Kreis Minden-Lübbecke - Der Arbeitsmarkt im Juni 2022

Die Entwicklung des Arbeitslosenbestandes im Kreis Minden-Lübbecke

30.06.2022 | Presseinfo Nr. 62

"Die Arbeitslosigkeit im Kreis Minden-Lübbecke ist im Juni entgegen der normalen saisonalen Entwicklung und ebenso wie im Vormonat gestiegen", stellt Sebastian Placke, operativer Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Herford, fest. "Dabei ist der Anstieg nicht so deutlich wie beispielsweise im Kreis Herford, denn: Anders als im Nachbarkreis ist die Arbeitslosigkeit im Mühlenkreis bereits im Mai gestiegen und hat damit frühzeitiger auf die aktuelle Konjunkturlage reagiert."

Der weitere Anstieg sei natürlich auch durch die konjunkturelle Lage bedingt, außerdem schlagen sich die frühen Sommerferien und die damit verbundenen Ausbildungs- und Schulabgänger in einer steigenden Jugendarbeitslosigkeit nieder. "Seit 01. Juni ist die Betreuung der geflüchteten Menschen aus der Ukraine in der Verantwortung des Jobcenters. Im Kreis Minden-Lübbecke ist die Arbeitslosigkeit von ukrainischen Staatsangehörigen um 123 Personen auf 144 Menschen gestiegen", so Placke.

"Dieser Wert und gegebenenfalls auch die damit verbundene Arbeitslosigkeit im Kreis wird wahrscheinlich in den nächsten Monaten noch steigen, da der statistische Stichtag bereits Mitte Juni lag. Aufgrund der aktuellen Situation ist nicht klar, ob und wann die ukrainischen Menschen in ihre Heimat zurückkehren können. Für diejenigen, die in Deutschland bleiben, ergeben sich im Hinblick auf den demografischen Wandel gute Möglichkeiten am Arbeitsmarkt."

Kurzarbeit

Im Juni 2022 (Stand 26.06.2022) wurden von Unternehmen aus dem Kreis Minden-Lübbecke 16 Anzeigen über Kurzarbeit eingereicht. In diesen Anzeigen sind 184 Personen als potenziell von Kurzarbeit betroffene Mitarbeiter benannt. Das sind 17 Anzeigen und 718 Personen weniger als im Vormonat.

Zudem sind in diesem Monat erste hochgerechnete Zahlen zur realisierten – also bereits abgerechneten und damit auch durchgeführten – Kurzarbeit für den Monat Januar 2022 im Kreis Minden-Lübbecke bekannt. Demnach gab es vor Ort im Monat Januar 376 Betriebe, die Kurzarbeit durchgeführt haben und 2.025 betroffene Kurzarbeiter. Das sind 8 Betriebe und 218 betroffene Kurzarbeiter mehr als im Dezember. Für den Agenturbezirk Herford (Kreise Herford und Minden-Lübbecke) liegen erste Hochrechnungen zu der realisierten Kurzarbeit im Monat Februar 2022 vor. Demnach waren im Februar in beiden Kreisen 716 Betriebe mit 3.910 Mitarbeitern in Kurzarbeit. Das sind 28 Betriebe und 175 mehr Kurzarbeiter als im Januar.

Arbeitslosigkeit

Die Zahl der Arbeitslosen ist im Kreis Minden-Lübbecke im Juni 2022 gestiegen. Insgesamt waren 8.192 Personen arbeitslos gemeldet. Verglichen mit den Zahlen des Vormonates sind dies 114 Personen oder 1,4 Prozent mehr. Im Vergleich zum Juni des Vorjahres sinkt die Zahl der Arbeitslosen um 766 Personen bzw. 8,6 Prozent. Die Arbeitslosenquote beträgt im Juni 2022 4,9 Prozent. Vor einem Jahr belief sie sich auf 5,3 Prozent (-0,4 Prozentpunkte).

Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung - SGB III

Im Bereich der Arbeitslosenversicherung wurden in diesem Monat 3.007 Personen gemeldet. Die Zahl hat sich im Vergleich zum Vormonat erhöht um 71 Personen bzw. 2,4 Prozent. Im Vorjahresvergleich bedeutet dies eine Verringerung um 433 Personen oder 12,6 Prozent.

Entwicklung in der Grundsicherung - SGB II

In der Grundsicherung sind 43 Arbeitslose mehr als im Vormonat und 333 weniger als im Vorjahr zu verzeichnen. Im Verhältnis entspricht dies +0,8 Prozent zum Vormonat bzw. -6,0 Prozent zum Vorjahr. Insgesamt sind es 5.185 Personen und damit 63,3 Prozent aller Arbeitslosen, die zur Grundsicherung gemäß SGB II zählen.

Jugendarbeitslosigkeit

901 Arbeitslose sind im Berichtsmonat im Kreis Minden-Lübbecke unter 25 Jahre alt. Im Vormonat waren dies noch 94 weniger und im gleichen Monat des Vorjahres 35 mehr arbeitslose junge Menschen. Die prozentuale Veränderung beläuft sich somit auf +11,6 Prozent zum vorherigen Monat bzw. -3,7 Prozent im Vorjahresvergleich.

Arbeitslose ab 50 Jahre

Die Anzahl arbeitsloser Personen ab 50 Jahre ist im Vergleich zum Vormonat gestiegen (+7 Personen oder +0,3 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr sind es 238 Arbeitslose weniger (-8,2 Prozent). Insgesamt sind 2.663 Menschen ab 50 Jahre im Kreis Minden-Lübbecke betroffen.

Langzeitarbeitslose

Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im Kreis Minden-Lübbecke im Berichtsmonat gesunken. 3.403 Personen waren länger als ein Jahr nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt, darunter zählen 85,2 Prozent (2.901 Personen) zur Grundsicherung. Verglichen mit den Gesamtzahlen des Vormonates sind dies 2 Langzeitarbeitslose weniger. Im Vergleich zum Vorjahr sinkt die Zahl dieser Arbeitslosen damit um 378 Personen.  

Stellenangebot

Unternehmen aus dem Kreis haben in diesem Monat 908 Stellen gemeldet (+117 zum Vormonat). Im Bestand befanden sich insgesamt 5.690 offene Stellen, 273 mehr als im Vormonat und 1.575 mehr als im Vorjahresmonat.

DER ARBEITSMARKT IN OSTWESTFALEN-LIPPE

Die Arbeitslosigkeit in Ostwestfalen-Lippe ist im Juni 2022 gestiegen. Aktuell sind 57.728 Personen arbeitslos gemeldet. Die Meldungen von Personen, welche im aktuellen Berichtsmonat neu arbeitslos geworden sind, fällt mit 12.065 Personen im Vergleich zum Vorjahresmonat um +2.363 höher aus.

Saisonüblich wäre ein leichter Rückgang der Arbeitslosigkeit von Mai auf Juni eines Jahres. Vor der Pandemie (2015 – 2019) betrug dieser Rückgang durchschnittlich -1,2 Prozent (2020: +1,5%, 2021: -1,4%). Ein Anstieg der Arbeitslosigkeit von Mai auf Juni in diesem Jahr von +3,6 Prozent ist vorrangig einer gesetzlichen Änderung zum 01.06.2022 zuzuordnen. Bislang erhielten Personen, welche aufgrund des Krieges in der Ukraine von dort geflohen sind Asylbewerberleistungen. Ab dem 01.06.2022 kann dieser Personenkreis unter bestimmten Voraussetzungen Grundsicherung von den Jobcentern erhalten. Die Beantragung der entsprechenden Leistung geht mit einer Arbeitslosmeldung bei den Jobcentern einher. Im Vergleich zum Vormonat ist der Bestand arbeitsloser Ausländer im Juni 2022 um +1.774 Personen gestiegen (+10,4%). Im Juni 2021 waren in Ostwestfalen-Lippe 141 Personen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit arbeitslos gemeldet. Im aktuellen Berichtsmonat stieg die Anzahl Arbeitsloser dieses Personenkreises um 1.956 auf nun 2.097 Personen an. Davon sind ca. 97 Prozent allein bei den Jobcentern gemeldet.

Ein weiterer Grund für die saisonunübliche Zunahme der Arbeitslosigkeit im Berichtsmonat Juni 2022 ist der frühe Beginn der Sommerferien. Durch die damit verbundene Beendigung von Berufsausbildungsverhältnissen sind einige junge Menschen bereits im Juni arbeitslos geworden, bis sie in den nächsten Monaten eine neue Beschäftigung beginnen werden. Üblicherweise wäre diese Entwicklung in den Monaten Juli und August zu erwarten. In Ostwestfalen-Lippe sind im aktuellen Berichtsmonat 573 junge Menschen im Alter von 15 bis unter 25 Jahren mehr arbeitslos gemeldet als im Vormonat (+12%).

Insgesamt entspricht der Bestand an arbeitslos gemeldeten Personen im aktuellen Berichtsmonat etwa dem Niveau des Juni 2019 (57.482).

Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist während der Pandemie stark angestiegen und beträgt aktuell 24.853. Das sind +1.115 Menschen oder +4,7 Prozent mehr als im Juni 2020. Seit April letzten Jahres ist ein kontinuierliches Abschmelzen der Langzeitarbeitslosen zu beobachten. So ist die Zahl der Menschen, die länger als ein Jahr auf Arbeitssuche sind aktuell -3.548 Menschen oder -12,5 Prozent niedriger als im Juni 2021. Der Anteil Langzeitarbeitsloser an allen Arbeitslosen beträgt aktuell 43,1 Prozent (Juni 2021: 43,9 %; Juni 2020: 32,6 %) und ist im Vergleich zum Vormonat (Mai 2022: 45,0 %) deutlich gesunken. Diese plötzliche Verschiebung des Anteils ist jedoch auf die schlagartige Zunahme der Arbeitslosen insgesamt wegen der Arbeitslosmeldung ukrainischer Flüchtlinge zum 01.06.2022 zurückzuführen.

Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen, welche durch Jobcenter und Arbeitsagenturen in OWL angeboten werden können, hat ein Rekordhoch von 28.069 Stellen erreicht. Das ist eine Zunahme zum Vorjahresmonat um 6.836 Stellen oder 32,2 Prozent. Der zweithöchste Bestand im Juni in den letzten fünf Jahren betrug 21.692 im Juni 2018. Im aktuellen Berichtsmonat wurden 4.139 freie Arbeitsstellen neu gemeldet. Damit sind im Vergleich zum Vorjahresmonat -368 Stellen weniger gemeldet worden. Damit zeigen sich erste Auswirkungen aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheiten bezogen auf die Preissteigerungen und Energiekosten sowie Lieferengpässen. Arbeitgeber zeigen sich vorsichtig mit der Meldung neuer Arbeitsstellen und

scheinen weniger Arbeitskräfte neu einzustellen, worauf der Zuwachs des Bestandes an gemeldeten Arbeitsstellen hindeutet. Dass gemeldete Arbeitsstellen jedoch nicht zurückgezogen werden lässt eine Hoffnung der Arbeitgeber auf baldige Verbesserung der Lage erkennen.

Die niedrigste Arbeitslosenquote in unserer Region findet sich im Kreis Höxter (3,4 %), gefolgt von den Kreisen Gütersloh (3,8 %), Paderborn (4,7 %), Minden-Lübbecke (4,9 %), Herford (5,2 %), Lippe (5,2 %) und der Stadt Bielefeld (7,6 %). Insgesamt hat Ostwestfalen-Lippe eine Arbeitslosenquote von 5,1 Prozent (Vormonat 4,9 %, Vorjahr 5,7 %).