Ausbildungsmarkt 2021/2022 Kreis Minden-Lübbecke

Das Berichtsjahr 2021/2022 am Ausbildungsmarkt - Kreis Minden-Lübbecke

04.11.2022 | Presseinfo Nr. 119

  • Angebot größer als Nachfrage: 80 Bewerbern stehen 100 Stellen gegenüber
  • Starker Rückgang bei Bewerbern, Zahl der Ausbildungsstellen steigt leicht
  • 167 Bewerber suchen im Mühlenkreis noch einen Ausbildungsplatz, 80 Stellen sind nur noch unbesetzt.

Zum Abschluss dieses Beratungsjahres meldeten die Unternehmen im Mühlenkreis dem Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur 2.438 Ausbildungsstellen, 33 oder 1,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Mit insgesamt 1.874 gemeldeten Bewerbern suchten 301 oder 13,8 Prozent weniger Jugendliche im Vorjahresvergleich mit Hilfe der Berufsberatung einen Ausbildungsplatz.

„Während die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen im Vorjahresvergleich leicht ansteigt, verzeichnen wir bei den Bewerbern im Mühlenkreis einen deutlichen Rückgang zum vorherigen Berichtsjahr“, stellt Frauke Schwietert, Leiterin der Herforder Arbeitsagentur, mit Blick auf den Ausbildungsmarkt im Kreis Minden-Lübbecke fest.

„Dass die Unternehmen im Kreis sich weiter mit großer Motivation um Ausbildung bemühen ist ein gutes Zeichen. Zwar gibt es sicherlich noch Luft nach oben, aber generell haben die meisten Unternehmen im Kreis verstanden, dass Ausbildung und damit Nachwuchskräftegewinnung ein wichtiges Thema für die Zukunft so ziemlich aller Betriebe sind. Ich bin mir sicher, dass einige in diesem Jahr aufgrund der wirtschaftlich instabilen Lage eher zurückhaltender agieren – verständlicherweise. Dass die Zahl der Ausbildungsstellen darunter nicht leidet, zeigt aber auch, dass die meisten Unternehmen hier die richtigen Prioritäten setzen“, so die Agenturchefin.

Anders als bei den Stellen verzeichnet die Agentur bei den Bewerbern einen Rückgang der Meldezahlen. „Zusätzlich zu Studierneigung und demografischem Wandel, hat die Verunsicherung bei den Jugendlichen in den letzten Jahren zugenommen. Vielen jungen Menschen fehlen seit Beginn der Corona-Pandemie die Praktika und andere wichtige Elemente in der Berufsorientierung. Aber auch Zukunftssorgen, ausgelöst durch den Klimawandel, die Pandemie, und zuletzt auch durch den Ukraine-Krieg, lassen Jugendliche in ihrer Zukunftsplanung zurückhaltender werden. Das ist verständlich und nachvollziehbar, für die heimische Konjunktur auf lange Sicht aber nicht gut. Deshalb werden wir auch weiterhin alles daransetzen, die Jugendlichen intensiv zu begleiten und zu beraten, um wieder mehr Jugendliche für eine duale Ausbildung zu begeistern“, fügt die Expertin hinzu.

IHK: Duale Berufsausbildung trotzt dem Fachkräftemangel

Vorjahresniveau der Neueintragungen von Ausbildungsverträgen schon jetzt erreicht

„Nachdem sich der Ausbildungsmarkt im vergangenen Jahr bereits gut von den Auswirkungen der Pandemie erholt hat, konnten der Erfolg in diesem Jahr noch übertroffen werden“, freut sich Ute Horstkötter-Starke, Geschäftsführerin Berufliche Bildung der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK), über die positive Zahl der neueingetragenen Ausbildungsverträge in Ostwestfalen. Im vergangenen Jahr seien insgesamt 6.806 neue Ausbildungsverträge bei den IHK-Mitgliedsunternehmen verzeichnet worden. In diesem Jahr belaufe sich die Zahl Anfang Oktober auf 7.064. Damit sei schon jetzt das Jahresendniveau von 2021 überschritten.

Obwohl die Zahl neu eingetragener Ausbildungsverträge im Kreis Minden-Lübbecke im Vorjahresvergleich um 0,3 Prozent zurückgegangen sei, seien 1.328 neu eingetragene Ausbildungsverträge zu Anfang Oktober sehr positiv, so Horstkötter-Starke. Die Entwicklung der Berufe verlaufe sehr unterschiedlich. Während die gewerblich-technischen Berufe im Kreis Minden-Lübbecke mit einem Plus von 13,6 Prozent (Vorjahr: + 1,6 Prozent) einen Aufwind erfahren, gingen die kaufmännischen Berufe um 8,5 Prozent (Vorjahr: + 7 Prozent) zurück.

„Wir sehen eine starke Entwicklung im gewerblich-technischen Bereich. Besonders Fachinformatikerinnen und Fachinformatiker erfahren einen großen Zuwachs, der durch die fortschreitende Digitalisierung in den Unternehmen aller Branchen bedingt ist. Das ist erfreulich und beweist, dass die Duale Berufsausbildung generell ein sicherer Weg ist, dem bestehenden Fachkräftemangel zu begegnen und den Bedarf der Wirtschaft zu decken“, resümiert Horstkötter-Starke. Insgesamt seien die Zahlen der neu eingetragenen Ausbildungsverträge positiv. Dennoch sei die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen 2021 in Ostwestfalen erstmals höher gewesen, als die Zahl der unversorgten Bewerberinnen und Bewerber. Dieser Trend setze sich auch in diesem Jahr fort. die Zukunft gelte es also alles daranzusetzen, die Berufsorientierung der Jugendlichen zu unterstützen und zu fördern. Dazu gehöre zum Beispiel Kooperationen zwischen Unternehmen und Schulen zu vermitteln oder Besuche von Auszubildenden in Schulen, den sogenannten Ausbildungsbotschafterinnen und -botschaftern, zu organisieren, die in Abgangsklassen über ihre Ausbildung berichten.  Insbesondere die Berufswahlorientierungsplattform www.ausbildungschance-owl.de, die gemeinsam von der IHK Ostwestfalen zu Bielefeld, der IHK Lippe zu Detmold und der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld betrieben wird, spiele hier eine große Rolle. „Wir planen derzeit die Angebote der Plattform rund um die berufliche Ausbildung zu erweitern, um noch mehr junge Menschen zu erreichen, sie über ihre Ausbildungschancen zu informieren und unkompliziert mit den Unternehmen zu vernetzten“, erklärt Horstkötter-Starke. „Wir setzen alles daran, jungen Menschen zukünftig eine noch nachhaltigere Berufswahlvorbereitung bei ihrer Karriereplanung ermöglichen können und so dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.“

Handwerkskammer: Immer mehr junge Menschen finden im Handwerk ihre Zukunft (Kreis Minden-Lübbecke)

Immer mehr junge Menschen erkennen, dass sie mit einem Handwerksberuf die Zukunft aktiv gestalten können“, erklärte Carl-Christian Goll, Geschäftsführer Berufsbildung der Handwerkskammer OWL. Zum 30. September verbucht das Handwerk in Ostwestfalen-Lippe ein Plus von knapp 4 Prozent bei den neuen Auszubildenden im Handwerk „Wir konnten das starke Vorjahresergebnis noch einmal toppen“, betonte Goll. Insgesamt absolvieren im OWL-Handwerk knapp 11.000 junge Menschen eine Ausbildung im Handwerk.

Im Kreis Minden-Lübbecke stieg die Anzahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge um rund 3,3 Prozent. Besonders die Ausbildungsberufe Kraftfahrzeugmechatroniker/-in, Elektroniker/-in und Anlagenmechaniker/-in für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik sind bei jungen Menschen im Mühlenkreis besonders gefragt. Gleichwohl gibt es im regionalen Handwerk noch eine Vielzahl an freien Ausbildungsplätzen. „Alle Interessierten, die eine Ausbildung absolvieren möchten, können auch jetzt noch Ausbildungsverträge abschließen und sofort durchstarten“, erklärte Goll.

Das Beratungsteam der Handwerkskammer unterstützt unter der Telefonnummer 0521 5608 333 alle Interessierten dabei, Lösungen zu finden, die einen späteren Start ermöglichen. Freie Plätze sind außerdem unter www.ausbildungschance-owl.de oder der Lehrstellenbörse der Handwerkskammer OWL aufgeführt.

Abschließend sind sich die Ausbildungskonsenspartner einig: „Die Nachwuchssicherung und die Investition in die duale Ausbildung ist entscheidend für die wirtschaftliche Zukunft unserer Region. Die demografische Entwicklung, die Digitalisierung und der daraus resultierende Fachkräftebedarf sind weiterhin große Herausforderungen für alle Beteiligten am Ausbildungsmarkt.“

Um noch suchenden Jugendlichen und Unternehmen zu helfen, haben die IHK Ostwestfalen, die HWK Ostwestfalen-Lippe, gemeinsam mit den Jobcentern und den Arbeitsagenturen in Ostwestfalen Nachvermittlungsaktionen durchgeführt. So auch im Kreis Minden-Lübbecke: Die Kammern, das Jobcenter Amt proArbeit Kreis Minden-Lübbecke und die Berufsberatung der Agentur für Arbeit haben am 25.10. und 26.10. in Minden und Lübbecke gemeinsam daran gearbeitet, noch möglichst viele Jugendliche mit Ausbildungsstellen zusammenzubringen. Insgesamt 24 Jugendliche aus dem Kreis Minden-Lübbecke wurden zu noch offenen Stellen beraten.

Zum Thema Nachvermittlung, aber auch zum Ausbildungsstart 2023 unterstützt der Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur Unternehmen bei der Besetzung freier Ausbildungsplätze kostenfrei unter 0800 4555520. Junge Menschen, die Hilfe bei der Ausbildungssuche benötigen, melden sich jederzeit unter 0571 8867 890 bei der Berufsberatung an.