wird. Dies sind 32 weniger als vor einem Jahr. Weitere 438 Personen nehmen an Kurzqualifizierungen oder betrieblichen Praktika teil – vier mehr als im Januar 2022.

Ausbildungsmarkt

Für den Ausbildungsstart in 2022 meldeten sich im Kreis Pinneberg bislang 576 Ausbil-dungsplatzbewerber/innen bei der Berufsberatung, dies sind 104 weniger als zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr. Die Unternehmen haben 1.221 Berufsausbildungsstellen zur Besetzung aufgegeben, 40 mehr als im Vorjahreszeitraum.