Mit Mitarbeiterpotenzial zur Fachkraft

Bad Oeynhausener absolviert geförderte Umschulung zur Pflegefachkraft beim Wittekindshof

15.11.2022 | Presseinfo Nr. 124

Der Fachkräftemangel ist ein allseits bekanntes Thema, aber vor allem die Pflegebranche leidet darunter. Desto mehr Einsatz und Engagement ist gefragt, um möglichst viel Personal für die systemrelevante Tätigkeit der Pflegefachkraft zu gewinnen. Dabei kann es sich für Unternehmen lohnen, bei der Suche nach geeignetem Fachpersonal nicht nur nach außen, sondern auch nach innen zu blicken. Das hat auch der Wittekindshof getan und so Markus Habermann für eine von der Agentur für Arbeit geförderte Umschulung zur Pflegefachkraft gewonnen.

"Ursprünglich bin ich gelernter Bäcker. In der Jugendarbeit meiner Kirchengemeinde in Dankersen hatte ich früher bereits Kontakt zu Menschen mit Behinderung und bin dann über einen Bekannten aus der Gemeinde und heutigem Kollegen zum Wittekindshof gekommen – als ungelernte Kraft", berichtet der Bad Oeynhausener. Seit 1999 ist Markus Habermann nun schon für die Diakonische Stiftung Wittekindshof tätig. "Der Wittekindshof hat mir gezeigt, wie schön und erfüllend die Arbeit mit Menschen mit Behinderung sein kann. Ich gehe jeden Tag gerne zur Arbeit", betont er.

In den knapp 23 Jahren hat der 44-Jährige in unterschiedlichen Bereichen gearbeitet: mit Kindern und Jugendlichen, mit Erwachsenen, die sehr eigenständig leben können und nur partiell Unterstützung benötigen, und mit älteren Menschen, die auf mehr Begleitung angewiesen sind. "Vor etwa drei Jahren wechselte ich aus persönlichen Gründen zum Ambulanten Pflegedienst des Wittekindshofs. Von Beginn an war klar, dass ich mich weiterbilden werde", sagt Markus Habermann. Er machte unter anderem seinen Behandlungspflegeschein. "Jetzt mache ich eine Ausbildung zur Krankenschwester", scherzt er. So beschreibt er vereinfacht seine Umschulung. "Die Leute müssen schmunzeln, wenn ich das sage."

Die Umschulung zur Pflegefachkraft, die Markus Habermann absolviert, ist eine von der Agentur für Arbeit geförderte Beschäftigtenqualifizierung. "Im Grunde genommen ist die Umschulung von Herrn Habermann, wie er schon richtig beschrieben hat, nichts anderes als eine Ausbildung. Umschulungen sind in der Regel um ein Drittel verkürzt, aber auch das ist hier nicht der Fall, da man bei Ausbildungsinhalten, in denen teils lebenswichtige Inhalte vermittelt werden, nicht auf ein Selbststudium zurückgreifen sollte. Insofern unterscheidet sich Herrn Habermanns Umschulung nur in einem Punkt von einer Ausbildung: Er erhält weiterhin sein vorheriges Gehalt.  Das Pflegeberufegesetz regelt die bundeseinheitliche Refinanzierung der Ausbildungskosten über länderspezifische Ausbildungsfonds. Die Pflegeschulen und Träger der praktischen Ausbildung erhalten die Kosten der Pflegeausbildung aus diesem Fonds erstattet. Die noch fehlende Differenz bis zum bisherigen Bruttolohn wird dem Arbeitgeber von der Arbeitsagentur ausgeglichen", so Michael Ebell, zuständiger Vermittler im Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit. Zusätzlich gebe es noch einen ganz besonderen Bonus: Für die bestandene Zwischenprüfung erhält Markus Habermann 1.000, für die bestandene Abschlussprüfung 1.500 Euro. Außerdem erhalten die Teilnehmer die zusätzlichen Fahrkosten zur Berufsschule erstattet.

Für Markus Habermann ist die Umschulung dabei keine Sache, die er auf die leichte Schulter nimmt: "Es ist eine Herausforderung, nach so vielen Jahren wieder die Schulbank zu drücken. Ich musste mein Rollenverständnis überdenken – vom Mitarbeiter zurück zum Schüler. In der Schule muss ich mich wirklich konzentrieren. Das schulische Lernen hat man nicht mehr so drauf. Auch der Unterricht hat sich verändert. Die Digitalisierung hat deutlich Einzug gehalten. Wenn ich da an früher denke und die beliebten Overhead-Projektoren", sagt er mit einem breiten Grinsen. Aber die Vorteile der Umschulung seien auch für ihn nicht von der Hand zu weisen: "Viele Jahre habe ich meine Arbeit nach Bauchgefühl und Anleitung der erfahrenen Kollegen und Kolleginnen gemacht. Nach der Umschulung bin ich der Experte, der andere anleiten kann und auch entsprechende theoretische Erklärungen hat, warum Dinge genau so gemacht werden müssen." Hinzu käme der finanzielle Aspekt: "Nach der Umschulung bin ich Fachkraft und werde entsprechend entlohnt. Während der Ausbildung habe ich keine Nachteile, da die Agentur für Arbeit mein Gehalt aufstockt."

In der Umschulung sieht auch Sabine Kathmann, Geschäftsbereichsleitung Personal beim Wittekindshof, besonderes Potenzial: "Wir haben durch die Umschulung die große Chance, die Fachlichkeit unserer Mitarbeitenden zu stärken und die erforderliche Fachkraftquote zu erfüllen. Parallel dient diese Maßnahme natürlich auch zur Motivationssteigerung. Herr Habermann wird seitens des Wittekindshofs unterstützt. Es wurde bereits vor der Umschulung gemeinsam vereinbart, dass er sich nach einer Einarbeitungsphase weiterqualifiziert, um große Teile des umfangreichen Leistungsspektrums des Ambulanten Pflegedienstes abdecken zu können."

Ebenso wie Mitbewerber kämpfe auch die Diakonische Stiftung, die etwa 3600 Mitarbeitende in Ostwestfalen, dem Ruhrgebiet und Münsterland beschäftigt, mit dem Fachkräftemangel, arbeite aber konsequent dagegen an. "Im Besonderen stärken wir unsere Ausbildung in den Berufen Erzieher*in, Heilerziehungspfleger*in und Sozialassistent*in, um dem Mangel entgegenzuwirken. Wir bilden unsere Fachkräfte an unserem Berufskolleg selbst aus. Auch Umschulungsangebote in enger Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit sind für uns eine gute Alternative, um Menschen wieder in die Arbeit zu bringen. Die Gründe sind oftmals sehr unterschiedlich. Anfragen zur Prüfung können gerne an uns gerichtet werden."

Unternehmen, die an einer Einzelumschulung oder sonstigen Beschäftigtenförderungen für ihre Mitarbeiter interessiert sind, können sich unter Herford.Arbeitgeber@arbeitsagentur.de oder 0800 4 5555 20  an den Arbeitgeber-Service wenden und dort eine individuelle Beratung erhalten.