Am 01. März ist Equal Care Day. An diesem Tag soll darauf aufmerksam gemacht werden: Frauen investieren weiterhin einen weit höheren Aufwand in die häusliche und gesellschaftliche Sorgearbeit als Männer.
Nicht erst seit den belastenden Auswirkungen der Corona-Pandemie wissen wir, dass Frauen den überwiegenden Teil der unbezahlten Hausarbeit und familiären Betreuung übernehmen. In dieser Zeit wurde es aber besonders deutlich: Die Frau trägt weiterhin den größeren Teil der anfallenden Sorgearbeit.
"Der IWD (Informationsdienst der deutschen Wirtschaft) bestätigte 2022, dass in Deutschland der Mehraufwand durch die wegfallende Kinderbetreuung zu 75 Prozent durch Frauen aufgefangen wurde. Auch die Beteiligung der Männer an der Hausarbeit stieg - aber lediglich auf 33 Prozent", so Annette Budzynski, Beauftragte für Chancengleichheit der Agentur für Arbeit Herford.
Dies bedeutet auch: "Durch die ungleiche Verteilung der Care-Arbeit besteht nicht nur eine höhere Doppelbelastung durch Berufstätigkeit und gleichzeitiger familiärer Sorgearbeit. Sondern auch die zeitliche Ressource für eine unabhängige, existenzsichernde berufliche Tätigkeit wird dadurch bei vielen Frauen reduziert", weiß Budzynski.
Auch in der beruflichen Care-Arbeit findet sich die ungleiche Aufgabenverteilung wieder: In Herford arbeiten circa 13,1 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in medizinischen und nicht-medizinischen Gesundheitsberufen oder im Bereich der Erziehung, der hauswirtschaftlichen Berufe und der Theologie. Im Kreis Minden-Lübbecke sind es sogar 20,3 Prozent. "Ein Großteil dieser statistischen Kategorien machen Berufe in der Kranken- und Altenpflege, der Hauswirtschaft sowie in der Kindererziehung aus", weiß Annette Budzynski. Es wird also gleich deutlich: Diese Tätigkeiten nehmen einen großen Raum auf unserem lokalen Arbeitsmarkt ein.
Und noch deutlicher wird: "Diese beruflichen Care-Tätigkeiten werden überwiegend von Frauen ausgeübt", so Budzynski. Tatsächlich arbeiten 30,6 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Frauen im Kreis Herford in diesem Berufsfeld. Im Kreis Minden-Lübbecke sind es 35,1 Prozent. Man kann also sagen: Ungefähr ein Drittel der bei uns in Vollzeit oder Teilzeit berufstätigen Frauen pflegen oder kümmern sich um andere Menschen, ob nun Kinder, Kranke oder Ältere. Ein Ungleichgewicht, über das nicht genug gesprochen wird, findet Budzynski. Das ganze Ausmaß der ungleichmäßigen Verteilung werde erst bei näherer Betrachtung deutlich.
"Fakt ist: Ohne die vielen gut ausgebildeten Frauen wäre gute und menschenwürdige Pflege, Erziehung, professionelle Haushaltshilfe und auch Reinigung nicht möglich. Dafür verdienen alle hier Beschäftigten viel mehr Anerkennung", betont sie. Und sie wünscht sich natürlich noch mehr Männer in den Pflegeberufen. "Die gibt es in den letzten Jahren immer mehr – das Aufbrechen der alten Berufs- und Rollenbilder hat schon längst begonnen. Aber: Bis zu einer gleichmäßigen Verteilung dieser gesellschaftlich wichtigen Aufgabe ist noch viel zu tun."
Hintergrundinformation:
Mit dem Equal Care Day, dem Equal Pay Day und dem Weltfrauentag liegen zwischen dem 01. und 08. März 2022 drei wichtige Tage, die die Gleichberechtigung von Frauen in den Mittelpunkt rücken. Unter dem Banner „Frauen im Fokus“ möchte die Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt im Kreis Herford an diesen Tagen besonders auf den aktuellen Stand, aber auch einige der noch anstehenden Herausforderungen dieser wichtigen gesamtgesellschaftlichen Aufgabe aufmerksam machen.
Informationen zur Studie des IWD können hier eingesehen werden: https://www.iwd.de/artikel/muetter-die-groesseren-kuemmerer-532173/.