Jahresbilanz zum Ausbildungsmarkt 2021/2022

Fast 1.600 Jugendliche nutzten die Berufsberatung - Ausbildungsbetriebe boten über 2.100 Ausbildungsplätze an - Abschluss von Ausbildungsverträgen auch jetzt noch weiter möglich

10.11.2022 | Presseinfo Nr. 56

Die Jahresbilanz bezieht sich auf den Agenturbezirk Heide, der die beiden Landkreise Dithmarschen und Steinburg umfasst.

Ausbildungsplatzbewerber

In der Zeit vom 01.10.2021 bis zum 30.09.2022 beauftragten 1.570 Jugendliche und junge Erwachsene die Berufsberatung mit der Ausbildungsvermittlung. Dies waren 155 weniger als im Berichtsjahr 2020/2021 (-9,0 Prozent). Ähnlich wie im Berichtsjahr 2020/2021 konnten auch in diesem Jahr annähernd die Hälfte der Bewerber erfolgreich in eine betriebliche Ausbildung integriert werden. Diejenigen, die nicht in eine Ausbildung eingestiegen sind, entschieden sich für den weiteren Schulbesuch, die Aufnahme eines Studiums oder eines Praktikums. Ferner mündeten aus dieser Gruppe Bewerber in eine betriebsnahe Qualifikation, wie z.B. eine Einstiegsqualifizierung oder eine berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme ein oder nahmen einen gemeinnützigen/sozialen Dienst auf.

Bei den Ausbildungswünschen gab es auch in diesem Jahr nur wenig Veränderung. Insgesamt betrachtet waren weiterhin Berufe des Verkaufs- und Büromanagementbereichs sehr beliebt. Weibliche Ausbildungsplatzsuchende wünschten sich vorrangig Berufe im Verkauf, im Gesundheitsbereich und im Büro. Bei männlichen Bewerbern erfreute sich wie im Vorjahr der Beruf des Kfz-Mechatronikers großer Beliebtheit. Dem folgten Berufe im Verkauf und im Handwerk, wie zum Beispiel Tischler, Zimmerer oder Maurer.

75,5 Prozent der bei der Berufsberatung gemeldeten Bewerber verfügte über einen Sekundarstufe I Abschluss (Erster allgemeinbildender Schulabschluss und Mittlerer Schulabschluss), 17,5 Prozent über einen Sekundarstufe II Abschluss (Fachhochschulreife, Allgemeine Hochschulreife). 7,0 Prozent hatten keinen Schulabschluss oder keine Angabe zum Abschluss gemacht.

111 Jugendliche und junge Erwachsene konnten keinen passenden Ausbildungsplatz finden. Dies sind 19 Prozent weniger als im Vorjahr. Sie werden weiterhin von der Berufsberatung mit dem Ziel einer schnellen Integration unterstützt.

Ronald Geist, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Heide, schätzt die Entwicklung der Bewerberzahlen ein: „Wir beobachten länger schon den Trend, dass viele Jugendliche einen höheren Schulabschluss anstreben und weiterführende Schulen besuchen. Ebenso scheint die Studierneigung insgesamt sehr ausgeprägt zu sein. Diese Jugendlichen fehlen dann als Bewerberinnen und Bewerber für die betrieblichen Ausbildungsstellen.“ Die mögliche Erklärung - insbesondere für den längeren Schulbesuch – kann in dem Wunsch liegen, sich Wahlmöglichkeiten offen halten zu wollen. Dabei ist sowohl die Entscheidung für einen weiteren Schulbesuch, wie auch der Entschluss für eine betriebliche Berufsausbildung, langfristig betrachtet empfehlenswert.

„Die Ausbildungsbetriebe der Region zeigen trotz Nachwirkungen der Corona-Pandemie und vor dem Hintergrund der derzeitig schwierigen wirtschafts-politischen Situation eine hohe Ausbildungsbereitschaft. Und auch zum jetzigen Zeitpunkt sind noch viele Ausbildungsplätze frei! Wer also noch auf der Suche ist, findet immer noch attraktive Angebote und sollte die Chancen nutzen, die sich jetzt bieten!“, rät Geist.

Ausbildungsstellen

Insgesamt teilten die Arbeitgeber in der Zeit vom 01.10.2021 bis zum 30.09.2022 dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Heide 2.112 offene Ausbildungsstellen mit. Aufgeteilt auf die beiden Landkreise waren es in Dithmarschen 1.168 angebotene Ausbildungsstellen und in Steinburg 944. Dies bedeutet einen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr von insgesamt 198 angebotenen Ausbildungsstellen (+10,3 Prozent). Anders als im vorausgegangenen Berichtsjahr ist diese Steigerung weitgehend auf die Entwicklung im Kreis Dithmarschen zurückzuführen.

Rein rechnerisch ergibt sich damit ein Verhältnis von 1,3 von bei der Agentur Heide gemeldeter Stelle je Ausbildungsplatzbewerberin oder Ausbildungsplatzbewerber.

Der überwiegende Teil der Ausbildungsplatzangebote kam aus den Bereichen des Handels und Verkaufs, der Produktion und Fertigung sowie des Baus und Gebäudetechnik.

Auch aus Sicht der Handwerkskammer Flensburg (HWK) und der Industrie- und Handelskammer Flensburg (IHK), Geschäftsstelle Dithmarschen stellt sich die Situation am Ausbildungsmarkt ähnlich wie für die Agentur für Arbeit dar: Insgesamt eine gute Entwicklung, ein „Plus“ an Ausbildungsplätzen, aber auch ein nicht ganz sorgenfreier Blick in die Zukunft.

"In den vergangenen Jahren ist die Zahl der eingetragenen Ausbildungsverträge deutlich zurückgegangen, jetzt hat sich die Zahl gegenüber dem Vorjahr stabilisiert. Es bleiben aber viele Ausbildungsplätze weiterhin unbesetzt. Die Bereitschaft zur Ausbildung seitens der Betriebe ist nach wie vor sehr hoch", Thomas Bultjer, Leiter der IHK Geschäftsstelle Dithmarschen

Hans-Werner Frahm, Leiter Abteilung Berufliche Bildung der Handwerks-kammer Flensburg, schildert die Lage ähnlich, sagt aber auch, dass die galoppierende Inflation und die dadurch spürbare Konsumzurückhaltung nahezu allen Branchen zu schaffen macht: „Die Ausbildungssituation im Bezirk der Handwerkskammer Flensburg zeigt sich stabil. Die Gesamtzahl an neuen Ausbildungsverträgen entsprach zum Stichtag 30. September dem Vorjahreswert, im Kreis Dithmarschen lag die Zahl um vier Prozent über dem Vorjahresergebnis. Die Ausbildungsbereitschaft ist bei vielen Unternehmen ungebrochen. Nicht auszuschließen ist jedoch, dass die konjunkturellen Veränderungen im weiteren Jahresverlauf womöglich auch Auswirkungen auf den Ausbildungsmarkt nach sich ziehen werden.“

Zum Stichtag 30. September 2022 waren 194 der bei der Agentur für Arbeit gemeldeten Ausbildungsstellen noch unbesetzt. Dies waren 40 weniger als noch 2021. Erneut sind damit jedoch mehr Stellen unbesetzt, als Bewerber unversorgt sind. Unter den unbesetzten Ausbildungsstellen befanden sich überwiegend Angebote aus den Bereichen Baugewerbe, Handel und Verkauf sowie Energieversorgung.

Perspektive für das Ausbildungsjahr 2022/2023

Der Arbeits- und Ausbildungsmarkt steht nun schon seit Anfang 2020 mit Beginn der Corona-Pandemie unter Druck. Der eingeschlagene Erholungskurs Ende 2021 wurde durch den Ukraine-Krieg unterbrochen. Dennoch erweist sich die Wirtschaft im Agenturbezirk als sehr robust. Im abgelaufenen Ausbildungsjahr wurden erneut mehr Ausbildungsplätze gemeldet als im Vorjahr. Und es zeichnet sich ab, dass auch im Ausbildungsjahr 2022/2023 Arbeitgeber wieder eine große Anzahl an Ausbildungsstellen melden werden. Die Hoffnung ist, dass es trotz Energie-Krise, gestörter Lieferketten und gestiegener Preise auch in den nächsten Monaten so bleibt. Die Ursache eines Ausbildungsmarktes mit vielen attraktiven Stellen wäre sicherlich mit dem Wandel der Arbeitswelt und des Arbeitsmarktes zu begründen.

„Die aktuellen Transformationsprozesse, die zwar globaler Natur sind, die wir aber auch bei uns vor Ort ganz konkret erleben, sind Herausforderung und Chance zugleich“ sagt Geist. „Als gute Beispiele dienen hier die Bereiche Heizungsbau oder Klimatechnik. Begriffe wie ‚Klimakrise', ‚Energiewende' oder ‚Dekarbonisierung' sind in aller Munde und bewirken, dass sich Berufsbilder, Inhalte und Anforderungen ändern, sich Images wandeln und die Zukunftsperspektiven mehr als solide sind. Ähnliches gilt auch für andere Bereiche des Handwerks und der Industrie, den Gesundheitsbereich oder auch den Handel.“

Daher bleibt es wichtig und eine wesentliche Aufgabe, Bewerber und Ausbildungsplatz zusammen zu bringen. Für die Berufsberaterinnen und Berufsberater der Agentur für Arbeit heißt das, den eingeschlagenen Weg konsequent weiterzugehen. „Wir knüpfen den Kontakt mit den Schülerinnen und Schülern früh. Je nachdem um welche Schulart es sich handelt, beginnen wir mit der beruflichen Orientierung im achten Jahrgang. Die Begleitung und Betreuung der Jugendlichen geht dann immer bis zur Einmündung in die Ausbildung oder ein Studium. Wenn gewünscht und notwendig auch darüber hinaus“, erläutert Geist die Arbeit der Berufsberatung. „Entscheidend ist hier, sowohl das Gesamtangebot und die konkreten Anforderungen des jeweiligen Ausbildungsplatzes als auch die Nachfrage, also die Wünsche und Fähigkeiten der zukünftigen Auszubildenden, mitzudenken und zu matchen.“

Arbeitgeber-Service für Ausbildungsbetriebe: 0800 – 4 5555 20 (kostenfrei)

Termine mit der Berufsberatung: 0800 – 4 5555 00 (kostenfrei)

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