Arbeitslosigkeit sinkt, kein Trendwechsel auf dem Ausbildungsmarkt sichtbar

Die Arbeitslosenzahl in Frankfurt am Main ist den zweiten Monat in Folge wieder etwas zurückgegangen. Die Arbeitslosenquote sank auf 5,9 Prozent. Die Bilanz des Ausbildungsjahres 2021/2022: weniger ausbildungsinteressierte Jugendliche und weniger gemeldete Ausbildungsstellen als vor einem Jahr.

02.11.2022 | Presseinfo Nr. 79

Die Zahl der von Arbeitslosigkeit betroffenen Menschen in Frankfurt am Main ist im Oktober weiter zurückgegangen. Insgesamt waren 25.037 Menschen arbeitslos gemeldet, 424 weniger als im September (-1,7 Prozent) und 965 Menschen weniger (-3,7 Prozent) als im Oktober 2021.  Die Arbeitslosenquote ging um 0,1 Prozentpunkte auf 5,9 Prozent zurück. Vor einem Jahr lag die Arbeitslosenquote bei 6,1 Prozent. 

Das offizielle Berichtsjahr für den Ausbildungsmarkt ist Ende September abgeschlossen worden. Die aktuelle Bilanz des Ausbildungsjahres 2021/2022 zeigt, dass weniger ausbildungsinteressierte Jugendliche und auch weniger Ausbildungsstellen gemeldet waren als im Vorjahr. Der nochmalige Rückgang an gemeldeten Bewerberinnen und Bewerbern bestätigt den bereits zuvor sichtbaren Trend: Noch immer entscheiden sich mehr Jugendliche zunächst für den Besuch weiterführender Schulen und weniger für eine duale Ausbildung. Auch die aktuellen Verunsicherungen, u.a. durch die noch immer bestehende Pandemiesituation, haben das Ausbildungsjahr beeinflusst.

„Sinkende Arbeitslosigkeit, steigende Beschäftigung und ein Rekordwert an Arbeitsangeboten sorgen für einen guten Start in das vierte Jahresquartal“, betont Stephanie Krömer, Leiterin der Agentur für Arbeit Frankfurt am Main. „Die ungewöhnlich milden Temperaturen im Oktober haben auch für Außenberufe anhaltend günstige Rahmenbedingungen geschaffen. Arbeitsuchenden bietet der Frankfurter Arbeitsmarkt insgesamt so gute Bedingungen, wie schon lange nicht mehr. Für Unternehmen wird es hingegen immer schwieriger, ihren Personalbedarf zu decken. Berufliche Bildung und Qualifizierung - auch bereits Beschäftigter im Unternehmen - sind Instrumente, die noch stärker zum Einsatz kommen müssen. Duale Ausbildungswege bieten optimale Einstiege in das Berufsleben. Das haben wir, gemeinsam mit unseren Netzwerkpartnerinnen und -partnern, auch in diesem Ausbildungsjahr immer wieder in die Öffentlichkeit getragen. Wir werden dies auch weiterhin offensiv tun, damit junge Menschen erfahren, welche Vielfalt an Möglichkeiten die Berufswelt bereithält. Leider haben die anhaltenden Verunsicherungen durch Corona und das aktuelle Kriegsgeschehen einen zusätzlichen Schatten auf das Ausbildungsjahr geworfen. Die aktuelle Bilanz zeigt, dass Berufsorientierung, Aufklärungsarbeit zu Qualifizierungswegen und zu Ausbildungsmöglichkeiten zu Recht oberste Priorität haben.“

Zwischen 1. Oktober 2021 und 30. September 2022 meldeten sich insgesamt 3.514 Bewerberinnen und Bewerber bei der Agentur für Arbeit Frankfurt. Das waren 145 junge Menschen weniger (-4,0 Prozent) als vor einem Jahr. Im gleichen Zeitraum meldeten die Unternehmen 3.573 Berufsausbildungsstellen, 214 weniger (-6,3 Prozent) als im Ausbildungsjahr 2020/2021.

Aktuell waren noch 332 Jugendliche auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle, 98 weniger (-22,8 Prozent) als vor einem Jahr. Noch nicht besetzt blieben 135 Ausbildungsstellenangebote, 196 weniger (-59,2 Prozent) als im September 2021.

Der formelle Abschluss eines Ausbildungsjahres bedeute ganz und gar nicht, dass es keine Möglichkeiten mehr gebe, ergänzt Stephanie Krömer: „Es ist mir ungeheuer wichtig, dass niemand den Kopf in den Sand steckt und meint, es sei jetzt alles gelaufen. Dazu gibt es keinen Grund. Berufsberatung und Ausbildungsstellenvermittlung laufen nahtlos weiter und können jungen Menschen bei Bedarf nicht nur vor, sondern auch während, bis und über den Berufsabschluss hinaus unter die Arme greifen. Es ist nie zu spät, aber eben auch nie zu früh, um sich mit seinem Berufswunsch auseinanderzusetzen.“

29,4 Prozent aller von Arbeitslosigkeit betroffenen Menschen in Frankfurt am Main zählten zum Rechtskreis SGB III (Arbeitslosenversicherung), für den die Agentur für Arbeit verantwortlich ist. Das waren im Oktober 7.362 Menschen, etwa so viele wie im September (+0,3 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr waren es 1.105 Menschen weniger (-13,1 Prozent).
70,6 Prozent, also 17.675 Personen sind dem Rechtskreis SGB II (Grundsicherung) und somit dem Jobcenter Frankfurt am Main zugeordnet. Das waren weniger als im September (-445 oder -2,5 Prozent) und etwas mehr als vor einem Jahr (+140 oder +0,8 Prozent).

Seit dem Rechtskreiswechsel ukrainischer Geflüchteter in die Grundsicherung (SGB II), wird die kriegsbedingte Fluchtmigration auch in der Arbeitsmarktstatistik sichtbar. Nach vorläufigen Erhebungen waren zuletzt 1.506 Menschen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit in Frankfurt am Main arbeitslos gemeldet. Im Oktober 2021 waren es 86 Personen.

Die Zahl der von Langzeitarbeitslosigkeit betroffenen Menschen ist im Oktober weiter zurückgegangen. Insgesamt waren 8.351 Menschen im Oktober ein Jahr und länger ohne Arbeit. Das waren 1,6 Prozent weniger als im Vormonat und rund 1.660 Menschen weniger (-16,6 Prozent) als vor einem Jahr. Ihr Anteil an der Gesamtzahl der Arbeitslosen lag bei 33,4 Prozent. 
33.800 Bedarfsgemeinschaften, also Haushalte und Familien in Frankfurt am Main, waren zur Sicherung ihres Lebensunterhalts auf finanzielle Unterstützung durch das Jobcenter angewiesen. Das waren weniger als im September (-0,5 Prozent) und auch weniger als im Vorjahr (-640 oder -1,9 Prozent). 

„Unsere Beratungs- und Unterstützungsleistung für die ukrainischen Geflüchteten zur Stabilisierung der Lebenssituation (Wohnsituation, Kinderbetreuung, Spracherwerb, Entwicklung beruflicher Perspektiven etc.) trägt Früchte. Viele Menschen haben Integrationskurse angefangen, sind sehr motiviert, die Sprache zu erlernen und informieren sich schon jetzt in diversen angebotenen Job-Messen über ihre Möglichkeiten auf dem Frankfurter Arbeitsmarkt. Hier liegt ein großes Potential für den Arbeitsmarkt. Wir unterstützen alle Bürger:innen bei der Integration in den Arbeitsmarkt, insbesondere durch Förderung und Qualifizierungsangebote.“ so Claudia Czernohorsky-Grüneberg, Geschäftsführerin des Jobcenters Frankfurt am Main.  

Personalnachfrage der Unternehmen bleibt hoch
Die Nachfrage nach Personal bei den Unternehmen bleibt unverändert groß. Von Jahresbeginn bis Oktober wurden 21.438 offene Stellen bei der Agentur für Arbeit gemeldet, fast 4.500 mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Das entspricht einem Anstieg um 26,5 Prozent.
10.367 offene Stellen sind aktuell bei der Agentur für Arbeit Frankfurt am Main gemeldet, ebenfalls deutlich mehr als vor einem Jahr (+2.667 oder +34,6 Prozent).  
Die meisten neuen Stellenzugänge kamen im Oktober aus der Informatik, der kaufm. techn. Betriebswirtschaft und dem Büro- und Sekretariatswesen.