Als Quereinsteigerin zur gefragten Fachkraft in der Kinderpflege

Die Beschäftigungsbegleitende Qualifizierung in der Kinderpflege machte es möglich

Maria Ruby Castillo ist vierfache Mutter und Anfang 40 als sie den beruflichen Neuanfang wagt. Sie entscheidet sich für eine Ausbildung zur Staatlich geprüften Kinderpflegerin – allerdings nicht klassisch als rein schulische Ausbildung, sondern beschäftigungsbegleitend, mit einem festen Gehalt und Arbeitsvertrag beim Gemeindekindergarten „Spatzennest“ in Allershausen. Inzwischen sind rund zwei Jahre vergangen und die Freisingerin steht kurz vor den Abschlussprüfungen. Eine Weiterbeschäftigung im „Spatzennest“ ist fest geplant.

Aber von vorne: „Tatsächlich war es die Corona-Pandemie, die mir Zeit verschafft hat, mich nach den Jahren in denen bei mir die Betreuung unserer Kinder im Vordergrund stand, intensiv mit meiner beruflichen Zukunft auseinanderzusetzen. Mein Mann ist beruflich oft stark eingespannt, aber während der Pandemie fielen plötzlich die Dienstreisen weg. Er konnte sich mehr um unsere Kinder kümmern. Und ich nutzte die Zeit, um zum einen meine Deutschkenntnisse weiter zu verbessern und zum anderen, um mir über meine beruflichen Perspektiven klar zu werden. Ich habe auf den Philippinen Kommunikationswissenschaften studiert, aber seit vielen Jahren nicht mehr in diesem Beruf gearbeitet. Daran in Deutschland anzuknüpfen schien mir nicht mehr möglich. Ich wollte ganz etwas Neues beginnen. Im Internet entdeckte ich dann Informationen zu einem besonderen Ausbildungsmodell der Agentur für Arbeit für Staatlich geprüfte Kinderpflegerinnen und Kinderpfleger. Das hat mich sofort angesprochen.“

Beschäftigungsbegleitende Qualifizierung in der Kinderpflege
Das Ausbildungsmodell richtet sich an Männer und Frauen, die entweder gar keinen Berufsabschluss haben oder eine Ausbildung gemacht haben, aber in den letzten vier Jahren nicht berufstätig waren oder eine ungelernte Tätigkeit ausübten. Die Beschäftigungsbegleitende Qualifizierung dauert zwei Jahre. Den theoretischen Unterricht übernimmt ein Bildungsträger, in Freising das CBZ Freising. Die Abschlussprüfungen finden an einer Staatlichen Berufs-fachschule für Kinderpflege in Form einer Externen-Prüfung statt. Den praktischen Teil der Ausbildung absolvieren die Teilnehmenden direkt in einer Kindertageseinrichtung.

„Das Besondere an diesem Ausbildungsmodell ist, dass die Auszubildenden von der Kindertageseinrichtung für die Dauer der Ausbildung einen Arbeitsvertrag zum Beispiel als pädagogische Hilfskraft bekommen, der 30 Arbeitsstunden pro Woche umfasst und entsprechend vergütet wird“, erläutert Katja Kürmaier, operative Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Freising. „Die größte Hürde für viele ältere Ausbildungsinteressierte ist nämlich oft die Frage, wie sie die Lehrzeit finanzieren können“, weiß auch Dr. Corinn Kürten-Kunda vom CBZ Freising. Aber auch die Kindertageseinrichtungen müssen die Kosten der Ausbildung nicht alleine tragen. In den Zeiten, in denen die Auszubildenden Theorie-Unterricht haben und damit dem Betrieb nicht als Arbeitskraft zur Verfügung stehen, übernimmt die Arbeitsagentur die Lohnkosten. Die Kosten für die theoretischen Ausbildung zum Beispiel beim CBZ Freising werden ebenfalls von der Agentur für Arbeit getragen. 

Ein Erfolgsmodell
Ruby Castillo hat sich nach ihrer Internet-Recherche zunächst in der Arbeitsagentur beraten lassen, den Kontakt zum Bildungsträger CBZ Freising gesucht und sich dann bei drei Kindertageseinrichtungen im Landkreis beworben. „Ich habe zwei Zusagen bekommen und mich nach einem zweiwöchigen Praktikum für das Spatzennest in Allershausen entschieden. Die Einrichtung ist sehr schön und die Kolleginnen waren mir gleich sympathisch.“ Eine Exotin unter den Auszubildenden ist Ruby Castillo dort nicht. Sie ist eine von vier Staatlich geprüften Kinderpflegerinnen im „Spatzennest“, die entweder gerade eine beschäftigungsbegleitende Ausbildung machen oder diese bereits erfolgreich absolviert haben. Die Leiterin der Kindertagesstätte Marion Ellenbrok ist überzeugt: „Die Beschäftigungsbegleitende Qualifizierung zur Staatlich geprüften Kinderpflegerin ist wirklich ein Erfolgsmodell.“ Marion Ellenbrok engagiert sich schon seit 10 Jahren, seit sie die Leitung des Allershausener Gemeindekindergartens übernommen hat, stark in Sachen Ausbildung. „Wir nutzen alle Möglichkeiten, die wir haben, arbeiten eng mit den Staatlichen Berufsschulen, privaten Bildungsträgern und der Agentur für Arbeit zusammen. Wenn wir nicht selbst ausbilden würden, hätten wir bestimmt schon eine Gruppe schließen müssen.“ Neue Auszubildende – sowohl die jungen, die an der Berufsfachschule ausgebildet werden als auch die älteren, die beschäftigungsbegleitend lernen – empfindet Marion Ellenbrok immer als Bereicherung für ihre Einrichtung: „Sie bringen frischen Wind mit, aktuelles Wissen von dem alle bei uns profitieren.“ Bei den älteren Azubis freut sie sich außerdem über deren Lebens- und Berufserfahrung. „Sie haben Teamarbeit bereits kennengelernt und bringen ihre Persönlichkeit mit. Ein Profil, das die Jüngeren noch entwickeln dürfen. Wichtig ist für mich, dass jeder bei uns am richtigen Platz eingesetzt wird.“

Ihren Platz im „Spatzennest“ hat Ruby Castillo gefunden. Jetzt gilt es für sie noch die Abschlussprüfungen als Externe an der Freisinger Berufsfachschule für Kinderpflege zu bestehen. „Ein bisschen aufgeregt bin ich schon“, gesteht sie, fühlt sich aber gut vorbereitet: „Die Dozentinnen und Dozenten im CBZ Freising sind super und geben sich größte Mühe, allen in der Klasse das nötige Rüstzeug für die theoretischen Prüfungen mitzugeben. Die Kolleginnen im Spatzennest unterstützen mich mit viel Engagement bei der Vorbereitung auf die praktischen Prüfungen.“

Weitere Informationen
Kindertageseinrichtungen sowie Männer und Frauen aus Freising sowie den umliegenden Landkreisen, die sich für die Beschäftigungsbegleitende Qualifizierung zur/zum Staatlich geprüften Kinderpfleger/in interessieren, können sich für weitere Informationen an die Agentur für Arbeit unter Telefon 0800 4 5555 20 wenden oder eine E-Mail an Freising.Arbeitgeber@arbeitsagentur.de senden.

Auch der Bildungsträger CBZ Freising gibt gerne Auskünfte zu diesem Ausbildungsmodell. Interessierte erreichen Dr. Corinn Kürten-Kunda unter der Telefonnummer 08161 98463 20 oder per E-Mail an corinn.kuerten@cbz-gruppe.de. Der nächste Ausbildungsstart ist für September 2023 geplant.