Jahresbilanz 2021 zum Arbeitsmarkt der Stadt Bottrop

Das zweite Jahr Corona – langsame Erholung in Sicht

20.01.2022 | Presseinfo Nr. 3

Das zweite Jahr Corona – langsame Erholung in Sicht
  • Arbeitslosigkeit im Dezember 2021 auf zweitniedrigstem Wert seit zwei Jahren
  • Durchschnittliche Arbeitslosenquote von 8,0%
  • Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung trotz Pandemie stabil
  • Kurzarbeit rückläufig
  • Qualifizierung sichert Beschäftigung

„Nach fast zwei Jahren Pandemie scheint sich der Bottroper Arbeitsmarkt wieder gefangen zu haben“, resümiert Frank Thiemann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Gelsenkirchen. „Es ist erfreulich zu sehen, dass wir mit aktuell 4.413 Arbeitslosen wieder nahezu auf dem Stand sind, den wir vor Beginn der ersten Eindämmungsmaßnahmen im März 2020 hatten. Ich denke, da sind wir auf dem richtigen Weg. Andere Themen haben uns auch während der Pandemie leider weiter begleitet. Ich denke da in erster Linie an den Fachkräftemangel oder die Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit. Vor allem hier müssen wir weiterhin zusehen, dass niemand abgehängt wird. Ich bin aber zuversichtlich, dass sich die Lage sowohl auf dem Arbeitsmarkt als auch pandemisch weiter beruhigt, so dass wir im Schulterschluss mit unseren Partnern vom Jobcenter Arbeit für Bottrop verstärkt diese Themen anpacken können.“

Entwicklung der Arbeitslosigkeit

Der Jahreswechsel 2020/2021 war hinsichtlich der Arbeitslosenzahl geprägt vom Beginn eines fast halbjährigen Lockdowns, der sich noch bis ins Frühjahr 2021 hinziehen sollte. Waren im Dezember 2020 noch 5.139 Personen arbeitslos, so stieg die Zahl im Januar auf 5.367 Personen an. Nichtsdestotrotz sank die Arbeitslosigkeit in Bottrop seit Jahresbeginn 2021 stringent und erreichte im Dezember mit 4.413 Personen und einer Arbeitslosenquote von 7,2 Prozent den zweitniedrigsten Stand der letzten beiden Jahre. Nur im März 2020 war die Quote mit 7,1 Prozent (4.328 Personen) noch niedriger, also unmittelbar vor Beginn der ersten Reglementierungsmaßnahmen, die im Zuge der Pandemie umgesetzt wurden.

Auch die durchschnittliche Arbeitslosigkeit sank in Bottrop 2021 um 2,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und nähert sich mit einer Quote von 8,0 Prozent (4.874 Personen) weiter den Werten aus den letzten Vor-Corona-Jahren. Der Großteil der Arbeitslosen befand sich mit durchschnittlich 71,1 Prozent im Rechtskreis der Grundsicherung (SGB II), im Bereich der Arbeitslosenversicherung (SGB III) befanden sich im Jahresdurchschnitt 2021 28,9 Prozent der arbeitslosen Menschen Bottrops.

Den sinkenden Zahlen zum Trotz stieg jedoch der Anteil der Menschen, die ein Jahr oder länger ohne Arbeit waren und damit als langzeitarbeitslos gelten, um 32,8 Prozent. Der überwiegende Teil der Langzeitarbeitslosen, nämlich 86,7 Prozent, befand sich im Rechtskreis der Grundsicherung (SGB II). Außerdem können von den durchschnittlich 4.874 arbeitslosen Menschen 64,8 Prozent keine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen. Wer aufgrund fehlender Qualifikationen also bereits vor der Pandemie Schwierigkeiten hatte, im Berufsleben Fuß zu fassen, für den hat sich die Situation während Corona in der Regel signifikant verschlechtert.

Weniger Kurzarbeit in 2021

Kurzarbeit sicherte auch 2021 die Liquidität einiger Unternehmen und verhinderte einen stärkeren Anstieg der Arbeitslosigkeit. Jedoch wurde im vergangenen Jahr ein deutlicher Anzeigenrückgang Bottroper Unternehmer sichtbar. Hatten im Januar 2021 noch 101 Unternehmen für 911 Beschäftigte Kurzarbeitergeld beantragt, waren es im November nur noch 8 Betriebe mit 181 Mitarbeiter*innen. Der im Dezember verzeichnete leichte Anstieg auf 13 Unternehmen (80 Beschäftigte) lässt sich mit der letzten Welle der Pandemie und den damit einhergegangenen, wirtschaftlichen Einschränkungen begründen. Dennoch haben insgesamt 73,8 Prozent weniger Unternehmen als noch in 2020 dieses arbeitsmarktpolitische Instrument für sich beanspruchen müssen.

Nachfrage nach Fachkräften bleibt – sozialversicherungspflichtige Beschäftigung stabil

Die Nachfrage nach Arbeitskräften nahm im vergangenen Jahr langsam wieder zu. 2021 wurden der Agentur für Arbeit durchschnittlich 1.946 neue Stellen gemeldet. Das waren 5,5 Prozent mehr als im Jahr 2020. Insgesamt zeigten sich Arbeitgeber aber auch im zweiten Corona-Jahr zurückhaltend. Zwar wurden im Helferbereich 2021 deutlich mehr Stellen besetzt als noch im ersten Corona-Jahr: 44,4 Prozent mehr Menschen als noch 2020 konnten eine Anstellung finden. Gesucht wurden aber vor allem höher qualifizierte Mitarbeiter*innen: für 77,5 Prozent der ausgeschriebenen Stellen wurde eine Fachkraft oder noch höher qualifizierte Person gesucht – ein Zeichen dafür, dass das Thema Fachkräftebedarf bzw. Fachkräftemangel auch in Pandemiezeiten nach wie vor von Bedeutung bleibt. Insgesamt wuchs der durchschnittliche Stellenbestand um 7,6 Prozent auf 731 Stellen im Vergleich zum Vorjahr. Vor allem im Gesundheits- und Sozialwesen sowie bei sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen wurden im vergangenen Jahr Arbeitskräfte gesucht (148 bzw. 131 gemeldete Arbeitsstellen im Dezember 2021).

Die Zahl sozialversicherungspflichtig beschäftigter Arbeitnehmer*innen zeigte sich im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert mit einem leichten Zuwachs von 0,9 Prozent. Zum aktuellen Stichtag Ende Juni 2021[1] waren am Arbeitsort Bottrop insgesamt 32.462 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt (Juni 2020: 32.179 Personen). 62,2 Prozent dieser Beschäftigten sind Fachkräfte, nur 16,9 Prozent haben keinen beruflichen Abschluss.

Ausblick

„Nachdem das erste Pandemie-Jahr für den Bottroper Arbeitsmarkt herausfordernd war, stehen die Zeichen nun zum Glück wieder auf Erholung“, freut sich Frank Thiemann. „Bottrops Arbeitgeber haben Durchhaltewillen bewiesen und mit Hilfe von Kurzarbeit und weiteren arbeitsmarktpolitischen Hilfsmitteln dafür gesorgt, dass eine große Entlassungswelle ausblieb. Dennoch haben es nach wie vor die Schwächsten auf dem Arbeitsmarkt schwer: Im vergangenen Jahr gab es über 30 Prozent mehr Langzeitarbeitslose in Bottrop als noch in 2020. Ein Großteil von ihnen ist geringqualifiziert, fast 65 Prozent der Arbeitslosen können keine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen. Doch Qualifikation ist und bleibt der Schlüssel zu einem sicheren Arbeitsplatz. Die Agentur für Arbeit hält auch 2022 wieder ausreichend finanzielle Mittel für die Förderung von Aus- und Weiterbildung bereit. Lassen Sie sie uns sinnvoll einsetzen und gemeinsam weiterhin dafür sorgen, Menschen zu qualifizieren und Ihnen so ein Leben mit Arbeit zu ermöglichen!“

Seit Anfang Januar bietet die Agentur für Arbeit auch online die Möglichkeit, sich arbeitslos zu melden. Auch der Antrag auf Arbeitslosengeld sowie die Buchung eines Beratungstermins sind online möglich. Mehr dazu unter www.arbeitsagentur.de.

[1] Die Beschäftigungsstatistik wird aus den Arbeitgebermeldungen zur Sozialversicherung gewonnen. Die statistische Berichterstattung erfolgt monatlich mit einer Wartezeit von 6 Monaten. Aufgrund der Abgabefristen und des Meldeflusses sind stabile Ergebnisse aus der Beschäftigungsstatistik erst nach dieser Wartezeit zu erzielen.