Der Arbeitsmarkt 2021
- 7,8 Prozent weniger Arbeitslose im als im Jahresdurchschnitt 2020 – Arbeitsmarkt erholt sich. Zuletzt Arbeitslosigkeit auf vergleichbarem Niveau wie 2019.
- Anzahl der neuen Stellenmeldungen in der Jahressumme stark gestiegen (+ 30,8 Prozent) – verstärkte Nachfrage, aber auch verstärkter Fachkräftemangel
Ausblick 2022
- Die Pandemie wird auch 2022 am Arbeitsmarkt eine Rolle spielen. Wie stark die Auswirkungen sein werden, lässt sich nicht mit Sicherheit prognostizieren.
- Schwerpunkte für 2022: die Transformation der Arbeitswelt und die demografische Entwicklung werden das Thema Fachkräftemangel wieder stärker in den Fokus rücken. Deshalb wird die Agentur für Arbeit Herford die Schwerpunkte Ausbildung, Beschäftigtenqualifizierung und Weiterbildung weiter verstärken.
Jahresrückblick 2021 – Ein weiteres Jahr geprägt von der Pandemie
Im Kreis Minden-Lübbecke nahm die jahresdurchschnittliche Arbeitslosenzahl um 756 oder 7,8 Prozent auf 8.919 Personen ab. Die Arbeitslosenquote sank im Jahresdurchschnitt 2021 im Vergleich zu 2020 von 5,7 auf 5,3 Prozent.
Im Rechtskreis der Arbeitslosenversicherung (Sozialgesetzbuch III) waren im Schnitt 3.586 Männer und Frauen arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosigkeit nahm hier binnen Jahresfrist um 825 oder 18,7 Prozent ab. Die Arbeitslosenquote sank im Bereich SGB III um 0,5 Prozentpunkte von 2,6 Prozent auf 2,1 Prozent im Jahresdurchschnitt 2021.
Die Zahl der arbeitslos gemeldeten Frauen und Männer in der Grundsicherung (Sozialgesetzbuch II) stieg gegenüber dem Vorjahr um 69 Personen oder 1,3 Prozent auf 5.332 Personen. Die Arbeitslosenquote im Bereich SGB II stieg damit im Jahresschnitt von 3,1 Prozent auf 3,2 Prozent.
"Insgesamt konnte sich der Arbeitsmarkt im Kreis Minden-Lübbecke 2021 wieder von den Auswirkungen des ersten Pandemiejahres erholen", stellt Frauke Schwietert, Leiterin der Herforder Arbeitsagentur, fest. "Die Arbeitslosigkeit ist wieder rückläufig, seit Oktober ist die Arbeitslosigkeit im Monatsvergleich in etwa auf dem gleichen Niveau wie 2019, also vor der Krise – wenn auch weiterhin noch leicht höher." Sie fügt hinzu: "Auch ein Blick auf die Stellenmeldungen zeigt, dass die Lage am Markt weitaus positiver ist als noch 2020. Wir haben in diesem Jahr fast ein Drittel mehr Stellenmeldungen verzeichnen können als noch im Vorjahr, eine Entwicklung, die auch von der Robustheit der lokalen Wirtschaft und des Arbeitsmarkts zeugt. Die Region hat bewiesen, dass sie sich von Krisen insgesamt schnell erholen kann."
Die aktuellsten Zahlen zur tatsächlich realisierten Kurzarbeit auf Kreisebene liegen in Form von Hochrechnungen für den Monat Juni vor. Demnach waren im Juli 2021 558 Betriebe im Kreis von Kurzarbeit betroffen, es gab 3.349 Kurzarbeiter, das entspricht einer Kurzarbeiter-Quote von 2,5 Prozent. Die höchste Zahl an Betrieben in Kurzarbeit in einem Monat während der Corona-Pandemie gab es mit 2.177 Betrieben im Mai 2020, die höchste Zahl Kurzarbeitern im April 2020 mit 24.826 Kurzarbeitern. Dies war dann auch der Höhepunkt der Kurzarbeiterquote, die im Mai 2020 bei 19,0 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten lag.
Sebastian Placke, operativer Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Herford, kommentiert die Zahlen zur Kurzarbeit: "Auch am Rückgang der Kurzarbeit können wir erkennen, dass die Lage am Markt sich entspannt hat. Die Zahlen liegen zwar weiterhin über den Zahlen aus der Zeit vor Corona. Da die Krise noch nicht vorbei ist, war dies auch nicht anders zu erwarten. Für den Moment lässt sich aber nur 2021 bilanzieren, und da sehen wir: Eine verstärkte Inanspruchnahme des Instruments Kurzarbeit, die aber in keiner Weise mehr mit den Spitzen aus 2020 vergleichbar ist."
Bei den jungen Arbeitnehmern unter 25 Jahren verzeichnete der Kreis Minden-Lübbecke im Jahresdurchschnitt einen Rückgang um 193 Personen oder 16,3 Prozent auf 988 Jugendliche. Bei den Älteren über 50 Jahre waren es 74 oder 2,5 Prozent weniger Arbeitslose im Jahresdurchschnitt – insgesamt 2.872.
Der jahresdurchschnittliche Bestand an ausländischen Arbeitslosen ist um 113 oder 4,5 Prozent auf 2.423 Personen gesunken.
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen stieg im Jahresdurchschnitt um 578 Personen oder 18,4 Prozent von 3.137 auf 3.716 Personen.
Betriebe und Verwaltungen meldeten im Jahresverlauf 10.570 Arbeitsstellen, 2.491 oder 30,8 Prozent mehr als 2020. Im Bestand befanden sich im Jahresdurchschnitt 4.019 Arbeitsstellen und damit 647 oder 19,2 Prozent mehr als im Jahr zuvor.
Die Agenturleiterin analysiert die Entwicklung in den Personengruppen: "Bei allen positiven Entwicklungen im Jahr 2021 – vor allem der positive Trend bei der Jugendarbeitslosigkeit ist erfreulich – müssen wir die steigende Zahl der Langzeitarbeitslosen deutlich betonen. Hier erkennen wir, dass es Menschen gibt, die in der Pandemie ihren Job verloren haben und bisher keine neue Beschäftigung finden konnten. Gerade diese Menschen benötigen unsere Unterstützung, um möglichst schnell beruflich wieder Fuß fassen zu können. Der Schlüssel zum Erfolg heißt auch hier oft: Qualifizierung."
Ausblick 2022 – Nach der Krise ist vor der Krise
"Die Zahlen für das Jahr 2021 zeigen uns eine positive Entwicklung. Allerdings lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, dass sich das 2022 fortsetzen wird. Wirtschaft und Arbeitsmarkt sind abhängig von der weiteren Entwicklung. Bleibt die Lage wie sie aktuell ist, können wir mit einer weiteren Entspannung rechnen. Aber ob die Situation sich so fortsetzt, ist schwer zu prognostizieren", so Sebastian Placke.
Frauke Schwietert betont aber auch: "Mit Blick auf das Jahr 2022 und die Zukunft steht der Arbeitsmarkt vor einer ganz anderen Herausforderung: dem Fachkräftemangel. Dieser ist in Pandemiezeiten in den Hintergrund gerückt, ist aber schon seit Jahren ein Thema. Die Megatrends der Arbeitswelt wie Digitalisierung und Automatisierung und die gleichzeitige Energiewende sowie die demografische Entwicklung setzen den Arbeitsmarkt unter Druck. Diese komplexe und dynamische Aufgabe können wir nur gemeinsam mit allen Arbeitsmarktakteuren, Wirtschaft und Politik sowie weiteren Partnern annehmen und gestalten."
Als Lösungsansatz will die Expertin die Anstrengungen in allen Bereichen der Qualifizierung stärken. "Wir müssen alles Potenzial ausschöpfen, das wir haben. Das heißt sowohl auf die traditionelle duale Ausbildung, als auch auf die Qualifizierung von Beschäftigten und insbesondere auch der Arbeitslosen zu setzen. 2021 waren 53 Prozent aller uns gemeldeten Stellen auf Fachkraftniveau – diese Stellen gilt es, so gut wie möglich zu besetzen. Das gilt insbesondere für systemrelevante Mangelberufe, wie beispielsweise die Pflege, aber auch viele Handwerksberufe und zukünftig für jede Branche. Deshalb werden wir auch 2022 mit Berufsberatung – vor und im Erwerbsleben – und der Arbeitgeberberatung, sowie der passgerechten Qualifizierung in unseren Vermittlungsteams alles daransetzen, unseren Beitrag zur Abschwächung des Fachkräftemangels zu leisten."