Betreuungswechsel von Geflüchteten aus der Ukraine lässt Arbeitslosigkeit ansteigen

Ganz untypisch für den Frühsommer stieg die Zahl der arbeitslos gemeldeten Menschen in Vorpommern-Greifswald im Juni noch einmal an. „In den vergangenen Jahren, und auch während der Corona-Pandemie, verzeichneten wir im Juni regelmäßig Rückgänge bei der Arbeitslosigkeit“, so Klaus-Peter Köpcke, stellvertretender Leiter der Arbeitsagentur Greifswald. Dennoch war der Anstieg so kurz vor der beginnenden Hochsaison für ihn erwartbar gewesen. „Im Juni meldeten sich viele Ukrainerinnen und Ukrainer bei den Jobcentern, um Hilfen zur Sicherung ihres Lebensunterhalts zu erhalten“, erklärt er. Die Zahl der arbeitslos gemeldeten Ausländer sei deshalb innerhalb eines Monats von 712 auf 1.213 Personen angestiegen. Die größte Gruppe der 519 neu registrierten Arbeitslosen mit ausländischem Pass stammt daher auch aus der Ukraine.  Seit dem 01. Juni können ukrainische Geflüchtete Grundsicherung beantragen. Zuvor hatten sie einen Anspruch auf Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, welches durch das Sozialamt des Landkreises ausgezahlt wurde. Er sieht in diesem Zuständigkeitswechsel für die Kriegsflüchtlinge eine gute Chance. „Sie erhalten Geldleistungen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten und die Jobcenter unterstützen die Geflüchteten darüber hinaus bei ihrer beruflichen Integration“, so Köpcke. „Viele der Schutzsuchenden werden nicht sofort auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen können. Sie benötigen Unterstützung.“ Die Sprache sei dabei nur eine Herausforderung. „Auch die Anerkennung von Qualifikationsnachweisen oder fehlende Kinderbetreuungsmöglichkeiten sind oftmals Hürden. Viele der Geflüchteten werden in den kommenden Wochen und Monaten in Sprachkurse einsteigen. Außerdem werden die Jobcenter sie bei der Anerkennung ihrer Berufsabschlüsse unterstützen und Jugendliche über die Berufsausbildungsmöglichkeiten in Deutschland informieren.“   Insgesamt betrachtet setze sich aber die gute Entwicklung am Arbeitsmarkt fort. „Noch im Juni 2019, also vor dem Beginn der Corona-Pandemie, waren 9.350 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote lag bei 8,1 Prozent - damals der niedrigste Juni-Wert seit der Wiedervereinigung“, so Köpcke. Im Juni 2018 lag die Arbeitslosenquote sogar noch noch bei 8,8 Prozent. Zu diesem Zeitpunkt waren noch über 10.000 Menschen (10.231) auf der Suche nach einer bezahlten Beschäftigung.    Arbeitslosenquoten in den Geschäftsstellen Anklam 8,9 Prozent, Greifswald 6,2 Prozent, Pasewalk 12,4 Prozent, Ueckermünde 11,1 Prozent, Wolgast 6,0 Prozent   Im Agenturbezirk entwickelte sich die Arbeitslosigkeit im Juni recht unterschiedlich. In den Geschäftsstellen Anklam, Greifswald und Wolgast war im Vergleich zum Vorjahresmonat ein Rückgang der Arbeitslosigkeit zu verzeichnen. Der stärkste Rückgang wurde in der Geschäftsstellen Wolgast mit minus 17,6 Prozent beziehungsweise um 284 Personen registriert. In den Regionen Pasewalk und Ueckermünde dagegen stieg die Arbeitslosigkeit um 2,2 Prozent (40 Personen) beziehungsweise 3,6 Prozent (58 Personen) an.   Unterschiede zwischen den Rechtskreisen Die Agentur für Arbeit (Rechtskreis SGB III, Arbeitslosenversicherung) betreute im Juni 2.709 Arbeitslose und damit 549 weniger als vor einem Jahr und 114 weniger als im Mai 2022. Die Jobcenter (Rechtskreis SGB II, Grundsicherung) waren für 6.394 arbeitslose Personen verantwortlich, 19 mehr als im Juni 2021 und 422 mehr als im Vormonat.   Im Vorjahresvergleich SGB III         - 16,9 Prozent SGB II          + 0,3 Prozent   Stellenmarkt Im Berichtsmonat wurden dem Arbeitgeber-Service von Arbeitsagentur und der Jobcenter in Vorpommern-Greifswald noch einmal 458 neue Stellenangebote gemeldet. Insgesamt betreuen die Vermittlerinnen und Vermittler des Arbeitgeberservice von Arbeitsagentur und Jobcenter aktuell 3.099 offene Stellen.    Die im Juni gemeldeten Arbeitsstellen stammen vor allem aus dem Handel (60), dem Gesundheits- und Sozialwesen (58), dem Gastgewerbe (44) und dem verarbeitenden Gewerbe mit 43 neuen Offerten. Dahinter verbergen sich interessante Berufe: Gesundheitsmanager/in, Fuhrparkleiter/in, Spielhallenaufsicht, Schornsteinfeger/in und viele mehr.     Geldleistungen Im Juni erhielten 2.339 Personen Arbeitslosengeld, 398 weniger als vor einem Jahr. Die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten in der Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II) lag bei 12.893. Gegenüber Juni 2021 ist dies ein Rückgang um 1.209 Personen. Allerdings wirkt sich auch hier im Vormonatsvergleich der Betreuungsübergang der ukrainischen Geflüchteten aus. Im Mai 2022 registrierten die Jobcenter noch 12.595 erwerbsfähige Leistungsberechtigte, also fast 300 weniger als im Berichtsmonat Juni.     Ausbildungsmarkt Für die Schülerinnen und Schüler in unserem Land beginnen kommenden Montag die Sommerferien. Einige von ihnen starten danach in ihre berufliche Zukunft. Sie beginnen eine Ausbildung. Von den insgesamt 1.117 gemeldeten Bewerberinnen und Bewerbern waren im Juni noch 474 auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle. „Sie alle haben noch gute Chancen“, weiß Klaus-Peter Köpcke. „Aktuell sind noch 866 von den ursprünglich gemeldeten 1.618 freien Ausbildungsstellen unbesetzt.“ Viele Jugendliche können heute zwischen verschiedenen Lehrstellenangeboten wählen. „Es kommt auch vor, dass junge Leute sogar bei mehreren Firmen zusagen“, so Köpcke. Er empfiehlt daher den Unternehmen, nach Möglichkeiten zu suchen, um die jungen Menschen an das Unternehmen zu binden. „Einige Unternehmen laden ihre zukünftigen Lehrlinge zum Beispiel schon vor dem Ausbildungsstart noch einmal zu einer Betriebsbesichtigung ein“, so Köpcke. Man könne auch Berufs- oder Arbeitsschutzbekleidung bereits vor Ausbildungsbeginn ausgeben oder sich nach dem Verlauf der Schulabschlussprüfungen erkundigen. „Diese Wertschätzung kommt bei Jugendlichen gut an. Sie fühlen sich willkommen und bauen so schon frühzeitig eine Bindung zum Unternehmen auf“, erläutert er.

30.06.2022 | Presseinfo Nr. 30