Im Kreis Herford sind mit Stand 2021 2.842 Personen in der Gesundheits- und Krankenpflege und 2.042 Personen in der Altenpflege beschäftigt. Im Median verdienen Fachkräfte in der Branche 2020 3.041 Euro brutto. Sowohl bei den Beschäftigten, als auch beim Entgelt ist dies ein Anstieg. Und doch: Für die alternde Bevölkerung gibt es nicht genug Pflegepersonal – die Vakanzzeit von offenen Arbeitsstellen liegt in der Pflege viel höher als im Durchschnitt.
Woran das liegt, wird in der Öffentlichkeit heiß diskutiert – müssen sich Lösungsansätze doch an dem Problem orientieren. Auch Frauke Schwietert, Leiterin der Herforder Arbeitsagentur, kennt die Herausforderungen: "Der demografische Wandel ist für alle Branchen am Arbeitsmarkt eine solche Herausforderung. Allerdings kommen in der Pflegebranche noch weitere Faktoren hinzu. Zunächst mal ist es eine sehr herausfordernde Arbeit – körperlich wie psychisch – bei der die Angestellten viel Verantwortung übernehmen müssen. Das macht die Arbeit aber auch zu einer besonders wertvollen für die Gesellschaft." Diese Leistung müsse entsprechend entlohnt werden.
Hinzu kämen neben den fehlenden Nachwuchskräften, mit denen alle Branchen zu kämpfen hätten, auch die steigende Nachfrage in der Pflegebranche: "Während andere Branchen nur mit Altersabgängen und fehlendem Nachwuchs zu kämpfen haben, steht die Pflegebranche parallel vor der Aufgabe mehr ältere und in dem Zuge oft auch kränkere Menschen zu betreuen." Eine Herausforderung, die mit wenig Personal kaum zu stemmen ist.
Was können also Lösungen sein? "Zum einen wird in diesem Zusammenhang die bessere Bezahlung genannt. Man vernimmt aber auch immer mehr aus den Kreisen der Pflegekräfte, das auch diese für einige nicht den gravierenden Unterschied machen würde. Vielmehr wünschen viele sich weniger Belastung und Stress im Arbeitsalltag. Dafür wiederum braucht es Personal. Welches es nicht gibt. Und das vorhandene Nachwuchspotenzial zu nutzen, wird für die Arbeitgeber immer schwieriger, da sie die Arbeitsbedingungen in der Branche mit wenig Personal aber vielen zu Pflegenden nur schwer durchbrechen können. Man befindet sich in einem Teufelskreis, ein echtes Dilemma für alle Seiten."
Dabei helfen, diesen Engpass abzumildern könnten zum Beispiel Pflegekräfte aus dem Ausland. Da gibt es eine Vielzahl an Ansätzen, weiß Frauke Schwietert. Einer davon ist das Programm Triple Win, welches die Bundesagentur für Arbeit (BA) gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) durchführt. Mit verschiedenen Ländern, unter anderem den Philippinen, Indonesien und Vietnam wurden Vereinbarungen getroffen, die die Einreise und Ausbildung- beziehungsweise Weiterbildung von Pflegekräften aus diesen Herkunftsländern in Deutschland deutlich vereinfachen. Auch Sprachkurse sind Teil des Programms.
Sie erklärt: "Das Programm hat seinen Namen von der Win-Win-Win-Situation, die sich für alle Beteiligten ergibt: Deutsche Arbeitgeber erhalten sprachlich und fachlich gut vorbereitete Pflegekräfte. Die Pflegekräfte selbst erhalten eine berufliche und persönliche Perspektive – die Teilnahme am Programm stellt außerdem sicher, dass sie zu den gleichen Konditionen und Gehältern arbeiten, wie deutsche Pflegekräfte. Für die Herkunftsländer ergibt sich eine Entlastung des lokalen Arbeitsmarktes – das Programm rekrutiert nur aus Ländern mit Fachkräfteüberschuss in der Pflege."
Ganz decken könnten Fachkräfte aus dem Ausland den Bedarf in Deutschland allerdings nicht: Deshalb müssten die Arbeitgeber vor Ort sich auch weiterhin aktiv um neue Mitarbeiter bemühen, in Ausbildung investieren und auch die Politik dürfe das Thema nicht aus den Augen verlieren.
Hintergrundinformation:
Weitere Informationen zum Triple Win Programm gibt es hier: www.arbeitsagentur.de/vor-ort/zav/triple-win/triple-win-pflegekraefte