Arbeitslosigkeit steigt weiter – und das deutlich

Der Arbeitsmarkt im Bezirk der Agentur für Arbeit Göppingen im August

31.08.2023 | Presseinfo Nr. 47

18 811 Frauen und Männer waren im August arbeitslos gemeldet

Arbeitslosenquote steigt auf 4,2 Prozent

7 011 offene Arbeitsstellen waren gemeldet

 

Im Bezirk der Agentur für Arbeit Göppingen mit den Landkreisen Esslingen und Göppingen waren im vergangenen Monat insgesamt 18 811 Frauen und Männer auf der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz und arbeitslos gemeldet. Das sind 977 mehr (plus 5,5 Prozent) als im Juli und 902 mehr (plus 5,0 Prozent) als im August 2022. Die Arbeitslosenquote, bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen, stieg um 0,3 Prozentpunkte im Vergleich zum Vormonat auf jetzt 4,2 Prozent (August 2022: 4,0 Prozent).

 „Die Arbeitslosigkeit ist im Agenturbezirk und vor allem im Landkreis Göppingen deutlich gestiegen und liegt nun bei über 18 000 Personen. Diese Marke haben wir zuletzt im August 2021 überschritten. Die Entwicklung in den letzten Monaten mit einem ausgebliebenen Frühjahrsaufschwung und saisonale Gründe haben zu diesem Hoch beigetragen. Betroffen sind zwar alle Personengruppen, besonders aber wie schon im Vormonat die jungen Menschen unter 25 Jahre. Denn sie melden sich insbesondere im Juli und August bei der Arbeitsagentur, um nach Abschluss der Ausbildung die Zeit zur nächsten Beschäftigung zu überbrücken. Sie sind in der Regel gut qualifiziert und mit ihrem Wissen auf dem aktuellen Stand. Sie haben also gute Chancen auf einem Markt, der nach Fachkräften sucht, schnell eine neue Beschäftigung zu finden. Was mir aber schon zunehmend Sorge bereitet, sind die Aussagen zur Einschätzung der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung durch Unternehmen und Forschungsinstitute. Die Wirtschaft in der Region steht durch die aktuellen Einflüsse wie hohe Energiepreise spürbar unter Druck. Zusätzlich stellt es für viele Unternehmen ein Problem dar, den passenden Mitarbeiter oder Mitarbeiterin zu finden. Zielgerichtete und betriebsnahe Qualifizierung ist eine der wesentlichen Antworten auf diese Problematik“, erklärt Karin Käppel, Leiterin der Agentur für Arbeit Göppingen.

Der Anstieg der Arbeitslosigkeit hat nicht nur im Agenturbezirk Göppingen stattgefunden, sondern landesweit. Im Schnitt von Baden-Württemberg ist er mit plus 6,2 Prozent sogar noch höher ausgefallen.

Von allen Arbeitslosen im Agenturbezirk gehörten 8 103 Personen der Arbeitslosenversicherung an und wurden von der Arbeitsagentur betreut.

10 708 Personen waren in der Grundsicherung, die jetzt Bürgergeld heißt, gemeldet und wurden von den Jobcentern in den beiden Landkreisen Esslingen und Göppingen betreut.

Geflüchtete Menschen aus der Ukraine werden seit dem 1. Juni 2022 von den Jobcentern betreut und fließen seitdem in die Arbeitslosenstatistik ein. Im August waren
1 898 Menschen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit im Agenturbezirk arbeitslos gemeldet.

 

Info zum Bürgergeld:

Zum Jahreswechsel hat das Bürgergeld das Arbeitslosengeld II und das Sozialgeld abgelöst. Das Bürgergeld wurde in zwei Schritten eingeführt und von den Jobcentern ausbezahlt. Ab Januar 2023 wurden die Regelsätze erhöht. In einem zweiten Schritt wurden am 1. Juli neue Regelungen zu Weiterbildung und Qualifizierung eingeführt.

 

Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit in den beiden Landkreisen

Landkreis Esslingen

Im Landkreis Esslingen waren im August insgesamt 12 057 Menschen arbeitslos gemeldet. Das sind 488 Personen oder 4,2 Prozent mehr als im Juli, und
499 (plus 4,3 Prozent) mehr als im Vorjahr.

Die Arbeitslosenquote betrug 3,9 Prozent (Esslingen: 4,2 Prozent; Kirchheim: 3,9 Prozent; Leinfelden-Echterdingen: 3,3 Prozent und Nürtingen: 3,8 Prozent).
Im August 2022 lag sie bei 3,8 Prozent.

Landkreis Göppingen

Im Landkreis Göppingen waren im August insgesamt 6 754 Menschen arbeitslos gemeldet. Das waren 489 Personen mehr (plus 7,8 Prozent) als im Juli, und 403 (plus 6,3 Prozent) mehr als im Vorjahr.

Der Landkreis Göppingen verzeichnete eine Arbeitslosenquote von 4,7 Prozent (Geschäftsstelle in Göppingen: 4,6 Prozent; Geschäftsstelle in Geislingen: 5,0 Prozent). Im Vorjahr lag sie bei 4,4 Prozent.

 

Entwicklung der Arbeitslosigkeit bei den Personengruppen

Im August waren 368 Jugendliche unter 20 Jahren arbeitslos gemeldet. Das waren 99 Personen oder 36,8 Prozent mehr als vor einem Monat, und fünf Personen oder 1,4 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Bei den jungen Menschen unter 25 Jahren waren es 1 893 Arbeitslose, 378 oder          25,0 Prozent mehr als im Vormonat, und 178 Personen oder 10,4 Prozent mehr als im August 2022.

Die Zahl der 50-jährigen und älteren Arbeitslosen ist im Vergleich zu Juli um 34 Personen (plus 0,5 Prozent) auf 6 597 Personen gestiegen. Das waren 33 Personen (plus 0,5 Prozent) mehr als im August 2022.          

4 904 Menschen waren im August seit mindestens einem Jahr bei der Agentur für Arbeit und den Jobcentern arbeitslos gemeldet und galten damit als langzeitarbeitslos. Das waren 91 Personen (plus 1,9 Prozent) mehr als im Vormonat, aber 106 (minus 2,1 Prozent) weniger als im Vorjahresmonat.

Die Zahl der arbeitslosen schwerbehinderten Menschen ist um 14 Personen oder 1,7 Prozent gestiegen und lag bei 845 Personen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat waren 74 schwerbehinderte Menschen weniger arbeitslos gemeldet (minus 8,1 Prozent).

 

Unterbeschäftigung

Die Unterbeschäftigung, die neben der Zahl der Arbeitslosen auch Personen in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen, Sprachkursen und kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit berücksichtigt, ist gegenüber dem Vormonat um 430 Personen (plus 1,7 Prozent) gestiegen. Insgesamt lag die Unterbeschäftigung im August bei 25 248 Personen. Das waren 2 256 (plus 9,8 Prozent) mehr als vor einem Jahr.

 

Angebot an Arbeitsstellen

Im Bezirk der Agentur für Arbeit Göppingen waren im August 7 011 Stellen beim gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit und der Jobcenter zur Besetzung gemeldet (Stellenbestand insgesamt). Das sind 277 (minus 3,8 Prozent) weniger als im Juli. Im Vergleich zum Vorjahr gab es 2 661 Stellen (minus 27,5 Prozent) weniger.

Insgesamt wurden im August 1 693 Stellen neu gemeldet. Das waren 119 (minus 7,6 Prozent) mehr als im Juli, aber 481 (minus 22,1 Prozent) weniger als im Vorjahresmonat.

 

Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung

(kein neuer Datenstand seit dem letzten Arbeitsmarktbericht)

Zum Stichtag 31. Dezember 2022 waren 313 795 Arbeitnehmer sozialversicherungspflichtig beschäftigt: 2 325 (plus 0,7 Prozent) mehr als im Vorjahresquartal. Im Land Baden-Württemberg ist die Beschäftigung um 1,1 Prozent gestiegen.

_

Ausbildungsstellenmarkt

Seit Beginn des Berufsberatungsjahres im Oktober letzten Jahres wurden
5 342 Berufsausbildungsstellen gemeldet, 270 oder 4,8 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Die Bewerberzahlen sind mit 3 643 als Zwischenstand 6,3 Prozent höher als im Vorjahr, das sind 216 Personen.

Landkreis Esslingen:

Im Landkreis Esslingen meldeten sich 2 176 Bewerberinnen und Bewerber um eine Ausbildungsstelle, 87 mehr als im Vorjahreszeitraum. Das entspricht einem Plus von 4,2 Prozent. Zugleich gab es 3 405 gemeldete Berufsausbildungsstellen, 43 oder 1,2 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

Landkreis Göppingen:

Im Landkreis Göppingen meldeten sich 1 467 Bewerberinnen und Bewerber um eine Ausbildungsstelle, 129 mehr als im Vorjahreszeitraum. Das entspricht einem Plus von 9,6 Prozent. Zugleich gab es 1 937 gemeldete Berufsausbildungsstellen, 227 oder 10,5 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

In allen Branchen und nahezu allen Berufen kann man in diesem Jahr den Grundstein für ein erfolgreiches Berufsleben legen, das auf den Talenten, Wünschen und Interessen basiert. Ich gehe sogar so weit: Für jeden ist unter den noch offenen Ausbildungsstellen etwas dabei. Nächste Woche ist bei den meisten Betrieben zwar offizieller Ausbildungsstart. Das heißt aber nicht, dass dann die Türen im Betrieb für Ausbildungssuchende zugemacht werden. Jeder, wirklich jeder und jede kann auch auf den letzten Metern noch an einen Ausbildungsvertrag kommen, wenn er nur will. Ein Einstieg ist teilweise noch bis Oktober möglich. Wer sich jetzt also, auch kurzfristig, noch für eine Ausbildung interessiert, sollte schnellstmöglich auf die Berufsberatung zugehen“, so der Aufruf von Käppel an die jungen Männer und Frauen.

Wer bei der Ausbildungssuche Hilfe braucht oder seinen beruflichen Weg noch nicht gefunden hat, den unterstützt die Berufsberatung der Arbeitsagentur. Die Berufsberaterinnen und Berufsberater sind auch während der Ferien da und helfen jungen Menschen dabei, sich für einen Ausbildungsberuf zu entscheiden, der zu den Wünschen, Fähigkeiten und Talenten passt.

 

Termine für eine berufliche Beratung können unter der kostenlosen Hotline

0800 4 5555 00 vereinbart werden.

 

Erste Einschätzung zur Entwicklung bei Anzeigen und Anträgen auf Kurzarbeitergeld

Die Zahl der neuen Anzeigen auf Kurzarbeit bewegt sich im Bezirk der Agentur für Arbeit Göppingen weiterhin auf niedrigem Niveau.

Der Trend der Vormonate setzt sich im August fort: Es wird überwiegend von Betrieben aus der Metall- und Kunststoffproduktion, dem Maschinenbau, Automobilzulieferern sowie verstärkt der Baubranche Kurzarbeit angezeigt.

 

Aktuelle Info zum Kurzarbeitergeld:

Die Sonderregelungen für den Bezug von Kurzarbeitergeld sind zum 30. Juni 2023 ausgelaufen.

Seit dem 01. Juli 2023 gelten für den Bezug von Kurzarbeitergeld deshalb wieder die Voraussetzungen, die vor der Pandemie galten. Dann muss wieder mindestens ein Drittel der Beschäftigten in einem Betrieb von einem Arbeitsausfall betroffen sein, bis Ende Juni waren es 10 Prozent der Beschäftigten in Verbindung mit einem Arbeitsausfall von mehr als 10 Prozent. Leiharbeitnehmerinnen und Leiharbeiternehmer können nicht mehr über die Kurzarbeit unterstützt werden. Zudem müssen Betriebe ab Juli 2023 zuerst wieder positive Arbeitszeitsalden abbauen, bevor das Kurzarbeitergeld gezahlt werden kann. Das bedeutet, dass Betriebe ab Juli 2023 bei erstmaligen Arbeitsausfällen Minusstunden aufbauen müssen. Ist dies ausgeschöpft, kann für darüberhinausgehende Arbeitsausfälle das Kurzarbeitergeld gezahlt werden. Dafür muss eine Regelung im Betrieb bestehen, die den Aufbau von Minusstunden im Rahmen eines Arbeitszeitkontos zulässt.