„Im Juli setzt auch in diesem Jahr die saisontypische Sommerflaute am Arbeitsmarkt wieder ein“, stellt Frauke Schwietert, Leiterin der Herforder Arbeitsagentur, fest. „Die Arbeitslosigkeit in der Arbeitslosenversicherung steigt, wie in jedem Jahr zu dieser Jahreszeit üblich. Hinzu kommt in diesem Jahr zusätzlich ein weiterer Anstieg im Bereich der Grundsicherung, der zum Teil auch auf weitere Zugänge von geflüchteten Menschen aus der Ukraine zurückzuführen ist“, analysiert sie weiter.
Die Expertin betont aber auch: „Wir haben auch in diesem Monat weiter eine geringere Arbeitslosigkeit als noch vor einem Jahr. Die weitere Entwicklung ist in diesem Jahr aufgrund mehrerer unsicherer Faktoren schwer zu prognostizieren. Momentan sehen wir aber weiter einen aufnahmefähigen Markt mit aktuell 4.448 offenen Stellen im Kreis Herford – das sind fast 400 mehr als im Vorjahr.“
Arbeitslosigkeit
Die Zahl der Arbeitslosen ist im Kreis Herford im Juli 2022 gestiegen. Insgesamt waren 7.491 Personen arbeitslos gemeldet. Verglichen mit den Zahlen des Vormonates sind dies 349 Personen oder 4,9 Prozent mehr. Im Vergleich zum Juli des Vorjahres sinkt die Zahl der Arbeitslosen um 168 Personen bzw. 2,2 Prozent. Die Arbeitslosenquote beträgt im Juli 2022 5,4 Prozent. Vor einem Jahr belief sie sich auf 5,5 Prozent (-0,1 Prozentpunkte).
Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung - SGB III
Im Bereich der Arbeitslosenversicherung wurden in diesem Monat 2.527 Personen gemeldet. Die Zahl hat sich im Vergleich zum Vormonat erhöht um 159 Personen bzw. 6,7 Prozent. Im Vorjahresvergleich bedeutet dies eine Verringerung um 462 Personen oder 15,5 Prozent.
Entwicklung in der Grundsicherung - SGB II
In der Grundsicherung sind 190 Arbeitslose mehr als im Vormonat und 294 mehr als im Vorjahr zu verzeichnen. Im Verhältnis entspricht dies +4,0 Prozent zum Vormonat bzw. +6,3 Prozent zum Vorjahr. Insgesamt sind es 4.964 Personen und damit 66,3 Prozent aller Arbeitslosen, die zur Grundsicherung gemäß SGB II zählen.
Jugendarbeitslosigkeit
717 Arbeitslose sind im Berichtsmonat im Kreis Herford unter 25 Jahre alt. Im Vormonat waren dies noch 86 weniger und im gleichen Monat des Vorjahres 38 mehr arbeitslose junge Menschen. Die prozentuale Veränderung beläuft sich somit auf +13,6 Prozent zum vorherigen Monat bzw. -5,0 Prozent im Vorjahresvergleich.
Arbeitslose ab 50 Jahre
Die Anzahl arbeitsloser Personen ab 50 Jahre ist im Vergleich zum Vormonat gestiegen (+73 Personen oder +2,7 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr sind es 169 Arbeitslose weniger (-5,8 Prozent). Insgesamt sind 2.736 Menschen ab 50 Jahre im Kreis Herford betroffen.
Langzeitarbeitslose
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im Kreis Herford im Berichtsmonat gesunken. 2.712 Personen waren länger als ein Jahr nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt, darunter zählen 85,6 Prozent (2.322 Personen) zur Grundsicherung. Verglichen mit den Gesamtzahlen des Vormonates sind dies 3 Langzeitarbeitslose weniger. Im Vergleich zum Vorjahr sinkt die Zahl dieser Arbeitslosen damit um 484 Personen.
Stellenangebot
Unternehmen aus dem Kreis haben in diesem Monat 738 Stellen gemeldet (-147 zum Vormonat). Im Bestand befanden sich insgesamt 4.448 offene Stellen, 18 weniger als im Vormonat und 384 mehr als im Vorjahresmonat.
Der Arbeitsmarkt in Ostwestfalen-Lippe
Die Arbeitslosigkeit in Ostwestfalen-Lippe ist im Juli 2022 gestiegen. Aktuell sind 61.841 Personen arbeitslos gemeldet. Das sind 4.113 oder 7,1 Prozent Arbeitslose mehr als zum Vormonat aber immer noch 4,3 Prozent weniger als zum Juli 2021.
Ein Anstieg der Arbeitslosigkeit von Juni auf Juli eines Jahres ist saisonüblich und betrug in den letzten sieben Jahren durchschnittlich plus 2,4 Prozent. Üblicherweise hängt dies unter anderem mit der Beendigung von Berufsausbildungsverhältnissen ohne Anschlussbeschäftigung und der Sommerflaute bei den Einstellungen zusammen. Im Juli 2022 stieg die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat allerdings um 7,1 Prozent an.
Auch in diesem Jahr ist dies zum Teil auf die Arbeitslosmeldung junger Menschen zurückzuführen, welche nach Beendigung ihres Berufsausbildungsverhältnisses auf der Suche nach einem neuen Job sind. So stieg die Arbeitslosigkeit in der Personengruppe unter 20-Jähriger um 333 Personen (plus 37,0 Prozent) im Vergleich zum Vormonat an.
Besonders auffällig ist jedoch der erneute Anstieg von arbeitslosen Ausländern. Die Zunahme im Vergleich zum Vormonat betrug in dieser Personengruppe plus 2.666 Personen (plus 14,1 Prozent). Darunter sind 2.223 Personen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit. Aufgrund der gesetzlichen Änderung zum 01. Juni 2022 können Menschen, welche aus der Ukraine geflohen sind, bei den Jobcentern Leistungen zur Grundsicherung erhalten, was zu einem Anstieg arbeitslos gemeldeter ukrainischer Staatsangehöriger geführt hat. Aufgrund unterschiedlicher interner Prozesse der Jobcenter konnten diese Personen im Umstellungsprozess nicht vollständig im Berichtsmonat Juni erfasst werden, weshalb auch in diesem Berichtsmonat ein starker Anstieg stattgefunden hat.
In Ostwestfalen-Lippe sind aktuell 4.320 ukrainische Staatbürger arbeitslos gemeldet, davon 98,4 Prozent im Rechtskreis SGB II. Das sind ca. 4.000 Personen mehr als im Februar 2022, dem Berichtsmonat vor Ausbruch des Krieges in der Ukraine.
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist erfreulicherweise weiter gesunken. Im aktuellen Berichtsmonat sind 24.795 Personen länger als ein Jahr auf Arbeitssuche. Das sind 17,6 Prozent mehr als im Juli 2019. Jedoch beschleunigt sich die rückläufige Entwicklung. In den Julimonaten der Jahre 2016 bis 2019 nahm die Langzeitarbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahresmonat durchschnittlich um 7,3 Prozent ab. Im Juli 2022 beträgt dieser Rückgang im Vergleich zum Vorjahresmonat 11,6 Prozent. Der Anteil Langzeitarbeitsloser an allen Arbeitslosen ist mit 40,1 Prozent weiterhin hoch (2021: 43,4 Prozent, 2020: 32,6 Prozent, 2019: 35,6 Prozent).
Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen, welche durch Jobcenter und Arbeitsagenturen in OWL angeboten werden können, steigt weiter an und beträgt im aktuellen Berichtsmonat 28.375 Stellen. Das ist eine Zunahme zum Vorjahresmonat um 5.596 Stellen bzw. 24,6 Prozent. Im Juli 2022 wurden 3.954 freie Arbeitsstellen neu gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat wurden 1.692 Stellen weniger gemeldet. Damit zeigen sich erste Auswirkungen aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheiten bezogen auf die Preissteigerungen und Energiekosten sowie Lieferengpässe. Arbeitgeber zeigen sich vorsichtig mit der Meldung neuer Arbeitsstellen und scheinen weniger Arbeitskräfte neu einzustellen, worauf der Zuwachs des Bestandes an gemeldeten Arbeitsstellen hindeutet. Dass gemeldete Arbeitsstellen jedoch nicht zurückgezogen werden lässt eine Hoffnung der Arbeitgeber auf baldige Verbesserung der Lage erkennen. Insgesamt ist der Arbeitsmarkt weiterhin aufnahmefähig und stabil.
Die niedrigste Arbeitslosenquote in unserer Region findet sich im Kreis Höxter (3,8 Prozent), gefolgt von den Kreisen Gütersloh (4,1 Prozent), Paderborn (5,2 Prozent), Minden-Lübbecke (5,2 Prozent), Herford (5,4 Prozent), Lippe (5,5 Prozent) und der Stadt Bielefeld (8,0 Prozent). Insgesamt hat Ostwestfalen-Lippe eine Arbeitslosenquote von 5,4 Prozent (Vormonat 5,1 Prozent, Vorjahr 5,7 Prozent).