Der Arbeitsmarkt 2021
- 7,6 Prozent weniger Arbeitslose als im Jahresdurchschnitt 2020 - Arbeitsmarkt erholt sich. Zum Jahresende niedrigere Arbeitslosigkeit als vor der Pandemie.
- Stellenmeldungen in der Jahressumme stark angestiegen (+29,3 Prozent) – verstärkte Nachfrage - verschärfter Fachkräftemangel
Ausblick 2022
- Die Pandemie wird auch 2022 noch eine Rolle am Arbeitsmarkt spielen – wie groß diese Rolle ist, lässt sich nicht sicher voraussagen
- Schwerpunkte für 2022: Die Transformation der Arbeitswelt und die demografische Entwicklung werden das Thema Fachkräftemangel wieder stärker in den Fokus rücken. Deshalb wird die Agentur für Arbeit Herford die Schwerpunkte Ausbildung, Beschäftigtenqualifizierung und Weiterbildung weiter verstärken.
Jahresrückblick 2021 – Pandemiejahr 2.0
Im Kreis Herford nahm die jahresdurchschnittliche Arbeitslosenzahl um 621 oder 7,6 Prozent auf 7.601 Personen ab. Die Arbeitslosenquote sank damit im Jahresdurchschnitt 2021 von 5,9 auf 5,5 Prozent.
Im Rechtskreis der Arbeitslosenversicherung (Sozialgesetzbuch III) waren im Schnitt 2.960 Männer und Frauen arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosigkeit nahm hier binnen Jahresfrist um 561 oder 15,9 Prozent ab. Die Arbeitslosenquote sank im Bereich SGB III von 2,5 auf 2,1 Prozent.
Die Zahl der arbeitslos gemeldeten Frauen und Männer in der Grundsicherung (Sozialgesetzbuch II) sank im Jahresschnitt gegenüber dem Vorjahr um 61 oder 1,3 Prozent auf 4.641 Personen. Die Arbeitslosenquote im Bereich SGB II blieb im Jahresschnitt konstant bei 3,4 Prozent.
"Während das Jahr 2021 am Arbeitsmarkt durchaus weiterhin durch die Auswirkungen der Pandemie geprägt war, hat sich im Vergleich zu 2020 eine deutliche Erholung abgezeichnet", bilanziert Frauke Schwietert, Leiterin der Herforder Arbeitsagentur, die Lage am Arbeitsmarkt im Kreis Herford. Genauer führt sie aus: "Bereits seit November 2021 liegt die Arbeitslosigkeit im Kreis Herford wieder unter dem Niveau von 2019. In etwa seit August bewegt sie sich wieder auf einem ähnlichen Niveau wie noch vor der Krise. Das ist ein gutes Zeichen, zeigt es doch, dass der Arbeitsmarkt und auch die lokale Wirtschaft robust sind und sich schnell von starken Krisen erholen." Diese Erholung erkenne man auch deutlich an den Stellenmeldungen: "Wir haben 2021 fast ein Drittel mehr Stellenmeldungen zu verzeichnen als noch 2020. Das zeigt, dass der Arbeitsmarkt weiterhin aufnahmefähig ist und die lokalen Unternehmen wieder verstärkt nach Arbeits- und insbesondere Fachkräften suchen."
Die aktuellsten Zahlen zur tatsächlich realisierten Kurzarbeit auf Kreisebene liegen in Form von Hochrechnungen für den Monat Juli vor. Demnach waren im Juli 2021 464 Betriebe im Kreis von Kurzarbeit betroffen, es gab 2.198 Kurzarbeiter, was einer Kurzarbeiterquote von 2,3 Prozent entsprach. Die höchste Zahl an Betrieben in Kurzarbeit sowie Kurzarbeitern in einem Monat während der Corona-Krise gab es im April 2020 mit 1.935 Betrieben und 21.040 Kurzarbeitern. Dies war dann auch der Höhepunkt der Kurzarbeiterquote, die im April bei 21,9 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten lag.
Sebastian Placke, operativer Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Herford, kommentiert diese Zahlen: "Wie auch die Statistik zu Arbeitslosen und Stellen, zeigt auch die Entwicklung der Kurzarbeit die Abschwächung der Krise am Arbeitsmarkt. Zwar sind die Kurzarbeitszahlen weiterhin höher als noch vor der Corona-Krise, aber das Instrument wird von den Unternehmen in einem vergleichsweise geringerem Umfang genutzt als zu Beginn der Pandemie. Es lässt sich zurzeit schwer einschätzen, wie die Zahlen sich entwickeln, da sie abhängig von der Pandemieentwicklung und den damit verbundenen politischen Entscheidungen sind. Mit Blick auf das Jahr 2021 lässt sich jedoch eine deutliche Entspannung der Situation feststellen."
Bei den jungen Arbeitslosen unter 25 Jahren verzeichnete der Kreis Herford im Jahresdurchschnitt einen Rückgang um 128 Personen oder 15,6 Prozent auf 696 Jugendliche. Bei den Älteren über 50 Jahre war es im Jahresdurchschnitt 22 Arbeitslose weniger – insgesamt 2.903.
Der jahresdurchschnittliche Bestand an ausländischen Arbeitslosen sank um 162 Personen oder 7,4 Prozent auf 2.044 Personen.
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen stieg im Jahresdurchschnitt um 419 Personen oder 15,4 Prozent von 2.726 auf 3.145 Personen.
Betriebe und Verwaltungen meldeten im Jahresverlauf 9.942 Arbeitsstellen, 2.252 oder 29,3 Prozent mehr als 2020. Im Bestand befanden sich im Jahresdurchschnitt 3.700 Arbeitsstellen und damit 815 oder 28,2 Prozent mehr als im Jahr zuvor.
Mit Blick auf die Personengruppen analysiert Schwietert: "Bei allen positiven Entwicklungen – besonders erfreulich ist natürlich der starke Rückgang der Jugendarbeitslosigkeit – muss man die steigende Zahl der Langzeitarbeitslosen deutlich herausstellen. Die Daten zeigen: Es gibt Menschen, die während der Pandemie ihren Job verloren haben und leider bis jetzt keine neue Beschäftigung finden konnten. Gerade um diese Menschen müssen wir uns in 2022 intensiv kümmern, damit auch sie wieder eine Perspektive für die Zukunft erhalten. Auch hier heißt der Schlüssel oft: Qualifizierung."
Ausblick 2022 – Nach der Krise ist vor der Krise
Für das Jahr 2022 hat Sebastian Placke folgende Prognose: " Wenngleich die Entwicklung 2021 in eine positive Richtung gelaufen ist, können wir für 2022 nicht mit Sicherheit sagen, wie sich der Arbeitsmarkt entwickeln wird. Bleibt die Situation so wie aktuell sehen wir eine Erholung am Markt. Aber ob das wirklich so fortsetzen wird, lässt sich nicht sagen."
Frauke Schwietert betont aber auch: "Mit Blick auf Jahr 2022 und die Zukunft steht der Arbeitsmarkt vor einer ganz anderen Herausforderung: dem Fachkräftemangel. Dieser ist in Pandemiezeiten in den Hintergrund gerückt, ist aber schon seit Jahren ein Thema. Die Megatrends der Arbeitswelt wie Digitalisierung und Automatisierung und die gleichzeitige Energiewende sowie die demografische Entwicklung setzten den Arbeitsmarkt unter Druck. Diese komplexe und dynamische Aufgabe können wir nur gemeinsam mit allen Arbeitsmarktakteuren, Wirtschaft und Politik sowie weiteren Partnern annehmen und gestalten."
Als Lösungsansatz will die Expertin die Anstrengungen in allen Bereichen der Qualifizierung stärken. "Wir müssen alles Potenzial ausschöpfen, das wir haben. Das heißt sowohl auf die traditionelle duale Ausbildung, als auch auf die Qualifizierung von Beschäftigten und insbesondere auch der Arbeitslosen zu setzen. 2021 waren 53 Prozent aller uns gemeldeten Stellen auf Fachkraftniveau – diese Stellen gilt es, so gut wie möglich zu besetzen. Das gilt insbesondere für systemrelevante Mangelberufe, wie beispielsweise die Pflege, aber auch viele Handwerksberufe und zukünftig für jede Branche. Deshalb werden wir auch 2022 mit Berufsberatung – vor und im Erwerbsleben – und der Arbeitgeberberatung, sowie der passgerechten Qualifizierung in unseren Vermittlungsteams alles daransetzen, unseren Beitrag zur Abschwächung des Fachkräftemangels zu leisten."