Verspätete Herbstbelebung auf dem regionalen Arbeitsmarkt

Leichter Rückgang der Arbeitslosigkeit gegenüber Vormonat / Weniger Stellenangebote von Wirtschaft und Verwaltung gemeldet / Agenturchefin sieht Stellenbesetzung weiterhin als Herausforderung

29.09.2023 | Presseinfo Nr. 55

Göttingen. Neben vielen sonnigen Tagen brachte der September in Südniedersachsen auch einen leichten Rückgang der Arbeitslosenzahlen, wenngleich dieser etwas verhaltener als saisonal üblich ausfiel. So waren im zurückliegenden Monat 15.447 Menschen bei der Agentur für Arbeit Göttingen und den Jobcentern der Region arbeitslos gemeldet, 555 weniger als im August (-3,5%). Dies lag zum einen daran, dass mehr Menschen an Qualifizierungsangeboten teilnahmen, um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Zum anderen nahmen in diesem Monat aus der Arbeitslosigkeit heraus mehr Menschen eine Erwerbstätigkeit auf, als sich Beschäftigte nach Jobverlust arbeitslos melden mussten.

Im Vergleich zum Vorjahresmonat weisen die Arbeitslosenzahlen allerdings fast durchweg deutlich höhere Werte auf. Dies zeigt sich insbesondere in einem Zuwachs von 33,7% in der Gruppe der älteren Arbeitslosen über 55 Jahre. Hier wirkt sich eine gesetzliche Neuregelung zur Abbildung älterer Arbeitsloser in den Jobcentern seit Jahresanfang aus. Um 12,0% hat sich auch die Zahl ausländischer Arbeitsloser, darunter die vorwiegend in den Jobcentern betreuten Ukrainerinnen und Ukrainer, erhöht.

Nach einem gestiegenen Stellenzugang bei der Agentur für Arbeit im letzten Monat, ebbte die Zahl der neu gemeldeten Stellen im September wieder etwas ab. Wirtschaft und Verwaltung meldeten insgesamt 830 neue Arbeitsangebote, das waren 238 weniger als im August (-22,3%) und 85 weniger als im Vorjahresmonat (-9,3%). Gesunken ist auch der Bestand an offenen Arbeitsstellen. So waren im September insgesamt 5.659 Stellenangebote gemeldet, 157 weniger als im August (-2,7%). Gegenüber dem Vorjahresmonat beträgt der Rückgang 16,3%, was einem Minus von 1.104 Arbeitsofferten entspricht.

Klaudia Silbermann, Chefin der Agentur für Arbeit Göttingen, hat trotz aktuell eher verhaltender Stellenmeldungen der Unternehmen die Herausforderungen in der Besetzung der offenen Arbeitsplätze fest im Blick: „Es wird nicht leichter werden, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer für Betriebe zu finden, die dem Wunschprofil entsprechen. Gefragt sind insbesondere Fachkräfte und Experten, ein großer Teil der Arbeitslosen verfügt jedoch nicht über eine abgeschlossene oder anerkannte Ausbildung. Das heißt für uns als Agentur für Arbeit, dass wir weiterhin verstärkt Ungelernte fördern, damit sie zusätzliche Qualifikationen und möglichst einen Berufsabschluss erwerben. Natürlich ist Weiterbildung auch für Fachkräfte mehr denn je ein Thema. Denn lebenslanges Lernen, insbesondere im beruflichen Kontext, muss für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die Antwort auf die Transformationsprozesse am Arbeitsmarkt sein, um die eigene Beschäftigung zu sichern und sich neue Perspektiven zu eröffnen.“

Doch auch einen weiteren Aspekt sieht die Expertin: „Da die Stellenbesetzung zunehmend herausfordernder wird, sind auch Betriebe gefordert, über Alternativen nachzudenken. Das gilt zum einen natürlich mit Blick auf das Wunschprofil des künftigen Mitarbeiters oder der künftigen Mitarbeiterin. Vielleicht können fehlende Qualifikationen – auch mit Hilfe der Arbeitsagentur oder der Jobcenter – noch bis zum Stellenantritt erworben werden. Vielleicht kann die Arbeitszeit anders gestaltet werden. Vielleicht kann auch das Rekrutierungsverfahren einmal anders gestaltet werden, um mehr Bewerberinnen und Bewerber zu erreichen. Hier sind wir gerade mit Unternehmen im Gespräch, um unter dem Motto „Betriebe der Region stellen sich vor“ interessante Beschäftigungsmöglichkeiten, praxisorientiert und direkt in den Firmen, zu präsentieren. Wir starten mit der Reihe im Landkreis Northeim und planen, das Angebot auch auf den Landkreis Göttingen auszuweiten.“

Eine Übersicht der bereits geplanten Termine sowie weiterer regionaler Veranstaltungen zu den Themen Qualifizierung, Arbeit, Wiedereinstieg, Ausbildung und Berufsorientierung findet sich online unter www.arbeitsagentur.de/veranstaltungen.  

Unterbeschäftigung

Ergänzend zur gesetzlich definierten Arbeitslosenzahl veröffentlicht die Agentur für Arbeit Angaben zur Unterbeschäftigung. Dazu zählen zusätzlich zu den Arbeitslosen solche Personen, die nicht als arbeitslos gelten, die aber z.B. im Rahmen von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen gefördert werden.

Die Unterbeschäftigung betrug nach vorläufigen Angaben im September 19.374. Damit stieg der Wert um 1.477 bzw. 8,3% im Vergleich zum Vorjahresmonat.

Entwicklung in den Landkreisen des Arbeitsagenturbezirkes Göttingen

In den beiden den Agenturbezirk Göttingen bildenden Landkreisen Göttingen und Northeim sank die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat. Unterschiedlich fallen die Zahlen mit Blick auf den Vorjahresmonat aus.

Im Landkreis Northeim waren im zurückliegenden Monat insgesamt 3.920 Menschen bei der Agentur für Arbeit und dem Jobcenter gemeldet. Das waren 273 weniger als im August (-6,5%), und 82 weniger als vor Jahresfrist (-2,0%). Die aktuelle Arbeitslosenquote für den Landkreis Northeim beträgt 5,6% und liegt damit 0,1 Prozentpunkte unter dem September-Wert 2022.

Im Landkreis Göttingen waren im September 11.527 Menschen arbeitslos, was einer Quote von 6,7% entspricht. Damit liegt die aktuelle Arbeitslosenquote einen Prozentpunkt über dem Wert des Vorjahresmonats. Gegenüber August waren 282 Menschen weniger arbeitslos gemeldet (-2,4%). Der Anstieg gegenüber dem Vorjahresmonat beträgt 1.905 (+19,8%).

 

 

 

 

Arbeitslosenzahl

Veränderung gegenüber Vormonat

Veränderung
gegenüber
Vorjahresmonat

Arbeitslosenquote (Vorjahreswert)

Agentur für Arbeit Göttingen

15.447

-555 / -3,5%

+1.823 / +13,4%

6,4% (5,7%)

Landkreis
Göttingen

11.527

-282 / -2,4%

+1.905 / +19,8%

6,7% (5,7%)

Landkreis
Northeim

3.920

-273 / -6,5%

-82 / -2,0%

5,6% (5,7%)