Frühling und Corona-Lockerungen lassen Arbeitslosigkeit weiter sinken

Der Frühling und die weiteren Lockerungen bei den Corona-Schutzmaßnahmen ließen die Arbeitslosigkeit in Vorpommern-Greifswald noch einmal sinken. Insgesamt 8.795 Frauen und Männer waren im Mai arbeitslos gemeldet. Die Zahl der Arbeitslosen liegt damit deutlich unter dem Niveau des Vorjahres sowie unter dem Mai-Wert vor der Corona-Pandemie. Gegenüber dem Vorjahresmonat sind aktuell 1.666 weniger Menschen auf Arbeitsuche. Im Vergleich zum Mai 2019 sank die Arbeitslosigkeit um 753 Personen. Damals waren 9.548 Frauen und Männer ohne bezahlte Beschäftigung. Die Arbeitslosenquote lag bei 8,2 Prozent. „Mit aktuell 7,8 Prozent unterschreiten wir den damals niedrigsten Mai-Wert seit der Wiedervereinigung“, so Andreas Wegner, Leiter der Arbeitsagentur Greifswald.  Auch die Unterbeschäftigung, welche Personen in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen und kurzfristige Arbeitsunfähigkeit berücksichtigt, ist im Mai noch einmal deutlich zurückgegangen. So lag die Unterbeschäftigung im Berichtsmonat bei 11.723 Personen. Das sind 1.722 oder 12,8 Prozent weniger als im Vorjahresmonat.   In der Geschäftsstelle Wolgast, zu deren Gebiet auch große Teile der saisonal geprägten Insel Usedom gehören, wurde der größte Rückgang registriert. Hier sank die Arbeitslosigkeit von April zu Mai um 168 Personen. Die Urlaubsregion macht mit gut 48 Prozent fast die Hälfte am Rückgang der Arbeitslosigkeit im Agenturbezirk insgesamt aus. „Die Insel ist stark touristisch geprägt. Hier zieht regelmäßig im Frühjahr die Arbeitskräftenachfrage stark an. Neben dem Hotel- und Gaststättenwesen suchen auch der Handel sowie weitere Dienstleistungsbereiche Arbeitskräfte“, so Wegner. Neben dem saisonalen Effekt lässt auch die wirtschaftliche Erholung nach der Corona-Pandemie den Bestand an offenen Stellen weiter ansteigen. Im Mai meldeten die Unternehmen dem Arbeitgeber-Service von Arbeitsagentur und der Jobcenter noch einmal 434 neue Arbeitsangebote. Aktuell laufen die Besetzungsprozesse für insgesamt über 3.000 offene Stellen. „In einigen Branchen, wie dem Gastgewerbe, dem Gesundheits- und Sozialwesen, aber auch im Handwerk und verarbeitenden Gewerbe fällt es den Unternehmen zunehmend schwerer, ihre Stellen zu besetzen“, so Wegner. Dabei fehlen zum Beispiel Küchenfachkräfte nicht nur in der Gastronomie. „Auch in Reha-Kliniken, Kindergärten und weiteren Einrichtungen werden händeringend Köchinnen und Köche gesucht.“   Kurzarbeit Im Mai haben 10 Betriebe für 72 Beschäftigte neu Kurzarbeit angezeigt. Da die Unternehmen drei Monate Zeit haben, um Kurzarbeit für ihre Beschäftigten abzurechnen, zeigt sich erst mit einer entsprechenden Verzögerung, ob und in welchem Umfang Kurzarbeit in Anspruch genommen wurde. Nunmehr liegen die ersten Daten zur Inanspruchnahme für den Monat Januar 2022 vor: 476 Betriebe haben für 3.134 Beschäftigte tatsächlich Kurzarbeitergeld erhalten. Das entspricht einer Quote von 3,7 Prozent, gemessen an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Vorpommern-Greifswald. Seit Beginn der Corona-Pandemie erreichte die Kurzarbeit im September 2021 ihren bisher niedrigsten Stand. Zu diesem Zeitpunkt zahlte die Arbeitsagentur Kurzarbeitergeld für 915 Beschäftigte an die Unternehmen aus. Die Kurzarbeiterquote lag bei 1,1 Prozent. Den Höchststand verzeichnete die Arbeitsagentur im April 2020. Damals erhielten 12.573 Beschäftigte Kurzarbeitergeld, was einer Kurzarbeiterquote von 15,4 Prozent entsprach.   Arbeitslosenquoten in den Geschäftsstellen   Anklam 8,9 Prozent, Greifswald 5,9 Prozent, Pasewalk 12,0 Prozent, Ueckermünde 10,1 Prozent, Wolgast 6,1 Prozent   In allen Geschäftsstellen der Arbeitsagentur Greifswald war im Vergleich zum Vorjahresmonat ein Rückgang der Arbeitslosigkeit zu verzeichnen. Im der Geschäftsstelle Wolgast wurde mit minus 29,5 Prozent beziehungsweise 570 weniger Arbeitslosen der stärkste Rückgang registriert. In der Geschäftsstelle Pasewalk fiel der Rückgang mit minus 10,9 Prozent (bzw. um 217 Personen) vergleichsweise gering, aber insgesamt ebenfalls relativ hoch aus.      Unterschiede zwischen den Rechtskreisen im Vorjahresvergleich Die Agentur für Arbeit (Rechtskreis SGB III, Arbeitslosenversicherung) betreute im Mai 2.823 Arbeitslose und damit 943 weniger als vor einem Jahr. Die Jobcenter (Rechtskreis SGB II, Grundsicherung) waren für 5.972 arbeitslose Personen verantwortlich, 723 weniger als im Mai 2021.   SGB III         - 25,0 Prozent SGB II          - 10,8 Prozent   Stellenmarkt Die Nachfrage nach Arbeitskräften befindet sich weiterhin auf einem hohen Niveau. Seit Jahresbeginn wurden dem Arbeitgeber-Service von Arbeitsagentur und der Jobcenter in Vorpommern-Greifswald 2.712 Stellenangebote gemeldet. Insgesamt betreuen die Vermittlerinnen und Vermittler des Arbeitgeberservice von Arbeitsagentur und Jobcenter aktuell 3.013 offene Stellen.    Die im Mai neu gemeldeten Arbeitsstellen stammen insbesondere aus dem Handel (66), dem Gastgewerbe (57), Gesundheits- und Sozialwesen (54) und dem verarbeitenden Gewerbe mit 51 neuen Offerten. Dahinter verbergen sich interessante Berufe wie Segelmacher/in, Küchenplaner/in, Feinwerkmechaniker/in und Hafenmeister/in.    Geldleistungen Im Mai erhielten 2.408 Personen Arbeitslosengeld, 823 weniger als vor einem Jahr. Die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten in der Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II) lag bei 12.642. Gegenüber Mai 2021 ist dies ein Rückgang um 1.687 Personen.   Ausbildungsmarkt Auch in diesem Jahr haben die Jugendlichen sehr gute Chancen, einen Ausbildungsplatz zu finden. Bis zum Mai meldeten sich 1.069 Schülerinnen und Schüler bei der Berufsberatung der Arbeitsagentur ausbildungsuchend. Von den Jugendlichen sind aktuell noch 550 auf der Suche nach einer Lehrstelle. Die Unternehmen aus dem Landkreis Vorpommern-Greifswald meldeten für das kommende Ausbildungsjahr insgesamt 1.582 freie Stellen. Am Ende des Berichtsmonats waren noch 907 unbesetzt. „Der Ausbildungsmarkt entwickelt sich saisontypisch“, so Wegner. So waren auch in den Vor-Corona-Jahren 2018 und 2019 im Mai noch gut die Hälfte aller gemeldeten Bewerber*innen als „unversorgt“ gemeldet.  Eine gute Möglichkeit, sich über frei Ausbildungsstellen und verschiedene Berufsbilder zu informieren, bieten unter anderem Berufsmessen. Die Hansestadt Anklam und die Arbeitsagentur Greifswald organisieren in diesem Jahr wieder die Ausbildungs- und Jobmesse Anklam, kurz AJA. Am 23. Juni von 9 bis 14.30 Uhr haben Jugendliche, die noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sind oder die in den kommenden Jahren die Schule verlassen, die Möglichkeit, unkompliziert und direkt mit Personalverantwortlichen und Azubis von ausbildenden Unternehmen in Kontakt zu kommen. Ziel der Messe ist es außerdem, über die Vielfalt der Berufswelt zu informieren. Wie wichtig das ist, zeigt sich beim Blick auf die Top 10 der Wunschberufe der Jugendlichen. „Bei den Jungs steht seit Jahren der Beruf des Kfz-Mechatronikers hoch im Kurs, bei den Mädchen ist der Beruf der Verkäuferin mit am beliebtesten“, so Wegner. Dabei gibt es viele Berufe, die ebenfalls sehr gute Berufschancen bieten, bei denen aber weniger Konkurrenz herrscht.    Für Jugendliche, aber auch Erwachsene, die sich neu- oder umorientieren möchten, organisiert die Arbeitsagentur regelmäßig berufskundliche Veranstaltungen. Diese finden zum Teil auch digital oder in hybrider Form, also in Präsenz und digital, statt. Die Themen sowie Termine findet man auf der Internetseite www.arbeitsagentur.de/greifswald.  Termine für eine individuelle Berufsberatung können unter der kostenlosen Service-Nummer 0800 4 5555 00 oder online unter www.arbeitsagentur.de/bildung vereinbart werden.   Ausblick Für die kommenden Monate erwartet Andreas Wegner stärkere Zuwächse bei den erwerbsfähigen Hilfebedürftigen innerhalb der Gruppe ausländischen Staatsbürger*innen. Denn ab Juni können Geflüchtete aus der Ukraine umfassende Hilfen zur Sicherung ihres Lebensunterhalts und zur beruflichen Integration durch die Jobcenter erhalten. Bis dahin haben sie Anspruch auf Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Ab dem 01. Juni 2022 sind die Jobcenter für sie zuständig. Ukrainische Flüchtlinge sollten, wenn sie finanzielle Hilfe benötigen, umgehend beim Jobcenter Leistungen der Grundsicherung (Arbeitslosengeld II) beantragen. „Aber auch wenn sie eine Arbeit oder Ausbildung suchen, erhalten sie vom Jobcenter die entsprechende Unterstützung“, so Wegner. Das Antragspaket findet man im Internet unter www.jobcenter-vg.de. Wichtig: Der Antrag auf Arbeitslosengeld II muss bis Ende Juni 2022 gestellt werden, um einen Anspruch ab 01.06.2022 geltend machen zu können.   Aktuell sei jedoch nicht absehbar, inwieweit ukrainische Geflüchtete dazu beitragen können, den wachsenden Arbeitskräftebedarf zu decken. Denn es sind vor allem Frauen und Kinder, die hier Schutz suchen, so Wegner. Unklar sei auch, ob und wie lange sie hierbleiben würden. Deshalb bleibt aus Sicht des Fachmanns der Fachkräftebedarf die größte Herausforderung der nächsten Monate.

31.05.2022 | Presseinfo Nr. 24