Entwicklung der Arbeitslosigkeit stagniert

Zahl der Arbeitslosen steigt leicht an / Nachfrage nach Arbeitskräften geht zurück / Agenturchefin sieht Ausbildung als Beschäftigungssicherung / Ausbildungsbörse am 3. Juli im BiZ präsentiert offene Lehrstellen

30.06.2023 | Presseinfo Nr. 36

Göttingen. Mit einem saisonal eher untypischen leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit endete der Juni in Südniedersachsen. Im Agenturbezirk Göttingen waren im zurückliegenden Monat 14.863 Menschen arbeitslos gemeldet, 91 bzw. 0.6% mehr als im Vormonat. Deutlich stärker fällt der Anstieg gegenüber dem Vorjahresmonat aus, denn binnen Jahresfrist wuchs die Zahl der Arbeitslosen um 2.404 bzw. 19,3%.

Insbesondere zwei Faktoren hatten in den letzten Monaten Einfluss auf die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen, beide betreffen in erster Linie die Jobcenter: Zum einen der Zugang geflüchteter Ukrainerinnen und Ukrainer in die Grundsicherung für Arbeitsuchende und in die Betreuung der Jobcenter. Zum anderen der Wegfall einer Sonderregelung für Arbeitsuchende über 58 Jahre in den Jobcentern, der sukzessive seit Januar spürbar wird. Letzteres ist ein Grund für den Anstieg der Arbeitslosigkeit in der Gruppe der über 55jährigen gegenüber dem Vorjahresmonat um 734 (28,4%) auf 3.323. Die Zahl der ausländischen Arbeitslosen stieg im gleichen Zeitraum um 1.437 (42,6%) auf 4.814. Zu dieser Gruppe zählen aktuell auch rund 1.550 ukrainische Geflüchtete.

Doch unabhängig von dem Aufwuchs der Arbeitslosigkeit in diesen beiden Personengruppen gibt es auf der Nachfrageseite eine inzwischen spürbare Zurückhaltung. Im Juni meldeten Wirtschaft und Verwaltung 845 neue Stellenangebote bei der Agentur für Arbeit, 106 (11,1%) weniger als im Mai und 179 bzw. 17,5% weniger als im Vorjahresmonat. Auch wenn ein Rückgang der gemeldeten Arbeitsofferten vor den Sommerferien nicht unüblich ist, so zeigt der Blick auf das Minus der gemeldeten Stellen seit Jahresbeginn, dass der eine oder andere Betrieb die Personalplanung etwas zurückhaltender angeht. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ging die Zahl der gemeldeten Stellen in den Monaten Januar bis Juni insgesamt um 1.178 (17,3%) zurück. Es wirken sich hier weiterhin u.a. die Themen Inflation, Verlust von Absatzmärkten, Fachkräftemangel, Transformationsprozesse und Energiewende aus.

Der aktuelle Bestand liegt zwar mit 5.935 offenen Arbeitsstellen noch auf einem sehr hohen Niveau, ist allerdings gegenüber Juni 2022 um 696 (10,5%) gesunken.

Doch trotz steigender Arbeitslosenzahlen und des Rückgangs des weiterhin relativ hohen Stellenangebotes ist die Besetzung offener Arbeitsangebote schwierig. Klaudia Silbermann, Chefin der Agentur für Arbeit Göttingen, erklärt: „Wenn es um Chancen auf dem Arbeitsmarkt geht, dann haben wir vielfach ein Problem mit den vorhandenen beziehungsweise geforderten Qualifikationen. Denn der größere Teil der Arbeitslosen, nämlich 53 Prozent, verfügt nicht über eine abgeschlossene oder anerkannte Ausbildung. Und gerade mal 23 Prozent der Stellen kommen von den Anforderungen überhaupt für diese Personengruppe in Frage. Das ist eine der großen Herausforderungen des aktuellen Arbeitsmarktes. Und diese vereinfachte Gegenüberstellung macht deutlich, wie wichtig es für Arbeitnehmende ist, eine berufliche Expertise zu entwickeln. Ein verlässlicher Weg hierzu ist der Abschluss einer schulischen oder betrieblichen Ausbildung - oder im Erwachsenenalter die Qualifizierung im Rahmen einer Umschulung.“

Ausbildungsmarkt

Auch einen Monat vor dem Start der ersten Ausbildungen gibt es noch zahlreiche Lehrstellen zu vergeben. Im vergangenen Monat waren noch 1.442 Ausbildungsstellen und duale Studiengänge nicht abschließend besetzt. Auf der anderen Seite hofften noch 733 junge Menschen auf die Zusage eines Betriebes.

Seit Oktober meldeten Ausbildungsbetriebe insgesamt 2.914 Lehrstellen bei der Agentur für Arbeit. Auf der anderen Seite suchten 1.876 Bewerberinnen und Bewerber mit Unterstützung der Arbeitsagentur oder der Jobcenter nach einem Berufseinstieg. Das waren auf der Stellenseite 94 Angebote und auf Bewerberseite 93 Suchende mehr als im Vorjahresmonat.

Aktuell kommen auf 100 unbesetzte Berufsausbildungsstellen 51 unversorgte Bewerberinnen und Bewerber. Um junge Menschen und Ausbildungsbetriebe bei der Suche zu unterstützen, veranstaltet die Agentur für Arbeit Göttingen am Montag, 03. Juli, unter dem Motto „Nicht ohne Ausbildungsplatz in die Ferien!“ eine Ausbildungsplatzbörse im Berufsinformationszentrum der Göttinger Arbeitsagentur. Von 10:00 bis 15:00 Uhr stehen hier rund 20 Aussteller, darunter viele Arbeitgeber, für Information und Beratung zur Verfügung.

Unterbeschäftigung

Ergänzend zur gesetzlich definierten Arbeitslosenzahl veröffentlicht die Agentur für Arbeit Angaben zur Unterbeschäftigung. Dazu zählen zusätzlich zu den Arbeitslosen solche Personen, die nicht als arbeitslos gelten, die aber z.B. im Rahmen von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen gefördert werden.

Die Unterbeschäftigung betrug nach vorläufigen Angaben im Juni 19.101. Damit stieg der Wert um 2.492 bzw. 15,0% im Vergleich zum Vorjahresmonat.

Entwicklung der Arbeitslosigkeit in den Landkreisen

In den beiden zum Agenturbezirk Göttingen zählenden Landkreisen Northeim und Göttingen blieb der ansonsten übliche Rückgang der Arbeitslosigkeit aus, die Zahl der Arbeitslosen stagnierte im zurückliegenden Monat.

Im Landkreis Northeim waren im Juni 3.999 Menschen arbeitslos gemeldet, 6 mehr als im Vormonat (+0,2%) und 291 mehr als im Juni 2022 (+7,8%). Die aktuelle Arbeitslosenquote liegt hier bei 5,7% und somit 0,4 Prozentpunkte über dem Wert des Vorjahresmonats.

Gegenüber Mai stieg die Zahl der Arbeitslosen im Landkreis Göttingen um 85 (0,8%) auf insgesamt 10.864. Gegenüber Juni 2022 ist das ein Plus von 2.113 bzw. 24,1%. Die Arbeitslosenquote im Landkreis Göttingen beträgt 6,3% und liegt damit 1,2 Prozentpunkte über dem Wert des Vorjahresmonats.

 

 

 

 

Arbeitslosen-
zahl

Veränderung gegenüber
Vormonat

Veränderung gegenüber
Vorjahres-
monat

Arbeitslosenquote (Vorjahreswert)

Agentur für Arbeit Göttingen

14.863

+91 / +0.6%

+2.404 / +19,3%

6,1% (5,2%)

Landkreis
Göttingen

10.864

+85 / +0,8%

-+2.113 / +24,1%

6,3% (5,1%)

Landkreis
Northeim

3.999

+6 / +0,2%

+291 / +7,8%

5,7% (5,3%)